Bittersüß

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Ich öffne die Augen und bereue es sogleich wieder, wünsche mich zurück in meinen Traum.
Seufzend fahre ich mir mit der Hand übers Gesicht und durch die Haare.
Wieso kann nicht einfach alles leicht im Leben laufen? Wieso muss es kompliziert und voller Hindernisse sein? Wieso zu Henker versucht es mich und Elsa zu trennen!
Mein Traum hat mir regelrecht unter die Nase gerieben, wie schön es mit Elsa und mir werden konnte. Wie schön es sein könnte. Weihnachten mit ihr ist wie Marschmallows und Kakao: süß und verführerisch.
Eine kleine Sunde die zu verlockend ist um ihr wiedersehen zu können, so wie alles an ihr.
Rastlos stehe ich auf und tigere durchs Zimmer. Die Tatsache, nichts tun zu können und einfach auf den Tag der Abrechnung warten zu müssen, macht mich wahnsinnig und scheint mich von innen heraus aufzufressen. Es ist überhaupt nicht meine Art, sich dem Schicksal zu fügen.
Dann lass es nicht zu!
Ich würde für sie durchs Feuer gehen, und jetzt stehe ich so hilflos da, wie ein gefällter Baum.
Nein, ich bin Jack Frost, Hüter des Spaßes und Herrscher über Scheegestöber und Eis! Ich bin nicht nutzlos!
Wütend steige ich in meine Hose, fest entschlossen sofort zu ihr zu fliegen und etwas dagegen zu unternehmen. Ich schnappe mir im gehen meinen Stab, das Shirt kann ich unterwegs imaginieren, und reiße die Tür auf.
Reflexartig halte ich Elsa an mich gedrückt fest, damit sie nicht auf meiner Türschwelle hinfällt.
"Hey.", begrüßt sie mich atemlos und sieht mich mit geweiteten Pupillen an. Spontan neige ich meinen Kopf zu ihr herunter, ziehe sie noch enger an mich und Küsse sie stürmisch, mische all meine Verzweiflung hinein und vergesse die Welt um uns herum.

ELSA

Mit schnellen Schritten gehe ich den verschneiten Pfad zum See und ärgere mich, nicht wie Jack fliegen zu können, dann wäre ich so viel schneller da. Seltsam, dass ich ausgerechnet das vermisse.
Oh, und ich vermisse nicht nur das.
Ich vermisse Jack.
Ungeachtet der Tatsache, daß es viel zu früh und draußen noch dunkel ist bin ich kopflos losgegangen und, tja, hier bin ich nun. Vollkommen abhängig von einem Jungen, der mich vielleicht beim nächsten Vollmond verlässt.
Seufzend schüttele ich den Kopf.
Wie ist es nur so weit gekommen?
Nie wollte ich jemanden an mich ranlassen, es ist ja so schon schwer genug mit Anna und Kristoff zusammen zu wohnen und ihnen die ganze Zeit eine heile Welt vorzuspielen. 
Darauf zu achten, sie nicht zu verletzten.
Es war okay in meinem Kokon aus Eis und Angst zu bleiben.
Nicht schön, aber okay.
Jack hingegen, ist einfach so in mein Leben gestolpert und hat es auf den Kopf gestellt, die Angst von mir genommen und dafür eine neue geschürt. Jetzt, wo ich mit Jack mit meiner Magie umgehen kann und niemanden verletzte, bereitet mir etwas anderes Albträume, schleicht sich in meine Gedanken und hinterlässt einen bitteren Geschmack.
Ich habe panische Angst ihn zu verlieren.
Mit Jack lache ich, bin glücklich wie mit keinem anderen auf der Welt und fühle mich sicher. Ist er bei mir, dann kann ich ohne Flügel fliegen. Er ist mein sichere Hafen und schläft er neben mir kann mich kein Albtraum erreichen.
Bin ich aber alleine, träume ich davon, wie er mich verlässt. Wie schon der Häuptling vor langer Zeit festgestellt hat, bleibt die Angst mein größter Feind und um nicht auf der Welt will ich, dass diese Träume war werden.
Er muss bei mir bleiben und wenn es sein muss, gehe ich mit ihm.
Es ist so einfach, dass ich mich wundere es nicht schon früher bemerkt zu haben: Ich liebe ihn.
Und deshalb kann ich ihn nicht gehen lassen. Wir werden eine Lösung finden.

Vollkommen in meinen Gedanken versunken will ich gerade zu ihm ins Haus hereinstürmen, als sich die Turnier von selbst öffnet und ich mit Schwung gegen Jack laufe. Einen Halbnackten Jack.
Jack ist offensichtlich schneller als ich, denn während ich noch mit mit meinem zu schnell schlagenden Herz und dem Gleichgewicht kämpfe, sorgt er schon dafür, dass ich nicht hinfalle und zieht mich an sich.
"Hey", begrüße ich ihn atemlos und irgendwie von seinem fehlenden Shirt abgelenkt.
Mit wildem Blick sieht er mich an und zieht mich noch näher an sich. Dann neigt er den Kopf und Küsst mich einfach. Begierig drückt er seine Lippen auf meine und sein Kuss spiegelt meine Emotionen wieder.
Angst, Verzweiflung, Wut und Liebe.
Als wir uns von einander lösen, atmen wir beide schwer und die er lehnt seine Stirn gegen meine.
"Hey.", flüstert er mit rauer Stille.
"Das war mal eine Begrüßung...", stelle ich trocken fest.
Er lacht leise. "Ich habe dich vermisst."
"Ich dich auch."
Wärend er mich rückwärts hinein zieht, werden seine Augen eine Spur heller, so, als würde er in sich hineinhorchen.
Er liest meine Emotionen.
"Was machen wir bloß?", fragt er ohne den Augenkontakt abzubrechen.
Offensichtlich hat er bereits verstanden weshalb ich hier bin.
"Ich weiß es nicht." Hauche ich abgelenkt. Jack tiegert durch den Raum und ich betrachte das Spiel seiner Muskeln, als er sich frustriert durch die Haare fährt.
"Würdest du....", beginne ich meinen Satz und deute verzweifelt auf seinen Oberkörper.
Belustigt hebt er eine Augenbraue.
"Was?"
"Ich bin irgendwie nicht richtig bei der Sache.", gebe ich zu und lasse meine Blick von seinem Gesicht nach unten wandern.
Er lacht leise, macht aber immernoch keine Anstalten seine Stab zu benutzen.
Kurzerhand nehme ich die Sache selbst in die Hand.
"Ist das dein Ernst?", fragt er mit leicht schockierte Blick auf den Pulli und zieht mit spitzen Fingern leicht an dem Stoff.
Ich hingegen halten mir den Bauch vor Lachen und wischen mir eine Träne aus dem Auge.
Jacks 'Pulli' ist eher eine Art Hasenkostüm mit Schlppohren auf der Kapuze, die ich ihm Aufgesetzt habe und einem Puschelschwänzchen auf der Rückseite. Das beste an seinem Aufzug ist allerdings sein Gesichtsausdruck. Irgendwo zwischen  Fassungslosigkeit, Schock und Belustigung.
"So geht das nicht.", stellt er fest, nimmt seinen Stab von der Wand und kreiert einen passablen Pullover für sich.
"Du wolltest es ja nicht anders.", gebe ich immernoch lachend zurück.
Das Bild ist einfach göttlich.
"Na warte!"
Mir einem Satz ist er bei mir, hält mich fest und beginnt mich durchzukitzeln. Irgendwann liegen wir tränenlachend auf seinem Bett und ich bitte verzweifelt um Gnade.
"Stopp!...Aufhören...Bitte.", bringe ich unter Lachanfällen hervor.
Schließlich lässt er von mir ab und ich Rolle mich erschöpft auf den Rücken.
Ich spüre seinen Blick auf mir.
"Weißt du eigentlich wie schön du bist?", beginnt er leise zu sprechen und streicht mir dabei so sanft über die Wange, als wäre ich das kostbarsten auf der Welt.

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Ich bin mir nicht wirklich sicher, wann und wie das Kapitel diese Wendung genommen hat.
Eigentlich wollte ich wo anders hin...
Ich hoffe es gefällt euch trotzdem.
:)

Jelsa - Wie Eis und Schnee Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt