Quarante-Trois - De rentrer à Londres

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Freitag, 04.11.16

Ich wurde viel zu früh von der Pflegerin geweckt. «Miss, Sie können in einer halben Stunde mit Ihren Ärzten sprechen.» - «Danke sehr», brachte ich heraus, ehe ich mich aufrappelte und mir übers Gesicht fuhr. Es war viel zu spät geworden gestern – und jetzt war ich total übermüdet. Geschlafen hatte ich... vier Stunden? So etwas um den Dreh.

Ich wusch mir das Gesicht und putzte mir die Zähne, ehe ich mich anzog und mich auf den Weg zum Büro meines betreuenden Arztes, Dr. Tanner, machte.

«Ah, Miss Bernard», begrüsste er mich fröhlich und ich erwiderte seinen Gruss.

«Was liegt an?» - «Ich möchte gerne meine Therapie in London weitermachen, und das nicht stationär.» - «Oh. Okay, also eigentlich können wir das gut machen, wenn Sie das wollen. Sie sind an dem Punkt angelangt, an dem Sie noch viel üben müssen, sich aber noch nicht überanstrengen dürfen und auch besser noch im Rollstuhl unterwegs sind. Doch das Wichtigste ist das, was Sie selbst täglich machen – Kraft - und Gleichgewichtsübungen. Und das könnten Sie auch in einem Fitnessstudio machen, besser wäre eine Klinik oder ein Spital.» - «Keine Angst, ich will nicht alleine weitermachen. Das könnte ich auch nicht. Ich – es hat persönliche Gründe. Ich danke Ihnen vielmals für alles, es hat nichts mit Ihnen, noch mit den anderen Angestellten oder dem Ort hier zu tun. Es geht um... naja.» - «Ich verstehe schon. Das geht klar. Ich schreibe Ihnen den Namen meines Cousins, der in London arbeitet, auf. Er ist auch Arzt, allerdings Allgemeinpraktiker mit Weiterbildung zum Physiotherapeuten. Er kann Ihnen sicher genug helfen, dass Sie wieder vollständig hergestellt werden.»

Ich lächelte leicht. «Das wäre perfekt.»

Dr. Tanner lächelte und reichte mir eine Visitenkarte. «Ich werde Sie anmelden, damit Sie nicht auf einer Warteliste landen. Wann gehen Sie?» - «Vermutlich heute Abend.» - «Okay. Wollen wir heute nochmal zusammen arbeiten?» - «Ja, gerne!» - «Gut, aber jetzt gehen Sie etwas essen. Sie kippen sonst noch um.» - «Oh. Okay, wann soll ich bereit sein?» - «In einer Stunde.»

~

«Wach auf, Sof.»

Jemand rüttelte sanft an meiner Schulter und ich fuhr erschrocken hoch. «Was?» - «Sof, du bist eingeschlafen», lachte Zayn leise und ich blickte auf mein Kissen – ich hatte den Koffer auf dem Bett, und mein Kopf war darin gelegen.

«Ups.» - «Ja, ups, das würde ich auch sagen. Komm, ich helfe dir.»

Zusammen warfen wir meine Sachen in den Koffer und schliesslich setzte ich mich drauf, während Zayn am Reissverschluss zerrte und ihn schliesslich ganz schloss. Dann stellte er ihn auf den Boden und warf sich auf mein Bett. «Gemütlich.» - «Es ist eine physiotherapeutische Anstalt. Was erwartest du? Gefängnisbetten?» - «Vielleicht...»

Ich rollte mit den Augen und legte mich neben ihn hin, und da sprang Chico auf uns drauf und legte sich quer über uns beide, guckte uns schwanzwedelnd an. «Oh man, das schreit nach Aufmerksamkeitsdefizit», lachet Zayn und begann, ihn zu verwöhnen.

«Was macht ihr da?»

Ich schrak hoch und erkannte Harry im Türrahmen, wie er uns stirnrunzelnd anschaute.

«Liegen», antwortete ich ihm. «Siehst du doch. Das ist klar und logisch. Was das aber wiederum nicht ist, ist der Grund, wieso du hier bist.» - «Doch, das ist er auch. Ich muss mit dir sprechen, Sofia.» - «Wieso?» - «Bitte.»

Ich sackte zusammen. Ich konnte ihm nicht widerstehen. «Ich – hier.»

Er schob mir sogar meinen Rollstuhl zu und ich rollte mit den Augen. «Zayn, ich komme dann direkt runter. Nimmst du meine Tasche?» - «Klar.»

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