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Als wir in der Turnhalle ankommen, ist der Ball schon in vollem Gange. Aus den Lautsprechern dröhnt Bad Romance von Lady Gaga. Meine Güte, das Lied habe ich ewig nicht mehr gehört. Ich lasse meinen Blick einmal über die Tanzfläche schweifen und merke, dass hier echt verdammt viele Leute sind. Zu meiner linken steht ein riesiges Buffet mit kleinen Snacks, die alle echt gut aussehen. Getränke sind auch vorhanden. Etwas weiter hinten steht eine Bühne, auf der der DJ steht. Neben ihm hängt ein Zettel, der besagt, dass man Liedwünsche abgeben kann. Toll, das darf ich mir nicht entgehen lassen.

"Lasst uns doch einen Platz suchen, wo wir uns erst einmal hinsetzen können.", schlägt Marina vor. Dylan stimmt ihr zu und so laufen wir ganz hinter zu den paar Tischen, die aufgestellt wurden. Sky und ich setzen uns gegenüber von Dylan und Marina, die gerade heimlich tuscheln und immer wieder zu Sky und mir schauen. Was wollen die denn jetzt?

Doch bevor ich sie genau das fragen kann, legt mein Freund seinen Arm um meine Hüfte und zieht mich zu sich heran.

"Ich liebe dich, meine wunderschöne Prinzessin.", flüstert er und lehnt seine Stirn an meine. Hier kann ich ihn verstehen, da die Musik hier nicht ganz so laut ist. Ich werde sofort rot und senke meinen Blick, da ich nicht weiß, was ich antworten soll.

Sky drück mir einen Kuss auf meine Scheitel, bevor er mit Dylan zusammen aufsteht, um Getränke zu holen.

"Odessa! Ihr beiden, du und Sky, ihr seid so süß zusammen!", ruft Marina auch schon, nachdem die Jungs außer Hörweite sind. Kichernd erwidere ich, dass sie und Dylan doch auch so sind.

"Oh Mann, du hattest echt recht, dass Dylan alles ist, was sich ein Mädchen wünschen kann. Das beste ist, dass das nicht einmal langweilig ist. Wahrscheinlich liegt das daran, dass er doch etwas badboy ist.", brabbelt Marina, weshalb ich lachen muss.

Als unsere Badboys zurückkommen, hört Marina sofort auf von Dylan zu schärmen und blickt ihn schwärmerisch an. Ob ich wohl auch so aussehe, wenn ich Sky anschaue?

"Na, worüber habt ihr euch denn unterhalten.", fragt Dylan an Marina und mich gewandt.

"Über eure knackigen Hintern.", antworte ich prompt und muss lachen.

"Davon, Baby, wirst du heute noch mehr zu sehen bekommen.", raunt Sky mir zu. Oh, okay. Da hat aber jemand große Pläne. Naja, ich ja auch.

"Okay, ich gehe mich jetzt mal übergeben.", meint Marina und reißt mich aus meinen Gedanken.

"Ja, ihr seid echt mega kitschig. Widerlich.", pflichtet Dylan ihr lachend bei. Sky und ich schauen beide gleichzeitig böse an, doch die beiden lachen nur weiter. Als Sky und ich gleichzeitig unsere Köpfe zueinander drehen, fangen wir auch an zu lachen.

"1, 2, 3. Test, Test. Ja, ich glaube, das funktioniert. So, alle mal bitte zur Bühne kommen. Die Gewinner des Wettbewerbes werden nun verkündet.", schallt die Stimme der Direktorin durch die ganze Halle, nachdem die Musik leiser gemacht wurde.

Seufzend erheben wir uns. Sky und ich werden sowieso nicht gewinnen. Wieso müssen wir dann überhaupt vorkommen? Unnötig.

Als wir vier vorne ankommen, warten wir, bis die Direktorin wieder spricht.

"So, ist jeder da? Gut, dann lasst uns mal beginnen. Dieses Jahr ging es darum, wie man sich selbst findet. Also etwas schwieriger als die letzten Male. Und das, was die diesjährigen Gewinner abgeliefert haben, gab es auch noch nie. Wie ihr wisst, war die Aufgabe, ein Tagebuch zu führen. Ja, etwas schwierig, für dieses Thema Tagebuch zu führen, aber ihr seid nicht umsonst auf dem Gymnasium.", fängt die Direktorin an zu erzählen. Ein paar um uns herum tuscheln, was mich total aufreht. So respektlos zu reden, während die Direktorin eine Ansprache hält.

"Statt einfach nur die Gewinner bekannt zu geben, werde ich einen Teil des Tagebuchs vorlesen.", erklärt sie. Gut, unseres kann es ja kaum sein. Da ich weiß, dass unser Tagebuch nicht vorgelesen wird, lasse ich meine Blick durch die Menge schweifen, komme aber nicht weit, da ich einfach viel zu klein bin.

"Wie man sich selbst findet:
Im Ethikunterricht in der 7. Klasse wurde mir beigebracht, dass man sich selbst findet, indem man seine eigenen Stärken kennt und auf diese Stolz ist. Seine Schwächen soll man auch kennen und mit diesem Wissen seine eigene Grenze setzen. Das habe ich nie ganz verstanden.", liest die Direktorin aus dem schwarzen Heftchen vor.

Mir gefriert das Blut in den Adern, als ich merke, dass das das ist, was ich geschrieben habe. Sky bemerkt meinen Blick und greift meine Hand. Ich erkläre ihm flüsternd, dass das das ist, was ich geschrieben habe, woraufhin er mich ungläubig anschaut.

"Doch dann kam dieser verrückte Typ, den ich nur vom Sehen her kannte. Immer sah er unglaublich wütend aus. Dann bin ich eines Tages in ihn gelaufen. Er ist komplett ausgerastet und ich dachte, er bringt mich um. Als sich dann auch noch herausstellte, dass er Sky heißt, war es aus und vorbei. Dachte ich zumindest. Ich fand den Namen Sky schrecklich, da er mich an den Namen Ken erinnerte. Diesen schwulen Typen von Barbie. Ich habe mich gewundert, wie Eltern ihrem Kind so etwas antun können. Jetzt verstehe ich, wie. Sky bedeutet übersetzt Himmel. Und im Deutschen gibt es verschiedene Arten, Himmel zu interpretieren. Ich habe mich für die Variante entschieden, die Himmel als Paradies interpretiert. Sky ist mein Himmel auf Erden. Wegen ihm möchte ich ein besserer Mensch werden, um einen ganz besonderen Platz im Himmel zu ergattern, obwohl ich nicht einmal an Gott glaube. Verrückt, oder? Naja, so habe ich mich durch den Typen, vor dem ich mich zu Tode gefürchtet habe, selbst gefunden. Mit ihm habe ich meine Höhen und Tiefen erlebt und jetzt weiß ich, wo meine Grenze liegt und, wer ich wirklich sein möchte. Durch Sky weiß ich jetzt, wer ich wirklich bin. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar.", liest die Direktorin den Rest vor.

Ich stehe wie gelähmt da. Das kann doch nicht wahr sein. Ich, nein, Sky und ich, wir haben doch nicht wirklich gewonnen, oder? Alle um mich herum sind stumm und blicken mich an. Gott, ist das unangenehm.

"Zuerst dachte ich, das wird eine totale Themaverfehlung, aber am Ende war ich doch ziemlich positiv überrascht. Somit bitte ich das Gewinnerpaar, von dem wir dieses Jahr sehr viel gehört haben,  Odessa und Sky, auf die Bühne!", verkündet die Direktorin, woraufhin alle anfangen zu klatschen. Sky merkt, wie unangenehm mir diese ganze Aufmerksamkeit ist, weshalb er meine Hand nimmt und mir so Halt gibt, während wir zusammen auf die Bühne laufen.

Auf der Bühne wird ein Bild von uns und unserem Heft gemacht, das wir in den Händen halten. Danach beglückwünscht uns die Direktorin und reicht uns unseren Geldpreis. 150 Euro. Dass man so viel bei diesem Wettbewerb gewinnen kann, wusste ich nicht. Sky reicht mir ohne zu Zögern den Briefumschlag mit dem Geld und besteht darauf, dass ich ihn behalte.

Danach fängt der DJ wieder an, Musik zu spielen, wofür ich ihm sehr dankbar bin, da die Menge sich jetzt wieder etwas auflöst. Manche werfen mir noch neidische Blicke zu. Andere gratulieren mir aber auch noch, bevor sie verschwinden, um zu tanzen.



Leute, Leute, Leute!! Ich habe gerade eben die Geschichte zu Ende geschrieben. Sie wird noch sechs Kapitel haben, die ich diese Woche alle veröffentlichen werde!!

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