39. ~ "Du tust mir weh!"

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Majid Jordan - A place like this

T ~

"Kannst du mir mal bitte sagen, was das soll?", lehne ich mich über die Arbeitsplatte und schaue meinen Bruder ernst an. Doch er wendet sich zu seiner Tasse und füllt sie mit Kaffee. Frustriert fahre ich mir über meine Narbe und stelle mich wieder aufrecht hin. "Travis, das ist nicht dein Problem. Kannst du mich einfach in Ruhe lassen?", zischt Elijah, als er aus der Küche verschwindet, doch ich folge ihm, den Flur entlang. "Nein.", bin ich ihm dicht auf den Fersen. "Ich schau' mir das nicht länger an."
"Was interessiert es dich?", dreht er sich kurz zu mir um, geht dann aber doch weiter. "Seit wann zeigst Interesse an etwas anderem außer an dir?", zischt Elijah erneut, durchquert die Empfangshalle und tritt darauf in den Salon, indem sich Thomas und Archie befinden. "Elijah.", schnauze ich, sodass mein Bruder sich warnend zu mir dreht, doch darauf gebe ich nichts. "Wenn du ihr etwas tust, dann bring ich dich um.", nicke ich meinem Bruder zu. "Du hast genug angerichtet.", mache ich einen Schritt auf ihn zu. "Willst du wirklich deine Familie kaputt machen?", ich bin wütend. "Was geht denn hier ab?", Thomas stellt sich zwischen meinen Bruder und mich. "Geh mir aus dem Weg, Thomas.", zischt Elijah den Verlobten unserer Schwester an, als er seine Tasse abstellt und näher an mich treten will. "Drohst du mir etwa, Graham?", nennt er mich bei meinem Nachnamen, um mich einzuschüchtern, doch meine Wut ihm gegenüber ist zu groß, um darüber nachzudenken. "Als ob es dich interessiert, Travis. Auf einmal spielst du dich als den fürsorglichen auf."
"Darum geht es doch gar nicht.", hebe ich die Hände in die Höhe. "Männer, beruhigt euch.", zwinge ich Thomas Platz zu machen, damit ich nun auf Augenhöhe mit meinem Bruder stehe, der mich böse anschaut, denn er weiß, dass ich Recht habe. "Ich werde es ihr sagen.", mache ich einen Schritt zurück, doch Elijah ist schneller und greift nach meinem Kragen und drückt meinen Hals zu. Doch ich verdrehe die Augen und stoße ihn von mir weg. Er macht keine Anstalten mehr, also gehe ich an Thomas vorbei, indem ich ihn zur Seite stoße. "Entweder sagst du es ihr, oder ich tue es.", dann verlasse ich den Salon.

Ich knalle die Tür hinter mir zu und gehe die paar Stufen in den grellen aber gedämpften Raum hinunter und stelle mich vor die Wand. Ich reiße Elijah's Karte von der Wand und trenne den roten Faden von ihm zu Odette und schmeiße beides auf den Boden.
Wenn er es nicht tut, dann tue ich es.
Ich mache einen Schritt zur Seite und starre die Karte von Soldat Edgar an und das dazugehörige Fragezeichen und reiße diese Karte ebenfalls von der Wand.
Sein Geheimnis ist mir nun bekannt, ob er sich auch an Blair vergangen hat. "Aber sie hatte keine Angst vor ihm.", starre ich Edgar's Karte intensiver an, hoffe die Antwort findet sich darauf, doch Blair taucht nicht auf. Ich atme frustriert aus, zerreiße die Karte in meiner Hand, lasse die Fetzen zu Boden fallen und steige mit festen Schritten wieder die Treppen hinauf.

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"Ihr braucht euch nicht mehr zu verstecken.", trete ich ins Esszimmer als Theodore sich auf einen Stuhl setzt und Jaque ans andere Ende des Raumes geht. Ich setze mich zu Theodore und lehne mich im Stuhl zurück. "Hast du es Nicole schon gesagt?", spicke ich kurz zu Jaque, der so tut als ob er aus dem Fenster schaut, doch Theodore spannt sich neben mir nur an. "Deine Laune ist heute mal wieder zum kotzen.", steht Theodore wieder auf und setzt sich zwei Plätze weiter weg. Ich fahre mir übers Gesicht  und atme tief aus. "Was ich nur sagen will ist, dass ihr es nicht verstecken müsst. Es ist okay."
"Du bist der einzige der es weiß.", seufzt Jaque und wendet sich zu mir, was mich nicken lässt. "Und dabei soll es auch bleiben.", schnauzt Theodore, worauf Jaque und ich ihn anschauen. Ich höre wie Jaque etwas ansetzten will, doch dann treten Elijah und Ethan ins Esszimmer und Jaque verstummt. Nach ihnen treten Lucas und Thomas ein, doch mein Blick liegt auf meinem Bruder, der meinem Blick entweicht. Ich verdrehe die Augen und rutsche tiefer in den Stuhl hinein, als Ethan sich gegenüber von mir setzt. "Wo ist der Rest?", schaut Ethan sich verwirrt um. "Ach, ist mir auch egal. Ich muss gleich wieder los.", rutscht er auf seinem Stuhl hin und her, was mich angespannt auf die Lehne des Stuhls tippen lässt.
"Die Audience des Königs ist in ein paar Tagen angesetzt.", berichtet unser Spion. Alle um mich herum nicken, doch mich lässt es die Augenbrauen zusammen ziehen. "Ich dachte der König ist krank."
"Ist er auch.", zückt Ethan mit den Achseln. "Anscheinend ist es sehr wichtig, aber ich denke er wird einen Boten schicken. Ich weiß leider nicht mehr.", verschränkt Ethan die Hände und alle anderen nicken erneut. "Der König hat Anspruch auf den deutschen Thron, weißt du darüber mehr? Wie ist das möglich?", stellt mein Bruder sich genau hinter mich, wie ich hören kann, doch bewege keinen Muskel. "Wie kann der Papst damit einverstanden sein?", setze ich noch hinten dran.
"Ich habe leider keinen blassen Schimmer. Ich habe das Gefühl es wird immer seltsamer und kurioser. Ich komme mir vor wie in einem nicht zu entkommenden Labyrinth.", zuckt Ethan erneut die Achseln. "Da bist du nicht alleine.", tue ich ihm seine Geste nach. "Ich muss zurück an den englischen Hof, ich habe noch andere Pflichten zu erfüllen. Wenn diese nicht erledigt werden schöpft man Verdacht.", will Ethan sich erheben, doch ich komme ihm zuvor und muss schlucken, ehe ich anfange zu sprechen. "Ich habe beobachtet wir Soldat Edgar sich an einem Mädchen aus dem Yellow House vergeht."
Im Raum ist es toten Stille. "Es sah nicht so aus, als ob Clara gezwungen wurde.", schließe ich einen Moment die Augen und als ich sie wieder öffne beginnt das Getümmel. "Verdammt."
"Ein Pädophil der Soldat?"
"Er muss bestraft werden?"
"Was sollen wir tun?"
"Wir tun was wir immer tun.", mein Bruder nickt mir zu. "Lucas, bereite die Hinrichtung vor. Ich gehe dem obersten Soldat davon berichten.", setzt Elijah zum gehen an. "Jeder kennt unsere Regeln.", öffnet er die Tür in die Empfangshalle und ich schaue ihm nach. "Deine Hinrichtung kannst du auch gleich anordnen.", rufe ich meinem Bruder hinterher, doch er reagiert nicht auf mich, sondern läuft einfach weiter, während ich die verwirrenden Blicke der anderen auf mir spüre.

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