36.Weihnachtliche Verwirrung

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Die darauf folgende Woche verlief wie ein sich unaufhaltsam drehender Strudel. Unterrichtsstunden gingen vorbei und hinterließen einen Berg an Hausaufgaben. Katys Nachhilfe nahm langsam Gestalt an und meine Trainingsstunden...die waren chaotischer als je zuvor und bewiesen mir wie unkonzentriert ich war. Auch jetzt stand ich in Professor Snapes Klassenraum und bemühte mich halbherzig das Seelenbuch zu rufen. Doch nichts, nicht einmal der Hauch der sonst so angenehmen Wärme war zu spüren und ließ mich innerlich verzweifeln.
,,Miss Rave, wo sind Sie bloß mit Ihren Gedanken? Letzte Woche noch brauchten Sie nicht mal mit der Wimper zu zucken und das Buch erschien.", herrschte mich mein Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste an. Augenblicklich erschien eine Falte auf seiner Stirn, bei der ich nicht wusste ob er überlegte, wie er mich am besten umbringen könnte oder er nach einer einfacheren Lösung suchte.
Seufzend ließ ich meine Arme schlaff an meinem Körper herunter hängen und traute mich nicht irgendetwas zu erwidern.
,,Miss Rave ich rede mit Ihnen!", fuhr er mich erneut an und gab mir nun eher die Vermutung der ersten Theorie seiner Mimik.
,,Es tut mir leid, Professor.", murmelte ich und betrachtete dabei das Holzparkett zu meinen Füßen. Nur am Rande nahm ich wahr, wie mein Teilzeit-Ausbilder die Arme verschrenkte, zu einem der großen Klassenfenstern ging und gedankenverloren die Schneelandschaft vor sich betrachtete. Nach einer Weile des Schweigens stieß Snape geräuschvoll die Luft aus und kam wieder zurück auf mich zu.
,,Ich lasse Sie unter zwei Bedingungen jetzt früher gehen: Sie versprechen das Lesen des Buches zu üben und es mir nächstes Mal vorzeigen."
,,Und die zweite Bedingung, Professor?", fragte ich ihn überrascht und sah ihm ebenso ins Gesicht.
,,Sie werden eine zusätzliche Anweisung von Professor Dumbeldore ausführen. Was das für eine ist, wird er Ihnen nachher noch erzählen."
,,Verstanden, Professor.", meinte ich und drehte mich einmal um meine eigene Achse. Zielstrebig lief ich auf die wöchentlich zusammen geschobenen Tische zu, schnappte mir meine Tasche und forderte Samira mit einen Blick auf mir zu folgen. Diese saß während des Trainings aufmerksam auf einen Stuhl und beobachtete jede noch so kleine Bewegung. An der Tür angekommen, drehte ich mich jedoch nochmal um.
,,Auf Wiedersehen, Professor."
Mit diesen Worten verschwand ich aus dem Klassenzimmer und ging den beinahe verlassenen Korridor entlang. Beinahe, da mein bester Freund Leon an einer Steinsäule lehnte und wie jedes Mal auf das Ende meines Trainings wartete.
,,Warum habt ihr heute so zeitig die Stunde beendet?", fragte er mich verwundert und folgte mir mit gemächlichen Schritten.
,,Ich habe es heute nicht einmal geschafft die Wärme des Buches zu spüren.", antwortete ich ihm geknickt und hielt dabei meinen Blick strickt nach vorn.
,,Jeder hat mal ein Tief, daher ist es umso wichtiger zu lernen sich schnell wieder aufzurappeln.", erklärte Leon und legte mir dabei seinen linken Arm um die Schultern. Bei dieser Geste musste ich anfangen zu schmunzeln und sah ihm nun in die blauen Augen.
,,Woher hast du denn diese Weisheit? Ich bezweifle nämlich, dass sie von dir selbst ist."
,,Ich bin empört über so wenig Vertrauen in mich. Aber ja es ist nichts von mir, sondern von dir. Das hast du mir beigebracht."
,,Von mir?", lachte ich verwundert auf und schüttelte dabei den Kopf.
,,Wann soll ich das jemals gesagt haben?"
,,Nicht gesagt aber ich habe es von deinem Wesen gelernt. Immer wieder rappelst du dich auf, obwohl es auswegslos erscheint."
Ohne etwas darauf zu erwidern sah ich ihn etwas zweifelnd an und wendete zu einem anderen Thema.
,,Hast du dir eigentlich schon einen Anzug für Professor Slughorns Weihnachtsfeier ausgeliehen?"
Für einen Moment war mein bester Freund überrascht, fing sich jedoch schnell wieder. Nachdem die Einladung per morgendlicher Eulenpost bei uns gelandet war, hatte ich ihn als meinen besten Freund gefragt, da er auch überraschender Weise von meinem Zaubertranklehrer eingeladen wurde.
,,Nein ich habe meinen aus Hellmir mitgebracht, den ich dort schon mal dir zu Liebe getragen habe."
Leon mochte die traditionelle Kleidung der Zauberer nicht wirklich, hatte sich aber auf meine Bitte hin einen anfertigen lassen, als mich Professor Dumbeldore das letzte Mal im Schloss besuchte.
,,Schön.", sagte ich knapp, musste aber trotzdem bei seinem Blick schmunzeln.
,,Und du, was wirst du tragen?"
,,Wirst du schon sehen.", meinte ich geheimnisvoll und verließ mit Leon zusammen den Korridor, um Professor Dumbeldore aufzusuchen.

Engel der Nacht (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt