Entschlossen bahne ich mir mit Elsa an der Hand einen Weg aus dem Saal. Ich habe den Garten im Visier.
Nur, dass wir dort nicht so schnell wie erwartet ankommen werden...
"Elsa!", ruft eine helle weibliche Stimme durch den Saal.
Sofort bleibt sie wie angewurzelt stehen und lässt den Blick suchend durch den Raum schweifen. Da ich ihre Hand nicht loslassen möchte bleibe ich gezwungenermaßen auch stehen, doch statt ihrem Blick zu folgen betrachte ich unsere ineinander verschränkten Hände. Elsa scheint es nicht zu stören und ich verbuche es als Fortschritt, dass sie mich in mitten der Adeligen weiter festhält. Es ist sozusagen ein unbewusstes Zeichen. Ein Zeichen, dass ich zu ihr gehöre und auch bei ihr bleiben werden, egal was kommt. Vielleicht interpretiere ich zu viel hinein, nein, höchstwahrscheinlich interpretiere ich zu viel hinein, aber für mich bedeutet es, dass sie zu mir steht und mich dabei haben möchte. Dass uns nichts, kein Adel und keine Vorschriften trennen können.
Gott, bin ich kitschig.
Jack Frost, was ist nur aus dir geworden?
Etwas besseres.
Ein kleiner Schrei lässt mich auf blicken und holt mich in die Gegenwart zurück.
Der Schrei kam von einem Mädchen, dass Elsa nun stürmisch umarmt. Beide taumeln ein paar Schritte nach hinten und Elsa lässt mich los. Das Mädchen wird von einem Mann begleitet, der die Beiden ohne Überraschung beobachtet, sich aber im Hintergrundhält. Er wusste, wie das Mädchen reagieren würde. Er kennt sie gut und man muss keine Gefühle lesen können, um aus dem Blick, mit dem er sie betrachtet, zu schließen, dass sie ein Paar sind.
Lächelnd lösen sich die Beiden von einander.
"Rapunzel, ich habe dich ewig nicht gesehen."
Aha, Rapunzel heißt sie also. Rapunzel, wie aus den Märchen?
"Wie war eure Hochzeitsreise?", fährt Elsa fort und sieht nun auch zu Rapunzels Begleitung.
"Einfach wundervoll.", Rapunzel zieht den Mann zu sich. "Das Meer ist unglaublich und...", jetzt erst, scheint die mich zu bemerken.
"Wer ist das?", fragt sie neugierig.
"Rapunzel, das ist Jack Frost.", stellt Elsa mich vor und greift nach meiner Hand um mich ein Stück zu sich zu ziehen, lässt sie aber nicht los.
"Er ist ein Prinz aus den Hohen Norden.", fügt sie noch hinzu.
"Schön dich kennen zu lernen, Jack. Ich bin Elsas und Annas Cousine Rapunzel und das", sie deutet auf ihre Begleitung,"ist Eugene."
"Schön euch kennen zu lernen.", erwiedere ich höflich, lehne meinen Stab an meine Schulter und reiche den Beiden meine andere Hand, die Elsa nicht fest hält.
"Sag mal Jack..", meint Rapunzel mit Blick auf Elsas und meine Hände, "Kannst du eigentlich das Gleiche wie Elsa?" Sie deutet mit einer Handbewegung in den Saal.
Ich finde sie hat eine kleine Kostprobe verdient und deshalb lasse ich eine größere Schneeflocke entstehen, die auf Rapunzels Gesicht zu fliegt und auf ihrer Nase zerplatzt.
Die Cousine verfolgt das Schauspiel mit großen Augen.
"Wenn du das meintest, dann lautet die Antwort ja."
"Rapunzel!", durchbricht eine mir nur allzu bekannte Stimme unser Gespräch.
"Du bist auch gekommen."
Der kleine Schneemann stürmt in Schneemannhöchstgeschwindigkeit auf Rapunzel zu und umarmt ihre Beine.
"Hallo Olaf.", lächelt sie ihn an.
"Anna will dich bestimmt sehen. Warst du schon bei ihr?"
"Ich..."
"Komm ich bringe dich zu ihr.", unterbricht er sie und zieht sie an der Hand hinter sich her. Mit einem entschuldigenden Lächeln folgt sie ihm und nimmt auch Eugene mit sich.
"Huuh... Das war....", beginnt meine Eisblume einen erklärenden Satz. Ich drücke ihre Hand.
"Du hast eine tolle Familie."
"Nun ja, sie sind..."
"Lebensfroh?", ergänze ich ihren Satz. Sie kichert.
"Ja, das sind sie auf jeden Fall."
"Komm.", ihr ziehe sie wieder an der Hand durch den Raum, denn mir ist mein eigentliches Ziel wieder eingefallen.
"Wohin gehen wir eigentlich?"
"Ich möchte die was zeigen... huch!", fast wäre ich in einen Diener mit einer Torte in der Hand gelaufen. Elsa stößt gegen mich und über den Blick, mit dem uns der Diener ansieht müssen wir beide lachen. Schnell verbeugt er sich vor seiner Königin, doch wir sind schon weitergegangen.
"Jetzt ist er bestimmt für den Rest seiner Arbeitszeit eingeschüchtert, weil er fast die Königin mit Torte beschmiert hätte.", meine ich zu ihr.
"Nein, ich glaube Nicolai wird nur etwas vorsichtiger sein."
Wir überschreiten die Schwelle zum Garten hinaus und gehen weiter auf ein paar Bäume zu.
"Du kennst sogar seinen Namen?", frage ich erstaunt.
"Klar."
Sie scheit zu bemerken, wie überrascht ich bin und ergänzt deshalb: "Für mich zählt jede Leben gleich viel. Ich finde, man sollte deshalb auch jedem Menschen den gleichen Respekt gegenüber erweisen. Sie kenne meinen Namen und ich ihren."
Wieder mal, hat sie mich beeindruckt und wäre ich es nicht schon längst, würde ich mich jetzt nochmal in sie verlieben.
Ich schaue ihr fest in die Augen und antworte erst nach ein paar Sekunden ernst.
"Weißt du Elsa, du bist etwas ganz besonderes."
"Ich..."
"Nein, lass mich ausreden. Eigentlich bin ich mit dir rausgekommen um dir zu sagen, wie wunderschön du aussieht. Außerdem wollte ich das machen, was ich schon die ganze Zeit machen wolle."
Ich gehe einen Schritt näher zu ihr.
"Aber ich dachte, dass du das vor versammelter Mannschaft nicht so toll finden würdest."
Jetzt stehe ich ganz dicht vor ihr, Nasenspitzen berühren sich fast.
"Oder?", flüstere ich.
Dann plaziere ich einen federleichte Kuss auf ihren Lippen und lächele, als Elsa leise seufzt.
"Jack?", flüstert sie.
"Hmmmh."
"Ich muss mit die reden... Ich habe etwas herausgefunden."
"Was denn?", frage ich und ziehe mich dabei zurück. Während ich auf ihre Antwort warte fixiere ich eine freie Stelle hinter ihr und lasse ein Bank aus Eis entstehen.
Vorsichtig nehme ich ihre Hand und führe sie zu dem im Mondlicht schimmernden Eis.
Wir setzen uns und sie rutscht nahe an mich heran um den Kopf an meine Schulter lehnen zu können. Während wir den wolkenlos Sternenhimmel betrachten Harkennase ich nochmal nach.
"Also, was hast du herausgefunden?"
"Weißt du noch, als wir einen Stromschlag bekommen haben, wenn wir uns berührten?"
"Ja."
"Anna meine, sie hätte mal gehört, dass sich gleiche Kräfte abstoßen, wenn die beide nicht gleich ehrlich zueinander sind."
Aha.
"Es könnte stimmen, denn als ich die von mir erzählt habe, hat es aufgehört."
"Du meinst das ist eine Art Lügendetektor?,
"Wenn man etwas zu Verschweigen auch als Lügen zählt, dann ja."
"Und es muss um etwas wichtiges gehen, denn sonst könnten wir uns schon nicht berühren, wenn du nur nicht weißt, dass ich heute morgen ein Marmeladenbrot gefrühstückt habe."
"Ja... Marmelade?"
Ich lache leise. "Ja, Marmelade. Und du?"
"Honig."
"Siest du, auch was süßes."
Eine Weile schweigen wir beide und hängen unseren Gedanken nach.
"Woran denkst du?", fragt Elsa irgendwann.
Ich seufze.
"An North, Tooth, Sandy und Bunny."
"Du vermisst sie, oder?"
"Ja. Aber wir werden einen Weg finden, wie ich sie wiedersehen werde."
"Jack?"
"Ja?"
"Verlass mich nicht."
"Nein. Niemals."Und so sitzen wir noch lange im Mondlicht, sehen den Sternen zu und hören die leisen Geräusche des Balls.
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Jelsa - Wie Eis und Schnee
FanfictionTEIL 1: Jelsa - Wie Eis und Schnee TEIL 2: Jelsa - gefrorener Kuss Wie geht es mit Elsa weiter? Niemand kann sofort so tief verankerte Ängste ablegen und natürlich hat Elsa immer noch mit ihnen zu kämpfen. Doch wie passt Jack Frost in die ganze Ges...