Als wir wenig später unsere süssen Crêpes ebenfalls verputzt hatten, wollte ich zahlen, doch François weigerte sich und erklärte stur, dass es in Ordnung ginge. Schliesslich hatte ich genug und knallte ihm fünfzig Euro hin, was zwar nicht der verlangte Preis war, aber für mich stimmte. „Ich warne dich", erklärte ich ihm mit erhobenem Finger. „Du nimmst es oder ich werde richtig wütend!"- „Ist ja gut, kleine Hexe", lachte er und wuschelte mir durch die Haare, und steckte uns allen doch noch ein Eis zu. „Es ist kalt", jammerte ich, als ich es im Mund hatte. „Komisch", gab Harry sarkastisch grinsend von sich und stellte sich an den Weg, der zum Strand runter führte. Sofort wurde sein Platz unter dem Dach von jemand anderem besetzt - und der Typ bedrängte mich schon wieder und legte mir eine Hand auf das Knie. Ewh.
„Nimm deine Griffel weg", fauchte ich und schob seine Hand von mir runter, doch er grinste nur und legte sie wieder drauf - sein Atem roch nach Alkohol. Eklig, vor allem so früh am Morgen.
„Nein." - „Hast du sie nicht verstanden?", fragte Liam scharf nach und ich schubste den Typen an der Schulter zurück, woraufhin er wütend wurde und mich packen wollte - doch Liam war schneller und hielt ihn am Kragen fest.
„Ich würde es nicht wagen", knurrte der sonst so gutmütige Brite und funkelte ihn wütend an, die Fäuste fest um seine Jacke geschlossen. „Entschuldige dich bei ihr, ehe ich mich vergesse!" - „Ich muss keine Angst haben vor dir", bluffte er, doch da reichte es Liam und er machte eine kleine Bewegung- und schon klemmte der Arm von diesem Typen auf dessen Rücken. Autsch.
„Was zum Teufel!", keuchte er erschrocken und Liam drückte ein bisschen mehr zu. „Ich bin bereit, mich zu vergessen, wenn du meiner Schwester noch einmal sowas sagst!" - „Du bist kein Bernard, du hast nicht in dieser Reihe gestanden!" - „Na und? Heisst das was? Schon mal was von Adoption gehört?" Jetzt war er still und mit ihm auch die anderen. „Wie war das mit dem Entschuldigen?" - „Liam, lass es", sagte ich leise und versuchte, ihn zu erreichen, doch er war zu weit weg. „Sie hat nicht mal genug Mut, aufzustehen und ihm ins Gesicht zu schauen", kam es verachtend von einem der Freunde vom Typen. Und jetzt platzte Louis der Kragen, denn er fauchte: „Sagt mal, steht ihr auf dem Schlauch? Sofia kann nicht laufen! Sie ist querschnittsgelähmt, deshalb kann sie nicht aufstehen! Wenn, dann hätte sie das Problem selbst erledigt, sie hat den schwarzen Gürtel in Karate! Und jetzt verpisst euch aus meinen Augen, ich kann mich nämlich nicht so gut beherrschen wie Liam!"
Ruckartig traten sie alle den Rückzug an, doch Liam liess den Typen noch nicht los. „Na los, sag jetzt, was ich hören will! Und gib's bitte gleich auch zu, dass du sie fallen gelassen hättest, wenn du von ihrer Behinderung erfahren hättest!" - „Es tut mir leid! Nein, sag ich nicht!" - „Okay, dann verpiss dich, du Hund", spuckte Louis ihm verbittert nach und legte einen grösseren Schein auf die Theke von François. „Tut uns leid für den Umsatz, der dir durch die Lappen ging. Hier, du kannst es besser brauchen als wir." - „Danke, aber ich nehme das nicht an." - „Bitte?" - „Nein, nicht ihr auch noch." - „Doch, als ob du viel verdienen würdest", mischte ich mich ein und schob ihm die hundert Euro von Louis zu. „Nimm." - „Okay. Aber dann koch ich mal für euch, zuhause, ja?" - „Au ja!" - „Gut, dann geh und nimm Andrea mit, die hypert sonst noch zu Tode." - „Geht klar. Danke und bis bald!" - „Salut!"
Wenig später waren wir bei Andre vorgefahren und ich klingelte von Harrys Armen aus. Als die Tür aufging stand da eine verdutzte Michelle, die mich aber sofort mit einem Lächeln umarmte und dann nach Andrea rief. „Was denn? Ich bin beschäftigt!"- „Ich auch!", rief ich zurück und schon schrie sie spitz auf und rannte die Treppe runter. Sie knallte gegen mich und Harry stolperte von der Wucht zurück, stolperte fast und Louis griff hastig nach ihm. „Sofia." Meine beste Freundin umarmte mich fest und presste sich an mich, weinte fast. „Hey, was ist denn?", fragte ich sie leise und fuhr ihr mit der Hand den Rücken auf und ab.
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Kursänderung
FanfictionDie 20-jährige Sofia Bernard hat eine grosse Familie - eigentlich lieb und knuffig, alle zusammen. Eigentlich. Doch auch eigentlich brodelt es unter der Oberfläche dieser Scheinheiligkeit und Sofias Maske aus Sarkasmus stürzt immer öfter ein - nur...