Die Reise durch das Portal fühlte sich...komisch an. Als ob man in viele kleine Einzelteile zerlegt und wieder zusammengefügt werden würde. Noch immer hatte ich meine Augen geschlossen und traute mich auch nicht sie zu öffnen. Während der Reise habe ich immer nur ein Rauschen gehört, was wie Wind klang. Doch nun war es still. Und das gänzlich. Vorsichtig schlug ich meine Augen auf und erblickte...nichts. Es war alles einfach nur dunkel. Leicht überkam mich die Panik. Wo bin ich hier und wo ist Samira?
Als ob sie meine Gedanken lesen könnte, stupste sie mich an meiner linken Hand an. Erleichtert streichelte ich sie und bemerkte, dass sie immer noch so groß war wie bei unserer Flucht. Da fielen mir die letzten Worte von Leon ein: Sag dies damit es sich öffnet und vernichte den Zettel danach sofort. Ich werde versuchen sie aufzuhalten, um dir einen Vorsprung zu verschaffen.
Augenblicklich ließ ich den Zettel auf den Boden fallen.
,,Incendio.", flüsterte ich mit gezückten Zauberstab und das Papier ging in Flammen auf.
Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich sah um mich herum nur Bäume. Wo sind wir bloß? Suchend sah ich nach oben, während ich den Zauberstab wieder an meinen Gürtel befestigte. Doch wurde nicht fündig. Wären die Sterne zu sehen gewesen, hätte ich ungefähr sagen können, wo wir entlang gehen müssten. Doch leider wurden diese von den Kronen der hohen Bäume bedeckt. Verzweifelt sah ich mich um und dachte nach.
Was hatte Leon mir nochmal gesagt? Das Portal bringt mich an die Grenze der Ländereien von Hogwarts, da man nach Hogwarts nicht apparieren kann. Also muss das Schloss hier in der Nähe sein. Die Frage ist nur, in welche Richtung ich gehen muss. Unschlüssig sah ich mich ein weiteres Mal um. Wo ich noch nichts gesehen hatte, war es hier schon gruselig. Aber jetzt war es irgendwie...schlimmer. Um mich herum waberte Nebel und verdeckte dabei ein paar große verzweigte Wurzelgruppen. Plötzlich hörte ich etwas. Schnell sah ich in die Richtung aus der es anscheinend kam. Doch nichts war zu sehen. Erst dachte ich es mir eingebildet zu haben. Aber ein Seitenblick auf Samira sagte mir, dass auch sie etwas gehört hatte. Ihr Nackenfell hatte sich aufgestellt und sie duckte sich in Angriffsstellung, um sofort reagieren zu können.
Gebannt lauschte ich meiner Umgebung. Doch es war nichts zu hören außer meinem leisem, stoßweise kommenden Atem. Vorsichtig griff ich wieder unter meinem Umhang nach meinem Zauberstab. Kurz überlegte ich Lumos anzuwenden, doch es würde mich eher verraten, als das es mir helfen würde. Also ließ ich ihn dort.
Wieder hörte ich etwas. Es war ein Knacken, wie das eines Holzstockes. Nur war es diesmal näher. Von Angst erfüllt blickte ich in die Richtung. Zunächst sah ich nichts außer Nebel und Bäumen. Doch dann sah ich etwas. Es war ein Schatten, der langsam durch den Nebel schritt. Genau auf uns zu.
Ohne es zu realisieren, drehte ich mich in die entgegengesetzte Richtung und rannte zusammen mit Samira los. Die Bäume und der Nebel flogen nur so an mir vorbei und ich hatte Mühe nicht über die Wurzeln zu stolpern. Gehetzt sah ich nach hinten und sah, dass es mich verfolgte. Adrenalin pumpte sich in meinen Körper und ich begann noch schneller zu laufen. Irgendwann hatte ich keine Kraft mehr und ich musste schon Schnapatmungen tätigen, um nicht zu ersticken. Suchend sah ich mich um und entdeckte einen Baum, der etwas breiter war, als die anderen. Und unten an den Wurzeln sah ich einen kleinen Hohlraum. Um meinen Verfolger nicht darauf aufmerksam zu machen, begann ich mit letzter Kraft einen Zickzacklauf zwischen den Bäumen und Hügeln. Schließlich war ich in der Nähe und sprang in die Öffnung. Auf der Seite schlitternd kam ich im Innenraum an. Keine Sekunde später sprang auch Samira in die Öffnung und legte sich vor mich. Ohne zu zögern warf ich leise meinen schwarzen Umhang um uns beide und ließ nur noch einen kleinen Schlitz zum Atmen und gucken frei. Auch Samira war leise und atmete genauso flach wie ich. Vor der Öffnung war es still. Fast schon zu still. Plötzlich huschte etwas an unserem Versteck vorbei, zu schnell um etwas zu erkennen. Ohne es zu merken hatte ich den Atem angehalten und versuchte leise auszuatmen. Zusammen mit Samira blieb ich in dem Versteck liegen. Ich wusste nicht, wie viel Zeit nach der Verfolgung vergangen war. Der Schatten ist auch nicht mehr aufgetaucht und meine Katze ist fast um die Hälfte wieder geschrumpft. Das sah ich als Zeichen, weiter zu gehen. Lautlos hing ich mir meinen Umhang wieder um und zog mir die Kapuze wieder ins Gesicht. Da die Einbuchtung einigermaßen groß war, konnte ich mich hier hin knien. Gerade dachte ich wieder an meinen Sprung hier hin. Oh nein, ich hatte meinen Zauberstab an der Hose. Schnell griff ich an den Gürtel und atmete erleichtert aus. Er war noch heil und unversehrt.
Gebannt hörte ich auf meine Umgebung, doch es war zum Glück nichts zu hören. Vorsichtig krabbelte ich nach draußen, Samira folgte mir sogleich, und sah mich um. Rechts von dem Versteck aus, war der Horizont heller als der Rest des Waldes. Mit bedachten, schnellen Schritten lief ich mit Samira los. Immer wieder sahen wir uns um, doch es war weder etwas zu hören noch zu sehen. Der Horizont, auf den wir uns immer weiter zu bewegten, wurde immer heller und schließlich nach einer gefühlten Stunde lichtete sich der Wald. Froh endlich aus diesem Wald zu sein, lief ich auf die Wiese. Zu meiner rechten Seite war eine kleine Steinhütte mit Garten und zu meiner Linken führte ein Trappelpfad einen Hügel hinauf. Als ich diesen hinauf sah, erkannte ich einige dunkle Umrisse mit hellen Flecken in der Nacht. Es sieht aus wie, nein, es ist Hogwarts, dachte ich erfreut. Schnell eilte ich den Hügel hinauf. Ich wollte nicht länger als nötig in der Nähe dieses Waldes bleiben. Oben angekommen sah ich einen Turm und einen überdachten Durchgang aus Holz der anscheinend zum Schloss führte. Fragend blickte ich zu Samira, die überraschender Weise wieder ihre normale Körpergröße besaß. Diese schmiegte sich an mein Bein und blickte erst zum Schloss und dann zu mir. Das verstand ich als Wink zum Gebäude zu gehen. Und das tat ich auch. Laut drangen meine Schritte von der Decke wieder. Durch das vorhandene Mondlicht konnte ich wenigstens etwas erkennen, aber leider nicht meine Umgebung.
Letztendlich erreichte ich einen steinernen Hof. Links und rechts jeweils von mir befanden sich zwei Gänge die an einer...Mauer endeten. Komische Architektur. Aber naja, jeder das seine. Genau gegenüber von mir war ein großes Steinportal, welches um die 10 Meter hoch war. Da ja anscheinend nur ein Weg übrig bliebt, ging ich durch das Portal und fand mich in einer noch größeren Halle aus Stein wieder. Zu meiner Rechten stand eine große Holztür und an der selben Wand dahinter hing ein sich bewegendes Bild und plapperte vor sich hin...Moment mal. Das Bild sprach?!? Ich wusste zwar, dass sich dir Bilder hier bewegen, aber nicht, dass sie auch noch sprachen. Neugierig lief ich auf das Gemälde zu und Samira folgte mir auf leisen Pfoten. Als ich schließlich vor dem Bild stand betrachtete ich es aufmerksam. Darauf zu sehen war eine Frau Mitte dreißig in einem schwarzen langen Kleid und blonden Haaren in einen wunderschönen Garten. Er könnte beinahe mit unserem konkurrieren. Aber auch nur beinahe.
,,Was gibt es da so zu gucken?", fragte mich auf einmal die Frau auf dem Gemälde.
,,Entschuldigung, ich wollte Sie nicht anstarren. Ich finde nur Ihr Bild so schön.", antwortete ich höflich und sah ihr in die Augen.
,,Oh ein Kind mit Manieren. Das ist heutzutage ja leider eine Seltenheit geworden. Aber sag mir, bist du neu hier auf Hogwarts. Du siehst nämlich aus wie eine der älteren Schüler, aber ich habe dich noch nie hier gesehen?", fragte sie mich neugierig.
,,Mein Name lautet Thalia. Wie ist Ihr Name, wenn ich fragen darf?"
,,Elisabeth von Delston. Thalia... ein schöner Name."
,,Danke, Ihrer ist aber auch sehr schön."
Dankbar lächelte mich Elisabeth an.
,,Wer ist denn eigentlich deine Begleitung?", fragte sie mich und sah nach unten zu meinen Füßen.
,,Das ist Samira. Meine Katze, aber auch gleichzeitig eine Freundin für mich.", antwortete ich ehrlich und sofort begann die Genannte zu schnurren und ihren Kopf zu heben. Das brachte die Frau zum lachen.
,,Was suchst du eigentlich Thalia? Das Schuljahr beginnt erst in einer Woche.", sprach Elisabeth und sah mich etwas misstrauisch an.
,,Ich bin auf den Weg zu Professor Dumbeldor. Weißt du zufällig, wo er sich gerade aufhält?"
,,Das ist ganz einfach. Du gehst wieder in den Hof und zu deiner rechten siehst du dann einen Durchgang mit einer Öffnung direkt an der Wand. Dort gehst du hindurch und stehst dann vor einem Wasserspeier. Das Passwort lautet: Säuredrops. Aber ich glaube nicht, dass der Professor noch wach ist.", erklärte sie mir den Weg und sah mich danach fragend an.
,,Er wird wach sein. Auf Wiedersehen Elisabeth.", anwortete ich mysteriös und folgte ihrer Beschreibung. Kurz darauf stand ich vor dem besagten Wasserspeier.
,,Säuredrops.", sagte ich und der Wasserspeier begann sich zu drehen. Dabei erschienen einige Treppenstufen, auf die ich schnell stieg und Samira meinem Beispiel folgte. Als wir oben ankamen, sah ich am anderen Ende des Flures eine dunkle Holztür. Zielstrebig ging ich auf diese zu und klopfte an. Von drinnen vernahm ich ein 'Herein' und befolgte diese Anweisung. Schmerzlicher Weise erinnerte mich diese Situation an den Tag, an dem sich mein Leben änderte. Als ER wieder kam.
Als ich in dem Raum war, musste ich staunen. So hatte ich mir immer das Büro eines Zauberers vorgestellt.
,,Ah Thalia. Schön das Sie endlich da sind. Aber müssten Sie nicht eigentlich in Begleitung einer Wache sein?", begrüßte mich eine altbekannte Stimme voller Sorge. Schnell blickte ich zu dem Schreibtisch hinter dem Professor Dumbeldor, mein Zauberlehrer, saß. Sofort viel mir der Grund meines Aufenthaltes wieder ein und meine Stimmung kippte.
,,Eigentlich ja.", antwortete ich betrübt und musste an Leon denken.
,,Was ist passiert?", sprach er und sah mich aus müden Augen besorgt an.
,,Wir...", begann ich, wurde aber je unterbrochen, da die Bürotür aufging und lautstark zu fiel.
,,Sie wollten mich sprechen, Dumbeldor?", fragte eine tiefe, dunkle Stimme in den Raum.
,,Ah Severus. Schön, dass Sie so schnell kommen konnten. Stellen Sie sich bitte neben mich.", antwortete mein Zauberlehrer und etwas fiel mir an ihm auf, jedoch wusste ich nicht was. Der Angesprochene stellte sich, wie befohlen neben ihn und sah mich mit ebenfalls dunklen Augen an.
,,Wer ist das?", fragte der Mann mit den schwarzen Haar und den ebenfalls schwarzen Umhang.
,,Das, Severus, ist Thalia. Die Tochter von Mirabell und Gabriell."
,,Von dem Königspaar aus Hellmir?", fragte dieser Severus sichtlich überrascht. Dumbeldor nickte ihm zu.
,,Aber warum ist sie hier."
,,Ich glaube es wäre besser, wenn Thalia das selbst erklären würde.", sagte Albus Dumbeldore und sah zu mir. Sofort begann ich zu erzählen.
,,Wie Sie ja gerade erfahren haben, bin ich die Prinzessin von Hellmir. Eigentlich müsste ich nicht hier sein, aber in meiner Heimat ist eine Bedrohung aufgekommen, weswegen meine Eltern beschlossen mich hier her zu schicken. Um Ihre Frage zu beantworten, Professor Dumbeldore, ich war zusammen mit meiner Wache und Samira auf dem Weg zu dem Portal, welches uns hierher bringen sollte. Jedoch wurden wir am Ende entdeckt und Leon, mein Beschützer, sagte mir ich soll Sie allein aufsuchen. Daraufhin bin ich mit Samira durch das Portal gereist und in einem Wald gelandet. Dort wusste ich aber nicht wohin ich gehen sollte. Doch das hatte sich kurze Zeit später erledigt. Wir wurden erneut verfolgt. Doch es gelang uns zu entkommen. Und schließlich erreichten wir das Schloss."
Eine Weile herrschte Stille in dem Büro. Abwechselnd sah ich von diesem Severus zu Professor Dumbeldore und zu Samira. Schließlich brach Albus das Schweigen.
,,Severus, ich habe Sie zu mir gerufen, damit Sie Thalia helfen. So wie mir das ihr Vater geschildert hat, schwebt Thalia in größter Gefahr. Deswegen schickte er sie zu uns, da es in ihrer Heimat zu gefährlich geworden ist. Sie, Severus, werden ihr zunächst die Woche helfen, sich hier zurecht zu finden."
,,Und was geschieht danach?", fragte der Mann skeptisch.
,,Wie Sie wissen, besitzt jeder Bewohner Hellmirs eine besondere Gabe, die ihm bei seiner Berufung hilft. Unsere Thalia hat, zusammen mit ihren beiden Schwestern, die Aufgabe als Tutor Anima zu fungieren."
,,Eine Seelenwächterin.", murmelt Severus.
,,Anscheinend haben Sie schon davon gehört, Severus. Es ist von größter Wichtigkeit, dass Thalia ihre Fähigkeiten und Kräfte erlernt und sie beherrscht. Nicht nur damit sie sich verteidigen kann. Darf ich auf Ihre Hilfe zählen?", fragte Dumbeldore schließlich, obwohl es eher wie eine Aufforderung klang.
,,Natürlich, Professor Dumbeldore.", antwortete der dunkel gekleidete Mann.
,,Professor Dumbeldore?", meldete ich mich nun.
,,Ja Thalia?"
,,Wo werde ich eigentlich bis zum Anfang des Schuljahres wohnen? Die Auswahl der Häuser findet ja erst am 1. September statt."
,,Ah natürlich. Severus, führen Sie Thalia bitte in den siebten Stock. Dorthin kannst du dich auch während der Schulzeit zurückziehen.", beantwortete Albus mir lächelnd meine Frage.
,,Der siebte Stock? Sie meinen doch wohl nicht etwa den berühmten Raum der Wünsche?", entgegnete ich leicht überrascht.
,,Sie kennen ihn?", fragte mich nun Severus überrascht.
,,Ich habe schon einiges von Hogwarts und seinen Geheimnissen gehört und immer wieder tauchten der siebte Stock und der Raum der Wünsche auf. Deshalb habe ich daraus geschlossen, dass er dort ist.", erklärte ich ihm und stellte leicht schadenfroh fest, wie Verwunderung in seinen Augen aufblitzte. Doch so schnell es erschien, war es auch wieder weg.
,,Wir sollten uns auf den Weg machen. Und vergessen Sie nicht ihren Plüschtiger mitzunehmen.", sagte Severus. Oh je, wenn man eines niemals tun sollte, wenn Samira in der Nähe ist, dann ist es sie als Plüschtiger zu bezeichnen. Denn darauf reagiert sie extrem wütend und wird so groß wie in einer Gefahrensituation.
,,DAS hätten Sie lieber nicht sagen sollen.", entgegnete ich nur und keine Sekunde später sprang Samira in Tigergestalt hervor und ging in Lauerstellung. Dabei knurrte sie Severus an, welcher vor Schreck die Auge weit aufgerissen hatte.
,, Das...das ist unmöglich. Eine Felis Vindex."
,,Ja ist sie. Samira, revenit. Sie nimmt in dieser Gestalt nur diese Befehle an. Sonst tut sie alles aus Intuition, um mich zu schützen.", erklärte ich. Und schritt zur Tür.
,,Wollen wir?", fragte ich etwas belustigt als dieser Severus immer noch nicht bewegte. Ohne ein Wort zu sagen, lief er an mir vorbei aus dem Büro heraus und wollte ihm gerade folgen, als Albus mich aufhielt.
,,Eins noch, Thalia. Es ist einfacher seinen Freunden eine Lüge zu erzählen als die Wahrheit. Bedenke dabei wer sie wissen darf und wer nicht. Es könnte sonst schreckliche Folgen haben. Für uns alle."
Obwohl er immer in solchen Rätseln sprach, wusst ich mittlerweile was er mir damit sagen will. Ich nickte und verließ nun endgültig sein Büro.
DU LIEST GERADE
Engel der Nacht (Harry Potter FF)
FanfictionTeil I: Engel der Nacht (beendet) Teil II: Engel der Finsternis (angefangen) Eine dunkle Zeit zieht über das Land herein. Bedroht dessen Bewohner und raubt ihnen die Hoffnung. Die magische Welt wirkt chancenlos im Kampf gegen die aufsteigenede Mach...