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Als ich langsam meine Augen öffne, merke ich, dass ich nicht bei mir Zuhause bin. Auch nicht im Krankenhaus.
Toll, das muss man erst einmal schaffen. Zwei Mal am gleichen Tag nicht wissen, wo man aufgewacht ist.
Applaus bitte.
Neben mir steht ein Wecker, der anzeigt, dass es bereits 22.30Uhr ist.
Shit! Ich muss schleunigst nach Hause!
Ach, ich habe vergessen. Zuhause wartet ja niemand auf mich.
Ich sollte trotzdem gehen.
Morgen ist ja wieder Schule.

Niedergeschlagen setzte ich mich ganz auf und lasse meinen Blick durch das Zimmer gleiten.
Sofort fällt es mir wieder ein.
Ich bin bei Sky!
Gerade will ich zur Tür raus, als ich im Spiegel an der Wand sehe.
Scheiße, ich habe keine Klamotten an!
Außer mein T-Shirt.
Wieso noch mein T-Shirt??
Wahrscheinlich habe ich mir meine anderen Klamotten mit letzter Kraft noch ausgezogen, bevor ich eingeschlafen bin
Ja, so muss es gewesen sein!

Schnell ziehe ich mich an und öffne die Tür.
Böser Fehler.

Gegenüber von mir öffnet sich auch eine Tür.
Heraus kommt ein blondes Mädchen und hinter ihr kommt Sky zum Vorschein.
Nur in Boxershorts!

Wie angewurzelt bleibe ich stehen.
Die haben doch nicht gerade..
Ich spüre, wie mir die Tränen kommen. Vor Enttäuschung und Wut.

Das Mädchen erblickt mich auch. Zuerst schaut sie geschockt zu Sky. Dieser schaut auch überrascht.
Danach schaut die mich wieder an, während ihr Blick skeptisch an mir heruntergleitet.
Dann breitet sich einschadenfrohes Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
Gerade öffnet sie ihren Mund, um etwas zu sagen, doch ich komme ihr dazwischen.

" Ich lasse euch mal alleine. Viel Spaß noch euch beiden. Lasst es ruhig krachen. Sky, ich bin so enttäuscht von dir. Ich weiß, du hälst nichts von mir, aber diese Verbindung zwischen uns, die können wir nicht beeinflussen."

Den letzten Teil flüstere ich, sodass nur Sky mich hören kann.

"Hör zu Odessa, es ist nicht so, wie es aussieht.", ruft er mir hinterher, während ich hastig die Treppen nach unten laufe.

"Ach ja, wie denn dann?! Du betrügst deine Seelenverwandte während sie direkt nebenan schläft! Schämst du dich denn kein bisschen?"
Meine Augen füllen sich immer mehr mit Tränen.

"Du weißt ganz genau, dass das zwischen uns nie klappen wird! Sieh das doch endlich ein!", brüllt er mich an.
Ich sehe, wie sich das Mädchen aus dem Staub macht.
Bevor sie geht, haucht sie noch ein "ruf mich an"
Ich höre es und in diesem Moment komme ich mir richtig verarscht vor.

"Du versuchst es ja nicht einmal! Verdammt, weißt du, was wir hier haben?! Diese Verbindung? Manche treffen nie ihren Seelenverwandten. Und du? Du kämpfst dagegen an! Du bist so ein erbärmliches Stück Scheiße! Du könntest es versuchen und dann könnten wir etwas ganz Wunderbares haben, aber nein, du gibst alles gleich auf. Schämst du dich denn kein bisschen?!", schreie ich ihn an, weil ich nicht mehr ruhig sein kann.

Ich öffne die Tür und wende mich zum Gehen.
Ich schaue zurück zu Sky.
Ich hoffe, er sagt jetzt so etwas wie "es tut mir leid" oder "ich werde mich ändern", aber das Einzige, was er von sich gibt ist: "Vor dir brauche ich mich nicht rechtfertigen. Aus uns wird nie etwas. Und jetzt verschwinde, ich will dich nie wieder sehen."

Wie will er mich nie wieder sehen?! Wir gehen auf die selbe Schule.
Das sind meine letzten Gedanken, bevor ich komplett anfange zu weinen.
Die Tränen kommen und verschwinden nicht.
Diese dummen, miesen Verräter.
Wieso kann ich nicht so kalt und herzlos sein wie Sky?

Wie soll ich denn jetzt überhaupt nach Hause kommen?
Ich habe kein Geld dabei, mein Handy liegt auch Zuhause und ich habe keine Ahnung, wo ich bin.
Das hier ist eine Bonzen- Gegend. Eigentlich dürfte ich mich hier nach den Gesetzten der Gesellschaft gar nicht befinden.
Verdammt!
Hilft alles nichts. Ich muss laufen.

Ich merke, wie langsam ein Wagen neben mir hält.
Okay, ganz ruhig. Der Fahrer wohnt bestimmt hier und will einfach nur parken.
Okay, nein, tut er nicht.
Er lässt seine Scheibe runter und zum Vorschein kommt ein ziemlich süßer Junge.

"Hey, hast du dich verlaufen oder so?
Wenn du willst, kann ich dich nach Hause fahren?", bietet er mir an.

Sein Ton ist irgendwie total freundlich und überhaupt nicht pervers oder gefährlich.

"Tut mir leid, aber ich steige bei Fremden nicht ins Auto."

Er lacht kurz auf.

"Wir gehen auf die selbe Schule. Vielleicht kennt du mich ja, ich bin Dylan."

Oh, klar, wie konnte ich das übersehen!?
Dylan. Dylan gehört zu den Badboys.
Wieso er so freundlich ist und wieso er mich kennt, ist mir ein Rätsel.
Leider muss ich sein Angebot annehmen, da ich sonst keine Möglichkeit habe, um nach Hause zu kommen.

"Okay, aber nur dieses eine Mal, Dylan.", gebe ich grinsend von mir.

"Dann steig ein!", antwortet er auch grinsend, während er die Tür von innen aufmacht.

"Sag mal, hast du eigentlich gekifft, oder wieso sind deine Augen so rot?", fragt er mich belustigt.

"Oh..äh, das ist nicht so wichtig", stottere ich vor mich hin und schaue auf die Straße.

"Hey, Odessa, wer hat dich zum Weinen gebracht?", fragt er plötzlich besorgt.

Wieso ist er so nett und fürsorglich?
Irgendwas ist da bestimmt faul!
Aber was könnte er vorhaben?
Ach, scheiß egal.

Als ich nicht antworte, fragt er zum Glück nicht noch einmal nach.

Nach 30 Minuten Fahrt, kommen wir endlich bei mir Zuhause an.

"Hey, Odessa? Du bist irgendwie wirklich total nett. Ich habe dich die ganzen Jahre falsch eingeschätzt. Ich würde mich echt freuen, wenn wir mal was machen könnten. Und das nicht um 23.00Uhr, sondern vielleicht morgen in der Pause?", fragt er mich doch ernsthaft!

"Äh..Danke, aber ich glaube, ich bin nicht cool genug für deine Freunde", erkläre ich ihm und zeige mit dem Finger auf mein Gesicht und auf meine Klamotten.

"Doch, und wenn sie dich nicht mögen, dann können wir ja auch alleine was machen.", antwortet er lässig.

Äh, okay, kann ja nicht schaden. Denke ich.

"Okay..dann bis morgen?", frage ich schüchtern.

"Yup, bis morgen, ich freue mich"

Mit diesen Worten fährt er auch schon um die Ecke und lässt mich mit meinen Gedanken alleine.

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