17.Kindheitsgeschichte

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Nachdem Frühstück ging jeder von uns in den Unterricht. Als erstes stand auf meinem Stundenplan Arithmetik mit Hermine und Zauberkunst mit dem Trio an. Ohne das etwas besonderes passierte, vergingen diese Stunden recht schnell. Jetzt vor dem Mittagessen hatte ich jedoch eine Freistunde zusammen mit den Jungs und Hermine. Gedankenverloren standen wir in einem der Korridore und warteten das Ende der Pause ab.
,,Wollen wir vielleicht in die Bibliothek gehen?", fragte auf einmal Hermine und durchbrach damit unser Schweigen. Neugierig sah ich zu den Jungs und musste mir ein Lachen verkneifen, da die beiden nicht sehr erfreut über den Vorschlag waren.
,,Hermine, versteh uns jetzt bitte nicht falsch. Aber hast du auch mal etwas anderes im Kopf außer Bücher und lernen?", sprach Ron sie vorsichtig an und wartete eine Antwort ab. Leicht empört schnaubte das Mädchen neben mir und verschränkte ihre Arme demonstrativ vor dem Oberkörper.
,,Muss ich die Frage wirklich beantworten, Ronald Weasley? Im Gegensatz zu dir ist es mir wichtig, wie meine Zukunft aussieht."
Gerade als dieser ihr antworten wollte, ergriff ich schnell das Wort, bevor das hier in einem Streit ausuferte.
,,Was hättest du denn für einen Vorschlag gemacht?"
Verdutzt sah er mich an ehe sich seine Miene ein wenig aufhellte.
,,Der schwarze See.", antwortete er mir. Verwirrt zog ich eine Augenbraue nach oben.
,,Der was?"
Schnell erklärte Harry mir worum es sich handelte.
,,Der schwarze See gehört zu den Ländereien von Hogwarts und hat deshalb diesen Namen, da sein Wasser an der Oberfläche so dunkel erscheint. Es ist der See, an dem die andere Astronomiegruppe gestern war."
Verstehend nickte ich und sah nach draußen. Der Himmel war strahlend blau und keine einzige Wolke war zu sehen. Zudem sah es draußen schön warm aus. Ganz anders als hier im Schloss. Zwar hatte ich vorher auch in einem gelebt, doch war es da komischer Weise nie so kalt gewesen.
,,Also ich wäre dafür. Wir können ja unsere Bücher mit hinunter nehmen und dort ein wenig lernen.", schlug ich vor. Augenblicklich hellte sich Hermines Gesicht ein wenig auf und selbst die Jungs nickten zustimmend. Später hatten wir uns dann zum Gryffindorturm aufgemacht, die Bücher geholt und liefen die bewegenden Treppen und Korridore entlang, bis wir schließlich ins Freie kamen. Glücklich atmete ich die warme Septemberluft ein und folgte, zusammen mit Samira, den anderen. Nach ungefähr zehn Minuten sah ich bereits von weitem das verdächtige Glitzern des Wassers und musste dem Namen des Sees zustimmen. Er machte ihm alle Ehre. Schließlich erreichten wir das steinige Ufer des See und setzten uns unter einen Baum, der auf den letzten bisschen Gras stand bevor der Strand begann. Obwohl das Gewässer auf den ersten Blick etwas düster wirkte, strahlte es nun die Ruhe selbst aus. Entspannt lehnte ich mich an den Baum an und holte ein Buch aus meiner Tasche. Und was für ein Zufall es war das aus der Bibliothek. Innerlich am seufzen, winkelte ich meine Beine ein wenig an,  damit die anderen den Umschlag nicht lesen konnten. Ein letztes Mal sah ich zum See ehe ich mich dem Schmöker zuwandte und in meiner eigenen kleinen Welt versank.
Ich las über ein paar wenige bekannte Kriegsgeschichten und den Kräften Hellmirs und dachte mir bei einigen meinen Teil dazu. Auch einige Geschichten las ich mir durch, die eigentlich jedes Kind bei uns kannte. Selbst mein Lieblingsstück war dabei: Die Geschichte der Sterne.
Vor langer Zeit, als Hellmir gerade entstanden war, gab es sieben Völker in diesem Reich. Jede dieser Gruppen beanspruchte nur das Land, auf dem es lebte, und war zufrieden damit. Bis auf die Oberhäupter zweier Stämme. Sie verlangten nach mehr Land, nach mehr Macht. Beide dieser Männer hatte einen Sohn, der dieses Vorhaben später einmal fortsetzen sollte. Eines Tages ritt einer der Söhne mit seinem Pferd durch die Landschaft auf der Suche nach einem Rastplatz, bis er plötzlich auf eine Frau stieß. Schöner als jede Frau, die er bisher gesehen hatte. Selbst die Blume konnten nicht mit ihrer Schönheit mithalten. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und sprach sie an. Zunächst war die junge Frau, mit den Augen wie aus Edelsteinen, überrascht den Sohn eines Stammesoberhauptes anzutreffen, war jedoch selbst auch ein Kind eines anderen Anführers. Auch der Mann wusste dies, da sie eines der sieben Wappen um den Hals trug, welche nur die Familien der Oberhäupter trugen. Ab diesem Tag war nichts mehr wie es vorher einmal war. Beide konnten nur noch an die Begegnung mit dem anderen denken und sehnte sich nach einem weiterem Treffen. Da jedoch ihre Ländereien zu weit auseinander lagen, konnten sie sich nur schreiben. In jeden neuen Brief offenbarten sie dem jeweils anderen etwas mehr über ihr eigenes Leben. Und so kam es, dass die beiden sich in einander verliebten. Leider jedoch hielt das Glück nicht lange an. Drei Monate, nachdem sie sich das erste Mal trafen, kam die Botschaft, dass die beiden verfeindeten Gruppen in den Krieg ziehen würden. Auch der Sohn des Oberhauptes musste in den Kampf. Als diese Nachricht die Frau erreichte, war sie bestürzt und zog, ohne zu zögern, los, um in seiner Nähe zu sein und um zu wissen, dass es ihm gut ginge. Sie ritt viele Tage durch, ehe sie das Schlachtfeld erreichte, doch dort verschlug es ihr die Sprache. Überall lagen entweder die Toten beider Seiten oder die Krieger kämpften gegen einander. Verzweifelt suchte die Frau nach ihrem Geliebten, bis sie ihn fand. Er kämpfte stark und strategisch und dachte nur daran, seine große Liebe wieder in die Arme schließen zu können. Um so mehr überraschte es ihn als er sie plötzlich am Rande des Schlachtfeldes sah. Erleichtert, dass ihr nichts geschehen war, lächelte er ihr zu. Doch war er dabei nicht aufmerksam geblieben. Sein Gegner nutzten den Moment, um ihm sein Schwert in die Brust zu stoßen. Ein markerschütternder Schrei überzog das Schlachtfeld und brachte jeden dazu inne zu halten. Verzweifelt und weinend lief die Frau auf ihre Liebe zu, der nun dem Tode nahe zu Boden gegangen war. Schluchzend nahm sie seinen Kopf in ihren Schoß und weinte bitterlich, denn sie wusste, dass er es nicht überleben würde. Um so mehr brachten sie die Worte des Mannes zum weinen, dass er sie über alles liebte und sie heiraten wollten, nachdem der Krieg vorbei war. Doch nun blieb ihm kaum noch Zeit und er wusste dies. Mit seiner letzten Kraft holte er einen Ring aus seiner Tasche und fragte die Frau, ob sie ihn heiraten würde. Traurig nickend ließ sie sich von ihrem Verlobten den Ring an den Finger stecken, ehe er ein letztes Mal in ihre Augen sah, bis das Licht des Lebens seinen Körper verließ.
Nachdem die Nachricht des toten Sohnes die zerstrittenen Oberhäupter erreichte, legten sie ihre Waffen nieder und schworen sich den Frieden. Die Frau jedoch interessierte die wenig. Aus Trauer um ihre verlorene Liebe erschuf sie die Sterne, wobei jeder einzelner von ihnen für eine vergossene Träne um die große Liebe der Frau stand.
Gänsehaut überzog meinen Körper als ich diese Geschichte las. Niemand weiß genau, ob die Frau damals wirklich die Sterne erschuf. Aber dafür waren Geschichten ja schließlich da. Sie sollen den Menschen das Gefühl geben, dass alles möglich sein kann, wenn man nur daran glaubte.

Inzwischen hatte sich Samira zu mir gelegt, mit dem Kopf auf meinen Armen und beobachtete die kleinen Wellen vom schwarzem See. Irgendwann tat ich es ihr gleich und legte das Buch zurück in die Tasche. Gedankenverloren hörte ich den Vögeln zu, wie sie sangen, den Wellen, wie sie auf das steinige Ufer trafen und dem Blattwerk, welches sanft vom Wind getragen wurde. Alles war in diesem Augenblick ruhig und friedlich und doch wusste ich, dass dies nicht stimmte. Die Erde wird von dem, der nicht genannt werden darf, bedroht und auch in Hellmir ist es nicht anders. Und andere haben die Sorge keinen geeigneten Beruf zu finden. Ich wäre froh, wenn ich nur diese Probleme hätte. Seufzend ließ ich meinen Blick über die Landschaft vor mir schweifen und stellte mir vor, was mich hinter diesen Bergen erwarten würde.
,,Alles gut, Thalia?", holte mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Schnell sah ich in die Richtung und bemerkte Harry, der mich besorgt musterte.
,,Ja alles gut. Ich war nur gerade in Gedanken versunken.", log ich und sah zu den anderen. Hermine, Ron und Harry hatten alle einen nachdenklichen Ausdruck im Gesicht.
,,Ist irgendetwas?", fragte ich sie leicht verwirrt und legte meinen Kopf leicht schräg.
,,Naja wir wissen nicht sehr viel über dich und können manchmal deine Reaktionen einfach nicht einschätzen. Sowie gestern.", antwortete Harry auf meine Frage.
,,Und was wollt ihr genau von mir wissen? Ihr könnt mich ruhig fragen."
Kurz sahen sich die drei an ehe Hermine anfing.
,,Wo wohnst du eigentlich? Du hast ja  gesagt, dass du Privatunterricht hattest."
,,Ich komme ursprünglich aus einem kleinem Dorf in der Nähe von London. Kaum Einwohner aber der idyllischste Ort den ich je gesehen habe."
Ich war erstaunt und auch enttäuscht von mir, wie leicht diese Lüge über meine Lippen ging.
,,Hast du eigentlich noch Geschwister?", fragte mich dieses Mal Ron interessiert. Hermine rollte über diese Bemerkung nur mit den Augen und schüttelte belustigt mit dem Kopf. Auch ich musste mir ein Lachen verkneifen.
,,Ja, zwei Schwestern. Levanna und Naomi. Und bevor du fragst, Hermine. Meine Eltern sind schon immer von Hellmir fasziniert gewesen und haben meine Schwestern nach den zwei Prinzessinnen benannt. Ich weiß, dass dies total komisch ist, aber so ist nun mal meine Familie."
,,Glaub mir, Thalia. Davon kann ich ein Lied singen.", antwortete Ron mir lachend und auch die anderen beiden stiegen mit ein.
,,Wann müssen wir eigentlich wieder zum Schloss?", fragte ich in die Runde, nachdem sie sich wieder beruhigt hatten.
,,Wir haben zwar noch eine halbe Stunde, ehe diese jetzt endet. Ich würde aber sagen, dass wir jetzt schon einmal alles zusammen packen und langsam wieder ins Schloss gehen.", antwortete Hermine mir mit einen Blick auf ihre Armbanduhr und begann ihre Sachen in die Tasche zu verstauen. Sofort taten wir es ihr nach, standen auf und liefen wieder zum Schloss. Leider kamen wir dort viel zu schnell an und mussten die warme Sommerluft gegen die kühle Schlossluft tauschen.
Tatsächlich hatte unser Rückweg beinahe eine halbe Stunde gedauert, da wir solange wie möglich die Sonne genießen wollten und deshalb langsamer gegangen sind. Kaum kamen wir in den Flur zur Großen Halle hörte ich auch schon das Stimmengewirr der Schüler, die sich zum Mittagessen trafen. Auch sah ich ein paar bekannte Gesichter aus meinem Jahrgang, die mir freundlich zu wanken und ich es ihnen gleich tat. Unteranderem bemerkte ich auch eine kleine blonde Gestalt, die auf mich zum kam.
,,Hey Kathy.", begrüßte ich die Erstklässlerin, welche nun vor mir stand.
,,Hallo Thalia. Du, ich wollte dich mal fragen, ob dein Angebot wegen der Nachhilfe noch steht?"
Schmunzelnd sah ich ihr in die Augen und nickte ihr bestätigend zu.
,,Könntest du mir da vielleicht bei Zaubertränke helfen? Wir haben neulich einen Aufsatz bei Professor Slughorn abgegeben und dabei habe ich nur durch die Hilfe unseres Jahrgangsbesten ein Annehmbar bekommen.", schilderte  Kathy mir ihr Problem und sah mich am Ende mit großen Knopfaugen an. So wie Samira, wenn sie noch ein Stückchen Käse abhaben wollte.
,,Kathy, ich helfe dir doch gerne. Wann hättest du denn unter der Woche Zeit?"
,,Ich hätte Dienstags und Donnerstags nach der vierten Doppelstunde Zeit."
,,Gut ich wäre für  Donnerstag. Ich gebe dir Bescheid, sobald ich das mit den Materialien und den Räumlichkeiten geklärt habe.", antwortete ich ihr. Sofort erschien auf ihrem Gesicht ein helles und warmes Lächeln. Und ehe ich mich versah, umarmte mich das blonde Mädchen stürmisch.
,,Vielen, vielen, vielen Dank, Thalia."
Augenblicklich musste ich auch lächeln über die freundlichen Worte ihrerseits und erwiderte ihre Umarmung.
,,Kathy? Kommst du endlich? Justus Magen kann man wahrscheinlich schon im ganzem Schloss hören.", rief plötzlich eine weibliche Stimme nach Kathy, aus der Richtung der Großen Halle. Schnell lösten wir uns aus der Umarmung.
,,Ja, ich mach ja schon. Drängle doch nicht immer so, Feline.", entgegnete sie ihr ohne sich umzudrehen.
,,Na dann, viel Spaß euch noch."
,,Dir auch und nochmals Danke, Thalia." 
Damit drehte sie sich um und lief flinken Fußes zu einem Mädchen mit schwarzen Haaren und braunen Augen. Kaum war sie bei ihr fingen die beiden ein Gespräch an und warfen mir noch einen Blick zu ehe sie zu ihren Plätzen in der großen Halle liefen. Kopfschüttelnd und schmunzelnd sah ich ihnen hinterher.
,,Ich finde es toll, dass du ihr freiwillig hilfst.", meinte auf einmal ein Stimme neben mir, die sich durch einen Seitenblick als Hermine entpuppte. Anscheinend stand sie während meiner Unterhaltung mit Kathy etwas entfernt.
,,Es ist einfach nur so, dass ich unbedingt helfen will wenn mich jemand fragt. Das war schon immer so."
,,Das ist wirklich eine sehr schöne Eigenschaft. Aber ich rate dir trotzdem dich nicht von anderen deswegen ausnutzen zu lassen. Besonders wenn es zwei gewisse Personen aus unserem Freundeskreis sind, die es jedes Mal schaffen das Unmögliche zu vergessen.", riet mir Hermine und musste am Ende hin sich ein Lachen verkneifen.
,,Hermine, das haben wir gehört.", meinte nun Harry, der an uns vorbei in die Halle  ging, zusammen mit Ron.
,,Um ehrlich zu sein habe ich mir nicht mal die Mühe gemacht es zu verheimlichen.", raunte sie mir zu, ehe auch wir kichernd das Portal durchschritten.

Heyho,
erst mal sorry, dass ich mich ein wenig mit dem Kapitel verspätet habe, aber ich hatte die Woche kaum Zeit zum Schreiben gehabt. Ich hoffe trotzdem, dass euch das Kapitel gefallen hat und ihr weiter meine Geschichte verfolgt.
Eure Julia
PS: Über 500 Reads! Ihr seid wirklich klasse!

Engel der Nacht (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt