Treize - Des cons qu'on doit aimer

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Eine Stunde später sass ich müde und fertig mit mir und der Welt vor einem Klo und hatte das Gesicht in den Händen vergraben. Chico hatte sich an mich gekuschelt- ich wusste, dass er sich wunderte, da man am Bahnhof normalerweise mit dem Zug fuhr und nicht herumhockte.

„Miss, alles in Ordnung?"- „Nein", sagte ich müde und der Bahnhofsangestellte nickte. „Kann man Ihnen helfen?"- „Haben Sie einen Kurzzeitjob für mich, sodass ich mir ein Bahnticket nach Baltimore verdienen könnte?", fragte ich schief lächelnd und er überlegte kurz. „Könnte man vielleicht machen. Aber dein Hund, was macht er?"- „Er kann gut einige Stunden alleine dasitzen", versicherte ich, doch er schüttelte den Kopf. „Nur ohne Hund. Tut mir leid."- „Aber - Sir!"

Er liess mich alleine und ich sackte wieder zusammen. Dann übermannte die Wut mich und ich verfluchte die Jungs auf Französisch und Spanisch, so schön ich konnte. Einige Leute schauten mich schräg an, doch es war mir egal. Chico nuckelte an meiner Hand und wedelte langsam mit dem Schwanz, da er nicht mit mir umgehen konnte. Irgendwann beruhigte ich mich, sodass ich den Kopf auf seine Schulter legen konnte und zwei Tränen in sein Fell rannen. Wäre ich nicht mit den anderen hierhergekommen. Hätte ich mich nie mit ihnen angefreundet. Hätte Papy doch nie die Idee der Kreuzfahrt gehabt.

„Ich hab dich lieb, Chico", wisperte ich und er legte winselnd eine Pfote auf meinen Fuss. Ich wusste nicht, wann ich schläfrig geworden war, doch Chico passte auf mich auf. Ich würde nicht beklaut werden, da war ich mir sicher.

~

Ich wurde wach, als etwas schaukelte und Lichter mir ins Gesicht leuchteten. „Himmel, wo war sie, Harry?"- „Im Schacht zur U-Bahn... wir sollten weg hier", erklang Harrys Stimme und ich realisierte, dass sie von mir sprachen.

„Lass mich", nuschelte ich, doch er schlang nur noch fester die Arme um mich. „Es ist alles gut, Sofia."

Er setzte mich ins Auto und die Türen gingen, dann schnallte jemand mich an und ich wollte mich wehren, doch ich war zu erschöpft dazu. Ich liess Liam machen. Wenig später fuhr das Auto schon und ich driftete wieder weg.

Das nächste Mal wachte ich auf, weil jemand mir sanft über die Wange strich.

„Sofia..."

Ich öffnete die Augen und erkannte Harry. „Na super", schnaubte ich dann und schubste ihn weg, kletterte aus dem Wagen und schaute mich um. Wir waren irgendwo im Nirgendwo. Genial. Ein kleines Feuer brannte und es roch verheissungsvoll nach Fleisch. Mein Magen knurrte, doch ich würde nichts essen. Nicht bei diesen Idioten.

„Sofia, jetzt warte doch", sagte Harry hilflos, doch ich schüttelte den Kopf und pfefferte Liam die Beanie vor die Füsse, ehe ich im Zelt verschwand und mich zu Freddie legte. Der Kleine schlief dick eingemummelt in eine Decke und in Louis' Jacke gewickelt. Chico war nicht hier, der liess es sich vermutlich gut gehen. Verräter.

„Hey, Sofia", flüsterte eine Stimme leise und ich erkannte Louis erst nach einigen Momenten. „Was?", zischte ich und richtete mich halb auf. „Komm mal raus, wir wollen mit dir reden."- „Ach ja, dafür gibt's mich noch, ja?"

Wütend krabbelte ich an ihm vorbei und schlug ihm ausversehen den Fuss ans Bein. „Tut mir leid", lächelte ich zuckersüss und stellte mich fünf Meter von ihm entfernt auf. „Also, was wolltest du sagen?"- „Zuallererst - es tut uns leid, ja?"

Ich verdrehte die Augen. „Schön für euch."- „Sofia, bitte, setz dich zu uns", versuchte Liam es und ich knurrte genervt, dann setzte ich mich mit einem Meter Abstand von ihnen auf den Boden. „Komm doch zumindest auf den Baumstamm, du holst dir noch ne Blasenentzündung", bat Harry mich mit rauer Stimme. „Ich bin kein Mann", konterte ich kühl. „Na also, redet!"

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