Irgendwie war es seltsam bei Bewusstsein zu sein und es doch wieder nicht zu sein. Um mich herum befand sich, wie nicht anders zu erwarten, eine tiefe undurchdringliche Dunkelheit. Ich bemerkte aber sehr wohl, dass ich auf etwas weichem lag, wahrscheinlich ein Sofa oder ein Bett. Und obwohl ich eigentlich Angst haben müsste, fühlte ich mich so leicht, wie schon lange nicht mehr. Keine Träume und Ängste, die mich heimsuchten, oder Geheimnisse, die mir ein schlechtes Gewissen bereiteten. Es war toll, endlich mal meine Ruhe zu haben, aber leider gönnte mir Fortuna nicht einmal das, denn kurz darauf hörte ich eine Art Brummen. Erst dachte ich, mich verhört zuhaben, doch es wurde zunehmend lauter. Irgendwann bemerkte ich, dass es kein Brummen war, sondern Stimmen. Doch zu wem sie gehörten, konnte ich nicht sagen. Nur was sie besprachen, verstand ich jetzt.
,,Wie lange, denken Sie, wird sie noch bewusstlos sein?", fragte eine besorgte, weibliche Stimme in den Raum.
,,Ich schätze, dass Miss Rave die nächste halbe Stunde aufwachen wird. Jedoch kann ich jetzt nichts mehr für sie tun. So, wie Sie es mir erzählt haben, muss Miss Rave etwas in diesen Zustand versetzt haben. Aber da Sie beide nichts Ungewöhnliches bemerkt haben, ist es der Überanstrengung zuzuschreiben. Es ist ein Wunder, dass Sie sich so lange auf den Beinen halten konnte.", antwortete nun auch eine weibliche Stimme, jedoch klang sie wesentlich älter.
,,Wie meinen Sie das? Fehlt Thalia etwas, was wir wissen müssen?", meldete sich nun eine dritte, männliche Stimme und klang dabei recht verwirrt. Zunächst blieb es still, bis jemand seufzte.
,,Ihr Körper war schon geschwächt, bevor Sie sie zu mir gebracht haben, Mister Potter. Durch bloßes hinsehen habe ich bemerkt, dass sie seit einiger Zeit wenig gegessen hat. Dadurch, dass ihr Körper die Energie fehlt, ist sie bewusstlos geworden, denn der Körper versorgt im Notfall nur die notwendigsten Dinge, damit man am Leben bleibt. Zum Glück ist es bei ihr noch nicht soweit gewesen, hätte ich es aber erst in zwei Wochen erfahren, wäre es weitaus schlimmer. Wahrscheinlich hat sie durch eine seelische Belastung so wenig zu sich genommen. Wissen Sie zufällig, ob sich in ihrem Umfeld irgendetwas verändert hat?"
,,Thalia kam erst dieses Schuljahr nach Hogwarts und das war vielleicht etwas zu viel für sie.", meinte nun wieder die erste Stimme und ich begriff allmählich, dass es sich bei den Personen um Hermine, Harry und wahrscheinlich Madame Pomfrey handelte. Zögerlich begann ich meine Augen zu öffnen, welche so schwer wie Blei waren und musste sie gleich wieder schließen, da mich das Licht blendete.
,,Madame Pomfrey, haben Sie das auch gerade gesehen? Thalia hörst du mich?", nahm ich Hermines Stimme rechts von mir wahr und schlug meine Augen erneut auf und sah, nach ein paar Mal blinzeln, in ihre braunen Augen.
,,Überraschung!", antwortete ich ihr mit leicht brüchiger Stimme und bemerkte nun auch Harry und Madame Pomfrey am Bettende stehen und Samira auf meinen Beinen liegend, die mich, wie Hermine besorgt, musterten.
,,Ist jemand gestorben, oder warum guckt ihr so?", sprach ich sie verwirrt an.
,,Es ist nur verwundernd, dass du jetzt aufgewacht bist. Aber wir sind trotzdem froh darüber. Hermine hat sich schon Sorgen um dich gemacht und jeden hier damit genervt.", antworte Harry nun mit einem Lächeln und lief an Hermines Seite.
,,Du warst genauso beunruhigt, wie ich.", meinte nun die Angesprochene neben mir gespielt entrüstet, was mich zum Schmunzeln brachte.
,,Ich werde Sie nachher noch untersuchen, aber vorerst lasse ich Sie mit ihnen alleine.", sagte die Krankenschwester, ehe sie aus meinem Blickfeld verschwand und ich meine Sicht zu meinen beiden Freunden wandte, wobei ich bemerkte, dass jemand fehlte.
,,Wo ist eigentlich Katy? Sie war doch vorhin noch hier.", fragte ich leicht verwirrt und ließ meinen Blick durch den steinernden Krankenflügel schweifen, der eine gewisse Ähnlichkeit in punkto Bauelemente mit unserer Bibliothek hatte.
,,Wir haben sie, nachdem sie behandelt wurde, in den Gemeinschaftsraum zurück geschickt. Sie sah nämlich genauso erschöpft aus, wie du vor deinem Zusammenbruch.", antwortete Harry mir.
,,Wie lange war ich überhaupt nicht ansprechbar?"
,,Eine Stunde ungefähr, aber das war ja auch kein Wunder. Immerhin hättest du mit deiner Hautfarbe den Schnee übertrumpfen können.", meinte Harry und meine Augen weiteten sich vor Erstaunen. Missmutig stieß Hermine ihm einen Ellbogen in die Seite und sah in mahnend an, während er sie erst überrascht und dann betreten anguckte.
,,Ich war eine Stunde weg?"
Seufzend ließ sich Hermine an meiner Bettkante nieder und blickte mir entschuldigend in die Augen.
,,Ja, dass warst du. Ich weiß nicht, ob du unser Gespräch mit Madame Pomfrey mitbekommen hast, aber sie meinte zu uns, dass seelische Belastung dich dazu gebracht hat. Mitbekommen habe ich es zwar auch, aber ich wollte nicht nachhaken.", entgegnete sie mir schuldbewusst und ließ den Kopf hängen. Sofort fühlte ich mich deswegen schuldig.
,,Hermine, du musst dich nicht deswegen zur Rechenschaft ziehen. Es war, wenn dann, meine Schuld, da ich es dir nicht erzählt habe.", entschuldigte ich mich bei ihr. Augenblicklich bemerkte man, wie viel besser es dem Gryffindormädchen erging und blickte zu mir.
,,Aber du hättest mit mir reden können. Immerhin sind Freundinnen dafür doch da."
,,Genau das ist mein Stichwort, um euch allein zu lassen.", meldete sich nun Harry wieder zu Wort und musste, wie wir beide, über seine Aussage schmunzeln.
,,Nach dem Abendessen schleife ich noch Ron und Ginny hierher, um dich zu besuchen. Bei Ginny zumindest liegen nämlich die Nerven blank, als sie das mit dir erfahren hat. Ich habe ihnen gleich Bescheid gegeben und bin dann wieder hier her gekommen."
Mit einem betretenen Lächeln sah ich zu ihm und nickte Harry zu, damit er gehen konnte. Immer noch in seiner rot-goldenen Quiddtichuniform verließ er den Krankenflügel und schloss nicht gerade leise die Tür hinter sich. Augenrollend wandte ich mich von dem Eingang ab und sah zu meiner Katze, die mich aus wachsamen Augen beobachtete. Innerlich lachend streckte ich meine Hand nach ihr aus und sofort sprang sie auf, um sich an meine Hand zu schmiegen und begann gleichzeitig damit zu schnurren ehe sie mir wieder prüfende Blicke zuwarf.
,,Das hat sie die ganze Zeit über gemacht, als du bewusstlos warst.", meinte aufeinmal Hermine neben mir. Überrascht sah ich zu ihr, ohne damit aufzuhören Samira am Kopf zu kraulen.
,,Was meinst du damit?", entgegnete ich ihr und runzelte die Stirn.
,,Sie hat dich die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen, als ob sie wirklich um dich besorgt wäre. Wo wir dich hier rein gebracht haben, wollte Madame Pomfrey sie erst vor die Tür setzen, mit der Begründung: Wir sind hier in einem Krankenflügel und nicht in einer Tierauffangstation! Daraufhin hat Samira sich vor dein Bett gestellt und sie angeknurrt. Am besten war es jedoch gewesen, als sie dich untersuchen wollte und deine Katze sie angefaucht und nach ihr gelangt hatte. Da wäre Madame Pomfrey beinahe der Kragen geplatzt und hatte schon den Zauberstab gezückt, als Harry und ich dazwischen gingen. Es war, als wäre sie so eine Art Beschützerin von dir und keine Katze, sondern ein Mensch.", erklärte sie es mir und ich musste über ihre Beobachtung teilweise lachen als auch besorgt drein schauen. Denn falsch lag sie damit nicht und wahrscheinlich müsste ich in näherer Zukunft noch mehr auf mein Verhalten und das von Samira achten.
,,Das macht sie schon so, seit dem ich denken kann. Aber wenn man eine tiefe emotionale Bindung zu einem Tier aufbaut, dann ist es viel mehr als das, so wie bei mir und Samira.", versuchte ich es ihr zu beschreiben und sie damit von ihrer Theorie wegzulocken.
,,Möglich wäre es. Ich meine, bei Hedwig und Harry ist ja auch so ähnlich. Zwar nicht so stark wie bei dir und Samira, aber sie vertrauen einander.", stimmte sie mir zu und sah zu mir.
,,Bevor ich es vergesse und du fragst, bei Katy hat Madame Pomfrey eine angebrochene Hand diagnostiziert und ihr einen Heilungstrank verabreicht. Aber abgesehen von dem Schock, den du ihr auf den Flur bereitet hast, geht es ihr gut."
Dankend nickte ich und war froh darüber, dass es ihr gut ging. Jedoch rief mir mein Zusammenbruch etwas ins Gedächtnis, was ich bis jetzt verdrängt hatte.
,,Hermine, als wir vorhin auf dem Flur standen und ich bewusstlos wurde...wer hat mich da eigentlich aufgefangen? Ich kann mich nur noch daran erinnern Schritte gehört zu haben, bis alles Schwarz wurde.", meinte ich nachdenklich und bemerkte ihren überraschten Blick.
,,Du weißt es nicht mehr?"
,,Nein, wie gesagt, habe ich bis auf meine Beinahe-Umarmung mit dem Steinboden nichts mehr in Erinnerung. Danach ist alles weg. Schwarz. Aus. Nichts.", beschrieb ich es ihr, so gut es ging. Nickend nahm sie es zur Kenntnis und war wieder in Gedanken vertieft, was mich stutzig machte.
,,Hermine, sag mir, wer mich aufgefangen hat!"
Hadernd sah sie zu mir und rang wahrscheinlich mit sich selbst, ob sie es mir erzählen sollte. Anscheinend verlor sie den Kampf, da sie sich an mich wandte und ernst ansah.
,,Als du vorhin bewusstlos wurdest, sind wir alle zu dir geeilt, um dich aufzufangen."
,,Hermine komm bitte auf den Punkt und rede nicht um den heißen Brei herum.", unterbrach ich sie etwas harsch.
,,Harry hat dich aufgefangen."
Fragend sah ich zu ihr und versuchte ihr in die Augen zu sehen. Doch sie wich mir aus.
,,Hermine, sag mir bitte die Wahrheit."
,,Hab ich doch. Zumindest die Hälfte.", entgegnete sie mir, wobei sie den letzten Satz nur noch flüsterte.
,,Wie nur die Hälfte?"
Frustriert seufzend stand das Mädchen mit den lockigen, braunen Haaren auf und begann an meinem Bettende auf und ab zu gehen. So ging das vielleicht fünf Minuten weiter, bis es mir endgültig reichte und ich mich ruckartig im Bett aufsetzte.
,,Sag mir doch einfach, was los ist! Ich werde es schon verkraften, denn ich bin nicht aus Zucker!"
Erschrocken hielt Hermine inne und sah mich schuldbewusst an.
,,Du wirst es ja sowie so irgendwann erfahren. Harry hat dich aufgefangen ja, aber er war nicht der einzige. Als du zusammengebrochen bist, ist Harry sofort zu dir geeilt und hat noch mit verhindert, dass auf den Boden fällst."
,,Noch?", unterbrach ich sie abermals.
,,Ja noch. Harry war nicht der einzige, der gehandelt hat, sondern auch Malfoy. Es war merkwürdig, wirklich merkwürdig. Harry hat ihn natürlich angeschrien, was er dir angetan hätte und dass er dich sofort loslassen sollte. Daraufhin hat er es getan und ist ohne ein bissiges Kommentar verschwunden."
Irgendwie wurde ich aus ihrer Reaktion nicht schlau, ich meine jeder wäre schockiert, wenn eine Person vor einem zusammenbrechen würde. Da würde kein normaler Mensch etwas gehässiges dazu sagen, der noch ansatzweise ein Gehirn hat.
,,Das ist doch nicht merkwürdig, sondern eine ganz normale Reaktion.", versuchte ich es ihr zu erklären, doch sie schüttelte nur vehement den Kopf.
,,Nicht für einen Malfoy."
Jetzt war ich diejenige, die mit dem Kopf schütteln musste. Das war schlimmer, als jede Debatte mit meinen Schwestern und die sind stur, wenn es um ihre Ansichten geht.
,,Hermine, was soll den jetzt bitte so schlimm daran sein. Klar, es ist mir unangenehm, dass ich vor euch zusammengebrochen bin, aber das ist doch kein Grund dafür so einen Aufstand zu veranstalten."
,,Du kennst ihn nicht so lange, wie wir, Thalia. Und nur, weil du noch nicht von seinen Attacken getroffen wurdest, redest du so davon. Glaub mir, Draco Malfoy ist kein gutherziger Mensch. Er verachtet diejenigen, die anderer Abstammung sind oder eine andere Einstellung als er haben. Seine komplette Familie ist so; sie alle hängen an der Vorstellung fest, dass es nur Reinblütern erlaubt sein sollte Magie anzuwenden. Zudem sind sie Anhänger von Du-weißt-schon-wen und verüben schwarze Magie. Wir wollen dich nur davor beschützen, Thalia. Ein Malfoy ist unberechenbar und genau davor solltest du dich, wie wir anderen auch in Acht nehmen.", predigte sie mir ihre Meinung mit einer mahnenden Stimme und stützte sich am Metallrahmen des Bettendes ab.
,,Ich weiß, was ich tue Hermine. Vertrau mir; nur weil ich vorher Privatunterricht hatte, heißt das nicht, dass ich keinerlei Erfahrung mit solchen Menschen habe.", entgegnete ich ihr, womit ich in dieser Diskussion das letzte Wort behielt. Denn das Gryffindormädchen sagte nichts mehr dazu und es war mir recht. Ich war zwar nicht wütend auf sie, jedoch verstand ich diesen ganzen Aufstand nicht. Falls dies das ganze Schuljahr über so weiter gehen sollte, dann steh mir bei Hellmir und mit dir all deine Kraft, denn die würde ich gebrauchen können. Genauso wie eiserne Nerven.Heyho,
entschuldigt, dass das Kapitel erst diese Woche kommt, aber ich musste letzte Woche so viel für eine Klausur lernen. Da bin ich einfach nicht mehr dazu gekommen.
Ich wette, dass nicht allzu viele damit gerechnet haben, dass Thalia von Harry und Draco zusammen festgehalten wurde.
Bleibt einfach dran, und erfahrt wie die Geschichte weitergeht.
Eure Julia
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Engel der Nacht (Harry Potter FF)
FanficTeil I: Engel der Nacht (beendet) Teil II: Engel der Finsternis (angefangen) Eine dunkle Zeit zieht über das Land herein. Bedroht dessen Bewohner und raubt ihnen die Hoffnung. Die magische Welt wirkt chancenlos im Kampf gegen die aufsteigenede Mach...