Sofort verstummten die vier Slytherins und sahen mich überrascht an.
,,Nenn Hermine nie wieder so.", sprach ich mit ruhiger und bedrohlicher Stimme Draco an. Doch dieser verdrehte nur die Augen.
,,Was willst du sonst machen? Ich glaube nicht, dass kleine schwache Mädchen wie DU hier etwas zu sagen haben.", antwortete Draco mir und trat nun vor mich. Neben mir begann Samira ganz leise zu knurren, doch mit einer einfachen Handbewegung hörte sie damit auf.
,,Ach ja aber nervige Gnome sind hier woll erlaubt.", konterte ich selbstsicher und sah ihm in die grauen Augen. Wutentbrannt sah er mich an und kam auf mich zu.
,,Was hast du gerade gesagt?", fragte er bedrohlich und blieb ungefähr einen halben Meter vor mir stehen. Samira war das nicht geheuer und wollte schon anfangen sich zu verwandeln, als ich sie wieder mit dem Zeichen zur Ruhe brachte.
,,Ach jetzt sind wir etwa schon schwerhörig geworden.", stichelte ich weiter und sah wie er mich anfunkelte. Die Schüler hinter mir mussten durch meine Antwort anfangen leise zu lachen.
,,Jetzt hör mir mal zu. DU hast hier gar nichts zu melden. DU bist schwach und hast keinen Respekt. Kein Wunder, dass deine Eltern dich hier her geschickt haben. Sie hatten es einfach nicht mehr mit dir ausgehalten."
Klatsch. Mit meiner rechten Hand verpasste ich Draco eine Ohrfeige die sich gewaschen hatte. Sofort erschien ein Handabdruck auf seiner Wange. Alle um mich herum zogen erschrocken die Luft ein und sahen mich fassungslos an. Auch Samira sah mich mit diesem Blick an. Doch das interessierte mich nicht.
,,Sprich nicht so von meiner Familie. Du verstehst rein gar nichts.", sagte ich ihm mit ruhiger und leicht trauriger Stimme. Er jedoch stolperte rückwärts zu seinen Freunden nachdem er auch mich fassungslos anstarrte. In diesem Moment ging die Tür zum Klassenzimmer auf und Professor Slughorn erschien in dem Rahmen.
,,Ah, schön das sie alle hier sind kommen sie ruhig rein und setzen sie sich.", begrüßte er uns und ging wieder in den Raum. Augenblicklich folgte ich ihm mit Samira. Ich wollte nicht noch länger in dem Flur dort stehen und die Blicke der anderen auf mir spüren. Zwar würde es hier nicht anders sein, jedoch müssten sich die anderen auf den Unterricht konzentrieren. Schnell ging ich auf eine Tischgruppe neben Professor Slughorn zu und ließ mich dort nieder. Die anderen folgte uns zögerlich in den Raum außer Hermine, die zügig auf mich zukam.
,,Warum hast du das getan?", fragte sie mich leise als sie sich neben mich setzte.
,,Du bist für mich wie eine Schwester und außerdem habe ich gesehen, wie sehr es dich verletzt hat.", antwortete ich ihr ehrlich und ehe ich es realisieren konnte, zog mich Hermine in eine Umarmung.
,,Danke Thalia.", flüsterte sie mir zu und ließ mich wieder los.
,,Geht es dir überhaupt gut, Thalia?"
,,Ja alles in Ordnung.", log ich sie an. Denn in mir herrschte gerade so ein großer Sturm, den ich am liebsten heraus lassen würde. Doch ich hielt mich zurück wie es mein Vater mir beigebracht hatte.
Lass die anderen es nie erfahren wenn es dir schlecht geht. Du musst stark für die anderen sein. Besonders du als Prinzessin musst später stark für dein Volk sein.
Anscheinend merkte Hermine, dass ich nicht darüber reden wollte und legte ihr Zaubertrankbuch auf den Tisch. Gerade als ich meines hinlegte, ging die Tür des Zimmers auf und Harry und Ron betraten den Raum.
,,Ah Harry, mein Junge, schön, dass Sie doch noch gekommen sind. Wir wollten gerade anfangen.", begrüßte Slughorn ihn und strahlte über das ganze Gesicht.
,,Professor? Ron und ich haben aber keine Bücher und auch keine Materialien."
,,Das macht doch nichts. Dort hinten im Schrank liegen noch zwei Exemplare und den Rest werden wir schon irgendwo her bekommen.", plauderte der Professor weiter und richtete seinen Blick wieder auf die Klasse. Als die beiden Jungs ihre Materialien hatten, setzten sie sich an unseren Tisch.
,,So wie Sie alle bereits bemerkt haben werden, stehen hier verschiedene Kessel mit Tränken. Kann mir jemand sagen, was dort vor sich hin köchelt?", fragte Slughorn und deutete auf einen Kessel mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. Sofort schnellten Hermine's und meine Hand in die Höhe.
,,Ja Miss...?"
,,Thalia Rave. Dies ist Veritaserum, er bringt jeden dazu die Wahrheit zu sagen, der es zu sich nimmt.", antwortete ich ohne zu zögern.
,,Sehr gut, Miss Rave. Sehr gut.", lobte mich der Professor und bemerkte wie Hermine mich anerkennend ansah.
,,Und was ist das für ein Trank?", fragte Horace Slughorn wieder. Abermals gingen unsere Hände in die Luft.
,,Ja Miss...Granger?"
,,Es ist der Vielsafttrank, Sir."
,,Ausgezeichnet sie beiden. Nun kommen wir zum letzten Kessel. Kann mir einer von ihnen sagen, was sich hier drinnen befindet? Miss Granger?"
,,Das ist Amortentia.", antwortete ihm Hermine sofort.
,,In der Tat. Weiß einer von Ihnen auch was er bewirkt?"
Wieder erhoben sich nur Hermine's und meine Hand.
,,Miss Rave?"
,,Es ist der stärkste Liebestrank der Welt, wobei er jedoch keine echte Liebe sondern nur eine Illusion davon erzeugt. Zudem riecht er für jeden anders.", erklärte ich ihm und der Klasse, wobei mich viele erstaunt ansahen. Außer Hermine, die mich freudig ansah und Professor Slughorn, der sich auch zu freuen schien.
,,Sehr schön. Vierzig Punkte für Gryffindor. Dürften wir zufällig erfahren, wonach der Trank für Sie riecht?", fragte er mich interessiert. Zustimmend nickte ich, erhob mich und lief auf den Kessel zu, der zu meinem Bedauern in der Nähe von Draco stand. Dieser sah mich neugierig und kalt an.
Kurz vor dem Kessel blieb ich stehen und schnupperte an dem Dampf, der von diesem ausging. Sofort fühlte ich mich irgendwie wohler. Er erinnerte mich an meine glückliche Zeit zu Hause.
,,Für mich riecht er nach einem neuem Buch, Wald, Regen und...", kurz stockte ich. Erschrocken starrte ich auf den Trank. Schon seit einiger Zeit hatte ich diesen Geruch nicht mehr in der Nase. Der Duft nach...
,,...Geborgenheit.", beendete ich meinen Satz und bemerkte wie mich jeder anstarrte. Besonders die Slytherins vor mir.
,,Was meinen Sie mit Geborgenheit, meine Liebe?"
,,Das Gefühl, das ausgelöst wird, wenn man sich irgendwo oder bei irgendwem wohl fühlt.", versuchte ich es zu beschreiben und ging danach zu meinem Platz. Traurig und wissend sah mich Samira vom Boden aus an und setzte sich ganz nah an meine Beine.
,,Professor? Sie haben uns noch nicht erzählt, was dieser Trank dort ist?", rettete ein Mädchen diesen Moment und Slughorn wandte sich zu ihr.
,,Hm? Ah ja, nun das meine Schüler ist Felix Felicis auch bekannt als flüssiges Glück. Es verleiht dem, der es trinkt, für eine gewisse Zeit vollkommenes Glück."
,,Warum trinkt man es eigentlich nicht immer? Ich meine dann hätte man die ganze Zeit über Glück.", fragte nun einer der Slytherins.
,,Nun, würde man den Trank über einen längeren Zeitraum zu sich nehmen, kann das zu Schwindelanfällen oder Kopfschmerzen führen. Im schlimmsten Fall könnten Sie sich vergiften, Mister Zabini. Aber in geringen Mengen ist er vollkommend harmlos.", beantwortete Horace die Frage des Jungen.
,,Dieses kleine Fläschchen werde ich denjenigen überreichen, der diese Stunde den besten Trank braut. Gefordert wird der Trank der lebenden Toten. Viel Erfolg!", sprach er und sofort wuselten alle wie aufgescheuchte Hühner durch den Raum. Ich selbst musste leicht schmunzeln und begab mich nun auch zum Vorratsschrank. Ich hatte diesen Trank bereits so oft bei Dumbeldore brauen müssen, dass ich das Rezept bereits auswendig konnte. Als ich all meine Zutaten beisammen hatte, lief ich wieder zu meinem Platz und begann das Feuer zu entfachen und die Zutaten vorzubereiten. Im Kerker herrschte inzwischen Stille. Nach einer Weile war ich gerade dabei eine Baldrianwurzel klein zuschneiden, als Draco begann mit Slughorn zu sprechen.
,,Sir, ich glaube, Sie kannten meinen Großvater, Abraxas Malfoy?", stirnrunzelnd sah ich zu ihnen ehe ich mich wieder meinem Trank zuwandte. Auch Harry sah zu dem blonden Jungen und als er zu mir guckte, tat er so als ob er sich übergeben müsste. Schnell stahl sich ein Schmunzeln auf mein Gesicht. Dann wandte ich mich wieder meinem Trank zu. Zuguter Letzt gab ich den Saft aus einer zerdrückten Schlafbohne hinzu und rührte den Trank siebenmal im Uhrzeigersinn und dann jeweils in die andere Richtung. Schließlich beendete der Professor den kleinen Wettbewerb.
,,So die Zeit ist um. Bitte alle Hände und Zauberstäbe weg vom Kessel nehmen."
Bei jedem Tisch ging er vorbei und guckte entweder verzweifelt oder enttäuscht, selbst bei den Rawenclaws. Zu Letzt kam er zu unserem Tisch, wobei er Rons teerartigen Trank nur mitleidig ansah. Bei Hermine jedoch hob sich seine Laune und er begann zu nicken. Danach war Harry an der Reihe.
,,Hervorragend, mein Junge. Sie haben eindeutig das Talent ihrer Mutter geerbt. Sie war so begabt in Zaubertränke.", lobte Slughorn ihn und wandte sich anschließend zu mir. Kritisch musterte er meinen Trank und rührte ihn um. Doch dann hellte sich sein Gesicht auf.
,,Bei Merlins Bart, exzellente Arbeit. Sie sind eindeutig für die Kunst der Zaubertränke geschaffen, Miss Rave. Es wird schwierig sich für einen Gewinner zu entscheiden.", sprach Professor Slughorn und legte seine Stirn in Falten. Die ganze Klasse sah zu Harry, Slughorn und mir und verfolgten das Geschehen. Selbst Draco und die Slytherins.
Eigentlich war es mir egal, ob ich den Trank bekam oder nicht. Wie schon meine Mutter sagte: Es fühlt sich besser an, wenn man es selbst geschafft hat ohne jede weitere Hilfe.
,,Professor Slughorn?"
,,Ja Miss Rave?", fragte Slughorn neugierig.
,,Ich überlasse Harry Felix Felicis.", sagte ich und alle Münder, sogar der des Professors öffneten sich.
,,Wieso das denn?", fragte er mich verwirrt. Auch die anderen sahen mich fragend an.
,,Ohne Hilfe fühlt sich das Ergebnis einer gelungenen Aufgabe viel besser an, als wenn man erst etwas zusätzlich hinzuziehen muss um es zu schaffen.", zitierte ich die Worte meine Mutter und sah Verständnis in seinen Augen aufblitzen.
,,Nun gut, Harry. Hier ist Felix Felicis, verwenden Sie es mit Bedacht.", ermahnte unser Lehrer ihn und überreichte den strahlenden Harry die Phiole. Danach beendete er den Unterricht und zusammen mit Samira, Hermine und den Jungs wollte ich den Raum verlassen als uns der Professor noch einmal zurückhielt.
,,Miss Granger, Miss Rave, Mister Zabini und Harry. Bitte bleiben Sie noch kurz hier."
Fragend sah uns Ron an ehe er das Klassenzimmer verließ.
,,Schön, schön. Ich wollte sie vier zu einem meiner berühmten Abendessen einladen. Die genaueren Informationen werden Sie dann per Post erhalten.", richtete Horace an uns und ließ uns gehen. Draußen vor der Tür wartete bereits Ron, dieser wartete jedoch bis dieser Zabini weg war.
,,Und was wollte Slughorn von euch?"
,,Er hat uns zu einem seiner Treffen eingeladen.", antwortete Harry ihm und zusammen gingen wir zu Verwandlung bei unserer Hauslehrerin.
,,Was hatte eigentlich Draco gemacht, dass er einer rote Wange hatte?", fragte Harry uns neugierig, während wir durch die Flure liefen.
,,Thalia hat ihm eine Ohrfeige gegeben.", erklärte Hermine es für mich und ich war dankbar darüber. Erstaunt blieben die Jungs stehen.
,,Du hast was gemacht? Ist ja toll.", rief Ron freudig und klopfte mir auf die Schulter.
,,Wieso eigentlich? Ohne Grund hättest du ihm keine gescheuert, obwohl er es verdient hätte.", sprach nun Harry mich an. Bittend sah ich zu Hermine.
,,Sie hat sich für mich eingesetzt. Und dann hat Draco ihre Familie mit hineingezogen.", antwortete Hermine ihm und sah ihn an.
,,Was? Es ist ja kein Wunder, dass er uns immer schikaniert, aber das er das jetzt auch schon bei Thalia macht, hätte ich nicht erwartet.", sagte Harry entsetzt und sah mich traurig an.
,,Es ist nicht mehr so schlimm. Mein Vater hat mir immer gesagt, dass ich meinem Gegenüber niemals meine Schwäche zeigen und ihm stattdessen die Stirn bieten soll.", erklärte ich ihnen. Etwas zögerlich nickten sie und zusammen kamen wir wenig später zu Professor McGonagalls Klassenzimmer für Verwandlung. Dort setzte ich mich mit Hermine und meiner Katze in die erste Reihe der mittleren Tischreihe. Ron und Harry setzten sich weiter hinten hin. Da wir die ersten waren, kamen die anderen erst nach und nach und ließen sich auf ihren Platz nieder.
,,Oh oh. Thalia sieh jetzt bitte nicht nach hinten.", flehte Hermine mich plötzlich an.
,,Wieso?", flüsterte ich alarmiert und sah sie an.
,,Wir haben jetzt Unterricht mit Malfoy und seinen Schoßhündchen. Und so wie es aussieht will er sich weiter vorn hinsetzten."
Innerlich schickte ich eine Stoßgebet gen Himmel. Bitte, bitte in Hellmirs Namen, lass ihn sich nicht in die erste Reihe setzen.
Neben mir hörte ich wie Stühle über den Boden geschoben wurden. Vorsichtig sah ich zu meiner linken und hätte am liebsten Bekanntschaft mit der Tischkante gemacht. Der größte Idiot der Schule hatte sich an den Tisch neben uns gesetzt.
Draco Malfoy...
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Engel der Nacht (Harry Potter FF)
FanfictionTeil I: Engel der Nacht (beendet) Teil II: Engel der Finsternis (angefangen) Eine dunkle Zeit zieht über das Land herein. Bedroht dessen Bewohner und raubt ihnen die Hoffnung. Die magische Welt wirkt chancenlos im Kampf gegen die aufsteigenede Mach...