Kapitel 17

7.8K 169 71
                                    

Bis Freitag Mittag schaffte ich es erfolgreich, Nate aus dem Weg zu gehen.
Bis auf dem Flur hinter mir eine weiche, verführerische Stimme erklang.
Bevor ich reagieren konnte, umfasste jemand meinen Hintern. Und ich wusste genau wer es war. Sein Eigengeruch und die Stimme verrieten ihn.

Wütend wirbelte ich herum und gab Nate eine Backpfeife. "Was soll das!?"
Mit großen Augen starrte er mich überrascht an und fasste sich an die gerötete Wange.
"Es ist echt erbärmlich das du nicht mal den Unterschied zwischen dem Mädchen erkennst, mit dem du herum gemacht hast und mit welchem nicht..." zischte ich. Von hinten sahen Ashley und ich uns sehr ähnlich, aber Nate schien immer noch nur langsam zu begreifen.
"Ich bin Aubrey du Arsch." Entrüstet wirbelte ich herum, achtete gar nicht auf die Blicke der umstehenden Schüler und ließ ihn stehen.

Leider musste ich mich kurz darauf abermals mit ihm auseinandersetzen.
Kunst hatten wir leider wieder zusammen.
Die Lehrerin erzählte irgendetwas von einem Exkurs in nächster Zeit, aber ich hörte gar nicht richtig zu, denn ich war viel zu beschäftigt Nate's Blicken auszuweichen.

Vorhin hatte ich nicht darauf geachtet, aber heute trug er wie so oft ein einfaches, schwarzes Shirt und es sah mal wieder sehr, sehr gut aus.
Aber das sollte mich gar nicht interessieren.
Und tat es natürlich auch gar nicht.

Außerdem war mir immer noch nicht im Klaren darüber, wie ich die Situation vorhin auffassen sollte. Ein wenig beleidigt war ich schon noch, aber für Gerechtigkeit hatte schon meine Backpfeife gesorgt.

Die Kunststunde überlebte ich irgendwie und dachte schon Nate davon gekommen zu sein, da legte er von hinten eine Hand auf meine Schulter sodass ich stehen bleiben musste.
"Hey."
Ich ignorierte ihn einfach und fuhr fort meine Kekse zu essen.
Immer ruhig bleiben...

Er schnappte sich mal wieder ungefragt einen, ohne das ich dagegen etwas tun konnte. 
Anscheinend entschied er sich dazu die Aktion vorhin komplett zu vergessen, wogegen ich auch überhaupt nichts hatte.
"Lass das endlich!" motzte ich ihn an.
"Sorry, dafür lad ich dich echt mal zum Frühstück oder Mittagessen ein, Ehrenwort!"

Kopfschüttelnd lief ich einfach weiter und versuchte ihn zu ignorieren. Das Stichwort lag auf VERSUCHTE.

"Morgen ab 21 Uhr läuft bei Aiden die Party. Soll ich dich abholen?"
"Du sollst mich gar nirgendwo abholen!" seufzte ich wütend.
"He, was ist dir denn heute über die Leber gelaufen??" fragte Nate.
"Du!" sprach ich meinen Gedanken aus. "Ashley hat gestern noch ewig geweint. Wegen DIR!"

"Ich hätte gedacht, du würdest dich ein klein wenig mehr darüber freuen, dass ich jetzt wieder single bin..." provozierte er mich auch noch.
"Lass mich in Ruhe....!" murmelte ich am Ende meiner Kräfte und stieß die Schultür nach draußen auf.

Er folgte mir Schritt auf Tritt.
"Hey, ich wollte dir die Tür aufhalten! " schleimte er und beachtete meinen Kommentar gar nicht.

Als ich stur nach vorne sah und gar nichts mehr sagte, stellte er sich vor mich und verschränkte die Arme.
Das spaßige Funkeln war aus seinen Augen verschwunden. Er hatte wohl gerafft, dass ich gerade echt nicht zu Scherzen aufgelegt war. Endlich.

"Komm schon, was ist los? Warum bist du plötzlich so abgeneigt von mir? Gestern haben wir uns doch prima verstanden...! "
"Du hast meine Schwester einfach so sitzen gelassen." erklärte ich ihm, damit er es auch endlich mal kapierte.
"Wer sagt mir, dass du das dann nicht auch so bei mir machst?"
Starr sah er mir mit lieben Blick in die Augen.
"Weil du etwas Besonderes bist."
Abfällig schnaubte ich. Ich konnte nicht anders, auch wenn diesem Unschuldsblick nur schwer zu widerstehen war. "Das sagst du wahrscheinlich auch zu jedem Mädchen."

Ohne ein weiteres Wort schob ich mich an ihm vorbei und wollte nur noch so schnell wie möglich zu meinem Auto. Erleichtert atmete ich auf, als Nate mir nicht folgte.
Andererseits versetzte es mir auch einen Stich ins Herz. Ich hatte gestern echt Spaß mit ihm gehabt und wäre er nicht so ein Playboy hätte ich mir vielleicht schon längst eingestanden, dass ich ihn im Grunde schon toll fand.

Völlig in Gedanken versunken, bemerkte ich erst verspätet, dass ich schon am Parkplatz angekommen war.
Von hinten fasste auf einmal jemand nach meinem Arm. Fauchend wollte ich mich schon umdrehen, da ich davon ausging, dass es Nate war.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich den alten Typ, der mich schon öfters beobachtet hatte, erkannte. Der Hausmeister der Schule.
"Hallo."
Überrumpelt konnte ich nichts anderes tun als geschockt einen Schritt zurück zu weichen.
Während er sprach schlug mir sein fauliger Mundgeruch entgegen.
"Ich habe so eine Anziehungskraft zwischen uns gespürt, du nicht auch?"
"Ähm, nein...." stammelte ich.
Er fasste abermals nach meinem Ellenbogen. Schnell riss ich mich los.

Plötzlich war Nate da. "Alles ok?" fragte er mich und baute sich in seiner vollen Größe vor dem dicklichen Hausmeister auf.
Dieser sah kurz in Nate's eiserne Augen, drehte sich um und humpelte davon.

"Ich hab alles bestens im Griff! Ich brauche keinen Babysitter." blaffte ich ihn etwas zu harsch an.
"Entschuldigung? Ich wollte nur helfen."
"Ja, danke..." murrte ich nur, da ich mit insgeheim nicht eingestehen wollte, dass dieser Typ langsam echt gruselig wurde.

Nate brachte mich dann noch Gentle man like zum Auto, ob ich wollte oder nicht. Süß war es schon.

Während der kurzen Autofahrt versuchte ich Nate aus meinen Gedanken auszusperren und nickte zum Takt von dem Lied 'Timber', das gerade im Radio lief.
Ich war echt froh, dass Ashley mir wieder ihr Auto überlassen hatte und ich mich nicht mehr mit den ganzen Menschen in einen Bus quetschen musste.

Zuhause in Ashleys Wohnung angekommen fand ich sie auf dem Sofa Fernseh schauend vor.
Ihre Schminke war etwas verschmiert, also musste sie geweint haben.
Mitfühlend drückte ich sie zur Begrüßung."Wie geht's dir?" 
"Ich komm drüber weg. Ich red mir einfach ein, dass er ein Arsch ist. Obwohl die Beziehung mit ihm echt toll war."
"Mach das." unterstützte ich sie in ihrer Meinung und blieb noch eine Weile bei ihr, bis ich etwas später mit Ally telefonierte.

"Also morgen abend gehen wir schon zu Aidens Party oder?" fragte ich sie, nachdem ich eine Weile mit ihr übers Cheerleading gesprochen hatte.
"Klar, gerne. Er wohnt ja nicht gerade weit entfernt von dir." stimmte sie sofort zu.
Gut, dann wusste wenigstens eine von uns schonmal, wo wir hin mussten.
Ashley hatte ich vorhin schon gefragt, aber sie würde nicht mit kommen, da sie Nate nicht sehen wollte und ihr nicht nach feiern zumute war. Verständlich.

"Abropo Nate! Was lief da bei euch im Kunstunterricht?" fragte sie da schon neugierig.
"Vom Kunstunterricht habe ich ehrlich gesagt gleich null mitbekommen. Aber unser gruselige Hausmeister hat mich heute sogar angesprochen! Ich hab voll den Schock bekommen." erzählte ich ihr und wie Nate dann kam und mich zum Auto brachte.

Ally quietschte aufgeregt am anderen Ende der Leitung.
"Obwohl du ihn also öfters abblitzen hast lassen, macht er sich trotzdem weiter an dich ran. Er will dich!"

Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen. "Kann schon sein. Und wenn schon! Ich kann jetzt nicht noch mehr mit Nate am laufen haben, wenn Ashley bis vor Kurzem noch mit ihm zusammen war!
Das kommt richtig mies, vorallem, weil ich total verstehen kann, dass sie gerade so ausrastet. Er hätte wenigstens mit ihr noch reden können, bevor er einfach nur sagt 'es ist Schluss' ohne das sie weiß warum eigentlich. Da spreche ich aus Erfahrung. Vor 5 Jahren stand ich mal auf so einen Typen.
Vermutlich will Nate doch sowieso einfach nur eine neue. Und deswegen nimmt er jetzt einfach mich..."
"Das glaub ich nicht." meinte Ally. "Aber das musst du wissen. Aber so wie du manchmal mit ihm rum blödelst, bist du echt nicht abgeneigt."
"Vielleicht." stimmte ich ihr mehr oder weniger zu und raufte mir die Haare.
"Aber ich halte es für das Beste, wenn ich ihn einfach vergesse. Für uns beide. Für mich und Ashley. So ist es das einfachste und Beste." versuchte ich mich selbst zu überzeugen. 

Different feelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt