Wenig später sass ich neben Zayn in einem verdammt vornehmen Mietwagen, der fast lautlos durch die Strassen von Chicagos Vorstädten surrte, und starrte durchs Fenster in die inzwischen fast schwarze Nacht hinaus. Zayn sagte nichts, das Radio lief auf leisester Stufe und Chico seufzte auf der Rückbank hin und wieder mal tief.
Die Polizei war etwas weniger kompetent als in Europa, wie es mir erschien, doch ich hatte ja eigentlich nichts zu melden. Unsere Personalien und unsre Aussagen wurden aufgenommen, ehe wir auch schon wieder vor der Polizeistation standen. Chico hatte mitdürfen, da er ein halboffizieller Begleithund war. Einige Polizeihunde hatten ihn angeknurrt, doch ihn juckte das wenig, weshalb sie bald auch schon aufgehört hatten.
«Und jetzt?», fragte Zayn und ich zuckte mit den Schultern. «Hast du Hunger?» - «Wieso meinst du?», entfuhr es mir und ich wich etwas zurück. Er runzelte die Stirn und schaute mich fest an. «Zufälligerweise habe ich Kontakt zu jemandem, der von deinen Freunden auf dem Laufenden gehalten wird. Dazu gehört auch deine neu erkannte Essstörung.»
Flashback
Samstag, 01.10.16
«So, Miss Bernard. Sie haben die OP erfolgreich überstanden, was sehr erfreulich ist.»
Dr. Goldsmith lächelte mich freundlich an und ich nickte erleichtert.
«Doch», fuhr er fort und versetzte mir einen kleinen Schrecken. «Wir haben zu Forschungszwecken ein wenig Blut von Ihnen genommen und untersucht. Und das zeigte uns, dass sie zu wenige Schilddrüsenhormone haben, was bedeutet, Ihre Verdauung arbeitet nicht richtig. Sie verarbeiten alles, was Sie bekommen, und setzen es in Fett an. Nun, Sie wiegen 59 Kilo – und diese Zahl wäre in Ordnung, wenn Sie nicht diese Probleme mit den Hormonen hätten. In Ihrem Fall heisst das, dass Sie zu wenig essen, zu wenig zu sich nehmen.»
Erschrocken starrte ich ihn an. Das klang nach Essstörung! Doch ich – ich wollte ja nur etwas abnehmen! Nicht krank werden!
«Wir werden Ihnen Präparate geben, damit sich Ihr Hormonhaushalt einrenkt, doch Sie dürfen nicht mehr Gewicht verlieren. Wir werden Sie wöchentlich wiegen müssen, solange Sie bei uns sind. Wir legen Ihnen ans Herz, dies mit Ihren Freunden zu besprechen – das kann helfen.»
Ich nickte mit heftig wirbelnden Gedanken im Kopf, nahm mir vor, es den Jungs sofort zu beichten, weil es am einfachsten wäre - doch als Louis strahlend zur Tür hereingefegt kam und mich fragte, wie viel besser es mir schon ginge, brachte ich es nicht übers Herz.
«Das weiss niemand», brachte ich heraus und er kratzte sich am Kopf. «Naja, vielleicht habe ich auch eine Pflegerin ausgequetscht. Kommst du?» - «Ja. Schlawiner», schnaubte ich leise und er schmunzelte nur. «Bitte, wenn ich dir damit helfen kann.» - «Du bist genauso schlimm wie die anderen», entfuhr es mir unwillkürlich und er versteifte sich, ehe er den Kopf schüttelte und mir still ins Auto half.
«Was möchtest du gerne?», fragte er mich, als er sich auf den Sitz neben mich gepflanzt hatte, und zog sein Handy raus. «Hm, ich hätte Lust auf ein gutes Chilli con Carne», gab ich zu und er schmunzelte. «Ein Mädchen, das Fleisch isst? Bin beeindruckt.» - «Ich bin Französin. Wir essen sogar den Schwanz vom Tier», sagte ich ohne mit der Wimper zu zucken und erntete einen leicht entsetzten Blick, ehe ich grinsen musste. «Verarscht. Ich bin sogar recht heikel für eine Französin, und den Schwanz essen wir nicht, nur die Zunge und Schnecken und Frösche. Eeeh... da?»
Ich zeigte auf ein Restaurant in der Nähe und er nickte, steckte das Handy in die GPS - Halterung und fuhr los.
«Bist du Muslim?», fragte ich ihn und erhielt ein knappes Nicken. «Ich bin damit aufgewachsen, aber ganz identifizieren konnte ich mich nicht damit. Ich bin auch halber Ire und zudem in England aufgewachsen. Da kann... naja... meine Eltern sind stolz auf mich, dass ich auf eigenen Beinen stehe. Auch wenn mein Vater meinen Alkohol - und Nikotinkonsum missbilligt.» - «Solange du nicht unehelich Vater wirst», rutschte es mir raus – und sofort bereute ich es. Es war gemein. Louis hatte vermutlich wenig dafür gekonnt, Details wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass angeblich das Kondom von Briana gekommen war und beschädigt gewesen war. Dafür aber liebte er Freddie sehr.
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Kursänderung
FanfictionDie 20-jährige Sofia Bernard hat eine grosse Familie - eigentlich lieb und knuffig, alle zusammen. Eigentlich. Doch auch eigentlich brodelt es unter der Oberfläche dieser Scheinheiligkeit und Sofias Maske aus Sarkasmus stürzt immer öfter ein - nur...