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Nach der Schule stand Dylan schon vor der Tür meines Klassenzimmers, um mich abzufangen.

Und jetzt?
Jetzt stehen wir an der Kasse.

Er bezahlt und ich denke nach, wie ich ihm das jemals zurückzahlen soll.

Erstaunlicher Weise haben wir echt ziemlich coole Outfits gefunden.
Manche sind so modern vintage style, manche sind richtig Badass und manche sind einfach nur casual.
Und damit bin ich zufrieden.

Dylan war sprachlos, als er gesehen hat, wie ich in den Klamotten aussehe.

"Verdammt, Odessa, ich kann gar nicht glauben, dass wir so erfolgreich waren!", reißt Dylan mich aus meinen Gedanken.

Verlegen stimme ich ihm zu.

"Komm, lass uns in ein Café gehen. Wir haben uns wirklich eine Pause verdient.", schlägt Dylan lachend vor.

"Endlich!"

Versteht mich nicht falsch. Shoppen macht echt Spaß. Aber nach fünf Stunden wird es echt anstrengend. Außerdem machen das meine Füße nicht mit.

Zusammen setzen wir uns dann in ein kleines Café, das echt niedlich ist.

Diese Frage wollte ich ihm schon heute morgen stellen, aber er ist ja so schnell abgehauen. Deshalb frage ich ihn jetzt.

"Du, Dylan, wieso rauchst du eigentlich nicht? Ich meine, all deine Freunde machen das doch auch. Außerdem bist du doch einer der Badboys.", frage ich ihn etwas verlegen.

"Odessa. Nur, weil ich als Badboy durchgehe, heißt das nicht, dass ich die typischen Klischees erfülle. Da bist du bei Sky besser dran.
Aber, um deine Frage zu beantworten:
Mein Vater ist an Lungenkrebs gestorben. Er hat immer so viel geraucht. Meine Mutter und er waren Seelenverwandte. Ganz selten. Ganz heilig. Als er gestorben ist, war ich 11 Jahre alt. Und obwohl ich so jung war, habe ich verstanden, was der Tod meines Vaters mit meiner Mutter angestellt hat. Sie konnte nicht mehr ohne ihn. Er war ihr Heiligtum. Sie liebte ihn so sehr. Sie hat sich drei Jahre später umgebracht. Seitdem wohne ich bei meiner Tante.
Ich möchte meinen Seelenverwandten treffen und dann nicht wegen so einer dummen Sache sterben."

Oh Gott! Wie schrecklich.
Ich spüre, wie mir Tränen in die Augen sterben.
Wieso bin ich immer so empfindlich?
Ich empfinde immer so viel Mitleid, dass ich das Gefühl habe, dass ich an diesem Gefühl sterbe.

"Dylan..das tut mir leid.
Ich wünsche mir so sehr, dass du deinen Seelenverwandten triffst.
Du hast das verdient. Ich weiß nicht, wo ich heute ohne dich wäre.
Wie kann es sein, dass du so ein gutes Herz hast und dir trotzdem so etwas passiert? Das ist nicht fair!"

Und jetzt kann ich meine Tränen nicht mehr stoppen.

"Pscht, es ist alles in Ordnung, Odessa.
Ich war nicht immer so. Vor dem Tod meines Vaters, war ich schlimm.
Ich habe nichts und niemanden respektiert.
Doch wenn einem so etwas passiert, dann hat man zwei Möglichkeiten.
Entweder, man lässt sich unterkriegen und gibt auf.
Oder, man kämpft.
Und ich? Ich habe gekämpft.
Ohne diese Erfahrung, hätte ich viele Fehler begangen.
Manchmal braucht man das, um zu lernen, was wichtig ist und was nicht.", flüstert er, während er mich umarmt und meinen Rücken streichelt.

"Ich lerne noch zu kämpfen. Aber Dylan? Ich weiß nicht, ob ich das noch lange kann.
Ich habe niemanden.
Meine Mutter liegt im Krankenhaus.
Die Ärzte geben ihr noch knapp zwi Wochen.
Mein Vater hat uns schon vor langer Zeit verlassen.
Ich habe keine Freunde und keine Hoffnungen.", schluchze ich an seiner Schulter.

Er drückt mich weg, um mir in die Augen zu sehen.

"Hey, sag so etwas nicht.
Odessa, du hast mich.
Ich bin immer für dich da.
Ich bin doch dein bester Freund!
Außerdem mögen dich die Jungs auch ziemlich.
Und Odessa? Du weißt gar nicht, wozu du alles fähig bist.
Du bist ein Wunderwerk.
Ich hoffe, du vergisst das nie."

Ich muss lächeln, weil seine Worte so nett und aufmunternd sind.
So etwas hat mir noch nie jemand gesagt.
Ich falle ihm um den Hals und fange an zu grinsen.

"Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dich als besten Freund zu haben!"

"Okay, dann hätten wir das geklärt. Ich würde sagen, wir machen uns mal auf den Weg nach Hause und probieren da nochmal verschiedene Outfits an. Dann können wir eines für morgen aussuchen."

"Okay, irgendwie bin ich ja schon aufgeregt. Okay, das war gelogen. Ich bin sowas von aufgeregt!", brabbel ich vor mich hin.

"Achso, nein! Wir müssen noch zum Friseur!"

Äh, nein! Ich mag meine Haare so wie sie sind!
Das kann er vergessen!

"Jetzt schau nicht so. Wir werden nur die Spitzen schneiden und deine Haare färben"

Färben!
Was?!
Nein!

"Odessa, glaub mir, es wird toll aussehen. Und mit den Outfits hat es doch auch gut geklappt, obwohl du so misstrauisch warst"

Okay, da hat er Recht.

Ich seufze kurz, bevor ich einwillige, zum Friseur zu gehen.
No risk, no fun!

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