Adele - Love in the Dark
T ~
Ich streife mir meine Jacke von gestern Abend, über meinen nackten Oberkörper und betrachte dabei die noch schlafende Anabeth. Das angefangene Buch von Jane Austin, in der Nacht, klappe ich zu und lege es wieder ins Bücherregal, neben dem Kamin, gegenüber vom Bett. Während ich meine Jacke schließe, trete ich in den Flur und stehe plötzlich neben zwei Soldaten. Ich schaue von rechts nach links, während ich die Tür hinter mir leise schließe. Beide schauen zu mir, verziehen jedoch keine Miene, während sie sich vor mir verbeugen. Mich überkommt ein Schauer, denn sie sind einige der Wenigen die sich in den letzten paar Stunden vor mir verbeugt haben, mich, als König.
Ich schüttle verständnislos und unschuldig den Kopf und zucke mit den Schultern. „Ich habe ihr ehrlich nur was vorgelesen.", schaue ich beide Soldaten nochmal an, ehe ich den Flur entlang laufe, zur Treppe. Es ist bereits hell, sodass auf den Fluren schon gearbeitet wird. Ich bin zwar nicht ganz ausgeschlafen und befriedigt, aber schlicht und einfach zufrieden.
Zufrieden, hier zu sein.
Und Zufrieden, mit der Verantwortung um England.
Die Türen zum großen Saal sind weit geöffnet, als Kirsten hinaus tritt mit ihrem Sohn auf dem Arm. „Kirsten, warte!", hebe ich ihr die Hand zu und als sie mich entdeckt stehen bleibt. „Guten morgen.", begrüßt sie mich freundlich und will sich verbeugen, doch ich schüttle schnell die Hand. „Morgen, wohin der Weg?"
„Ich wollte Alexander auf mein Gemach, zum Kindermädchen, bringen und dann nach Anabeth sehen."
„Sie kuriert sich noch aus.", folge ich Kirsten einfach, die mich mit hochgezogener Augenbraue anschaut, während ich die Hände in den Hosentaschen verstecke. „Keine Sorge, ich vergehe mich nicht an besoffenen Königinnen. Ist nicht so mein Gebiet."
„Das geht mich nichts an, Hoheit.", wiegt sie ihren Sohn im Arm. „Kirsten.", umfasse ich ihren Oberarm und ziehe sie etwas zur Seite, weg aus dem Weg der Bediensteten, Soldaten und anderen Menschen am Hofe. „Du musst diesen Hoheit Kram nicht mit mir abziehen. Du bist Anabeth's Freundin und ich bin nur ein Zwei-Tage-König.", bringe ich Anabeth's Freundin zum Lachen, doch das verschwindet im selben wieder, als sie sie räuspert. „Naja, ob Ana mich momentan als Freundin ansieht ist eine andere Frage.", schaut Kirsten durch mich hindurch, auch als der Junge auf ihrem Arm nach ihr greift. „Wegen dem was vorgefallen ist?", runzle ich meine Nase, da die Neugierde wieder aus mir heraus springt. „Du hast mit ihrem Verlobten -"
„Sie hat ihn nicht geliebt, sowie ich. Sie hat -", unterbricht Kirsten mich und bricht dann selbst ab. „Sie hat diesen Nick geliebt?", ziehe ich die Augenbrauen zusammen, als Kirsten mir keine Antwort oder Reaktion gibt. „Bitte. Ich versuche hier nur etwas Durchblick zu bekommen."
Kirsten räuspert sich und blickt zu ihrem Sohn. „Ja, Nick und Ana waren etwas. Jedoch war Ana mit Alex verlobt und Nick Claude versprochen. Ich glaube, Nick hat Ana schon immer geliebt, sogar bevor sie hier her gekommen sind."
„Wen meinst du mit sie?", grabe ich die Hände tiefer in die Hosentaschen. „Na, Alex und Nick."
„Achso, also waren die beiden Freunde?", Kirsten lacht: „Travis, Nick ist Alex's Bruder."
Ich schaue die Hofdame von Anabeth an und spüre wie meine Narbe anfängt zu zucken. „Jetzt warte mal." kneife ich die Augen mit Daume und Zeigefinger zusammen. „Anabeth war mit diesem Alex verlobt, doch ist gelegentlich mit dem seinen Bruder ins Bett gestiegen?", fasse ich nochmal zusammen. „Genau.", bestätigt Kristen mir. „Aber dieser Nick war auch mit einer anderen verlobt?", Kirsten nickt. „Und du? Du hast also währenddessen mit Alex?", Pause. „Und dabei ist dieser Alexander entstanden?", zeige ich auf den kleinen Sprössling in ihren Armen. „So ungefähr.", zuckt Kirsten mit den Schultern. „Sag mal, wie verzweigt ist dieser Scheiß eigentlich? Ich dachte, bei mir in England ist es kompliziert, aber das hier.", fahre ich mir über meine Narbe.
„Tut mir leid, wenn ich dir zu nahe trete, aber wie ist Alex verstorben?", sie seufzt.
„Englische Männer haben das Schloss überfallen, in der Nacht ist Ana mit Johnathan geflohen. Er ist in dieser Nacht gefallen, erstochen worden."
„Mein Beleid.", schüttle ich den Kopf. „Das tut mir wirklich sehr leid, Kirsten.", schaue ich das kleine Kind an, das nun ohne Vater aufwachsen muss, wegen eines Befehls meines Vaters. „Du trägst keine Schuld, Travis.", fängt der Kleine an zu quengeln, seine Mutter schaut mich entschuldigend an, was mich nur nicken lässt. Ehe sie sich von mir wendet, lasse ich mich gegen die kalte Wand fallen, während ich an die Decke schaue. Ich wusste das Anabeth mit etwas zu kämpfen hatte, als sie zu uns kam, doch dass das so war beziehungsweise ist, hätte ich niemals gedacht, doch ich bin nicht der geeignete, um jemanden Schuld zuzuweisen. Ich fahre mir über's Gesicht und schnaufe aus. „Verdammt.", drücke ich mich von der Wand ab und will mich den Weg in mein Zimmer machen, doch Nick läuft schnurstracks gerade aus an mir vorbei, mit schnellen und festen Schritten, in einer deutschen Soldatenuniform und da ist sie schon wieder, die Neugierde. Ich schaue an mir hinunter, schwarze Hose und eine dünne Jacke. Ein ziemlich großer menschlicher Unterschied.
Trotzdem setze ich an und folge ihm, stecke meine Hände erneut in meine Hosentaschen, während ich warte das Nick die Treppen hinunter gestiegen ist. Erst dann folge ich ihm leise und beobachte wie er in einem der Zimmer verschwindet. In diesem Geschoss ist überhaupt kein Betrieb. Bedienstete stellen Körbe auf der obersten Treppe ab, kommen jedoch nicht hinunter. Ich bleibe am Treppenende stehen und lehne mich gegenüber von der Tür an die Treppenwand.
Zuerst hört man nichts, nur den Lärm von oben, im Erdgeschoss, doch dann ertönen in einzelnen Abständen dumpfe Schläge und laute Stöhnen, so als ob jemand verschlagen wird. „Was willst du gesehen haben?", schreit Nick, sodass ich es sogar draußen hören kann. „Du hast rein gar nichts gesehen, hast du mich verstanden?", erneute dumpfe Schläge, ein Rumpeln und Gemurmel, ehe er wieder schreit: „Ich bin der jetzige Kronprinz von Frankreich. Wenn ich erst König bin, wird Euch keiner mehr glauben!", ich kneife die Augen zusammen, als die Tür ruckartig geöffnet wird und Nick vor mir steht. Ich ziehe einen Mundwinkel hinauf und nicke ihm zu. „Was zum -", bricht Nick ab, als er mich entdeckt und schmeißt die Tür hinter sich sofort zu, ehe ich hinein spähen kann. „Wie lange stehst du schon hier?", kommt er einen Schritt auf mich zu, mit blutigen Händen. „Lange genug.", stoße ich mich von der Treppenwand ab, als ich merke wie dieser Nick nervös wird, denn ich sollte das hier eigentlich nicht mitbekommen haben. „Ich weiß zwar nicht was hier vor sich geht und ich weiß auch nicht so genau, ob ich dahinter kommen will, aber ich habe stark das Gefühl, dass das alles mit Anabeth zusammenhängt. Und das einzige was ich dir noch zu sagen habe ist, pass bloß auf, das sie nichts davon mitbekommt.", will ich zum gehen ansetzen, doch Nick macht einen Schritt auf mich zu und lässt seine Finger vor mir knacksen, was mich instinktiv Gähnen lässt. „Jetzt pass du mal lieber auf, komm mir ja nicht in die Quere, sonst passiert genau das gleiche mit dir da drin.", droht er mir berechtigt. Ich nicke schmunzelnd, doch die versuchte Drohung kommt bei mir nicht an. „Klar, ich versuch's.", nicke ich Nick zu und wende mich zur Treppe und steige sie wieder hinauf. ~
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Queendom
General Fiction1. Teil der Reihe. „Sometimes the king is a woman, the Queen" Die Dame, unter den Fanatikern auch die Königin, ist wohl die stärkste Figur im Spiel. Die Königin von Deutschland. Sie muss nach außen hin stark sein, obwohl all ihre innere Stärke verb...