,,Du bist mit McLaggan hier? Warum das denn bitte, Hermine?"
,,Ich dachte...es...wäre derjenige, bei dem Ron am ehesten ausrasten würde.", murmelte Hermine betreten zu Boden. Gerade als Harry etwas darauf antworten konnte, kam ein Kellner der Feier zu uns hinter den Vorhang.
,,Etwas zu Essen?", fragte der junge Mann freundlich und sah uns nacheinander an. Einstimmig lehnten wir mit einem Kopfschütteln ab.
,,Ist vielleicht auch besser so. Von diesen Drachenbällchen bekommt man ganz fiesen Mundgeruch."
,,Dann vielleicht doch.", sagte auf einmal Hermine und schnappte sich schnell die gesamte Platte. Eilig aß sie zwei dieser Häppchen, während der Kellner wieder zur Feier verschwand.
,,Oh mein Gott! Ich bin weg.", murmelte meine beste Freundin und verschwand leise aus unserer Nische. Verwirrt sah ich zum Raum, entdeckte Cormac und tat es ihr gleich, wobei wir Harry mit dem Silbertablett und Hermines Begleitung alleine ließen. Vor dem Stoff angekommen, bahnte sich das braunhaarige Mädchen in dem rosé-farbenden Kleid einen Weg durch die Menschenmenge. Ich hingegen gesellte mich wieder zu Leon und zu meinem Bedauern auch Professor Slughorn, der unser Auftreten wohl mehr als komisch fand der Professor jedoch nichts mitbekam. Kopfschüttelnd ging ich auf die Gruppe zu und stellte mich wieder zu meinen Beschützern.
,,Ah Miss Rave, da sind Sie ja wieder. Ich hatte schon Angst Ihnen gefällt meine Feier nicht und sind gegangen.", begrüßte mich mein Lehrer überschwänglich, als er mich erblickte.
,,Nein, nein Professor. Ihre Feier ist wirklich schön, ich hatte mich nur gerade mit Hermine und Harry unterhalten.", entgegnete ich höflich und setzte ein freudiges Lächeln auf.
,,Na dann ist ja alles in bester Ordnung. Übrigens hat mir Mister Cervix gerade einige sehr spannende Details verraten. Ich wusste zwar, dass Sie in Zaubertränke begabt und auch neben Miss Granger Jahrgangsbeste sind, dass Sie aber auch noch Zeichnen und Klavier spielen ist wirklich erstaunlich."
,,Das Kompliment schmeichelt mir, Sir. Doch sind dies lediglich Freizeitaktivitäten und ich bin mir sicher, dass es andere besser können als ich."
,,Ach papperlapapp, meine Liebe. So gut wie Sie in der Schule sind, werden auch Ihre anderen Fähigkeiten herausragend sein."
,,Wenn Sie das sagen, Professor Slughorn.", antwortete ich ihm und schenkte Leon einen kurzen, aber grimmigen Blick, der soviel aussagte wie Wir-klären-das-nachher-noch. Doch mein bester Freund ignorierte dies und lächelte mich verschmitzt an, wahrscheinlich seine Rache für den Anzug.
,,Dürfte ich ein Bitte aussprechen, Miss Rave?", fragte mich mein Gegenüber mit einem bittenden Ton auf einmal, woraufhin ich zögernd nickte.
,,Spielen Sie doch ein Stück für uns. Ich wette den anderen Gästen wird es auch gefallen."
Da ich ihm leider schon dieses Versprechen gegeben hatte, nickte ich geschlagen und bemerkte, wie mich Leon schadenfroh ansah.
,,Wunderbar. Kommen Sie mit, ich bringe Sie zum Flügel.", sagte Slughorn begeistert und wandte sich eilig um. Flink folgte ich ihm und spürte, dass Leon und Samira mir folgten.
,,Ein toller Freund bist du.", murmelte ich sarkastisch zu meinem Beschützer.
,,Danke für das Kompliment.", meinte er lediglich und hörte gar nicht mehr auf zu grinsen, woraufhin ich nur mit den Augen rollen konnte. Abrupt blieb der Professor stehen und wandte sich an die feierlich gestimmte Runde.
,,Dürfte ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit beten. Wie Sie alle mitbekommen haben, sind auch dieses Jahre einige vielseitig talentierte junge Schüler und Schülerinnen bei dieser Feier. Sei es ein begabter Quidditchspieler, wie Mister Zabini oder Mister Potter oder Jahrgangsbesten, wie Miss Granger und Miss Rave. Gerade eben habe ich unserer reizenden Miss Rave das Versprechen abgerungen für uns auf dem Klavier zu spielen. Stolz kann ich dazu sagen, dass sie, zusammen mit Mister Potter und Miss Granger, die Beste in meinem Zaubertrankkurs ist.", sprach Professor Slughorn mit geschwollener Brust und deutete bei jedem Namen auf die jeweilige Person, die von den anderen Gästen immer wieder mal anerkennende Blicke erntete.
,,Miss Rave würden Sie nun für uns ein Stück vortragen?"
Leicht nervös nickte ich und behielt mein unsicheres Lächeln bei, während ich auf das schwarze Instrument zutrat. Dort angekommen, setzte ich mich auf den dunklen Lederhocker und atmete noch einmal tief durch. Ich hatte, um ehrlich zu sein, noch nie vor so vielen Leuten gespielt. Vorsichtig legte ich meine Finger auf die Tasten und dachte noch mal fest an das Stück was ich spielen würde, ehe ich meine Finger behutsam in Bewegung setzte. Um mich herum bemerkte ich wie es schlagartig still wurde, doch blendete ich es so gut es ging aus und konzentrierte mich einzig und allein auf die Musik. Und obwohl ich meine Augen offen hatte, entstand vor meinem inneren Augen ein völlig anderes Bild, wie jedes Mal wenn ich Musik hörte. Bei diesem Werk kam es mir so vor als stünde ich in unserem Palastgarten, der vom goldenen Herbst heimgesucht wurde und die ersten Blätter fielen. Dabei kam ein zarter, aber kühler Wind auf, der sich seinen Weg zu mir bahnte und mir diese Melodie vortrug. Je leiser die Musik und je weiter weg der Wind war, desto eher folgte ich ihm durch den Garten, vorbei an den rötlich-braunen Hecken unseres Irrgartens und den schon winterfesten Blumenbeeten. Doch so wie dieser Spaziergang neigte sich auch das Stück dem Ende zu und ich bemerkte, wie ich die letzten Akkorde begann und schlussendlich hauchzart die letzten Noten spielte, bis auch diese von der Stille des Raumes verschlungen wurden. Erst als es komplett still war und ich das erste Klatschen hörte, gelangte ich wieder aus meiner Traumwelt ins hier und jetzt. Neugierig drehte ich mich um und sah, dass Leon der Erste war, gefolgt von Professor Slughorn und den übrigen Gästen, der applaudierte.
,,Das war wirklich fabelhaft, meine Liebe. Ich bedanke mich in Namen aller anderen für dieses wunderbare Geschenk.", sprach der Gastgeber dieser Feier und neigte am Ende seinen Kopf, um seinen Worten Ausdruck zu verleihen. Immer noch nervös erwiderte ich seine Geste und stand erst jetzt von dem Klavierhocker auf. Geschwind stellte ich mich wieder zu Leon und beobachtete mit rauschenden Ohren, wie sich die Gesellschaft sich allmählich wieder auflöste. Jedoch nickten mir ab und zu noch einige der älteren Gäste bewundernd zu, ehe auch sie sich wieder ihrem Gesprächspartner zu wandten.
,,Siehst du es nun, dass du talentiert darin bist?", meinte mein bester Freund neben mir und erinnerte mich gleichzeitig an den Grund, warum ich überhaupt gespielt habe.
,,Ja, aber ich hätte gerne auch auf diesen Beweis verzichtet und das weißt genauso gut wie ich, Freundchen.", meinte ich gespielt ernst und sah zu ihm. Entschuldigend hob mein Nebenmann seine Hände, wobei er sein Lächeln nicht verlor.
,,Trotzdem, immer wieder gern geschehen.", flüsterte er mir zu und schaffte es, dass auch ich schließlich grinsen musste.
,,Du bist manchmal unmöglich, weißt du das?"
,,Ja, aber genau das gefällt dir doch so an mir.", antwortete er mir und legt mir dabei wie immer einen Arm um die Schultern. Seufzend schüttelte ich den Kopf, ehe ich ebendiesen auf seiner rechten Schulter ablegte. Eine Weile standen wir schweigend so da und beobachteten stumm die Leute um uns herum. Es war das erste Mal seit langem, dass ich so positiv abgeschottet von der Welt und leicht war, genau deshalb wollte ich, dass dieser Moment noch etwas anhielt.
,,Leon?"
,,Hmm?"
,,Was glaubst du wird meine Familie jetzt um diese Zeit unternehmen? Die letzten Jahre haben wir uns gegenseitig unterstützt und uns geholfen so gut es ging. Aber jetzt...in den letzten paar Monaten ist so viel passiert. Ich...ich habe Angst, dass sie wieder so abstürzen wie bei Alex damals."
Eine Weile blieb es still zwischen uns und ich wusste, dass Leon für seine Antwort die richtigen Worte suchte. Immer wieder sah er kurz zu mir und zog dann die Stirn kraus.
,,Ehrlich gesagt weiß ich es nicht und ich will dir auch keine Illusionen erschaffen, die nicht wahr sind. Aber bei einem bin ich mir sicher: selbst jetzt hält deine Familie zusammen. Für Dich. Das schaffen nicht viele, denn ich kenne keinen, der so willensstark ist wie deine Schwestern und Eltern. Vergiss das nie, Lia."
Schweigend nahm ich seine Antwort in mich auf und war ihm dafür dankbar. Schon immer wollte er mich schützen, mir aber dabei auch nicht die Wahrheit vorenthalten. Ohne ein Wort zu sagen nickte ich und richtete mich kurz darauf wieder auf.
,,Ich bin froh, dich als besten Freund zu haben.", sprach ich ihm wahrheitsgemäß meine Gedanken aus und sah ihm in die Augen.
,,Und ich bin froh dich als beste Freundin zu haben.", antwortete er mir und strahlte mich ebenso an, wie ich ihn. Gerade als ich noch etwas sagen wollte, sprang mit einem Male die Eingangstür mit einem lauten Knall auf und ein zorniger Hausmeister kam hinein. Neben ihm her lief seine Katze Mrs Norris und beobachtete ihre Umgebung mit orange leuchtenden Augen genauestens. Zu seiner rechten hatte Mister Filch jemanden am Kragen gepackt und blieb erst einen Meter vor Professor Slughorn stehen, wobei es auch im Raum recht ruhig wurde.
,,Professor Slughorn, Sir, ich habe diesen Burschen hier in der oberen Etage herum schleichen sehen. Er meinte, er gehöre zu Ihrer Feier.", begann unser Hausmeister, mit einer knarzenden Stimme, zu sprechen und hielt dabei den Kragen des jenigen immer noch fest in der Hand. Erst jetzt viel mir auf, dass es Draco Malfoy war, den er dort mit sich geschleift hatte. Unwohl und wütend zugleich, versuchte sich der Slytherinschüler loszumachen, was ihm jedoch nicht gelang.
,,Okay, okay. Ich wollte mich hinein schmuggeln zufrieden?", meinte er trotzig und blickte zum ersten Mal in die Runde. Kurz blieb sein Blick bei Blaise Zabini stehen, eher er bei mir und Leon hängen blieb und uns kritisch musterte. Ohne es wirklich zu bemerkten, hatte sich Professor Snape, den ich bis dahin gar nicht bei der Feier gesehen hatte, einen Weg zwischen den Gästen gebahnt und stand nun vor Draco und Mister Filch.
,,Ich geleite ihn nach draußen vor die Tür.", meinte er mit einem seltsam belegten Ton und sah ihn durchdringend an. Anscheinend von diesen Worten weiter erzürnt, riss sich Draco aus dem festen Griff des Hausmeisters und sah ihm hasserfüllt in die Augen.
,,Aber natürlich, Professor."
Mit diesen Worten gingen die beiden zur Zimmertür und verschwanden dahinter. Im Augenwinkel bemerkte ich, wie Harry ebenfalls auf diese zuging und den beiden nach draußen folgte.
,,Leon, ich bin gleich wieder da.", meinte ich noch schnell, bevor ich mich dazu entschied Harry nicht allein durch die Korridore gehen zu lassen. Unbemerkt erreichte ich die hölzerne Tür und ließ damit die Feier hinter mir. Augenblicklich nahm ich wahr, wie stickig und warm es eigentlich in dem Zimmer geworden war und bekam durch den Temperaturunterschied eine leichte Gänsehaut. Aufmerksam blickte ich den dunklen Gang und sah leider niemanden mehr, dafür aber hörte ich noch ganz in der Nähe das dumpfe Aufschlagen der Schuhsohlen von zwei Personen. Ohne noch weiter Zeit zu verlieren lief ich ihnen leise hinterher und war froh darüber keine Absatzschuhe zu tragen. Bis zum Ende des Korridors lief ich gerade aus, bis es zu einer Kreuzung kam und ich den Geräuschen vom linken Gang her nachlief. Nach etwa zwei Minuten, einigen Treppenstufen und Kreuzungen später erblickte ich vor mir einen langsamen Schatten, der schließlich hinter einer Säule stehen blieb. Verwirrt lief ich auf diesen zu und merkte, dass es Harry war. Auch warum er stehen blieb erübrigte sich von allein, als ich Dracos und Professor Snapes gedämpfte Stimmen wahrnahm. Leise lief ich auf den schwarzhaarigen Jungen zu, aber so, dass er mich ohne zu erschrecken erkannte. Zum Glück klappte dies, jedoch schenkte er mir dabei einen verwirrten Blick. Ich hingegen legte mir einen Finger an die Lippen und hoffte, dass er das durch das schwache Licht des Ganges erkannte und lauschte gebannt dem Gespräch.
,,Ich brauche keine Hilfe. Auch keinen Schutz und erst recht nicht von Ihnen.", ertönte die wütende Stimme von Draco im Gang vor uns. Dabei versteckte ich mich noch weiter hinter der Säule und wagte es erst gar nicht in den Korridor zu sehen. Jedoch hörte ich kurz nach dieser Aussage ein dumpfes Geräusch und vermutete, dass Snape Draco an die Wand gestoßen hatte.
,,Ich werde Sie beschützen. Ich habe den Unbrechbaren Schwur abgelegt."
,,Ich brauche aber keinen Schutz. Ich wurde auserwählt für diese Sache."
,,Ob Sie es wollen oder nicht ich werde Ihnen helfen. Ihre Versuche den Plan voran zu bringen, hat man ja bei Miss Bell gesehen."
Etwas erschrocken sah ich neben mir zu Harry, der gleichzeitig wütend aber ebenso wie ich erschrocken aussah.
,,Vielleicht habe ich diese Katie Bell verhext, vielleicht aber auch nicht. Ihnen fehlen die Beweise, also lassen Sie mich in Ruhe."
Mit dieser letzten Äußerung entfernte sich jemand von uns und ich vermutete stark, dass es Draco war. Einige Augenblicke später verschwand dann auch Professor Snape und war nach einer Weile nicht mehr zu hören, jedoch traute ich mich noch nicht hinter der Säule hervor. Erst als ich mir sicher war, trat ich aus dem Schatten und bemerkte, dass Harry es mir gleich tat. Schweigend machten wir uns wieder auf den Weg zu Slughorns Feier und sprachen erst wieder, als wir den betreffenden Korridor betraten.
,,Was glaubst du hat Snape mit dem 'Unbrechbaren Schwur' gemeint?", fragte er mich nachdenklich. Doch dazu hatte ich zum ersten Mal keine Antwort parat, denn noch immer schockten mich die Worte des Gespräches und ergaben auf der anderen Seite wiederum keinen Sinn für mich. Draco wurde zwar für eine bestimmte Sache auserkoren und nahm dies anscheinend ernst, doch klang es für mich eher so, als täte er es aus Angst und Verzweiflung. Mit diesem Knäul an Gedanken und dadurch entstandene Kopfschmerzen betraten wir wieder die stickige Feier und taten so, als ob nichts geschehen wäre.
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Engel der Nacht (Harry Potter FF)
FanfictionTeil I: Engel der Nacht (beendet) Teil II: Engel der Finsternis (angefangen) Eine dunkle Zeit zieht über das Land herein. Bedroht dessen Bewohner und raubt ihnen die Hoffnung. Die magische Welt wirkt chancenlos im Kampf gegen die aufsteigenede Mach...