Wie das Leben spielt

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ELSA

"Weißt du eigentlich wie schön du bist?"

Mit großen Augen sehe ich in seine blauen und die Wärme und Sehnsucht darin, lässt meinen Atem stocken. Einzig seine Hand an meiner Wange, sein Daumen, der feine Kreise auf mein Gesicht malt, sorgt dafür, dass ich nicht komplett darin versinke.
"Manchmal kann ich gar nicht fassen, dass du wirklich da bist.", fährt er mit belegter Stimme fort und sein Blick spiegelt reinste Aufrichtigkeit.
Dann zieht er seine Hand zurück, setzt sich auf und seufzt kurz, wie um sich sammeln zu müssen, bevor er mich wieder ansieht und weiterspricht.
"Elsa, du weißt, wie sehr ich dich mag. Wenn ich mit dir zusammen bin, vergeht die Zeit im Flug und bist du nicht bei mir, denke ich die ganze Zeit an dich. Daran, wie klug und witzig du bist. Ich stelle mir vor wie du dir die Haare aus dem Gesicht streichst und wie du leicht rot wirst, sollte deine Magie sich verselbständigen." Ohne mich aus den Augen zu lassen, nimmt er meine reckte Hand und malt gedankenverloren Muster auf die Innenfläche.
"Wenn du lachst und deine Augen strahlen, dann geht für mich die Sonne auf. Es gibt Momente, in denen du so erschreckend süß bist, dass ich dich am liebsten küssen und nie wieder los lassen würde. Und dann bist du wieder ruhig und besonnen, wenn ich die ganze Welt einfrieren könnte. Du bist mein innerer Frieden und egal was der Mond, der Häupling oder die ganze Welt sagen. Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich nicht verlassen werde. Niemals, denn ich kann es nicht." Er rutscht wieder näher an mich heran und sieht mir tief in die Augen. "Ich liebe dich."
Vollkommen von seinem Geständnis überwältigt brauche ich einen Moment, um meine Stimme zu finden. Er betrachtet mich schweigend, abwartend, und sucht in meinem Gesicht nach einer Reaktion.
Irgendwann gehorcht mir mein Körper wieder und ich schließe den letzten Abstand zwischen und, bis sich unsere Nasen fast berühren.
Meine Arme um seinen Hals geschlungen hauche ich kurz über seinen Lippen: "Ich liebe dich auch, Jack."
Wir beheben gleichzeitig die letzten Millimeter, die uns noch trennen und und treffen uns zu einen unglaublich zarten Kuss, der der Berührung eines Schmetterlinge gleicht und unsere Worte besiegelt. Liebe.

Einige Minuten später sind wie beide außer Atem und ich lehne mich zufrieden an seine Schulter. Er drückt mir einen Kuss auf das Haar und streicht mir beruhigend über den Rücken. Ein entspannter Seufzer verlässt meine Lippen und eine Weile sagt keiner von uns etwas. Einzig das Geräusch der auf den Boden auftreffenden Schneeflocken, die seit unserem Kuss beständig fallen, durchbricht die Stille. Jeder hängt seinen Gedanken nach und genießt die Anwesenheit des Anderen.
"Jack?", durchbrechen ich nach einer Weile die Stille.
"Hm?"
"Was glaubst du, warum du hier bist?"
Daran, wie er sich neben mir versteift merke ich, dass er verstanden hat, was ich meine.
"Ich glaube, Manny hat mich wegen dir hergeschickt."
"Wieso das?", frage ich überrascht und richte mich auf um ihn direkt ansehen zu können.
"Damit ich dir helfen kann. Ich glaube es ging darum zu üben, mit deinen Kräften umgehen zu können. Immerhin bin ich in deinem Schloss gelandet und dir im warsten Sinne des Wortes vor die Füße gefallen." Er lächelt mich schief an und ich spüre, wie sich mein Herzschlag beschleunigt. Dann fällt mir etwas auf.
"Ging?", beginne ich die Vergangenheitsform.
Er seufzt und mir wir etwas klar.
"Du bist noch hier.", stelle ich fest und er senkt den Kopf zu einem knappen, bestätigenden Nicken.
"Das heißt..."
"Dass ich hier noch eine andere Aufgabe habe.", vollendet er meinen angefangenen Satz.
"Ist das ein gutes Zeichen.", frage ich vorsichtig. Jack denke einen Moment über die Frage nach und antwortet schließlich seufzend.
"Ich weiß es nicht. Einerseits bedeutet das, dass ich länger bei dir bleiben kann." Er lässt lächelt mich an bevor sein Gesicht sich verdunkelt. "Andererseits ist es nur eine Gnadenfrist bis der Mond sich entscheidet mich zurück zu holen. Außerdem wissen wir nicht, was genau ich tun soll. Es könnte also alles mögliche auf uns zukommen."
Das warme Gefühl bei dem Wort uns ignorierend spinne ich eine Gedanken weiter.
"Und wenn du dich einfach wiedersetzt? Wenn du deine Aufgabe nicht erfüllst?"
Er lacht bitter.
"Nein, das geht nicht. Wenn der Mond einen Auftrag für mich hat, dann muss ich diesen erfüllen. Tacktischerweise sind meist persönliche Ziele darin integriert. Es ist immer so, dass ich, was der Mond von uns wollte, auch ohne sein Zutun getan hätte. Es ging gar nicht anders. Als Pitsch uns das erste Mal angegriffen hat, da hatte er meine Erinnerungen gestohlen und um sie zu erhalten, musste er erst besiegt werden. Es ist klar, was ich gemacht habe und der Mond hat mich auf diese Weise sicher zu den Hütern gebracht. Eine klassische Win-Win-Situation. Von den anderen habe ich ähnliches aus früheren Zeiten gehört.
Und jetzt, bei dir, war es fast das Gleiche." Kurz sieht er auf, um mir eine Haarsträhne hinter das Ohr zu streichen. Seine Hand lasst er jedoch an meinem Gesicht und ich schmiege mich hinein.
"Weißt du, am Anfang, da habe ich es gemacht um die Sache möglichst schnell hinter mich zu bringen. Schließlich saß ich hier fest. Ich wollte so schnell es geht zurück zu meiner Familie, nach Hause. Aber dann habe ich dich kennen gelernt und mich verliebt. Plötzlich war es okay hier zu bleiben, ich hatte ja dich. Im Endeffekt hat der Mond, falls es überhaupt sein Plan war dir zu helfen, seinen Willen bekommen. Nicht dass es mich stören würde, ganz im Gegenteil - Wer wäre ich mich zu beschweren?-" Er lehnt sich vor und drück mir einen Kuss auf die Nasenspitze.
"Aber du verstehst, dass ich mich dem Mond nicht entziehen kann. Er hat seine eigenen Waffen."
"Das ist doch Mist!", entfährt es mir.
Es kann doch nicht sein, dass es keinen Ausweg gibt!
"Das würde ich nicht sagen. Ohne das hier hätte ich dich niemals kennengelernt."
"Bereust du es?"
"Was? Hier zu sein? Nein.
Ein Hüter zu sein? Nein.
Dich kennen lernen zu dürfen? Nein. Tausendmal nein." Sein Blick hält meinen Fest und bleibt ernst.
"Elsa, ich bereue nichts. Alles, der Mond, die Hüter, mein Leben, hat dazu geführt jetzt hier zu sein und es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre."
"Und wenn-"
"Schschsch.", unterbricht er mich und legt mir einen Finger auf die Lippen.
"Keine 'Wenn' und 'Abers' mehr. Es ist so wie es ist und es ist gut so. Nicht perfekt, aber gut. Elsa, wir kriegen das hin." Aufmunternd sieht er mich an.
"Wir schaffen das und bis es soweit ist, machen wir das Beste draußen,  okay?"
"Okay", bestätige ich leise.
"Hey." Er hebt mein Kinn an, damit ich ihm in die Augen sehe.
"Okay", antworte ich diesmal fester und er zieht mich, offensichtlich zufrieden, in seine Arme.

Natürlich, es gab schon bessere Zeiten, in denen die Zukunft mehr versprach, als ein schwankendes Damoklesschwert, dass mich und die, die ich liebe, unweigerlich trennen wird.
Ja, ich hatte Angst, andere zu verletzten, dass ich mich nicht kontrollieren kann. Damals war es anders. Damals war ich selbst für mich verantwortlich und das war gut so. Damals konnte ich hoffen, dass sich irgendwann alles finden würde. Ich konnte meine Kräfte verwünschen und hoffen, dass sie verschwinden würden, ich sie niemals erhalten hätte. Aber jetzt ist es anders.
Jetzt habe ich Jack und egal, wie düster die Zukunft auch aussehen mag. Um nichts in der Welt wünsche ich mir, meinen Hüter nicht kennengelernt zu haben - unvorstellbar.
Jetzt habe ich die Aussicht mit Jack zu Kämpfen.
Um Jack zu kämpfen.
Die Angst bleibt. Ist wie der Häuptling vor langer Zeit gesagt hat, mein größter Feind.
Nein, die Zukunft ist nicht vielversprechend, doch für manche Dinge lohnt es sich zu Kämpfen.
Freiheit. Liebe. Jack.
Es gibt ein Wort, dass mir alles das verspricht und für welches ich nie entschlossener war.

Okay.

Jelsa - Wie Eis und Schnee Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt