Royal #4

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03.09.2016 ; 22:34 Uhr

Jonathan

Die schrillen Sirenen waren so laut, dass ich das laute surrende Geräusch meines geliebten Motorrades kaum mehr wahrnehmen konnte. Trotz der Angst, die stark durch meine Venen pumpte, wollte ich nicht eine Minute länger in diesem Haus sitzen und war mir durchaus bewusst, was es bedeute, wenn der Kronprinz verschwunden war.

"Jonathan" mein einzig wahrer Freund Valentin kam auf seinem wunderschönen schwarzen Prachtstück angefahren und zog voller Freude seinen kaputten Helm von den roten Haaren, die so gar nicht zu seinem frechen Benehmen passten. Valentin und ich kennen uns hauptsächlich durch unsere befreundeten Eltern, die allerdings nur befreundet waren, weil Valentin wahre Politiker als Zeuger hatte. "Wir müssen schnell weg, die Wachen suchen mich bestimmt schon außerhalb der Mauern" mit kratziger Stimme schrie ich beinahe um gegen den Lärm um uns herum anzukommen, doch Valentin zeigte einfach mit den Daumen nach oben und fuhr mit den Helm in der Hand los.

Ich weiß das ein ganzes Land auf mich guckte, und das ich mich an Regeln halten musste, doch keiner sah die viele Tinten Striche unter meinen Klamotten, die Tiefe Stimme, die ich beim Singen benutzte, meine Leidenschaft für mein surrendes Baby und auch nicht die von meinem Vater gehasste Musik, die als einziges meine Welt zum Schweigen bringen konnte.

Voller Adrenalin gab ich Gas und spürte die kalte Nachtluft auf meinen freien Armen , und die knisternden Steine unter den schweren Reifen des Motorrades. Jedes mal wenn ich meine Maschine startete, endete mein Leben als Prinz, und mein Leben als Mensch begann. Immer wird von mir Perfektion erwartet, doch auch das jahrelange Training, Strafen und psychischer Druck, werden mich nie zu einem Menschen machen, der ich nun mal nicht sein konnte. Ich war Jonathan Clarke, und weder meine Blutlinie, noch mein Nachname sollte mich als Lebewesen beeinflussen können. Alles was in meinem Leben erlaubt war, war strikte Höflichkeiten, tadelloses Benehmen, Intelligenz und Begabungen. Ich war für meine Eltern kein Mensch mehr, ich war ihre einzige Hoffnung auf Erben, auf die Weiterführung der Monarchie, nicht mal Sex war mir erlaubt. Immer wieder schickte mein Vater mit Frauen ins Zimmer, die mich glücklich machen sollten, doch das tat er nur, weil er sichergehen wollte, das ich keinen Sex hatte. Niemals dürfte eine daher gelaufene Frau auch nur aus versehen ein Kind von mir erwarten.

Karolina

Sobald die Sirenen immer lauter wurden und immer mehr Wachmänner über das Gelände stürmten, entschloss ich mich schnell wieder durch das Personal Eingang zurück zu gehen, doch dort wartete bereits Realey und sah mich entschuldigend an. "Wie wäre es mit einem 'los wir gehen' oder einen 'wir sollten lieber Bescheid sagen', anstatt mich einfach da stehen zu lassen" wütend ging ich auf Realey zu, aber er lächelte mich nur an und schloss mich dann in seine Arme. "Andrew meinte, dass der Prinz öfters mal abhaut, er scheint seinen goldenen Hintern gerne in Schlamm zu welsen" Lachend löste ich mich von meinem besten Freund und guckte in sein belustigtes Gesicht. "Hat mein Dad nicht gefragt, wo ich bin?" Realey schüttelte den Kopf und nahm eine Hand von mir "er denkt du schläfst, also sollten wir mal wieder ins Bett gehen, vielleicht finden wir ja Prinz Jonathan dort" "in meinem Bett?". Realey zog lachend die Schultern hoch und ging mit mir zusammen durch die Küche hindurch zu seiner Wohnungstür "kommst du alleine hoch?" nickend küsste ich Realey noch einmal auf die Wange und steuerte dann auf die große Treppe zu, die in das zweite Stockwerk führte , wo irgendwo mein Zimmer lag.

"Miss Baskin" erschrocken riss ich mich zu einer fremden Stimme um, und sah einen mir genau so fremden Mann vor mir, wie seine Stimme für mich klang. "Sir?" "Hendry Whales, ich bin der Sicherheitsbeauftagte von ihrer Königlichen Hoheit, Prinz Jonathan" verwirrt guckte ich den großen braun haarigen Mann an, der eine athletische Statur hatte und kurze Haare, die zu seinen strengen Zügen passten. "Ist mit meinem Vater alles okay?" Hendry nickte und musterte meine schweren Stiefel und schüttelte tatsächlich bei meiner zerrissenen Jeans den Kopf "Miss, Ihr Vater hat mich beauftragt kurz nach ihnen zu sehen, da er an seine Majestät gebunden ist" "mir geht es gut, danke". Überfordert drehte ich mich um und hoffte inständig, dass mich Hendry nicht noch einmal ansprach, doch natürlich stand er sofort neben mir und guckte mich prüfend an. "Sie haben Schlamm an den Schuhen und tragen auffällig dunkle Kleidung" "ja, ich..." ich suchte verzweifelt nach einer Antwort, die nicht beinhalte, dass ich nach der Nachtruhe außerhalb meines Zimmers, und dann noch draußen war "haben sie was mit dem Verschwinden von Jonathan zu tun?". Lachend guckte ich in die grauen Augen von Hendry und hielt seinen angespannten Blick halt "ja, ich habe ihn draußen vergraben".

Nur fünf Minuten nachdem ich mir eine geschmacklosen Witz, gegenüber Mr. Whales erlaubt hatte, stand ich nun hier mit zwei Wachmännern an der Seite im Arbeitszimmer von meinem Vater und wurde dazu beschuldigt, ihre stolze, dämliche und unreife königliche Hoheit beleidigt zu haben.

Royal Blood #wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt