Royal #14

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22.01.2017 ; 22:37

Karolina

Nachdem Valentin ohne Vorwarnung aus dem Raum gesprintet war, sah Jonathan bestürzter aus, als ich mir einen Menschen je vorstellen konnte. "Was war das denn?" lachend lehnte sich Realey an den Tisch und guckte zu Jonathan, der ihn fest fixierte. "Weißt du, du fühlst dich oft von Menschen wie Valentin und mir diskriminiert, weil wir Sachen haben die du niemals haben kannst, aber es gibt nichts, was wir uns mehr wünschen, als jemand wie du zu sein. Wir haben schon lange keine Wahl mehr, wer wir sein wollen, du läufst von Tag zu Tag gefühlloser durch die Gänge. Von Sekunde zu Sekunde verlierst du die Hoffnung auf Freiheit, auf etwas Unmögliches. Ich kann es nicht mehr sehen, wie mein Vater mich anguckt, in seinen Augen ist ein so starker Hass und Abneigung, dass ich diese Gefühle sofort in mir selber spüre. Ich werde sauer auf mich, weil ich nicht das geworden bin, was er sich wünschte. Es wird jeden Tag schwerer mich nicht selber aufzugeben" Jonathan sprach leise und fuhr dann beschämt den Kopf hoch "tut mir leid, Alkohol tut mir nicht gut, sowas sollten Sie nicht von mir hören, würden Sie mich bitte alleine lassen?". Jonathan guckte zu Realey, der über das plötzliche Siezen und die distanzierte Sprache, den Billard Stock weglegte und nickte. "Karry, kommst du mit?" Kurz dachte ich nach, doch als ich zu Jonathan sah, der gerade sichtlich durch irgendeine Erinnerung in ein Loch gefallen ist, schüttelte ich den Kopf und wartete, bis Realey aus dem Raum war.

"Wenn er etwas davon dem Personal erzählt, werde ich ihn umbringen lassen" wütend guckte Jonathan mich an, doch seine Augen sprachen Schmerz und Traurigkeit aus, nicht Wut. "Wie kannst du von entspannt und locker, so schnell auf verletzt schalten, haben du und Valentin die Fähigkeit in Gedanken miteinander zu kommunizieren?" fragte ich spaßend, in der Hoffnung ihn ein Lächeln abzubringen, doch es folgte wieder nur ein wütender Blick seinerseits. "Alles war gut, bis ich den Blick von ihn gesehen habe, den ich an mir selber oft anwende, der Blick, wenn man sich sich ganze Zeit vormachen kann, das alles okay ist, aber dann eine Sache dazu kommt, die alles auf einmal hoch kommen lässt. Schmerz drückt so lange auf deiner Seele, bis er sich in einem ganzen auflöst und verarbeitet werden will".Jonathans Worte waren ehrlich und um so mehr verwirrte es mich, dass er sich in meiner Gegenwart ehrlich verhalten konnte.

"Dein Vater scheint schlimm zu sein" sagte ich und setzte mich auf die Couch, die im rechten Teil des Raumes stand, und schon saß Jonathan neben mir und lachte kühl auf . "Nein, er ist klug, bemüht, ein fähiger Mensch, nur fehlt ihm die Gabe von Liebe und Zuneigung" sagte der Prinz und trank sein Bier in einem Schluck aus. "Dir ist bewusst, dass ich nach dem ich diese Tür verlassen habe, nie wieder ein Wort mit dir rede, weil du jetzt zu viel von mir gesehen hast?" unterkühlt guckten mich zwei blaue Augen an, worauf ich genau so fixiert zurück sah. "Glaubst du nicht, dass es Menschen gibt, die in deinem Leben sein können, ohne irgendwas von dir zu wollen?" fragte ich vorsichtig, obwohl ich die Antwort bereits kannte. "Ich denke Valentin und Mr. Whales sind solche Menschen, aber du nicht" verletzt merkte ich, wie mein Körper von einem Kälteschub überschüttet wurde und die Augen von Jonathan jetzt noch kälter wirkten, als zuvor schon. "Was sollte ich von dir wollen, mein Prinz?" beabsichtigt suchte ich mir diese Anrede aus, um genau so distanziert und stochernd zu sprechen, wie er es tat . "Du denkst, ich bin wie du, ein verletzter Mensch, der auf eine Rettung wie dich wartet, aber stell dir vor Karolina, ich werde in spätestens 5 Jahren auf den Thron sitzen, Kinder zeugen, niemals glücklich werden und weiter atmen, aber du kannst hier raus fliehen, glücklich werden und jemanden finden, der märchenhaft von dir gerettet werden will. Die Zeit als ich Hilfe brauchte, ist schon lange vorbei". Ohne ein weiteres Wort stand Jonathan auf, stellte seine Flasche zurück auf die Fensterbank, und sah mich traurig an "leben Sie wohl, Miss Baskin".

Kurz zuvor hatte mir ein Mann erzählt, dass man alles ertragen kann, bis der eine Punkt kommt, wo alles zusammen bricht. Nicht einmal 10 Minuten später spürte ich es am eigenem  Leibe.

Meine Lippen fingen an zu zittern und das Gefühl die Tränen auf zurück zuhalten, verstärkte nur noch mehr, wie elend ich mich fühlte. Mein Kopf fing an zu heiß zu werden, die ersten warmen Tränen liefen auf meiner Wange hinab, automatisch  winkelte ich meine Beine an und zog sie so nah wie möglich an meinen Körper.

Bilder von meiner Mutter zogen an mir vorbei, als sie noch bei uns war und draußen mit mir im Garten war. Damals hatte ich ihre Gang Art und die gewählte Sprache  nie in Frage gestellt, nie hatte ich Zweifel daran, dass meine Mutter eine von uns war. Nachdem ich aus dem Gästezimmer gerannt war und zu meinen Vater wollte, ist meine ganze Welt zusammen gebrochen. Mir war es egal, wer diese Frau war, aber mir war es nicht egal, warum sie meinen Bruder mit nahm und mich nicht. Jahrelang habe ich diese Frage unterdrückt, doch das konnte ich jetzt  nicht mehr.

Als mein Vater mein verweintes Gesicht sah und ich ihm erzählte, was Königin Evelyn mir erzählte, weinte er mit mir. Er hat mir keine Fragen beantwortet oder mit gesagt, warum ich nie wusste, wer sie war. Es war uns beiden nicht wichtig. Sie hatte und verlassen, ein Rang machte daran keinen Unterschied. Fragen schwebten mir Millionen Fach im Kopf herum, doch keine davon war es Wert gestellt zu werden. Kurz hatte mir sogar der Zustand gefallen, ein hochgeborener Mensch zu sein, doch das erlöschte sofort, als mich klar wurde, dass solche Sachen im Leben keinen Wert haben. Ich habe nicht mal eine Sekunde daran gedacht, dass es eine lächerliche Vorstellung ist, dass so etwa mir passierte, weil meine Geschichte sich nicht änderte. Sie änderte allerdings Jonathans Eindruck von mir, Realeys, und wahrscheinlich den von jeden, der diese Geschichte hörte.

Tochter von Königin Mathilda Mortensen, wäre das hier ein Film, wäre die Idee sehr billig gewesen, weil die Menschen nie lernen werden, was der ausdrucksvolle Gedanke Hinter  der Geschichte war, was für kleine Sachen sich abspielten, welche Gefühle und Gedanken voran hatten, was die Charaktere ausmachte, sie werden immer nur die Dinge sehen, die groß sind, und unwahrscheinlich erscheinen. Und wenn jemand jemals den Sinn davon erkennt, etwas Lächerliches mit rein zu bringen, um den Leuten klar zu machen, dass sie anfangen sollten tiefer zu gucken, dann wäre das wohl mein eigenes Buch. Denn dann würden alle Leute verstehen, dass ich gerade nicht weinte, weil ein Prinz und attraktiver Mensch mich zurecht gewiesen hatte, sondern weil ich wieder einmal von einem Menschen vor den Kopf gestoßen wurde.

Jonathan

Nachdem meine Hände sich von den kalten Türgriff gelöst hatten, hörte ich ein tiefes schluchzen, was sich anhörte als würde jede Zelle von Karolinas Körper sich zusammen ziehen, und sich dann laut wieder befreien. Ich wusste wie sich fühlte und grausamer weiße wollte ich genau das, was gerade passierte. Ich versuche es jedes Mal zu unterdrücken, aber immer wieder passiert es, das ich Menschen absichtlich verletzte , weil ich verletzt bin. Ich will keine sadistische Persönlichkeit besitzen, aber dafür trägt zu viel Last auf meiner Seele. Kein Mensch dieser Welt, würde so etwas unter der Hülle meines Geburts Rechts erahnen können.

Ich weiß, dass ist ein sehr deepes Kapitel, aber ich hoffe ihr könnt trz was damit anfangen:D Vielleicht habt ihr ja mein anderes Buch gelesen, und wisst daher, wie sehr ich Gefühle prägend finde und wie wichtig es mir ist, so etwas rüber zu bringen, auch wenn es traurig ist:)

Das Schreiben hat mir echt gefehlt, ohne das ich es gemerkt habe:D

Royal Blood #wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt