Augenblicklich schoss Harrys Kopf nach oben und entdeckte Katie in einer Gruppe, die gerade an uns vorbei ging. Wie von der Tarantel gestochen, sprang der Junge neben mir auf, schnappte sich sein Buch und rannte der Gruppe hinterher.
,,Denkst du er wird sie wegen des Vorfalls fragen?", stellte Ron die Frage an niemand bestimmtes in den Raum und handelte sich von Hermine eine hochgezogene Augenbraue ein.
,,Natürlich wird er das. Immerhin ist es Harry.", antwortete sie ihm und wandte sich nun an mich.
,,Hast du eigentlich schon die Diptam-Aufgabe von Professor Slughorn erledigt, Thalia?"
,,Ja, schließlich muss der Trank noch eine Weile gestanden haben, ehe man ihn benutzen kann. Meiner ist seit gestern fertig und kann somit auch eingesetzt werden.", entgegnete ich ihr und holte aus meiner verzauberten Tasche eine der fünf Phiolen hervor um sie ihr zu zeigen. Nickend betrachtete sie die Flüssigkeit, ehe sie sich wieder ihrem Buch widmete. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich von jemanden beobachtet wurde. Suchend sah ich mich um und entdeckte Draco ungefähr fünfzehn Meter von mir entfernt im Gang von zwei Tischen stehen. Einen kurzen Augenblick musterte er mich noch ehe sein Blick hinter mich fiel und er noch bleicher wurde. Ohne weiter zu zögern, verließ er im schnellen Schritttempo die Halle und verschwand im Korridor. Eigentlich wollte ich mich kopfschüttelnd meinem Frühstück widmen, als ich einen starken Windhauch an meinem Gesicht spürte und im Augenwinkel einen entschlossenen Harry sah, der dem Slytherinjungen in den Gang folgte. Mit einem unguten Gefühl wandte ich mich zu Leon um, der das ganze Szenarium anscheinend mitbekommen hatte und ebenfalls so ratlos schien wie ich. Vorsichtig lehnte ich mich zu ihm herüber ohne den Gang aus den Augen zu lassen.
,,Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache."
,,Warum?"
,,Harry verdächtigt Draco das Mädchen von vorhin verflucht zu haben mittels einer Kette. Ich weiß aus seinen Erzählungen, dass er und Draco sich schon vorher nicht ausstehen konnten. Aber durch diese Vermutung könnte ein direktes Aufeinandertreffen der beiden in einer Katastrophe enden.", klärte ich ihn über die Umstände auf und sah ihm nun endlich ins Gesicht.
,,Wenn du das so schilderst, sollten wir Harry lieber aufhalten. Um ehrlich zu sein, habe ich auch ein ungutes Gefühl bei dieser Situation."
Damit war es beschlossene Sache. Zügig standen wir auf, sagte den anderen beiden, dass wir noch kurz in die Bibliothek müssten und verließen mit Samira und unseren Sachen die große Halle. Im Korridor danach bogen wir in die selbe Richtung wie die Jungs vorher ab und blieben hinter einer Säule stehen. Weit und breit war kein Schüler zu sehen, geschweige denn die beiden.
,,Und wo sollen wir nun lang?", fragte mich mein bester Freund ratlos, doch als er meinen Blick sah, verstand er mein Vorhaben und schirmte mich vom Gang ab. Konzentriert schloss ich meine Augen und öffnete sie wieder, als ich die Kraft der Schicksalsfäden wahrnehmen konnte. Sofort schossen hunderte bunter Strahlen durch mein Blickfeld und der Rand meiner Sicht verdunkelte sich. Doch dachte ich nur an Harry seine und daran, dass er mit mir durch ein Freundschaftsband verbunden war. Sofort verschwand der Großteil der Fäden und ein einzelner, goldener Strang blieb übrig, der den Gang hinunter führte und dann nach rechts verlief.
,,Ich habe ihn. Wir müssen da vorn nach rechts.", meinte ich, immer noch konzentriert auf die goldene Linie.
,,Kannst du deine Kräfte aufrechthalten während wir laufen?"
,,Ich hoffe es.", meinte ich trocken und fing an, mich in die Richtung der Linie zu bewegen. Und tatsächlich blieb sie vorhanden, doch ich merkte wie es an meiner Energie kratzte.
,,Geht es dir gut?"
,,Ja, komm ich will eine Auseinandersetzung vermeiden."
Damit liefen wir im normalen Tempo weiter und folgten meinem Band zu Harry, beziehungsweise folgte Leon mir und meinen Anweisungen. Nach einigen Fluren, Korridoren und Kreuzungen endete die Linie vor einer Holztür, die zu den Männertoiletten führte. Fragend sah mich Leon an, zumindest spürte ich seinen Blick in meinem Rücken. Kontrolliert löste ich die Verbindung und merkte, dass ich deutlich müder war als zuvor.
,,Er ist dahinter. Ich weiß aber nicht-"
Weiter kam ich nicht, als ich mit einem Male das Abprallen von Zauberformeln hörte und das ein oder andere Zerbrechen von Glas oder etwas ähnlichem. Gerade als ich wieder etwas sagen wollte, hörte ich Harry etwas sagen, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
,,Sectumsempra!"
Kurz darauf hörte ich ein dumpfes Aufschlagen und das sich jemand bewegte. Ohne weiter nachzudenken, griff ich nach der Türklinke und rief Leon noch zu, er solle einen Lehrer hier her bringen. Schnell betrat ich den Toilettenraum und bemerkte das reinste Chaos. Einige Spiegel waren zersplittert so wie einige Waschbecken und Türen, da hier und da Holzsplitter herumschwammen. Mit einem rasenden Puls lief ich einen Gang weiter und sah Harrys Silhouette auf einen Runden Bereich zulaufen. Ich hörte bereits mein Blut in den Ohren rauschen als ich mich ihm näherte und blieb kurz geschockt stehen. Vor mir auf dem Boden lag Draco vor Schmerzen wimmernd und ich sah auch die Ursache dafür: an einigen Stellen seines weißen Hemdes waren Schnitte zu sehen, die sich immer weiter mit Blut tränkten. Ohne auf den dunkelhaarigen Jungen zu achten, ging ich auf Draco zu und zückte, während ich mich hin kniete, meinen Zauberstab. Wie von selbst kam die Zauberformel über meine Lippen, die ebenfalls in dem Buch gestanden hat, jedoch so klein im Gelenk der Seiten, dass er es übersehen haben musste.
,,Vulnera Sanentur...Vulnera Sanentur...Vulnera Sanentur.", murmelte ich und bewegte dabei die Spitze meines Zauberstabes über die sich langsam schließenden Wunden. Aus einer Intuition heraus, holte ich eine Phiole der Diptam-Essenz aus meiner Tasche und entkorkte sie. Vorsichtig, um Draco nicht noch mehr weh tun zu müssen, schob ich an den Wunden den Stoff auseinander und verteilte auf jeder einige Tropfen des Heilungstrankes. Als ich mich aufrichten wollte, bemerkte ich gerade noch so, wie Harry an Professor Snape das Bad verließ und verschwand. Dieser kniete nun gegenüber von Draco und betrachtete seine Wunde, die sich weitestgehend verschlossen hatten. Ruckartig hob er seinen Blick zu mir und musterte mich mit dunklen Augen.
,,Woher wussten Sie, was Sie zu tun haben?"
,,Ich weiß es nicht. Es kam alles wie von selbst.", es war eine Halbwahrheit und schien dem Professor auszureichen. Er erhob sich, beschwor eine Trage und legte Draco vorsichtig darauf ab. Der Professor wollte sich schon abwenden und gehen, als er wieder zu mir sah.
,,Ich würde vorschlagen, dass Sie ebenfalls mit in den Krankenflügel kommen. Ihnen scheint es an etwas zu fehlen."
Ohne auf meine Antwort zu warten, ging er schon mit Draco auf der Trage voraus aus dem Bad, sodass ich ihm wohl oder übel folgen musste. Vor der Tür warteten bereits Leon und Samira auf mich. Sobald sie mich sahen, kamen sie besorgt auf mich zu.
,,Mr. Cervix, bitte begleiten Sie Miss Rave mit zum Krankenflügel.", wies Snape ihn an, was er kopfnickend zur Kenntnis nahm und mir einen Arm um die Schultern legt. Daraufhin folgten wir dem Professor durch viele ausgestorbene Gänge, um wahrscheinlich Schüler zu vermeiden. Während des ganzen Weges hatte ich das Gefühl teilweise kleine schwarze Flecken zu sehen und war froh, dass Leon mir einen gewissen Halt gab. An den Türen zum Krankensaal öffnete Snape ebendiese mit einem Wink seines Zauberstabes und sofort erschien eine aufgescheuchte Madame Pomfrey.
,,Legen Sie ihn dort drüben ab.", wies sie den Professor an, der ihrem Befehl befolgte und ihn auf eines der Betten ablegte. Als sie mich erblickte, sah ich wie ihre Besorgnis noch größer wurde.
,,Sie setzen sich bitte auf das Bett daneben."
Langsam gingen wir auf das gezeigte Bett zu, wo mir Leon half mich hinzusetzen und ich erleichtert und gleichzeitig erschöpft aufseufzte.
,,Was ist passiert, Professor?", hinterfragte die Schulheilerin die Umstände und ließ bereits einige Verbände und Flaschen zu sich heranfliegen. Snape erklärte ihr knapp die Situation und sah mich bei seiner Erklärung an, als es um Dracos Versorgung ging. Verwundert sah mich auch die Heilerin an, ehe sie sich von den Zustand der Wunden selbst überzeugte. Erstaunt zog sie beide Augenbrauen nach oben und wandte sich an mich.
,,Ihre Arbeit ist ausgezeichnet geworden. Auch der Einsatz von, wie mir scheint, Diptam-Essenz...unglaublich. Ohne diese Essenz hätte dies vielleicht zu einer Entzündung der Wunden führen können und zu bleibenden Narben. Ich werde Mister Malfoy noch verbinden und dann kümmere ich mich um sie."
Damit zog sie einen Raumtrenner zwischen unsere Betten und ich ließ mich, nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte, auf die Matratze fallen.
,,Ich werde den Direktor benachrichtigen gehen.", mit diesen Worten verließ Snape den Krankenflügel und ließ uns fünf allein. Kaum war er verschwunden, sprang Samira auf das Bett hinauf und legte sich halb auf meinen Bauch. Mein Beschützer setzte sich derweil an meine linke Seite auf einen Stuhl und sah mich besorgt an.
,,Leon, bitte lass diesen Blick. Ich bin weder schwer gestürzt noch habe ich eine schwere Krankheit. Also bitte sieh mich nicht so an.", sagte ich leise, damit ich Madame Pomfrey nicht noch weiter auf mich aufmerksam machte. Mein bester Freund schnaubte nur.
,,Ich darf mir sehr wohl Sorgen um dich machen und dich dabei so ansehen. Immerhin muss ich dich nicht an deine Aufgabe und Bestimmung erinnern.", flüsterte er mir leicht säuerlich zu, doch kurze Zeit später wurde sein Blick wieder sanft.
,,Versteh mich bitte einfach, dass du meine beste Freundin und wie eine Schwester für mich bist."
Verstehend nickte ich, woraufhin Leon erleichtert aufatmete und nach meiner linken Hand griff, die sich in seinen Händen eiskalt anfühlten.
,,Du weißt, egal wie verrückt deine Ideen manchmal sind oder was du vorhast, Samira, deine Freunde hier und ich werden immer für dich da sein."
Kaum hatte er das gesagt, trat eine geschäftig aussehende Madame Pomfrey hinter den Raumtrenner hervor und wandte sich an mich.
,,So nun zu Ihnen, Miss Rave. Ich hatte eigentlich gehofft, Sie nicht wieder hier zu sehen, wegen eines Kreislaufzusammenbruches. Aber wie mir scheint, hat dieser andere Ursachen als Ihr letzter. Ich würde Sie kurz untersuchen und dann werden wir weiter sehen."
Zustimmend nickte ich ihr zu, sodass sie sich Leon erwartungsvoll zuwandte. Dieser war verwirrt und betrachtete die Schulkrankenschwester etwas hilflos.
,,Na worauf warten Sie denn. Ab mit Ihnen, immerhin muss ich Miss Rave hier behandeln oder wünschen Sie sich eine extra Einladung.", entgegnete ihm die Heilerin. Da er mit so einer Reaktion nicht gerechnet hatte, stand er eher zögernd auf und ging langsam auf die Tür zu. Kurz davor stoppte er und drehte sich noch einmal um.
,,Ich werde mal den anderen Bescheid geben. Soll ich dir noch etwas mitbringen?"
,,Erst einmal nicht. Danke."
,,Gut, dann...dann werde ich mal gehen."
,,Ja...ja das werden Sie und kommen Sie nicht eher wieder, ehe wir hier fertig sind."
Mit einem entschuldigenden Blick meinerseits verließ Leon nun den Flügel, sodass ich mit der Heilerin, Samira und einem bewusstlosen Draco allein war.
,,Na endlich. Es ist einfach unerhört. Das hier ist immerhin ein Krankenflügel und nicht die große Halle, wo jeder nach Herzenslust rein und raus gehen kann.", murmelte Madame Pomfrey zu sich selbst und zückte dabei ihren Zauberstab. Es verging eine Weile, in der sie mich mit Fragen löcherte und sich von meinem Zustand überzeugte. Ihr Ergebnis passte mir allerdings nicht ganz.
,,Äußerlich ist alles in Ordnung, auch die Organe und Knochen sind in Ordnung. Doch würde ich Sie gern noch einen Tag hier behalten, damit Sie sich auskurieren können. Und ich will kein Aber hören."
Damit verschwand sie aus meinem Sichtfeld und ließ mich mit Samira und Draco allein. Samira, die die Schulkrankenschwester während der Untersuchung kritisch beäugt hatte, rollte sich nun wieder auf meinem Bauch zusammen und fing wohlig an zu schnurren. Dabei ließ sie mich jedoch nicht aus den Augen.
Derweil schweifte mein Blick erschöpft durch den Krankenflügel und blieb letztendlich an dem Raumtrenner zu Dracos Bett hängen. Er sah in letzter Zeit sehr schlecht aus, anders konnte man es nicht ausdrücken: er war unkonzentriert, seine Augen waren matt und allgemein wirkte er angespannt und nervös. Was jedoch am meisten auffiel, war sein eingefallenes Gesicht. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten schon seit Wochen und sein Gesicht sah leicht abgemagert aus. Seine Kieferknochen und Jochbeine waren deutlich zu sehen. Ich wusste nicht, was genau ihm auf dem Herzen lag, doch konnte ich sagen, dass er dies nicht mehr lange aushalten wird. Er tat mir leid, zudem wirkte Draco so, als wäre er ganz allein auf dieser Welt.
Irgendwann wird ihm sein Geheimnis zum Verhängnis und das nicht nur gesundheitlich, wie ich befürchte.Heyho meine Knicklichter,
hier ist mal wieder ein neues Kapitel.
Mal so eine Frage: wer hat auch das WM Spiel von Deutschland gesehen? Das war ja die reinste Blamage. Ich gucke so gut wie nie Fußball, aber selbst ich habe gesehen, wie viele Fehler sich da eingeschlichen haben.
Auf jeden Fall danke fürs lesen,Eure Julia
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Engel der Nacht (Harry Potter FF)
FanfictionTeil I: Engel der Nacht (beendet) Teil II: Engel der Finsternis (angefangen) Eine dunkle Zeit zieht über das Land herein. Bedroht dessen Bewohner und raubt ihnen die Hoffnung. Die magische Welt wirkt chancenlos im Kampf gegen die aufsteigenede Mach...