24.Unerwartetes Geschehnis

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Ungläubig sah ich in die Augen vor mir, wie sie mich durchdringend musterten. Wie ein unberechenbarer Sturm wirkten sie und ließen mich nicht los. Erst jetzt bemerkte ich, wer vor mir stand und warum ich überhaupt hier war. Voller Panik versuchte ich mich loszureißen, jedoch war der Griff um mein rechtes Handgelenk zu stark.
,,Ich wiederhole mich ungern. Also, was machst du hier?", fragte mich der Junge vor mir mit den grauen Augen und musterte mich neugierig. Endlich fand auch ich meine Sprache wieder.
,,Das geht dich nichts an und das selbe könnte auch ich dich fragen, Draco."
Diese Antwort nahm er mit einem leichten Zucken seiner Mundwinkel zu Kenntnis.
,,Weißt du, seit du hier bist, habe ich die Vermutung, dass du etwas verbirgst. Ein Geheimnis, was anscheinend nicht einmal deine 'Freunde' wissen dürfen. Zudem verhälst du dich merkwürdig, als ob du auf der Flucht wärst, wie in der Bibliothek oder der Astronomiestunde im Freien.", zählte er auf und innerlich betete ich nur dafür, dass er mich loslässt. Alles andere war mir in dem Moment egal.
,,Schön für dich, dass du eine so ausgeprägte Fantasie hast. Aber ich muss jetzt wirklich los.", meinte ich nur nervös und wusste, dass mir nicht mehr viel Zeit blieb, bis der Neumond aufging. Nebenbei zog ich stärker mit meinem rechten Arm, konnte mich jedoch immer noch nicht loslösen.
,,Nicht so schnell, Thalia.", sagte er in Seelenruhe und sah mir immernoch unentwegt in die Augen, bis sein Blick auf meinen Hals fiel, besser gesagt auf meine Kette. Augenblicklich stahl sich ein böses Lächeln auf sein Gesicht und ehe ich es verhindern konnte, hatte er seinen Zauberstab gezückt und sich mein Erinnerungsstück zu sich gezaubert. Ungläubig fasste ich an meinen Hals, doch wie zu erwarten, befand sich dort nichts mehr. Panisch riss ich meine Augen auf.
,,Gib mir sofort meine Kette her, Draco!", rief ich wütend und verzweifelt zugleich. Doch mein Gegenüber dachte gar nicht daran, sondern betrachtete ungerührt das Silbermedaillion in seiner rechten Hand und versuchte, als er den Seitenknopf gefunden hatte, den Inhalt preis zu geben. Doch, Hellmir und Professor Dumbeldore Sei Dank, konnte er es nicht öffnen und funkelte es sauer an. Währenddessen beachtete er mich nicht, was meine Chance war und konnte mich so mit einen heftigen Ruck aus dem Griff befreien und mir die Kette aus seiner Hand reißen. Schnell entfernte ich mich einige Schritte von ihm und versuchte mir mit zittrigen Händen die Kette um zu legen. Gerade als ich dachte es geschafft zu haben, hörte ich in einiger Entfernung das Schlagen einer Uhr. Das konnte nicht wahr sein und wie auf Kommando fing mein linkes Handgelenk an zu Brennen. Vor Schmerzen gequält packte ich meinen Arm und rannte auf den Raum der Wünsche zu. Hinter mir bemerkte ich, dass Samira aber auch Draco mir folgten. Schnell dachte ich an den Schutzraum, der eine Mischung aus Gryffindorgemeinschaftsraum und meinem Zimmer war und besonders an die magische Tür. Augenblicklich erschien die mir bekannte Metalltür und ließ mein, jetzt schon vor Schmerzen, brennenes Handgelenk los, um die Tür zu öffnen. Kaum war ich in dem Raum huschte auch Samira durch den Eingang, den ich danach panisch schloss. Glücklicherweise war ich schnell genug, denn ich vernahm das Verriegeln der Tür und hätte am liebsten aufgeseufzt, als sich der Schmerz nun am ganzen Körper breit machte. Es war unerträglich, sodass ich nicht anders konnte als zu schreien und es wollte einfach nicht aufhören. Als würden sich Finger in meine Haut graben und an mir zerren fühlte sich dieser Schmerz an. Mittlerweile war ich auf den Boden gesunken und lag auf der Seite, da ich nicht mehr konnte. Doch urplötzlich war der Schmerz verschwunden, als ob er nie da gewesen wäre. Verwirrt stand ich auf und suchte mit meinen Augen das Zimmer nach Samira ab. Diese saß unter dem Bett und sah mich aus großen gelb-grünen Augen an, welche Angst widerspiegelten. Fragend sah ich zu ihr und wollte eine Hand nach ihr ausstrecken, als ich inne hielt. Meine Haut war vollkommend blaß, nahezu schon weiß und strahlte etwas unbekanntes aus. Vorsichtig setzte ich mich auf, ehe ich mich wieder auf die Beine bemühte und an einen körpergroßen Spiegel an der Wand dachte. Sofort erschien ein schlichter, rahmenloser Spiegel ein paar Meter von mir entfernt, auf den ich zu trat. Als ich jedoch in den Spiegel guckte, entwich mir ein Angst erfülltes Keuchen. Mir gegenüber sah ich eine Gestalt mit blasser, weißer Haut, kohlrabenschwarzen Haaren und giftig grün leuchtenden Augen. Das jedoch Auffälligste war nicht etwa das Aussehen, sondern das Paar tiefschwarzer Flügel, welche aus dem Rücken ragten. Ungläubig hob ich eine Hand und berührte die kühle Oberfläche des Spiegels und kein Zweifel. Diese Person in dem Spiegelbild war ich, zumindest meine verfluchte Form, wie ich annahm. Sprachlos drehte ich meinen Kopf und sah nun selbst die dunklen Federn meiner Flügel, welche ich vorsichtig anfasste. Anders als erwartet, waren sie weich und kaum zu spüren auf der Haut. Vorsichtig spannte ich meine Rückenmuskeln an und augenblicklich entfalteten sich die Flügel.
,,Unglaublich...", murmelte ich vor mir hin und drehte mich zu Samira, welche nun aus ihrem Versteck gekommen war und behutsam zu mir schlich. Als Zeichen, dass ich ihr nichts tun würde, kniete ich mich wieder auf den Boden, mit den Handrücken in meinem Schoß. Erst musterte sie mich noch kritisch, ehe meine Beschützerin flink zu mir gelaufen kam und sich an mich schmiegte. Erleichtert atmete ich auf und begann ihr vorsichtig das Köpfchen zu kraulen, wobei mein Blick auf das schwarze Zeichen an meinem linken Handgelenk hängen blieb und mich vor ein Rätsel stellte. Ich hatte eigentlich, wo der Neumond aufging, meine Kette umgehabt, aber wieso hatte ich mich ausgerechnet heute verwandelt. Vielleicht hing es auch damit zusammen, dass es gerade dieses Detail war, dass ich mich verwandelt hatte. Wahrscheinlich musste ich meine Kette schon immer davor tragen, da selbst der kleinste Moment der Neumondmagie Wirkung auf mich hatte.
,,Ich werde Albus sobald wie möglich davon erzählen.", murmelte ich zu mir selbst und sah dabei ins Leere. Erst als mich Samira anstupste, kam ich wieder in die Realität und lächelte sie an. Das einzig erfreuliche war, dass ich mich nach wie vor mental unverändert fühlte. Ich dachte bis jetzt, dass ich mich im Falle einer Verwandlung nicht mehr kontrollieren könnte und wie eine Art Zuschauer das Ganze mit ansehen müsste. Aber anscheinend half der Zauberspruch für das Silbermedaillion auch in einer solchen Situation und darüber war ich Hellmir mehr als dankbar.
Nach einiger Zeit meldete sich mein Magen zu Wort und so beschloss ich, die restlichen Äpfel aus meiner Tasche zu verspeisen und Samira ihr Essen zu geben. 
Danach entschied ich mich schließlich dazu mich auszuruhen, behielt jedoch meine Schuluniform noch an, da ich keine Ahnung hatte, wie ich einen Pullover über so große oder generell existierende Flügel ausziehen sollte und wollte mich auf das große Bett am anderen Ende des Raumes legen, als mir ebendiese einen Strich durch die Rechnung machten. Immer und immer wieder waren mir die Federn im Wege, egal ob ich mich auf den Rücken oder auf die Seite legen wollte. Es funktionierte einfach nicht, da die eingeklappten  Flügel viel zu groß waren. Schließlich musste ich mich gezwungenermaßen auf den Bauch legen, na wenn das mal keine Rückenschmerzen mit sich brachte.

Engel der Nacht (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt