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Oh, verdammt.

Sky steht gerade rauchend an der Mauer des Schulgeländes.
Alleine.

Das heißt, jetzt wäre der perfekte Moment, ihm meine Entscheidung mitzuteilen.

Oder wegzurennen.

Nein.
Das darf ich nicht. Ich werde nicht zögern. Nicht heute, nicht morgen. Nie.
Langsam gehe ich Schritt für Schritt auf ihn zu.

Ihm Kopf gehe ich nochmal durch, wie unsere Konversation laufen wird.

Sky.
-Ja?
Ich habe eine Entscheidung getroffen.
Ich werde es versuchen. Wir werden es versuchen. Das heißt, du musst mitmachen. Wir sind Seelenverwandte. Das heißt, es wird keine Komplikationen geben. Keine einzigen.
Du wirst mich als deine Seelenverwandte ansehen und mich nirgends ausgrenzen. Du wirst mir vertrauen müssen. Wenn du mir vertraust, dann vertraue ich dir. Das war alles. Wir sehen uns.

Ja, so in etwa wird es verlaufen.

Ich räuspere mich kurz, bevor ich anfange zu sprechen.

"Sky", setze ich an.
"Fuck, ich habe dich ganz vergessen.
Ich habe gedacht, ich habe geträumt. Oder, dass ich dicht war. Das war ich aber nicht, oder? Bitte sag, es war nur ein Traum. Mit einem Freak wie dir will ich nicht wirklich was zu tun haben. Außer, dreh dich mal um. Vielleicht hast du ja einen ganz akzeptablen Arsch", redet er so vor sich hin.

Ähm, nein. Wo ist die Zurückspul-Taste?
So war das nicht geplant.
Kann ich ihm vielleicht einfach sagen, dass das die falsche Reaktion war?
Ich habe das alles ganz genau durchgeplant.

Und dann kommt er mir hier mit so einem Scheiß?!
Was soll das?!

"Du bist so ein Idiot! Du solltest dich glücklich schätzen, mich als Seelenverwandte zu haben! Du warst zwar auch nicht gerade meine erste Wahl, aber manchmal muss man eben das beste aus der Situation machen. Was ich auch versuche. Kannst du es nicht wenigstens versuchen? Ich reiße mir jeden Tag den Arsch auf ohne, dass es irgendjemand merkt. Da kannst du doch auch einmal etwas in deinem sinnlosen Leben tun! Du kriegst alles in deinen Arsch geschoben und alles, was du nicht von deinen Eltern bekommst, kriegst du mit deinem Aussehen!", bringe ich hervor.

Dieser Typ ist bestimmt steinreich, sorgenfrei und braucht keine Verantwortung überhaupt zu tragen.

Da kann er sich doch einmal in seinem verdammten, scheiß - perfekten Leben zusammenreißen!
Ich könnte platzen.

Sofort kommt er meinem Gesicht mit seinem nahe. Viel, viel zu nah, um genau zu sein.

"Hör mir mal ganz genau zu! Ich kriege gar nichts in den Arsch geschoben! Meine Eltern sind vor einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ich habe nur so viel Geld, weil sie uns so viel hinterlassen haben. Dieses Geld wird aber knapp, weil meine kleine Schwester, für die ich das Sorgerecht habe, seit knapp fünf Monaten im Krankenhaus liegt und teure Behandlungen braucht! Wage es also ja nicht, mir so etwas zu unterstellen!", zischt er außer sich vor Wut.

Doch irgendwie passt seine Mimik nicht ganz zu dieser Wut. Sein Gesichtsausdruck scheint plötzlich so traurig.
Irgendwie habe ich Mitleid mit ihm.

Mir steht der Schock bestimmt im Gesicht geschrieben, denn sofort ändert sich seine Mimik.

Ich merke, wie sein Hass auf mich zurückkommt.
Er wird bestimmt sofort wieder anfangen, mich klein zu machen.

Nein, er muss wissen, dass ich weiß, wie er sich fühlt. Dass er aber genau so kein Recht hat, mich klein zu reden.

"Nein, bevor du etwas sagst. Ich habe es auch nicht leicht. Wage es ja nicht, mir jetzt blöd zu kommen.
Mein Vater ist abgehauen, als ich ein Baby war. Er hat meine Mutter nie geliebt. Sie hat ihn nie geliebt. Sie waren keine Seelenverwandte. Trotzdem war sein Abgang ein Schock für meine Mutter. Er hat uns mit einem Haufen Schulden hinterlassen, den wir nie im Leben zurückzahlen können. Meine Mutter liegt seit ein paar Monaten im Krankenhaus. Sie hat Krebs. Wir können uns die Behandlungen kaum mehr leisten. Die Ärzte geben ihr höchstens noch vier Wochen. Einen Monat. Alles, was sie will, ist, dass ich meinen Seelenverwandten finde, der mich einfach akzeptiert und liebt. Stattdessen kommst du und hälst nichts von mir. Ich weiß, ich habe nichts zu bieten. Alles was ich kann, ist lernen. Ich versinke mich jeden Tag im Lernen. Im Lernen, in der Musik und im Lesen. Das ist alles, was ich habe. Es ist mir egal, ob ich deshalb Nerd oder Freak genannt werde. Ich komme kaum noch über die Runden. Deshalb ist mir die Schule so wichtig. Es ist alles, was ich habe. So don't you dare judge me.", presse ich hervor.

Den letzten Satz habe ich in Englisch gesagt, da ich an diesen einen Part im Film "Stolz und Vorurteil" denken musste.
Komisch, ich weiß.

Oh shit, warte, was ist das.
Ich merke, wie mir heiße Tränen die Wange herunterlaufen.
Miese Verräter!

Ich traue mich nicht, Sky in die Augen zu sehen.
Zu sehr schäme ich mich, dass er mich weinen sieht.
Verdammt, wie konnte das passieren?

"Odessa..", höre ich ihn leise flüstern.

"Nein, ist schon gut. Ich weiß, das ist dumm. Bitte, schrei mich nicht an. Ich gehe am besten einfach. Ich werde versuchen, so gut es geht, dir aus dem Weg zu gehen. So ist es am besten", gebe ich erschöpft von mir.

Ich fühle mich gerade sehr schwach.
Und sehr erschöpft.
Ja, schlafen wäre jetzt toll.
Wieso dreht sich alles?
Ich höre, wie jemand meinen Namen ausspricht.
Oh Gott, Hilfe, wieso wird alles schwarz?

Hey! ;)
Ein neues Kapitel!
Und, wie findet ihr es?
Was wird Sky wohl dazu sagen?
Und was ist eigentlich mit Odessa los?
Denkt ihr, es ist etwas Schlimmes?
Oder ist es nur Skys Anwesenheit, die Odessa so durcheinander bringt?😏
Lasst gerne Feedback da..Würde mich echt mega freuen😌
Love you guys,
Sophia✨

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