Kapitel 27

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Ashley und ich waren uns trotzt diesem Jahr, wo wir getrennt voneinander lebten, immer noch so ähnlich.
Immerhin verliebten wir uns sogar in den gleichen Typen.

Ashley wusste, dass da zwischen mir und Nate etwas im Busch war und sie würde es auf keinen Fall gut heißen.
Trotzdem kribbelte mein Bauch wie verrückt, als mir Nate eine Woche später endlich eine Nachricht schrieb.

In Biologie und Journalismus hatte ich ihn in den letzten Tagen schon öfters gefragt, was los war, aber nicht wirklich eine Antwort bekommen. Nur ein: Alles gut.

Deswegen versuchte ich einen Gang herunter zu schalten, als ich nach draußen ging.
Ich musste nicht so aufgeregt sein.
Heute fand ein kleiner Markt auf der Hauptstraße von Columbia statt und dort in der Nähe sollte ich vor einem Café warten.
Natürlich kam ich hin und musste auch nicht lange warten, bis Nate auftauchte.

Sein eng anliegendes, grünes T-shirt mit V-Ausschnitt spannte sich um seinen muskulösen Oberkörper.
Er bewegte sich selbstbewusst und geschmeidigt, während ich wie erstarrt da stand.
"Hey..." Zögerlich machte ich einen Schritt nach vorne, aber da er keine Anstalten machte mich zu umarmen(wie schon so die ganzen letzten Tage), ließ ich ebenfalls meine Arme hängen.

"Wollen wir ein Stück gehen?"
Ich war unglaublich froh, dass er sich nach dieser Funkstille meldete, weswegen ich zu allem bereit sein würde und wie wild nickte.

Zusammen schlenderten wir nebenher. Wie automatisch steuerten wir auf den Markt zu. Eigentlich war es jedes Jahr das Gleiche:
Ein paar Marktstände mit Obst, Gemüse und anderen Essensständen. Ab und an wurden Haushaltsgeräte und Schmuck verkauft.

"Hast du Hunger?" fragte er mich.
"Nein." murmelte ich und wünschte mir zwischen uns die entspannte Atmosphäre zurück.

Sehr viel redeten wir nicht, während wir uns die verschiedenen Stände ansahen.
Ein Ohrring und die Armbänder hatten es mir besonders angetan.
Nate sah über meine Schulter, da ich länger stehen blieb.

"Welches findest du am schönsten? " fragte er mich, als ich die verschiedenen Perlenarmkettchen betrachtete. Ich zeigte auf eine rosa/weiße Süßwasserperlenkette.
Nur leider kostete sie ziemlich viel und ich musste mich zwischen den Ohrringen und der Kette entscheiden.
Da ich eigentlich schon genug Armketten hatte, kaufte ich die Ohrringe.
Nachdem ich den Schmuck verstaut hatte, gingen wir weiter.

Ohne Ziel schlenderten wir durch die Gassen. Fröstelnd zog ich die Schultern hoch. In den letzten Tagen hatte es sich extrem abgekühlt und nun schien der Sommer endgültig vorbei zu sein.
Nate betrachtete mich von der Seite und fasst nach meinen Händen."Ist dir kalt?"
Ich nickte und befühlte auch seine Finger, die aber wunderschön warm waren.
Seufzend wärmte ich meine Hände an seinen.

Plötzlich sah ich im Hintergrund Ashley durch die Straßen laufen.
"Scheiße!" Mit großen Augen nahm ich ruckartig meine Hände zu mir und zog Nate an der Jacke. Ashley würde nicht begeistert sein uns so zusammen zu sehen.

Und anscheinend kam sie sogar auf uns zu. Unser einziger Vorteil war die nahende Dunkelheit. Nur leider schienen Nate und ich in eine Sackgasse gelaufen zu sein.
Was machte Ashley hier? Vermutlich wohnte eine ihrer Freundin hier.

"Schnell!" Ich zog Nate mit mir auf das Grundstück des Nachbar Hauses. Mit einem kurzen Blick checkte ich ab, in wessen Grundstück wir hier gerade eindrangen.
Das Haus sah aber ziemlich unbewohnt aus und der Garten war verwildert.

Nate zog mich an meinem Arm um die Hausecke herum und wir schlichen uns tiefer in den Garten und in die Schatten, damit Ashley uns nicht sah.
Zur Orientierung drückten wir uns an die Backsteinwand, vorbei an einem verrotteten Liegestuhl und an einem schimmelnden Eimer.

Ich fühlte mich etwas mulmig, da das auf jeden Fall in die Kategorie "Unerlaubtes" gehörte.
Nate drehte sich zu mir um.
"Ich glaube hier sieht sie uns nicht. "
Auf meiner Haut spürte ich seinen Atem.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als Nate an der Klinke des Holzschuppens neben uns drückte. Leider war er verriegelt, wobei 'leider' das falsche Wort war. Instinktiv rückte ich näher an Nate heran. Hier draußen war es mit den Efeuranken an der Wand und in dieser Dunkelheit schon gruselig genug.

Gerümpel lag zu unseren Füßen und eine vermoderte Hühnerleite lehnte an der Dachrinne vom Schuppen auf unserer Kopfhöhe.

Erschrocken fuhr ich zusammen und kreischte kurz auf, als plötzlich neben meinem Kopf etwas aus dem Gebüsch flog.
Mit rasendem Herzen klammerte ich mich an Nate, aber es war zum Glück nur ein Vogel.
Grinsend sah Nate zu mir nach unten und dann auf das Dach des Schuppens. "Keine Sorge, alles gut."
Mit großen Augen sah ich mit an, wie Nate die Holzsprossen testete und die Leiter im Boden stabiler anbrachte.
"Was wird das?" flüsterte ich in die Stille, als er mit einem Fuß auf die Leiter stieg. Einerseits fühlte ich mich nicht wohl dabei hier herum zu schnüffeln, andererseits fand ich es echt aufregend.

Mit einer geschmeidigen Bewegung hatte Nate sich hoch gezogen und stand auf dem Dach auf.
"Komm!" er bückte sich und hielt mir die Hand hin um hoch zu klettern.
"Was ist wenn uns hier jemand erwischt?" murmelte ich besorgt, griff aber nach seiner Hand.
Was wir hier taten war
unbefugtes Betreten von Eigentum.

"Wird uns niemand." meinte Nate zuversichtlich und zog mich nach oben.
Ächzend rappelte ich mich auf dem Dach des Schuppens auf.
Keuchend, aber zufrieden begutachtete ich die kleine Aussicht von hier oben.
Mittlerweile hatte sich der Himmel in ein Tiefschwarz verfärbt und die ersten Sterne zeigten sich.

Nate setzte sich und klopfte auf den Platz daneben.
Ich setzte mich und blickte auf die Straßenlaternen unter uns hinab.
Für eine Stadt fühlte sich dieser Abend relativ ruhig an und ich saß einfach still neben Nate.

Nach einer Weile sah ich ihn vorsichtig von der Seite an.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er etwas sagen wollte aber nach den richtigen Wörtern suchte.

"Alles ok?" fragte ich dann leise, da ich Nate's Anspannung spürte.
Er nickte verschlossen und stand nachdenklich auf. "Es wird kalt, sollen wir gehen?"
Das war das erste was er nach langer Zeit wieder sagte und widerwillig erhob ich mich ebenfalls. Eigentlich wollte ich noch nicht gehen.

Nate sprang als erstes sportlich wie er war nach unten und sah dann zu mir herauf.
Vorsichtig drehte ich mich um und setzte einen Fuß auf die Holzsprossen Leiter und ging rückwärts hinunter.
Ich sah nicht wirklich viel, aber Nate stand unten, mit den Armen bereit mich aufzufangen.

Das letzte Stück hob er mich an der Hüfte herunter. Mein Körper prickelt an den Stellen seiner Hände und leise schlich ich mich zwischen dem Gerümpel zurück, auf die Straße zu.

Plötzlich blieb ich wie erstarrt stehen, sodass Nate fast in mich hinein gelaufen wäre.
In einem der Fenster direkt vor unserer Nase brannte Licht.
Hier, in dieser Schrottbude wohnte wohl doch jemand.
"Scheiße...!" fluchte ich, als ich einen Schatten hinter dem Fenster erkannte und rannte impulsiv los.
Nur raus aus diesem fremden Garten.

Nate folgte mir. Unsere Schritte hallten auf dem Asphalt wieder, als wir noch mehr beschleunigten, da die Person ans Fenster trat.
Ab da sah ich nicht mehr zurück und rannte so schnell ich konnte vorlauter Panik.
Nate überholte mich und blieb nach kurzer Zeit stehen, als wir außer Reichweite waren.
Keuchend, mit geröteten Wangen drehte er sich zu mir um und sah mich stumm an.

Luftschsnappend starrte ich auf die Haarsträhne, die ihm in die Stirn hing.
Am liebsten hätte ich sie ihm weg gestrichen.
In meinem Bauch flatterte etwas, als er mich am Oberarm näher zu sich zog.
Mein Herz raste und die Zeit stand still.
Keuchend blickten wir uns gegenseitig in die Augen.

Dann schreckte ich wie aus dem Koma auf, als neben uns ein Auto vorbei fuhr.
Kurz abgelenkt, sah ich der Karosserie nach und wendete mich dann wieder Nate zu, der meine Augen anstarrte.

"Tut mir leid." meinte er fest und legte eine Hand in meinem Nacken.
"Hä?" machte ich verwirrt.
"Ich muss dich jetzt einfach küssen...." murmelte er und schon lagen seine Lippen auf meinen.

Different feelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt