42. ~ "Amen."

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"Es war einmal ein junger und gut aussehender Mann. Er war maßlos in eine wunderschöne Königin verliebt. Doch er wurde verlobt. Auch wenn er wollte, könnte er seine Königin niemals heiraten, denn auch diese war jemand anderem versprochen worden." - Ich, Nicholas und Claude.
Melinda harkt sich bei mir ein. "Die Verlobte jedoch war nicht dumm, sie wusste das ihr Verlobter und die Königin eine Affäre hatten und ließ die Königin ihre Verachtung spüren.", erzählt Odette weiter, als ich fast über einen Baumstamm stolpere. "Also hegte die Verlobte einen Plan aus, wie sie die Königin und ihren Liebsten für immer voneinander trennen würde.", ich schaue beide Frauen an, als ich abrupt stehen bleibe. Melinda und Odette schauen mich verwirrt an, als ich mir mein Haar zur Seite streiche und den Kopf schüttle. "Die Verlobte gibt vor schwanger zu sein, nicht wahr?", frage ich fassungslos in die Runde. "Ich dachte du kennst die Legenden nicht.", hebt Melinda mir ihre Hand hin, die ich zögernd ergreife und schüttle hysterisch, doch gleichzeitig lachend den Kopf. "Ich glaube nicht, dass das Legenden sind, Melinda."
"Wie-"
"Da seid ihr ja!", kommt Elma Odette, Melinda und mir entgegen, als wir hinter den Houses direkt am Waldrand ankommen. Sie schaut Odette mit einem undefinierbarem Blick an, doch greift dann nach meiner und Melinda's Hand und drückt diese. "Ich dachte ihr kommt nicht mehr und ich muss mir das alleine anschauen.", nickt sie zur Holzerhebung, von der ich meinem Blick schnell wieder wende. "Es wird sicher zu einem Aufstand kommen.", entharkt Melinda sich wieder von mir, sodass ich meine Hände in die Jackentasche stecken kann. Es ist liegt kein Schnee mehr unter uns und es schneit auch nicht mehr. Heute regnet es nicht einmal im Herzen Englands, doch es ist trüb, wie der Anlass heute. "Meinst du?", fragt Odette.
"Natürlich wird es einen Aufstand geben. Wir setzen uns gegen die obersten Soldaten, indem wir einen von ihnen töten.", verdreht Elma genervt die Augen, was nur ich bemerke, denn Melinda und Odette schauen sich um. "Wo ist meine Schwester?", fragt Odette, weswegen ich mich auf eine weitere rothaarige konzentriere und entdecke sie, neben der blonden Lockenpracht. Ich muss schlucken und stelle mich näher zu Melinda, aus reinem Reflex. "Da ist sie.", nicke ich in Richtung Waldrand, von dem wir weit entfernt stehen, denn keiner von uns will dieses Spektakel von der Nähe mit ansehen.
"Beth.", spüre ich zwei Hände an meinen Schultern, zucke trotzdem zusammen, obwohl er mir vertraut ist und schaue Johnathan an, der mich etwas zur Seite gezogen hat. "Wieso bist du hier?", fragt er mich etwas schroff, doch ich nehme es ihm nicht übel. "Wieso? Darf das ich nicht? Es ist nicht so, dass ich so etwas nicht schon selbst angeordnet hätte.", verschränke ich die Arme vor der Brust, was Johnathan sichtlich nervös macht. "Ich habe gehört es soll einen Aufstand der Soldaten geben, Ana. Du bist hier nicht sicher.", umfasst mein Soldat erneut meine Schultern, sodass ich nur nicken kann. Ich fahre mir durch mein kurzes Haar, das schon wieder nachgewachsen ist und blicke Johnathan an, der mir eine weitere Antwort geben soll. "Wenn man dich hier erkennt, wird es nicht gut ausgehen. Vor allem vor der Audience des englischen Königs nicht. Bitte nimm dich in Acht, ich werde in deiner Nähe bleiben."
"In Ordnung.", stimme ich seiner Bitte zu und stelle mich wieder zu Odette, die ihren kugelrunden Bauch streichelt. "Wann ist es denn soweit?", frage ich sie leise, doch bemerke dabei, wie Elma mich böse anblickt, was mich fragwürdig sie anschauen lässt. "In wenigen Wochen ungefähr.", Odette scheint glücklich zu sein und sieht so aus, als ob sie sich auf das Kind freut. Ich nicke ihr zu, versuche zu lächeln, doch bekomme das Bild von ihr und Elijah vor dem Haus nicht mehr aus dem Kopf.
"Willkommen. Willkommen.", ertönt es mehrere Meter vor uns, auf der Holzerhebung auf der Thomas steht und die Hände in die Höhe wirft. Hinter ihm ist ein aufgestellter Pfosten von dem hinunter eine Seilschlaufe hängt. Mehr wird nicht gesagt oder angekündigt, als der Soldat hinauf geschubst wird. Ich schaue mich um und sehe Thomas, Elijah, Lucas und Theodore, doch wo ist Travis?
"Ich liebe sie.", schreit Soldat Edgar, sodass ich den Kopf einziehe, als alle anderen um die Holzerhebung anfangen ihn zu beschimpfen oder auf ein einzuschreien. "Ihr werdet es bitter bereuen.", wird er von Lennart auf eine weitere Erhöhung gestellt und das Seil wird um seinen Hals gelegt. Ich verschränke die Arme vor der Brust, denn der Soldat weint bitterlich, als er einen Punkt in der Menge findet. Es scheint, als ob er in meine Richtung schaut, doch ich schaue hinter mich. "Bitte nicht!", das blondes Mädchen mit wunderschönem langen Haar weint hinter mir und wird von Archibald festgehalten. Neben ihm steht Travis und schaut mich an, ohne eine Miene zu verziehen und dann über mich, hinweg zur Holzerhebung. Ich betrachte das Mädchen, Clara, das sich los machen will und schreit fürchterlich von einen auf den nächsten Moment. Ich halte mir die Hand vor den Mund und spüre wie mir die Tränen kommen, als ich das Mädchen weiter betrachte - da ist mir klar wird, dass sie die weitere Erhebung auf der Soldat Edgar stand entfernt haben, sodass er in die Tiefe gestürzt ist, mit dem Seil um seinen Hals geschlungen.
Ich reiße meinen Blick von Travis, dessen Augen wieder auf mir liegen und ich blinzle, da die Tränen meine Sicht verhindern, doch Travis Gesichtsausdruck hat sich nicht verändert, auch nicht, als sich das Mädchen von Archibald losreißt und an mir vorbei zur Holzerhebung hinrennt.

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