1.Das Versteckspiel beginnt

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Nachdem mir Vater und der Rest meiner Familie die Botschaft übermittelt hatten, leiteten sie alles in die Wege, um mich sicher auf die Erde zu bringen. Obwohl es für die Situation unpassend war, freute ich mich trotzdem irgendwie auf Hogwarts. Ich hatte mir schon immer gern die Geschichten von dem Schloss durch gelesen. Zu meinen Glück hatten meine Eltern mir damals erlaubt Unterricht zu nehmen. Somit müsste ich ungefähr auf dem selben Wissensstand sein, wie meine zukünftigen Schulkameraden in meiner Schule. Gerade war ich dabei meine Sachen in einen relativen großen Koffer zu packen. Natürlich hatte ich da ein wenig mit einem unaufspürbaren Ausdehnungszauber nachgeholfen. Es würde ja sonst nicht alles hineinpassen. Schnell verstaute ich noch all meine Zauberbücher in den Koffer und überlegte, ob ich auch alles dabei hatte. Bücher...ja, Alltagskleidung...ja, Winterkleidung...ja, geeignete Schuhe...ja, Zeichenmaterialien...ja, Zaubertrankkessel...ja, Schulkleidungen...ja. Anscheinend hatte ich alles beisammen und warf nur noch einen kleinen Beutel mit Geld hinein. Zwar würde man mir Geld schicken wenn ich es wollte, aber ich fand es sicherer einen kleinen Vorrat mitzunehmen. Denn falls man die Eule verfolgen würde, wäre ich nicht mehr sicher. Seufzend schloss ich meinen Koffer und sah mich in meinem Zimmer um. Ich würde das alles hier wirklich sehr vermissen, besonders meine breite Fensterbank die ich immer zum lesen genutzt hatte. Mein Zimmer an sich ist eigentlich relativ groß. Ich besitze einen begehbaren Kleiderschrank, ein großes Bücherregal, ein Himmelbett, ein Atelier und einen schwarzen Flügel.
Seufzend hob ich meinen Koffer von dem Bett und schnappte mir meinen Zauberstab. Er ist zehn Zoll lang, besteht aus Stechpalmenholz und aus der Drachenherzfaser einer der letzten Antipodischen Opalaugen. Zu dem war er außen herum sehr dunkel mit einigen hellen Holzelementen gearbeitet worden. Wenn man genau hinsieht, kann man kleine Sterne und Ranken erkennen. Ich hatte ihn und die Bücher damals in der Winkelgasse zusammen mit meinem Lehrer gekauft. Er war der zweite Zauberstab den ich ausprobiert hatte und sofort hatte ich diese Verbindung bemerkt. Bei diesem Augenblick des Glücks, dass ich von einem Zauberstab anerkannt wurde, hatte mir auch Ollivander die Bedeutung meine Zauberstabes erklärt. Er sagte, dass er die reine Energie darstellt so wie eine Seele. Obwohl ich mich nicht vorgestellt hatte, wusste er anscheinend, wer ich war.
,,Thalia, kommst du?", kam es von dem Flur und sofort setzte ich mich in Bewegung und verließ mein Zimmer. Ich hoffe ich sehe es nicht zum letzten Mal.
Vor meiner Tür warteten bereits Levanna und Naomi auf mich. Normalerweise streiten oder ärgern sich Geschwister untereinander, aber bei uns ist es anders. Für mich waren sie meine besten und einzigen Freundinnen, neben Leon. Da wir in einem Schloss wohnen, durften wir uns nicht mit anderen Kinder zum spielen oder treffen verabreden. So oft sie konnten, nahmen sie sich Zeit für mich und spielten mit mir. Nun müsste ich sie verlassen.
Die sonst so strahlenden blau-grauen Augen meiner Schwestern waren gerötet und mit Tränen gefüllt. Auch ihnen fiel der Abschied schwer. Ohne etwas zu sagen nahm mir meine älteste Schwester Levanna den Koffer ab und lief die Treppe hinunter. Naomi folgte ihr schweigend und ließ mir noch kurz die Zeit mich von meinem Zuhause zu verabschieden. Doch ich konnte es nicht. Ich wollte, wenn ich mich an mein Zuhause erinnerte, nicht an die Flucht und den Abschied denken. Schnell verstaute ich meinen Zauberstab an den dafür angefertigten Gürtel. Dann eilte auch ich die Treppe hinunter. Als ich schließlich unten ankam, verschlug es mir die Sprache: vor mir standen meine Familie, meine Katze Samira und all unsere Bediensteten. Ich war so gerührt, dass mich so viele vermissen würden und ging auf die Reihe unserer Diener zu. Zuerst stand dort unser ältester Butler David. Er hatte mir oft bei meinen Hausaufgaben und in der Bibliothek geholfen. Gerührt nickte ich ihm zu und schüttelte sanft seine Hand, auch er erwiderte diese mit einem warmen Lächeln und wünschte mir viel Glück. So ging es eine ganze Weile weiter, bis ich schließlich bei meiner Familie stand. Zu erst nahmen mich Naomi und Levanna in den Arm und sie wünschten mir alles Glück der vier Welten. Schniefend lösten wir uns und ich wandte mich zu meiner Mutter. Ihre Haare, welche die selbe Farbe hatten wie Naomis, Levannas und meine, waren offen und umrahmten ihr weiches Gesicht. Aufmunternd und traurig sah sie mich aus ebenfalls grünen Augen an und zog mich in eine große, herzliche Umarmung.
,,Mein Kind, vergiss niemals wer du bist und vertraue immer auf deine Kräfte und dein Herz.", flüsterte mir meine Mutter zu und ich nickte kaum merklich. Schließlich ließ mich auch meine Mutter los und nahm noch einmal mein Gesicht in ihre Hände und küsste mich auf die Stirn. Nun wandte ich mich als letztes zu meinem Vater. Obwohl er der König war und auf andere eher etwas kühler wirkte, war er doch in seinem Inneren auch nur ein 'Mensch'. Auch er nahm mich in die Arme und versprach mir, dass er IHN finden würde, damit ich wieder nach Hause kommen könnte. Leider musste ich mich nun auch von ihm lösen und sah ihm in die grauen Augen.
,,Bevor du gehst, wollten wir dir noch das hier geben.", sagte er und holte aus seiner Jackentasche eine kleine Kette. Vorsichtig nahm ich sie entgegen und bestaunte sie ehrfürchtig. Es war ein kunstvoll gearbeitetes Silbermedaillon mit einem durchsichtigen, kleinen Kristall in der Mitte der Vorderseite.
,,Es wurde von deinem Zauberlehrer so verzaubert, dass nur du es öffnen kannst.", half mein Vater mir weiter und ich befolgte seine Anweisung. Vorsichtig drückte ich den kleinen Knopf an der rechten Randseite und der Deckel sprang zur Seite. Überwältigt umarmte ich nochmal meine ganze Familie und sah wieder in das Medaillon. Im Innenraum war ein verzaubertes Portrait meiner Familie. Gerührt verdrückte ich eine Träne und hing es mir um den Hals. Es war gerade lang genug, um auch jetzt auf das Bild schauen zu können. Schweren Herzens sah ich zu meiner Familie die mich bestärkend ansah. Schnell setzte ich mir die Kapuze meines schwarzen Mantels auf und lief schnellen Schrittes auf die draußen stehende Kutsche zu. Dort angekommen stand schon Leon und hielt mir die Tür auf. Eilig setzte ich mich mit Samira in die Kutsche und wartete auf Leon. Dieser, so hörte ich es zumindest, besprach noch etwas mit meinem Vater, da ich auch seine Stimme hörte. Währenddessen streichelte ich Samiras grau-schwarz gestreiftes Fell. Sie ist aber nicht nur eine einfache Katze. Immer wenn ich in Gefahr bin, verwandelt sich der kleine Plüschtiger in einen großen grau-schwarzen Tiger mit stechen gelbgrünen Augen. Schnurrend machte sie es sich auf meinen Schoß bequem und ließ sich weiterhin kraulen. Schließlich kam auch Leon in die Kutsche und wollte den Koffer unter seinem Sitz verstauen, als ich ihn aufhielt. Mit einer fließenden Bewegung und dem Zauberspruch Reducio auf den Lippen ließ ich mein Gepäck auf Briefmarkengröße schrumpfen und verstaute es in meiner Mantelinnentasche. Leon, der das alles bewundernd mit angesehen hatte, setzte sich auf seinen Platz und klopfte zweimal gegen die Kutschenwand und diese fuhr los. Ein letztes Mal sah ich zu meiner Familie aus dem Fenster und winkte ihnen zu. Dann setzte ich mich wieder richtig in die Kutsche und sah zu meinem Begleiter.
,,Leon, wie wird es nun weitergehen?", fragte ich ihn gerade heraus.
,,Wir fahren zunächst an die Grenze von Hellmir und reisen dort durch ein Portal auf die Erde, in die Nähe der Ländereihen von Hogwarts.", erklärte mir mein Beschützer und sah mir in die Augen.
,,Wie lang wird das ungefähr dauer?"
,,Um die vier Stunden, Thalia."
Damit verstummte unser Gespräch und ich sah nach draußen. Mit der Zeit fuhren wir an Feldern und Dörfern vorbei. Ab und zu wagte ich mal einen Blick nach draußen, welcher jedoch immer nur von kurzer Dauer war. Das ich Angst habe, wäre untertrieben. Ich hatte Angst um meine Familie. ER hatte schließlich gesagt, sie sollen es erst gar nicht versuchen mich zu verstecken. Und doch taten wir es jetzt. Sie versteckten mich.

Ich werde sie so oder so finden. Denn letztendlich wird sie mir gehören.

Immer und immer wieder spukten mir diese Worte im Kopf umher und das obwohl ich sie nur ein einziges Mal gelesen hatte. Mittlerweile waren wir an einem Wald angekommen, der mir jedoch nicht ganz geheuer war, genauso wenig wie Samira. Außenstehenden wäre es vermutlich nicht aufgefallen, aber ihre zierliche Statur hatten nun einige kräftige Ansätze bekommen. Auch sie spürte anscheinend eine Gefahr, die von diesem Wald ausging.
,,Bist du dir sicher, Leon, dass das hier sicher ist?", flüsterte ich mit einem Hauch von Angst in der Stimme.
,,Thalia, sei unbesorgt. Selbst wenn etwas passieren würde, hast du ja noch den Kutscher, Samira und mich. Wir werden dich um jeden Preis beschützen.", antwortete er mir. Doch ich konnte es in seinen Augen erkennen. Auch er hatte Angst, anscheinend stimmte etwas mit dem Plan nicht. Während unserer Diskussion sind wir immer tiefer in den Wald gefahren und je dunkler es wurde, desto ängstlicher wurde ich und desto größer wurde Samira. Mittlerweile war sie so groß wie ein junger Hund. Plötzlich bemerkte ich wie Leon nach draußen schaute.
,,Was...was hast du gesehen?", flüsterte ich mit zittriger Stimme.
Ungläubig antwortete er mir.
,,Keine Sorge. Ich dachte nur etwas gesehen zu haben. War wahrscheinlich nur Einbildung."
Mit diesen Worten hatte er versucht mich zu beruhigen. Doch etwas in seinen Augen ließ mich zweifeln. Ich kannte Leon nun lang genug um zu wissen, dass er sich niemals täuschte.
,,Wir müssten gleich da sein. Mach dich bereit.", flüsterte er mir zu, wobei ich bei seinen letzten Worten wusste, dass die nicht nur auf mein Gepäck zutraf. Vorsichtig griff ich nach meinen Zauberstab und umklammerte ihn fest. Nach draußen traute ich mich nicht zu schauen. Nach einer kurzen Weile hielt die Kutsche an. Im Wald und hier drinnen war es gespenstisch ruhig. Nicht einmal unseren Atem konnte man hören. Immer wieder zuckte mein Blick von Leon zu dem Fenster und wieder zurück. Irgendetwas war dort draußen.
Nervös streichelte ich Samira über den Kopf um mich zu beruhigen, als ich plötzlich etwas hörte. Und nicht nur ich sondern auch Leon und meine Katze hatten es wahrgenommen. Ängstlich lauschte ich. Und da...da war es schon wieder. Ein leises, leicht zu überhörendes Heulen. Panisch schaute ich mich um und sah nach draußen. Leider war dies ein Fehler gewesen. Aus den Tiefen des Waldes tauchten nun mehrere gelb glühende Augenpaare auf.
,,ER hat uns gefunden! Thalia lauf sofort los. Dort hinten gibt es eine kleine versteckte Höhle. Da ist das Portal. Sag dies damit es sich öffnet und vernichte den Zettel danach sofort. Ich werde versuchen sie aufzuhalten, um dir einen Vorsprung zu verschaffen.", rief Leon mir gehetzt zu, gab mir den Zettel und deutete in die Richtung, wo das Portal lag. Zögernd sah ich ihn an.
,,Was wird mit dir?"
,,Das ist unwichtig. Nun geh bitte und rette dich.", antwortete er mir und entfachte in seinen Händen eine Flamme. Augenblicklich wurde ich mir der Gefahr bewusst und stieg aus der Kutsche. Das Heulen war nun deutlich zu hören und erinnerte nun eher an ein Kreischen. So schnell ich konnte, lief ich in die Richtung des Waldes, wo das Portal liegen sollte. Neben mir bemerkte eine große grau-schwarze Gestalt. Samira hatte sich nun endgültig verwandelt, um mich zu beschützen.
Je tiefer ich in den Wald lief, desto dunkler wurde es. Doch die Geräusche blieben. Das Heulen meiner Verfolger, der dumpfe Laut von Leons Flammen wenn sie einen der Verfolger trafen. Plötzlich jedoch war ein anderes Geräusch zu hören. Es war ein Schmerzensschrei...von Leon. Geschockt blieb ich stehen und dreht mich in die Richtung, aus der ich kam. Um mich herum war alles fast stockdunkel. Nur noch schemenhaft konnte man die Bäume, Senken und Hügel erkennen. Doch nun erleuchtete etwas mein Sichtfeld. Beinahe hunderte von diesen Augen kamen auf mich zu. Von der Angst gepackt, rannte ich weiter. Das Gekreische dieser Wesen kam immer näher. Wo ist nur diese Höhle?, fragte ich mich verzweifelt und als hätte die Höhle mich gehört, erschien nun ein kleiner Hügel. Ich wusste nicht wieso, doch irgendwie wusste ich, dass dort das Portal war. Schnell lief ich auf mein Ziel zu und betrat die Höhle. Hinter mir hörte ich die Schritte von Samira, dir mir nicht von der Seite gewichen war. Im Wald draußen war es schon schwierig zu sehen, doch hier war es beinahe unmöglich. Schnell entfaltete ich den Zettel von Leon und versuchte ihn zu lesen. Was soll das heißen? Bate...Pate...Patefacio!
,,PATEFACIO!", rief ich und packte Samira am Nackenfell. Sofort umhüllte uns ein gleißendes Licht. Doch bevor wir verschanden hörte ich noch den Anfang eines Satzes und ein brennen an meinem linken Unterarm.
,,Carinio..."
Danach wurde alles blendend hell und ich kniff die Augen zusammen. Erst da wurde es mir bewusst: ER weiß nun das ich geflüchtet bin und wird mich verfolgen bis ER das hat, was ER haben will...mich.

Engel der Nacht (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt