27. ~ "Du willst dich nicht selbst verletzen, indem du zu genau hinschaust.

84 3 4
                                    

Fink - Looking too closely

T ~

"Und was bedeutet das jetzt für euch?", schaut John erst Elijah und dann mich an, was mich die Arme vor der Brust verschränken lässt. "Was meinst du?", schmunzle ich. "Dass ein Bürgerkrieg ausarten wird, wenn wir nicht handeln, oder das wir in naher Zukunft keinen König mehr haben werden und dann ein Weltkrieg ausbricht?", ziehe ich eine Augenbraue hoch und lehne mich an den Billardtisch, im Salon. "Travis, bitte.", Elijah. "Ich habe die Nacht drüber geschlafen. Und mir ist klar geworden, dass das eine nicht mehr in unserer Macht liegt, lag es eigentlich nie."
"Fang jetzt bitte nicht auch noch damit an, Eli.", schnaufe ich, während ich mir übers stoppelige Kinn fahre. "Das was der englische König vor hat, ist unser Untergang. Und das er jetzt im Sterbebett liegt ist nur die Bestätigung dafür, dass etwas getan werden muss, von der deutschen Königin.", nicke ich demonstrierend in die Runde. "Und wo ist die deutsche Königin?", mischt sich Lucas in meine Konversation mit meinen Bruder ein, was mich ihn böse anfunkeln lässt. "Wie dem auch sei, wir können den Eltern kein Geld zurück geben, das ist gar keine Option.", zucke ich nur mit den Schultern, auf Elijah's Argumentation.
"Ich sage, wir kämpfen.", schnallt mein Blick zu Richard, der mit einer Tasse Tee auf der Couch sitzt. "Halt die Klappe.", ruft Lennart von der anderen Seite des Salons aus. Als ich diesen gerade anschaue kommt Quinn mit einer dampfenden Tasse in den Salon. Sie beachtet keinen weiteren, sondern geht schnurrschnaks auf Lucas zu, doch um zu ihm zu gelangen, muss sie erst an mir vorbei. Und gerade als sie dies tut und mir dabei zu zwinkert, entwende ich ihr geschickt, ohne etwas zu verschütten, die Tasse aus der Hand und nippe an der warmen Flüssigkeit. Sie erstarrt kurz, schaut mich an, dann Lucas und dann wieder mich. Mein Blick jedoch liegt nur auf ihr und ich könnte schwören einen Lustblitz, in ihren Augen gesehen zu haben. Augen verdrehend schaue ich durch sie hindurch, bis sie meine Abwesenheit ihr gegenüber bemerkt und aus dem Salon stapft, während ich Lucas bösen Blicke ich die ganze Zeit auf mir spüre, doch trinke seelenruhig und genüsslich den Pfefferminztee aus, ohne mich mehr in die Konversation mit ein einzubringen, denn auf mich hört ja eh keiner.

~

"Schach Matt.", verschränke ich die Finger ineinander, ehe ich aufschaue und in Ethan's verwirrtes Gesicht blicke, wie er auf die nur fünf bewegten Figuren auf dem Schachbrett starrt. "Das ist unmöglich.", seufzt er und lehnt sich zurück. "Rechnest du meine Züge aus?", verschränkt er beleidigt die Arme vor der Brust, was mich schmunzeln lässt. "Sowas in der Art.", werfe ich mit einem Finger meinen schwarzen König, auf dem Schachbrett, um, um meinen Gegenspieler die Laune wieder anzuheben, doch dieser setzt sich nur wieder auf, lehnt sich zu mir und schaut mir standhaft in die Augen. "Du bist ein brillanter Strateger, Trav." Ich kann darauf nur mit den Schultern zucken. "Kannst du in die Zukunft sehen?", grinst Ethan, als ich mich vom Tisch erhebe und auf diesen klopfe. "Lass dir die Niederlage nicht zu nahe gehen.", nicke ich ihn zu, als ich ein Glas aus der Vitrine nehme, das im Esszimmer steht und fülle mir das Glas in der Küche auf.
"Verrate mir deine Strategie.", folgt Ethan mir in die Küche, als ich gerade das Glas leer ausgetrunken habe und es in die Spüle stelle. Er seufzt, als ich nicht antworte, ich einfach auf ihn zu gehe und direkt vor ihn stehen bleibe. Er schaut mich neugierig an, was mich ein Mundwinkel nach oben ziehen lässt.
"Du willst dich nicht selbst verletzen, indem du zu genau hinschaust.", klopfe ich ihm auf die Schulter, ehe ich aus der Küche gehe, mir meine Lederjacke schnappe und aus dem Haus trete.

"Trav, hast du meine Schwester gesehen?", kommt Thomas auf die Terrasse, als ich gerade den letzten Zug von der Zigarre nehme und den Kopf schüttle. "Blair? Nein.", hole ich aus und schmeiße den Stummel in die Ferne, ehe Thomas sich neben mich setzt und seufzt. "Ich hasse es, wenn sie mir mit verstecken spielt."
Ich lehne mich wieder an die Bank, auf der ich sitze, Thomas nun auch und verschränke die Arme vor der Brust. "Ich werde Ausschau nach ihr halten."
Und das tue ich. Mein Blick wandert über das Gelände. Das Black House ist das erste auf dem Grundstück und von hier aus erkennt man gerade noch das Yellow House, ein paar Fußschritte vom Yellow House ist das Blue House und von da aus, sind es etwas mehr Schritte bis zum Red House. Das Gelände grenzt an den Wald, wo wiederum der Earlslake hinein verläuft. Neben unserem Haus befindet sich ein kleiner abgeschlossener Schuppen mit Werkzeugen und harmlose Waffen. Einige Wagen, darunter auch meiner, stehen auf der anderen Seite des Hauses, nebeneinander gereiht und das ganze Gelände ist mit Schnee bedeckt, da keiner es für nötig gehalten hat, einen Weg hindurch zu schaufeln.
"Hast du mal im Wald nachgeschaut? In der Nähe des Earlsrivers? Da spielen ein paar Kinder gerne, bevor es dunkel wird.", atme ich die kühle Luft ein, als Thomas sich nach vorne beugt und den Kopf schüttelt. Ich stehe auf, vergrabe meine Hände in den Hosentaschen, als die Haustür aufschwingt und Odette aus dem Haus kommt. "Wohin gehst du jetzt?", ertönt Elijah's gereizte Stimme aus dem Haus, doch Odette läuft dick eingepackt, mit kugelrundem Bauch einfach weiter. Thomas erhebt seinen Blick und wir beide schauen Elijah an, der im Türrahmen stehen bleibt, als er uns entdeckt. "Was?", zuckt er noch immer gereizt die Schultern und ich tue es ihm gleich, als er sich umdreht und die Tür hinter sich zuwirft, was Thomas verwirrt zucken lässt.
"Was war das denn?", schaut er mich fragend an, worauf ich nur erneut die Schultern zucke. "Ich mache einen Spaziergang und schaue mich etwas um, in Ordnung?", setze ich zum gehen an, als ein Schuss, weiter weg, ertönt und ich in die Ferne blicke. Die Tür hinter mir wird wieder aufgerissen und Elijah und Thomas stehen nun neben mir. "Was ist nun wieder los?", setzt Elijah in die Richtung an, wonder Schuss herkam, doch in dem Moment laufen Archibald und Lennart wutüberströmt und Lennart mit blutigen Händen aufs Black House zu. "Da hat sich einer an einem Jungen vergehen wollen.", schreit Lennart, als er an uns vorbei ins Haus vorbei stürmt, nur der rothaarige Archibald bleibt vor der Terrasse stehen und schaut erst mich an und dann meinen Bruder an.
"Wir waren auf Rundgang und da hat ein Perverser einen Jungen hinters Haus zerren wollen, was weiß ich was er davor schon mit ihm angestellt hat. Lennart ist gleich auf ihn los und ich hab den Jungen dann zu Veronica gebracht, er ist ihr Enkel."
"Sekunde.", unterbreche ich Archibald. "Veronica, die Bedienung aus Earlsriver?", frage ich rasch.
"Ja genau.", erzählt Archibald weiter. "Jedenfalls hat Lennart ihn erschossen, bevor wir das irgendwie hätten klären können."
"Danke dir Archie, für den Bericht.", klopfe ich ihm auf die Schulter, ehe ich an ihm vorbei gehe und Thomas nochmal zunicke. "Wohin gehst du?", fragen Thomas und Elijah mich gleichzeitig. Ich vergrabe die Hände nur wieder in den Hosentaschen, ehe ich das Black House hinter mich lasse und durch die aufkommende Sonne blinzle, die durch die Wolken hindurch scheinen will.

~

Das Earlsriver ist nur noch ein wenige Fußschritte entfernt, als die Abenddämmerung eintritt und ich auf den Boden schaue, wie meine Schuhe in dem hohen Schnee untergehen. Kurz bleibe ich stehen, um die Entfernung einzuschätzen, ehe ich wieder auf den Boden schaue und weitere Fußspuren erkennen kann, jedoch in die entgegengesetzte Richtung, sie kommen aus dem Wald. Ich schaue hinter mich, wo keine Menschenseele zu erkennen ist und dann wieder den Spuren nach, in den Wald hinein. Doch das Ealrsriver ist vor mir, worauf mir ein mulmiges Gefühl in dem Magen steigt. "Tu's nicht, Travis.", ermahne mich, als ich ansetze den Fußspuren zu folgen und den Abgang hinunter steige, bis hin zum Waldbeginn, den sich der Ort durch ihn verdient hat, Earlswood.
Ich blicke nochmal hinter mich, als ich einen Wagen auf den Straßen oben erkenne, wie es in Richtung Earlsriver fährt, doch Insassen mich unten am Waldbeginn nicht entdecken können. Mit schon kalten Händen umfasse ich einen Baumstamm, damit ich im Schnee, trotz meiner Größe, nicht untergehe, als ich blinzle und meine Sicht mit einem mal verschwimmt. "Verdammt.", entkommt es mir, als ich mich in einen meiner Träume wieder finde und schlucken muss. Ich kralle mich in den Baumstamm, von dem ich mich nicht bewegt habe und blinzle mehrmals, reibe meine Augen und kneife sie zusammen, doch nichts schlägt an. Ich erkenne nur Schnee und Bäume, jedoch so ineinander verwirrt, dass ich nicht weiß ob der Baum direkt vor mir steht, Meilen entfernt, rechts oder links. Doch dann - erkenne ich sie, ihr langes und ineinander verflochtenes Haar, was mich instinktiv darnach greifen lassen will. Somit mache ich einen Schritt, ohne meine Umgebung zu sehen, nur sie, vor mir. Und sie trägt mich, durch den Wald, durch die Bäume von Earlswood. Es ist kalt, fast dunkel und ich höre nur noch das Quietschen meiner Schuhe im dicken Schnee, als sie nach gefühlten Stunden stehen bleibt und sich niederkniet, in ihrem blauen Aufzug, der sie umgibt. "Hey, warte!", will ich das sie weiter geht, mich einfach mit sich nimmt, doch als sie sich umdreht und mich anschaut, wird alles noch verschwommener und meine Augen fangen an zu brennen. Ich kneife sie zusammen, drücke sie zu und mache einen Schritt voran, drücke meine Finger in die Augäpfel, ehe ich gegen etwas festes, unbewegbares und hartes laufe, vermutlich ein Baum, mich jedoch nochmal umdrehe und dann mit der Nase voran in den kalten Schnee sinke und dann, ist das Brennen auch schon wieder weg.
Ich atme tief durch, als ich den Kopf etwas erhebe und meine rot unterlaufenen Hände betrachte und dann auf blicke.
Meine Sicht ist klar und hören kann ich ebenfalls einwandfrei, denn nun, erkenne ich weitere Schritte, die im Schnee aufkommen und langes schwarzes Haar, wie es immer weiter und weiter weg von mir rennt, was mich nach Luft schnappen lässt. Ich drehe mich Luft ringend zur Seite, als ich versuche mich an die letzten Sekunden zu erinnern und mich mit Mühe abzustützen will, als sich mein ganzer Körper anspannt und ich in ihr Gesicht blicke.
Ihre Augen sind weit aufgerissen, wie ihr Mund und unter ihrem Kopf hat sich der Schnee rot verfärbt. "Nein.", entkommt es mir stimmlos, ehe ich es schaffe mich aufzurappeln und mich über sie beuge. Meine tauben, rotblauen und kalten Hände umfassen ihren kleinen Kopf und tasten sie ab, sie regt sich nicht, blinzelt nicht und atmet nicht. Meine Augen verlieren erneut ihre Sicht. "Nicht.", lege ich meine Hand an ihr Herz und horche der Stille, bis ich Nässe an meinem ganzen Gesicht spüre. "Blair.", umfasse ich das Gesicht, der kleinen Schwester von Thomas und drücke es an meine Brust, ehe ich ihren ganzen leblosen und kalten Körper an mich drücke und sie ganz festhalte. "Kleine Blair.", schaue ich die kleine Prinzessin an, ehe ich ihre Augen schließe und sie erneut an meine Brust drücke. "Hilfe!", schreie ich hinauf. "Verdammt nochmal, Hilfe!", bricht meine Stimme ab. "Hilfe!", bemerke ich erst jetzt wie ich mich hin und her wiege, mit dem kleinen toten Mädchen in meinen Armen.




____________________________

RIP - little Blair!
~

Ich hoffe das Kapitel hat dir gefallen!
Wenn ja, hinterlässt doch ein wenig Liebe! Würde mich sehr sehr freuen!

~

Ich habe mich bei den #DreamAwards2018 mit Queendom angemeldet.
Es lesen ein paar diese Story, das sehe ich, aber ich glaube, wieder hier auf Wattpad geht es nicht um die Aufmerksamkeit einer Story sondern über das Schreiben im generellen und es mit Menschen zu teilen, deswegen habe ich mich dort angemeldet und -
werde ebenfalls als Juror in einer Kategorie teilnehmen, um mal wieder inspiriert zu werden, denn das brauch jeder Mensch mal!
Also ich würde mich freuen, wenn einige mich unterstützen würden, falls diese einigen überhaupt noch Queendom Weiterlesen.

Dann bin ich mal gespannt aufs nächste Kapitel - und du?

QueendomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt