Kapitel 13

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Am Montag im Bus war es richtig voll.
Dieses ganze Gedränge war ich nicht mehr gewöhnt. Aber ein Vorteil hatte es, mit den öffentlichen Verkehrsmittel zu fahren.
Ich traf Ally im Bus.
"Heey!" freudig umarmte ich sie so gut es ging zwischen den ganzen Menschen.
"Ich war gestern noch bei Nate..." erzählte ich ihr und sofort fragte sie mich neugierig aus.
"Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er mehr von mir will als Freundschaft...." schloss ich meine Erzählung.
Wobei Nate von Mädchen wahrscheinlich immer mehr als nur Freundschaft wollte.

"Mensch Aubrey, du bist schon längst aus der Phase raus, wo du dich fragen musst ob er auf dich steht. Das war schon vom ersten Moment klar."
"Was für Phasen?!" fragte ich verständnislos.
Sie seufzte und zählte mir mit Vergnügen auf:
"Erste Phase.
Ihr lernt euch besser kennen." Sie hob einen zweiten Finger nach oben.
"Dann frägt man sich, ob er nicht mehr als Freundschaft will.
Phase 3: Du musst wenn er eindeutige Signale aussendet dich entscheiden ob du ihn abblitzen lässt oder dir auch was mit ihm vorstellen kannst." Grinsend knuffte sie mir in den Arm. "Aber wer könnte sich das nicht bei Nate...."

"Du analysierst schon wieder alles!" stöhnte ich und schüttelte lachend den Kopf. Ally war mit feuereifer bei der Sache.
"Dann kommt Phase 4 wo ihr offen über eure Gefühle sprechen müsst."

Seufzend sah ich aus dem Fenster, wo die Schule immer näher kam. Wenn es nur so einfach wäre, wie Ally beschrieb. "Das tut Nate irgendwie schon die ganze Zeit. Oder er macht immer nur Spaß, keine Ahnung. Deine Phasen stimmen nicht mal!"

"Doch, Nate hat nur einige einfach übersprungen." Sie zuckte mit den Schultern.  "Er wusste halt gleich was er wollte."
"Aber er hat doch Ashley!" warf ich seufzend dazwischen.
Sie redete voller Euphorie einfach weiter."Auf jeden fall ist dann der letzte Schritt, wenn du seine Gefühle erwidert hast und ihr euch besser kennt, das ihr zusammen kommt."

Stöhnend stieg ich mit ihr aus, als sich die Türen des Busses öffneten.
"Ich will doch nicht mal mit ihm zusammen sein! Er gehört zu meiner Schwester!"
"Ja und das ist die einzige Tatsache, warum du nicht längst unsterblich in ihn verliebt bist."
"Oh man Ally, übertreib nicht gleich..." In dem Moment sah ich besagten Nate, mit Trey und Aiden auf dem Pausenhof.
Schnell hakte ich mich bei Ally ein und zog sie ins Schulgebäude, bevor sie uns sehen konnten.

Warum war ich gestern in meiner Freizeit zu ihm gegangen? Was hatte ich mir nur dabei gedacht?
Den restlichen Schultag ging ich ihm nämlich gezielt aus dem Weg.
Ally hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ihn für mich zu beobachten.

In der 2. Pause lieferte sie mir ihren Bericht hab.
"Nate hat sich echt Sorgen um dich gemacht. Mr. Popular hat sich sogar dazu herabgesetzt und mit mir gesprochen. Er wollte wissen obs dir wegen Samstag Nacht wieder gut geht."
"Aha." brauchte ich nur heraus. Nate und ich hatten uns doch erst gestern gesehen.
"Und ich habe ihn kein einziges Mal mit Ashley gesehen."

Das waren ja ganz interessante Informationen, aber ich hatte trotzdem vor etwas Abstand zwischen mir und Nate zu wahren. Die Augen geöffnet hatte mir der Blick meiner Schwester, als ich gestern Abend erst nach 2 Stunden von Nate zurück kam.

Leider lief das alles nicht ganz so wie geplant. In der zweiten Pause, als ich gerade am Essen war, kam er mir entgegen und es blieb keine Ausweichmöglichkeit.
"Hi." meinte ich super einfallsreich als er vor mir stehen blieb.
Ich war mir unsicher, ob ich ihn zur Begrüßung umarmen sollte. Momentan hatte ich keinen Plan, wie das Verhältnis zwischen uns war.

"Hey, krieg ich nicht mal ne richtige Begrüßung??" beschwerte er sich da schon und nahm mir die Entscheidung ab.
Schmunzelnd schloss ich die Arme um ihn, aber ließ ihn dann sofort wieder los. Nicht das Ashley in der Nähe war und sich wieder etwas falsches dachte.

"Darf ich?" bevor ichs mir versah, hatte er sich ein Stück von meiner Butterbrezel geklaut und in den Mund gesteckt.
"Hey!" beschwerte ich mich entrüstet, musste aber leicht lachen.

"Bist du heute auch mit dem Bus her gefahren?" fragte ich. "Ja. " Er nickte kurz und grinste. "Du siehst heute übrigens schön aus."
Ungewollt bekam ich heiße Wangen.
Zum Glück erwartete er darauf keine Erwiderung und völlig perplex ließ ich mir von ihm meine Tasche abnehmen.
"Komm, ich begleite dich zum nächsten Kurs."
Verwirrt folgte ich ihm.

Wir unterhielten uns noch über Belanglosigkeiten, bis ich vor dem Chemie Raum stehen blieb.
"Danke fürs Tragen, aber das wäre nicht nötig gewesen. " bedankte ich mich und nahm meine Tasche wieder an mich.
"War es doch. Bis später." Er umarmte mich noch einmal. Verwirrt sah ich ihm nach. Bis später?

Als ich meine Tasche kurz danach im Unterricht ausräumte, viel aus meinem Ordner ein kleiner Papierschnipsel.
Mit Nate's Handschrift versehen.

Er lud mich heute Abend zum Essen ein. Schnaubend warf ich ihn in den Müll.
Wie kam er nur auf diese Schnapsidee?
Ich mochte Nate wirklich, aber er war immer noch mit Ashley zusammen.

An den Zettel dachte ich später schon gar nicht mehr, denn ich bekam aus Ally endlich den Namen von dem Typ raus, den sie ganz süß fand: Lane.
Mehr wusste sie aber auch schon wieder nicht. Anscheinend hatte sie ihn bei der Party öfters beobachtet und er hatte auch immer zu ihr gesehen.
Wir informierten uns ein bisschen im Internet und fanden heraus, dass Lane auch hier auf die Columbia High ging. Wie Nate im Senior Year.
Das hieß, er musste ein bisschen älter sein als wir zwei.

"Hi Aubrey!" zischte mir plötzlich jemand zu.
Verwirrt drehte ich mich um und starrte in Gesicht.
Scheiße.
Jam.
Mein Ex.

Irgendwie hatte ich das ganze Jahr über nicht mehr an ihn gedacht und völlig verdrängt, dass wir jetzt wieder zusammen auf die selbe Schule gingen.
Mit 15 waren wir mal zusammen. Für ganze 3 Monate. Wow, nicht wahr?
Er war mein erster und letzter Freund und irgendwie hatte ich es bis jetzt noch nicht so raus, ihn los zu werden.
Wir waren immerhin in einer Beziehung, aber Gefühlt hatte ich nie gehabt.
So etwas wie Schmetterlinge im Bauch kannte ich nicht und das küssen hatte zwar Spaß gemacht, aber mein Herz hatte nicht schneller geschlagen oder dergleichen.

Diese 2 Stunden in der Woche würde ich schon irgendwie immer überstehen. 
Letzte Woche Montag war ich ja noch nicht im Unterricht, weswegen ich jetzt immerhin wusste, dass Jam und ich zum Glück nur Psychologie zusammen hatten.
Ich entschied, dass Ignorieren die beste Variante sein würde.

Der Unterricht verging dann zum Glück noch recht schnell und ich verabschiedete mich von Ally, die jetzt noch Cheerleading hatte.
"Wir gehen bald wieder auf eine Party, da kommt dieser Lane bestimmt auch wieder." versprach ich ihr zum Abschied und verließ dann fluchtartig wegen Jam den Raum.

Beim Bus dann war das Gedränge nicht besser als heute früh, eher schlimmer.
Irgendwie drückte ich mich noch rein.
"Sorry, rück mal zur Seite..." hörte ich da Nate, der sich dreist an den Menschen vorbei quetschte um neben mir stehen zu können.
"Hi!" Er lächelte übers ganze Gesicht.
"Hey. Und, ist dein Auto wieder voll getankt? " erkundigte ich mich.
"Ja. Aber vielleicht werde ich noch ein bisschen öfters mit dem Bus fahren. Da hat man so viel Komfort." meinte er und lachte. "Und, kann ich dich heute um 19 Uhr abholen?"

Ich musste kurz überlegen um darauf zu kommen, dass er wegen dem Abendessen fragte.
"Ich glaube das ist keine so gute Idee..."
Er hob eine Augenbraue. "Warum nicht? "
"Du bist mit meiner Zwillingsschwester zusammen. Da finde ich es ein klein wenig billig, dass du dich auch an mich ran machen willst." stellte ich einfach mal fest.
"Das hat nichts damit zu tun."
Aha, dass er sich an mich ran machte, hatte er nicht verneint.
"Vielleicht sollte ich Ashley sagen, dass du mich zum Abendessen einladen wolltest, mal schauen wie sie das finden wird." meinte ich mit zusammen gekniffenen Augen.
Überraschenderweise zuckte er nur mit den Schultern. "Mach das. Dann halt nicht heute Abend, aber irgendwann wirst du schon noch freudig zusagen."

Ich wollte gerade etwas erwidern, da fuhr der Bus scharf um eine Kurve und ich fiel halb auf Nate drauf. Meine eine Hand stützte sich auf seiner Schulter ab, die andere lag auf seiner stählernen Brust.
Keuchend vor Überraschung starrte ich auf sein Gesicht, das plötzlich sehr nahe war.
Dabei war ich selbst geschockt, dass mein Blick immer zwischen seinen Lippen und Augen hin und her pendelte.

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