Nach diesem Gespräch, was Harry und ich an dem Abend von Professor Slughorns Weihnachtsfeier mit angehört hatten, erzählten wir den anderen erst mal nichts darüber. Selbst wir beide sprachen nicht über das Thema, da wir beide keine Antworten dafür hatten. So ließen wir es im Dunkeln und die letzten beiden Tage vor den Ferien gingen an uns vorbei.
,,Und ihr wollt wirklich in Hogwarts bleiben, Thalia? Sowohl du als auch Leon und Samira seid gern gesehen bei uns zu Hause.", versuchte Ginny mich zum wiederholten Male dazu zu überreden Weihnachten mit im Fuchsbau zu feiern.
,,Ja ich habe es meiner Familie versprochen. Sie haben Angst wegen den Dingen in den letzten paar Jahren und meinen, dass Hogwarts momentan am sichersten ist.", log ich erneut, mit dem immer wieder kehrenden Schuldgefühlen. Zwar war es nicht komplett gelogen, aber auch nicht ganz richtig. Etwas betrübt nickte das Weasleymädchen mir gegenüber am Haustisch zu und widmete sich etwas antriebslos ihrem Frühstück. Es tat mir so im Herzen weh, doch durfte ich die Ländereien nicht mehr verlassen. Hermine, die neben Ginny saß und Leon, welcher sich rechts von mir befand, hatten das Gespräch schweigend mitverfolgt und schenkten mir am Ende verständnisvolle Blicke. Natürlich wusste auch Hermine den Grund für meinen Verbleib hier im Schloss und hatte es erst gar nicht versucht mich und Leon zu überreden Weihnachten mit ihrer Familie zu feiern. So blieben nur noch Leon, Samira und ich übrig, die Weihnachten hier verbrachten von unserer Gruppe aus. Doch aßen wir zusammen mit den anderen noch ein letztes gemeinsames Frühstück, bevor sie sich zurück nach Hause oder wie in Harrys Fall zu den Weasleys fuhren. Natürlich stimmte es sowohl Leon als auch mich traurig, dass wir nicht zu unseren Familien durften und ich musste zugeben, dass ich auf die anderen neidisch war. Sie brauchten sich keine großen Gedanken darum machen, wie sie mit ihren Eltern in Kontakt blieben oder nach Hause fuhren. Nur ich musste hier bleiben, abgeschottet von meiner Heimat Hellmir. Leon hatte sich damals freiwillig dazu entschieden mir nach Hogwarts zu folgen, jedoch hatten Samira und ich diese Wahl nie.
,,Thalia?", riss mich die Stimme meines besten Freundes aus meinen Gedanken. Etwas desorientiert ließ ich meinen Blick schweifen und merkte, dass sich die anderen aus unserer Gruppe erhoben hatten und anscheinend nun aufbrechen wollten. Ein wenig traurig tat ich es ihnen nach und begleitete sie hinaus zum Portal, wo sie von dort aus von den Kutschen abgeholt werden würden, soweit hatten sie es mir erzählt.
,,Ich werde euch vermissen.", meinte mit einem Male eine traurige Hermine und zog mich in eine große Umarmung. Leicht schmunzelnd erwiderte ich ihre Geste und tätschelte dabei ihre Schulter.
,,Es sind doch nicht einmal zwei Wochen, die werde ich schon mit Leon überstehen. Immerhin habe ich das die letzten paar Jahre auch geschafft.", antwortete ich meiner besten Freundin und musste, so wie sie, bei meinem letzten Satz lachen.
,,Das habe ich gehört, Thalia.", ertönte nun Leons empörte Stimme. Schmunzelnd lösten wir uns mit Hermine von einander und drehten uns zu meinem Beschützer.
,,Ich habe auch gar nicht versucht leise zu sein, mein Lieber.", entgegnete ich frech und setzte einen zuckersüßen Blick auf. Skeptisch zog mein Gegenüber eine Augenbraue nach oben. Neben mir bemerkte ich, wie Hermine unser Gespräch belustigt mit ansah und wandte sich anschließend wieder zu mir, als Harry und Ginny auf Leon zu kamen und sich von ihm verabschiedeten.
,,Es tut dir gut, dass Leon wieder da ist. Du lachst viel, was ich vorher kaum bei dir gesehen habe."
Etwas überrascht huschte mein Blick zu ihr, ehe ich wieder nach vorne sah.
,,Kann schon sein. Leon hat mit mir so viel durchgestanden, dass ich es kaum noch aufzählen kann.", murmelte ich, doch eher zu mir selbst als zu Hermine. Genau in diesem Augenblick kamen auch Harry und Ginny mit Ron im Schlepptau auf uns zu. Neben mir spürte ich wie Hermine sich bei Rons Erscheinen verkrampfte, da dieser bis gerade eben noch an Lavenders Lippen gehangen hat. Innerlich seufzend wandte ich mich zu ihnen und wurde sogleich in eine Umarmung gezogen.
,,Ich wünsche dir schöne Weihnachten, Thalia. Auch wenn wir nicht mit euch feiern können."
Nach diesen Worten löste sich das Weasleymädchen von mir und sah mich etwas traurig an.
,,Danke, dass wünsche ich dir und deiner Familie auch. Wir werden schon irgendwie die Zeit totschlagen.", erwiderte ich und drehte mich zu Harry.
,,Auch dir wünsche ich frohe Weihnachten und dass du ruhige Feiertage haben wirst.", sagte ich an ihn gewandt und zog ihn nun in eine kurze Umarmung.
,,Das wünsche ich dir auch."
Nun blieb nur noch Ron übrig, der etwas unschlüssig neben seiner Schwester da stand und nicht wusste, was er tun sollte. Verstehen konnte ich ihn, immerhin war ich eine der besten Freundinnen von Hermine und habe ihr im Streit zur Seite gestanden, auch wenn ich mich nicht direkt eingemischt hatte. Kurzer Hand ging ich auf den Rotschopf zu und umarmte auch ihn kurz.
,,Ich wünsche dir frohe Weihnachten, Ron."
,,Dir auch Thalia."
Damit war die Verabschiedung beendet und man konnte schon in einiger Entfernung das Rattern und Knarzen der Kutschen hören. Die Schüler, die nach Hause fahren wollten, kamen nun näher zum Ausgang, stellten sich zu ihren Freunden oder Geschwistern und unterhielten sich. Schließlich kamen die ersten Kutschen in mein Sichtfeld und ich staunte nicht schlecht, jedoch nicht wegen den schwarzen Ebenholzkutschen, sondern wegen den Tieren, die diese zogen.
,,Lia alles in Ordnung mit dir?", riss mich mit einem Male Leon aus meinen Gedanken.
,,Ja, ich war nur so fasziniert von den Thestralen, die die Kutschen ziehen. Bisher habe ich nur über sie gelesen, aber noch nie welche gesehen.", meinte ich zu ihm und bemerkte, wie mich Leon verwirrt anguckte, aber auch die Jungs und Ginny taten dies. Nur Hermines Gesicht spiegelte Erkenntnis wider.
,,Du kannst sie sehen?", fragte mich Ginny und sah dabei abwechselnd zu der Kutsche und zu mir. Zögernd nickte ich, weil ich wusste, welche Frage als nächstes folgen würde.
,,Warum?"
,,Ich möchte darüber nicht sprechen. Versteht das bitte.", wisperte ich und musste den Kloß in meinen Hals herunterschlucken, der in der Zwischenzeit entstanden war. Betreten schauten die drei zu Boden und nickten verständnisvoll. Leon hatte währenddessen kein einziges Wort gesagt und sah mich fragend und auffordernd an.
,,Thestrale können nur die Menschen wahrnehmen, die einen geliebten Menschen haben sterben sehen.", raunte ich ihm zu, woraufhin er große Augen machte.
,,Aber warum kann ich sie dann nicht sehen?"
,,Du hast bis jetzt, zum Glück, noch keinen sterben sehen, nur als sie schon tot waren.", erklärte ich es ihm. Zwar überforderte ihn die Situation immer noch, doch nickte er schließlich und sah wieder nach vorn zu der Gruppe. Diese stiegen gerade in zwei Kutschen ein, wobei die Jungs bei Seamus und Dean und die Mädchen alleine waren. Innerlich verdrehte ich wegen diesem Streit die Augen riss mich jedoch zusammen und winkte den anderen zum Abschied noch schnell zu, ehe sich die Thestrale mit den Kutschen in Bewegung setzten und Richtung des Bahnhofes fuhren. Ein paar Minuten blieben wir noch stehen und beobachten die Schüler um uns herum, ehe es uns zu kalt wurde und wir wieder hinein gingen. Schweigend liefen wir ohne Ziel die Korridore entlang und sahen, wie die Gemälde und deren Bewohner uns ab und zu komisch musterten.
,,Lia, darf ich dich etwas fragen?", brach Leon als erster die Stille, sodass ich leicht zusammen zuckte, aber dennoch nickte.
,,Sicher, aber am besten gehen wir in die Bibliothek. Da wird jetzt sicherlich niemand da sein."
Zustimmend nickte mein bester Freund und zusammen mit Samira liefen wir den Weg zu Bibliothek entlang, bis wir wenig später dort ankamen. So wie ich es gesagt hatte, war niemand in dem Saal, bis auf die Bibliothekarin, zu sehen und so setzten wir uns in eine der hinteren Ecken an ein Fenster, wobei es sich Samira auf meinem Schoß gemütlich machte. Zunächst schwiegen wir uns wieder an, bis ich dieses Mal die Initiative ergriff und anfing.
,,Leon mir geht es gut. Du brauchst dir keine Gedanken darüber machen. Mittlerweile kann ich es einigermaßen zurückhalten."
Seufzend schloss mein Gegenüber seine Augen, ehe er seinen Kopf nach oben hob und mir mit seinen blauen Augen ins Gesicht sah.
,,Verzeih mir. Manchmal vergesse ich einfach, wie facettenreich und stark du bist. Aber was ich dich eigentlich vorhin fragen wollte, waren mehrere Sachen als bloß die Frage um dein Wohlergehen.", entschuldigte er sich, was ich mit einem verständnisvollen Blick abtat. Hierbei viel mir jedoch auch der Unterschied in seiner Sprachweise auf, wie es fast immer war, wenn wir alleine waren. Dabei sprach er nicht so umgangssprachlich, sondern wie wir es gelernt hatten ein wenig geschwollen. Aber für mich stellte es kein Problem dar.
,,Was möchtest du wissen?"
Daraufhin fing er an mir seine Fragen zu stellen, die recht unterschiedlich waren. Zuallererst fragte er mich nach den Thestralen und ihren Eigenschaften und Aussehen aus, wobei ich ihm ihre Gestalt auf einem Blatt und einem Stift aus meiner Umhängetasche skizzierte. Weiterhin unterhielten wir uns auch über belanglosere Dinge, wie beispielsweise den Unterricht hier in Hogwarts und in Hellmir oder den Spielregeln beim Quidditch. Wie lange wir dort saßen, konnte ich nicht genau sagen, doch als ich nach draußen sah, hatte die Sonne bereits ihren Hochpunkt verlassen. Gerade als ich vorschlagen wollte nach unten zum Mittagessen zu gehen, stellte mir Leon erneut eine Frage.
,,Warum bist du eigentlich mit Harry bei dieser Weihnachtsfeier weggegangen, ohne es mir danach richtig zu erklären?"
,,Bist du etwa eifersüchtig?", meinte ich leicht verschmitzt und fing dabei an zu schmunzeln.
,,Nein, sollte ich? Aber nachdem du wiedergekommen bist, sahst du etwas verwirrt und blass aus."
,,Ich habe Harry rausgehen sehen, nachdem Professor Snape mit Draco verschwunden ist und bin ihm zur Sicherheit gefolgt. Nach einer Weile entdeckte ich ihn hinter einer Säule und zusammen hörten wir den anderen beiden zu. Professor Snape war auf Draco sauer, jedoch war er beherrschter als Draco. Sie stritten sich und dabei fielen ein paar Fakten, die mich stutzig machten. Snape meinte er hätte wegen Draco den Unbrechbaren Schwur geleistet und die angeblichen Versuche von Draco mit ansehen müssen."
,,Was für Versuche?", unterbrach mich Leon verwirrt und sah mir dabei unentwegt in die Augen. Prüfend sah ich mich kurz um, nur um sicher zu gehen, dass wir immer noch alleine waren. Zur Sicherheit fuhr ich nun mit gedämpfte Stimme fort.
,,Professor Snape meinte, dass Draco Katie Bell verflucht haben soll, ein Mädchen aus meinem Schlafsaal."
Überrascht von dieser Information zog mein bester Freund seine linke Augenbraue nach oben und ließ sich nach hinten an die Stuhllehne fallen. Nachdenklich schweifte sein Blick umher, während er seine Arme vor seinen Oberkörper verschränkte.
,,Und was hältst du davon?", fragte er mich nach einer Weile aus heiteren Himmel und sah mich mit leicht schief gelegten Kopf prüfend an. Schulterzuckend wandte ich mich zum Fenster und beobachtete die Schneeflocken die nun wieder anfingen auf die Erde hinunter zu fallen, während ich Samira auf meinem Schoß hinter dem Ohr kraulte.
,,Ganz ehrlich...ich weiß es nicht. Natürlich ist Draco ein Rätsel für sich und nicht gerade der bestgelaunteste Mensch den ich kenne, aber trotzdem schätze ich ihn so ein, dass er so eine Tat zumindest nicht absichtlich zustande bringen könnte."
,,Lass mich raten, du hast seine Schicksalsfäden gesehen?"
,,Ja, aber nicht nur deswegen bin ich der Meinung, sondern auch wegen seiner Art. Er ist zwar von außen her ein...sagen wir etwas ungewöhnlicher Junge, jedoch keinesfalls für so etwas geschaffen."
Nickend nahm Leon meine Meinung zur Kenntnis, soweit ich das aus dem Augenwinkel heraus erkennen konnte und folgte meinem Beispiel nach draußen zur Winterlandschaft zu blicken.
,,Und wie siehst du die Situation, Leon?", fragte ich ihn nach einer Weile des Schweigens und blickte zu ihm. Zunächst blieb es still, bis sich mein bester Freund räusperte und seine Aufmerksamkeit auf mich lenkte.
,,Wenn ich ehrlich bin: ich kann es dir nicht genau sagen. Natürlich glaube ich dir, was du dort mitbekommen hast. Aber fehlen weitere Informationen sowie Beweise für diese Anschuldigungen. Verurteilen kann man schnell, aber nach der Wahrheit zu suchen, das tun die wenigsten. Ich will nicht sagen, dass er vollkommen unschuldig ist, nachdem was ich bisher gesehen habe, aber er ist auch nicht schuldig.", äußerte er seine Meinung, wobei es sich eher anhörte, als würde er nur laut überlegen.
,,Was hältst du eigentlich von ihm? Draco meine ich."
Überrascht von dieser Frage sah ich ihn verwirrt an, ehe ich nach einer Antwort suchte.
,,Weißt du, er ist nicht einfach. Er steht unter großen Druck soweit ich das aus seinen Schicksalsfäden heraus lesen konnte."
,,Ich will nicht wissen, was dir die Fäden sagen, sondern wie ihn dein Verstand allein einschätzt."
,,Mein Verstand sagt mir, dass er nicht das ist, was er vorgibt. Jedoch rät mir mein Herz, nicht voreilig zu sein in meinem Urteil über ihn. Draco ist zwar von außen her kalt, aber ich glaube nicht, dass dies der Wahrheit entspricht. Würde er aufhören sich nach anderen Sichtweisen zu verhalten, so wäre er ganz anders. Innerlich spür ich, dass er gut sein kann."
Zumindest hoffte ich das, sprach es jedoch nicht laut aus. Derweilen gab sich Leon mit der Antwort einigermaßen zufrieden. Doch beschäftigte mich es, warum ich hoffte, dass Draco Malfoy in seinem Innersten nicht kalt und gefühlslos, sondern gutherzig war. Dieser Junge war für mich ein Rätsel, aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht irgendwann Antworten dazu bekommen würde...zumindest früher oder später.Heyho,
erstmal frohe Weihnachten euch allen und eine schöne Zeit mit euren Familien. Und vielen Dank für eure Geduld dafür, dass es nicht so schnell voranging in letzter Zeit.
Zweitens freue ich mich, dass meine Fanfiktion so gut bei euch ankommt. Heute vor einem Jahr habe ich das erste Kapitel veröffentlicht. Zu diesem Anlass und weil es ja Weihnachten ist, wird morgen oder übermorgen, also am 25. oder 26.12., ein Kapitel erscheinen. So als kleines Geschenk für euch. Ich hoffe ihr bleibt weiterhin bei dieser Geschichte und neugierig über den weitern Verlauf.
Eure Julia
PS: Zwar ist die Geschichte noch nicht zu Ende, trotzdem habe ich mich dazu entschieden einen zweiten Teil zu dieser hier zu schreiben. Nur so als kleine Randinfo, falls ihr euch darüber freut.
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Engel der Nacht (Harry Potter FF)
FanfictionTeil I: Engel der Nacht (beendet) Teil II: Engel der Finsternis (angefangen) Eine dunkle Zeit zieht über das Land herein. Bedroht dessen Bewohner und raubt ihnen die Hoffnung. Die magische Welt wirkt chancenlos im Kampf gegen die aufsteigenede Mach...