Eine Stunde später - pünktlich um halb acht - wurden die Lichter im Stadium ausgemacht und das Gekreische wurde um gefühlte fünfhundert Hertz hochgeschraubt. Mein Herz blieb vor Schreck fast stehen - zum Glück war Chico jetzt Backstage und nicht mehr hier, sonst hätte ich wohl das halbe Konzert lang mit ihm zu kämpfen gehabt.
Es gab ein Intro, das live von der Band gespielt wurde, dann kamen die Jungs auf die Bühne. Und wow, ich musste zugeben, dass ich Gänsehaut bekam, weil ich mit all den Mädchen hier in der Arena mitfühlte – höhere Herzschlagfrequenz und Glücksgefühle inbegriffen.
Sie fingen sofort mit einem Lied an, das die Fans zu kennen schienen, da alle mitgrölten. Auch ich kannte es - doch es war nicht von ihnen. «Wieso singen sie ein Lied von Natalie Brugilia?», fragte ich Gemma, die nur lachte. «Das war das allererste Lied, das sie zu fünft performt haben. Vielleicht deshalb?» Ich zuckte mit den Schultern. wissen konnte ich es ja nicht.
Nach dem ersten Lied versammelten die vier Jungs sich und begannen, sich mit dem Publikum zu unterhalten - sie führten eine Show durch, wurde mir bewusst. Die Kameras waren alle auf sie gerichtet und die Bildschirme zeigten ihre Gesichter in Grossaufnahme - könnte unheimlich sein, wenn man sich selbst so sehr vergrössert sieht.
«Herzlich willkommen bei One Direction!», schrie Harry und erhielt eine dröhnende Antwort. «So ist es recht! Habt ihr bis jetzt Spass gehabt?», wollte Niall wissen und wieder erhielten sie lautstarke Zustimmung. «Dann ist ja super. Wir wollen jetzt auch nicht lange plaudern, sondern gleich mit dem nächsten Song loslegen - 'I Want'!»
Ich runzelte die Stirn, als Gemma anmerkte: «Der Song ist fünf Jahre alt, wohlgemerkt. Einer der ältesten.» - «Und wieso singen sie ihn?», fragte ich und sie schmunzelte. «Weil er ihnen gefällt. Den würden sie auch auf ein neues Album nehmen, aber fast alle anderen von dem Album nicht. Sie haben sich weiterentwickelt.» - «Verständlich», nickte ich nachdenklich. Ich erneuerte meine Playlist ja auch öfters.
Es folgten - Gemma und Fiz sagten mir jeweils die Titel - 'Midnight Memories', 'Olivia', 'No Control', 'Little Things' und dann kam 'Drag Me Down'.
Nach diesem Lied hielten sie inne und scharten sich umeinander, redeten kurz und nickten immer wieder in ihrer kurzen Unterhaltung.
«Ich muss mal auf Toilette... wo sind die bloss?», jammerte Fiz auf einmal und Gemma grinste: «Muss ich mitkommen? Oder findet die kleine Felicité es selbst?» - «Dumme Kuh. Mitkommen.» - «Lasst mich nicht allein!» - «Wir haben nicht lange!»
Na danke auch.
«So, jetzt wird's langsam ernst. Wie ihr alle wisst, ist das hier nicht ein normales Konzert - alleine, das es mitten in unseren Ferien ist, ist schon speziell. Aber genauso besonders ist auch der Grund für unser Konzert.»
Ah, der Wohltätigkeitszweck, von dem ich nicht viel mehr erfahren hatte als das, womit ich schon zu Beginn abgespeist worden war.
«Ihr wisst es, die ganze Welt weiss es - ausser sie selbst.»
Oh, und ich weiss es auch nicht, Jungs.
«Es ist eine Person, die uns allen persönlich nahe steht. Es ist eine junge Frau, die jeden Respekt verdient - von allen. Für das, was sie durchgemacht hat und durchmacht - und durchmachen wird», sagte Harry ernst und liess den Blick durchs Publikum schweifen.
«Sie ist wunderschön, von innen und von aussen - auch wenn sie es stark tarnt. Unter ihrer Kratzbürstigkeit ist ihr grosses Herz versteckt. Und das sage ich als... als ihren Zwillingsersatz.»
Ich keuchte bei Louis' Worten erstickt auf - was zum Teufel tun sie da? Sie hatten nicht ernsthaft dieses Konzert für mich gemacht? Das kann nicht sein! Es gab viel mehr Leute, die das verdienten, nicht ich! Okay... nicht nur ich. Vielleicht brauchte ich es ja - aber wieso...
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Kursänderung
أدب الهواةDie 20-jährige Sofia Bernard hat eine grosse Familie - eigentlich lieb und knuffig, alle zusammen. Eigentlich. Doch auch eigentlich brodelt es unter der Oberfläche dieser Scheinheiligkeit und Sofias Maske aus Sarkasmus stürzt immer öfter ein - nur...