Und so musste ich meinen restlichen Freunden die ganze Wahrheit über Leon, Samira und mir erzählen. Ich erklärte ihnen den Grund warum ich gezwungen war, mich hier in Hogwarts zu verstecken und in Folge dessen meine Vergangenheit. Wie lange ich geredet habe, wusste ich am Ende nicht mehr, aber es führte unter anderem dazu, dass die Geschwister und Harry uns andere ungläubig und teilweise bedrückt ansahen. Am schwierigsten war es ihnen von der Ermordung Alexanders zu erzählen. Es forderte mich viel Kraft nicht in Tränen auszubrechen und das wusste mein bester Freund auch, da er mich an dieser Stelle in den Arm nahm. Nun sah ich die Drei abwartend an und wurde ein wenig nervös, als nach einer Minute immer noch keiner einen Ton von sich gegeben hatte.
,,Thalia, dass ist...schrecklich. Es tut mir leid, aber anders kann ich es nicht beschreiben.", meinte Ginny und griff über den Tisch hinweg nach meiner Hand. Dankend sah ich ihr in die blauen Augen und verzog meine Lippen zu einem eher missglückten Lächeln.
,,Ich kann mich Ginny nur anschließen, Thalia. Jetzt verstehe ich auch einige von deinen Reaktionen besser, weil du ebenso viel durchgemacht hast wie ich, wenn nicht sogar noch mehr.", meldete sich nun der schwarzhaarige Junge zu Wort und sah mich bestärkend an.
,,Ich schließe mich den Beiden an. Nur kann ich es immer noch nicht fassen, dass ihr tatsächlich von dort stammt, geschweige denn, dass du Thalia adlig bist.", meinte nun auch Ron und sah mich und auch Leon entschuldigend an.
,,Um euch zu entschuldigen, es ist ja auch eine eher befremdliche Geschichte, dass es in einer anderen Welt auch so düster ist.", antwortete Leon für uns und sah dabei den rothaarigen Jungen an.
,,Wenigstens habt ihr es uns auch so geglaubt. Hermine wollte vor einem halben Jahr Beweise haben.", meinte ich lachend und sah zu meiner besten Freundin herüber, die mit einstieg.
,,Was für Beweise meint ihr?", fragte Harry neugierig. Auffordernd sah ich zu Leon und er verstand es. Vorsichtig hob er seinen rechten Arm an und keine Sekunde später schlängelten sich warm leuchtende Flammen um seine Finger. Wie hypnotisiert blickten wir alle zu dem magischen Feuer, ehe Leon sie wieder löschte. Nun lag es an mir meine Kräfte zu zeigen. Mit einer mittlerweile routinierten Bewegung hielt ich meine Handflächen nach oben und rief das weiße Seelenbuch mit den silbernen Verzierungen zu mir. Kaum eine Sekunde später erschien es und schwebte über meinen Händen. Stillschweigend betrachtete ich es und sah dann hoch, um in drei erstaunte Gesichter zu blicken.
,,Thalia, was genau ist das da in deinen Händen...oder besser gesagt darüber?", fragte Harry mich und deutete mit seinem Zeigefinger auf das Buch.
,,Das da, Harry, ist das sogenannte Seelenbuch. Es gehört zu der Begabung meiner Schwestern und zu mir. In ihm sind alle Seelen der Erde und von Hellmir magisch hinterlegt. Ihr Leben, ihre Beziehungen, ihr Tod und ihre letzte Ruhestätte. Es ist schwierig, das Buch so stark auf ein paar Worte herunter zu brechen. Doch so in etwa kann man sich seine Aufgabe vorstellen.", meinte ich und ließ es wieder verschwinden.
,,Kannst du...kannst du damit auch sehen, wo meine Eltern und mein Pate Sirius nach ihrem Tod hin gekommen sind?"
Zwar hatte ich erwartet, dass er mir diese Frage stellen würde, doch hätte ich gehofft, dass er es nicht getan hätte. Ich konnte nicht anders als zu seufzen und sah ihm tief in die Augen.
,,Harry, es ist nicht klug, der Vergangenheit nachzujagen. Was für ein Nutzen hätte dieses Wissen für dich?"
,,Versteh mich nicht falsch, aber du hast jederzeit die Möglichkeit etwas über einen Verstorbenen herauszufinden und ich nicht. Ich möchte nur wissen, ob-"
,,Harry", unterbrach ich ihn mit einer festen Stimme, " falls du damit meinst, dass ich dazu die Möglichkeit habe meinem Bruder in irgendeiner Weise näher zu sein, dann irrst du dich. Nachdem... mein Bruder starb, habe ich von meinen Schwestern verlangt, dass sie mir nichts von seinem Weg in das Totenreich zu erzählen. Rein gar nichts. Ich konnte und kann es heute noch nicht ertragen daran zu denken. Denn mein Bruder und ich hatten eine sehr starke Bindung zu einander, was ihr hier in etwa als Seelenverwandte bezeichnen würdet. Wenn bei uns jemand sein Gegenstück durch den Tod verliert, ist dies sehr viel intensiver und schmerzhafter. Denn ab diesen Zeitpunkt fühlst du dich unvollkommen, einsam und überfordert. Du spürst dich verloren in deinem bekanntem Umfeld. Und niemand kann dir dabei helfen, nicht einmal eine Vindex, wie Samira es ist, kann dir dabei helfen. Also nein, ich wollte es mir nicht noch schwerer machen als es so schon ist. Es reicht mir vollkommen, wenn ich jedes Jahr zu seinem Todestag Albträume von diesem Tag habe.", erklärte ich mich und spürte die mitfühlenden Blicke der anderen und den entschuldigenden von Harry.
,,Tut mir leid, Thalia. Das wusste ich nicht."
,,Ist schon gut, woher auch. Ich glaube, wir sollten alle langsam schlafen gehen. Morgen wird ein anstrengender Tag. Vor allem für dich Harry, aber für uns auch."
Stumm stimmten mir alle zu und so erhoben wir uns allesamt von unseren Plätzen und gingen in unsere jeweiligen Schlafsäle.
Nachdem Hermine und ich uns für die Nacht fertig gemacht haben, saßen wir beide uns in unseren Betten gegenüber und beredeten noch leise das Gespräch von vor ein paar Minuten. Als Hermine still blieb, dachte ich zunächst sie sei kurz vor dem einschlafen. So sah ich von Samira auf, bemerkte dabei aber im schwachen Mondlicht ihren nachdenklichen Ausdruck.
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Engel der Nacht (Harry Potter FF)
Fiksi PenggemarTeil I: Engel der Nacht (beendet) Teil II: Engel der Finsternis (angefangen) Eine dunkle Zeit zieht über das Land herein. Bedroht dessen Bewohner und raubt ihnen die Hoffnung. Die magische Welt wirkt chancenlos im Kampf gegen die aufsteigenede Mach...