6. ~ "Ich bin die Thronerbin Deutschlands, Ihr habt meine Befehle auszuführen."

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Nick Jonas - Under you

Der warme Stoff auf meiner Haut lässt mich etwas wohler fühlen. Heute habe ich mich in kein zuschnürendes und atemberaubendes Korsette gezwängt, sondern einen dicken Pullover und eine normale, aber enge Hose angezogen, was ganz untypisch für mich ist. Ich stehe zu meinen femininen Kleidern, doch heute nicht. Ich fahre mir durch die Spitzen meines Haar und richte das Diadem auf meinem Haupt, als ich die Türen hinter mir wahrnehme. Die Kapellentüren sind nicht besonders neu, weswegen jede deren Bewegungen sich enttarnen. "Ich wusste das ich dich hier finde würde.", kniet Viola sich vor dem Herrn hin, ehe sie sich zu mir auf die Bank setzt. "Wir haben dich am Morgentisch vermisst, Ana.", legt Viola ihre etwas kältere Hand auf meine warme, die ich im Pullover vergraben habe. "Ist dir nicht kalt?", betrachte ich ihre kurzärmeliges Kleid, doch sie schüttelt nur ihren Kopf. "Die Sonne scheint heute wieder etwas.", zeigt sie aus dem kleinen Fenster, dass sich in der Kapelle befindet. Ich hebe nur kurz den Kopf an und wende mich wieder zum Herrn, der von der Decke am Kreuz hängt. "Du warst auch nicht beim Schneider Duval.", stößt Viola ihre Schulter absichtlich an meine. "Ich habe Kirsten hingeschickt.", fallen mir Violas hellen Haare auf, die heute hochgesteckt sind. "Lasst mich raten, weil sie genau die gleichen Maßen wie du hat?", grinst meine Dame mich an und ich muss selbst etwas Lächeln, als ich sie anblicke.
"Sag mal, habe ich heute etwas verpasst, oder wieso seid Ihr so festlich gekleidet und dein Haar, Viola.", streiche ich eine Strähne aus ihrem Gesicht zurück, während sie nur strahlt. "Oh Ana, Louis trifft doch heute ein."
"Schon?", ziehe ich eine Augenbraue hoch. "Ich hatte die Zeit total vergessen."
"Aber erst gegen Mittag, ich bin so aufgeregt. Wir haben uns Monate nicht mehr gesehen. Dankeschön das er hier weilen darf.", drückt Viola meine Hand und ich drücke zurück, als Selbstverständlichkeit. "Ich möchte das du glücklich bist, Viola."
"Ich möchte auch das du glücklich bist, Ana. Aber das scheint mir in letzter Zeit nicht so.", wende ich meinen Blick von ihr ab und schaue auf unsere Hände. "Meine Mutter.", blicke ich wieder zum Herrn auf und sende letzte Gebete hinauf. "Komm bete mit mir.", atme ich tief durch und senke den Blick erneut, schließe die Augen. "Möge Louis einen Ring für Viola mitbringen.", höre ich meine Dame neben mir etwas kichern. "Und Viola wird hoffentlich bald überglücklich verheiratet sein und viele Kinder gebären."
"Genau das gleiche wünsche ich auch Euch, mit Alexander, Ana.", strahlt Viola mich an, als ich zu ihr aufblicke. "Amen.", drückt sie erneut meine Hand und küsst meine Wange. "Nun geht schon.", tätschle ich auf ihre Hand, als sie unruhig auf der Bank sitzt, sie aufspringt, sich zum Abschied vom Herrn verbeugt und sich aus der Kapelle begibt und mich wieder alleine zurück lässt.
Meine Mutter hatte unrecht, das Beten hat es nur verschlimmert.
Ich senke meinen Blick erneut, vergrabe meine Hände im Pullover, spüre wie sich meine Kehle sich zusammenschnürt und Tränen sich in meinen Augen ansammeln.

~

"Eure Hoheit.", nickt Soldat Johnathan mir zu, als er hinter sich zeigt. "Das ist General Marcus, englisches Territorium."
"Vielen Dank, Johnathan.", nicke ich ihm zu, er tretet hinter mich zu Laila, die ebenfalls hinter mir stehen geblieben ist. "Eure Majestät.", verbeugt General Marcus vor mir.
"Prinzessin bitte, General.", lege ich eine Hand auf die andere.
"Prinzessin.", nickt er und ich ziehe die Mundwinkel hinauf.
"Ich habe Neuigkeiten in Eurem Interesse, Hoheit.", macht er einen Schritt auf mich zu, worauf ich Johnathan ebenfalls näher an mir spüre, doch es scheint als würde General Marcus keine Absichten haben. "Ich bin treuer Diener Eures Vaters gewesen, Hoheit. Ich lebe auf englischem Boden, doch mein Herz gehört Deutschland.", nickt er erneut und ich ebenfalls, bemerke wie sein Blick durch den Flur gleitet, doch mehr als ein paar Bedienstete schwirren nicht herum. "Was ist vorgefallen, General?", ziehe ich seine Aufmerksamkeit wieder auf mich.
"Es ist mir zu Ohren gekommen, dass das Vereinigte Königreich nach langer Zeit den Austritt aus der Europäischen Union anstrebt und nun ist es endgültig."
Der Blick des Generals lässt nun Verzweiflung auffassen und ich drücke meine Hände aneinander. "Seid Ihr Euch sicher, General?"
"Seit Monaten wird darüber im geheimen diskutiert und vor einigen Tagen haben sie ihren Entschluss gefasst. Ich habe Hände und Ohren im inneren des Königreiches, genau für solche Fälle, ich habe mich nach dieser Nachricht sofort auf den Weg zu Euch begeben, Hoheit."
"Ein Austritt Großbritanniens wäre ein Wunderpunkt der europäischen Union, wie kommt es dazu?", ziehe ich die Augenbrauen etwas zusammen.
"Es ist nicht nur England und Schottland, Prinzessin. Auch Irland, das gesamte Vereinigte Königreich strebt den Brexit an."
"Entschuldigt General, aber Brexit? Ihr habt bereits einen Namen für diese revolutionäre Entscheidung?", hat sich Laila bis hier hin zurück gehalten, aber stellt genau die Frage die auch in meinem Kopf herumschwirrt. "Nun ja, wie gesagt, es wurde lange im geheimen debattiert. Es tut mir leid, Hoheit.", neigt der General seinen Kopf. "Und was ist der Anlass für diese große Entscheidung? Das Vereinigte Königreich hat einen König, aber keine Thronerben. Wie will er Allianzen mit der europäischen Union schließen, wenn er austretet?", wende ich mich ab, gehe um den General herum und blicke hin den Flur. "Bestellt den englischen König in den deutschen Hof.", wende ich mich zum General, Johnathan und Laila, die das ganze Gespräch mitverfolgt haben. "Prinzessin, ich fürchte ich muss zuerst die Königin sprechen.", senkt der General seinen Blick erneut und Laila verzieht das Gesicht, denn genau das hätte Marcus nicht sagen sollen. "General Marcus.", schmunzle ich, als ich einen Schritt auf ihn zu mache. "Wenn das Vereinigte Königreich einen Austritt aus der europäischen Union angeht muss sofort gehandelt werden. Bestellt den englischen König in mein Schloss, General."
"Bei allem Respekt Eure Hoheit, aber ich fürchte, dass der Königin zuerst die Nachricht überreicht werden muss und dann dem Rat Absprache gehalten wird und-",
"General.", fasse ich kurz an mein Diadem. "Ich bin die Thronfolgerin Deutschlands, Ihr steht auf meinem Territorium, es ist noch nicht offiziell, aber hier habe ich das sagen. Meine Mutter steht mit jedem meiner Worte hinter mir. Ihr sagt Ihr wart Diener meines Vaters, also seid Ihr auch mein Untertan. Nun geht zurück nach England und leitet meine Botschaft weiter. Ich bin die Thronerbin Deutschlands, Ihr habt meine Befehle auszuführen.", zische ich zum General auf, der sich prompt vor mir verbeugt, ohne weitere Worte. "So sei es, Eure Majestät.", lasse ich den Titel über mich erheben, ehe er sich abwendet und wo er zu mir hergeführt wurde, wieder austretet. Ich schließe meine Augen und atme tief durch. "Johnathan überbringt die Neuigkeiten meiner Mutter, schonend. Nehmt Soldat Sebastian mit Euch. Laila, folg mir bitte. Ich muss in den großen Saal.", verdrehe ich innerlich die Augen und setze selbst meinen Weg fort, noch immer in Hose und Pullover, was mir heute mehr als sinnvoll vorkommt.

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