Cinquante-Huit - D'un voyage

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Montag, 26.12.16

Nach nur wenigen Stunden Schlaf wurden wir brutal vom Handy geweckt. Es war eng gewesen, so zu zweit in einem 1 Meter breitem Bett, doch es war auch kuschelig gewesen. «Fuuck, ich bin müde», jammerte Harry, während er sich aufrecht im Bett sitzend die Augen rieb. «Hmpf», grummelte ich und gähnte herzhaft, dann sprang ich auf die Beine. «Wir können im Flugzeug schlafen.» - «Jaja... scheisse, zum Glück haben wir einen Flug und müssen nicht die gesamte Strecke fahren!» - «Tja», lächelte ich schief und las meine extra herausgelegten Sachen auf. «Ich geh ins Bad.»

Nach einer frischen Dusche war ich wieder einigermassen wach und ich öffnete Harry, der die ganze Zeit schon gewartet hatte, die Tür. «Ich muss dringend», jammerte er und hüpfte zum Klo. «Eyh, ich bin noch hier!» - «Na und, damit kann ich dich eh nicht verschrecken», brummte er und ich rollte mit den Augen, während ich etwas fahrig nach meinem Concealer suchte und ihn schliesslich zuunterst im Schminkbeutel fand. Rasch hatte ich die Schatten unter meinen Augen weggetuscht und schon sah ich weniger wie ein Zombie aus. «Ich geh duschen», informierte Harry mich und ich riss den Kopf hoch, erhaschte noch einen Blick auf seinen nackten Hintern, ehe er den Duschvorhang zog. «Harry, ich...», protestierte ich und er sagte schlicht: «Siehst ja nichts und geht schneller so. Ich liebe dich und von mir aus darfst du mich nackt sehen. Du entscheidest, wie weit wir gehen.»

Mir schoss die Röte in die Wangen und ich verfluchte die Wirkung, die dieser Mann auf mich hatte. Doch das brachte ja eh nichts, weshalb ich begann, meine Wimpern zu tuschen und sogar einen leichten Lidstrich zu ziehen. Harry sang, während er duschte, wie ich erst nach einigen Minuten bemerkte – und dann lachte ich laut los. «Spongebob, dein Ernst?» - «Ja??» - «Das ist eine verdummende Serie! Da sind ja die Simpsons besser!» - «Die schau ich auch nicht.» - «Beruhigend», grummelte ich und raffte meine Sachen zusammen. «Ich bin fertig, ich pack unsre Sachen fertig!» - «Geht klar!»

Ich warf alles in unsere Koffer und schleppte diese zur Treppe – Harry würde sie runtertragen – und nahm nur meinen Rucksack mit nach unten, wo Gemma und Anne bereits wach waren. Gemma würde uns zum Flughafen fahren mit Harrys Auto, es dann behalten und uns wieder abholen kommen.

«Guten Morgen», grüsste ich sie und knuddelte Chico kurz, der mir schon aufgeregt zwischen den Beinen durchstrich. «Guten Morgen, Liebes», lächelte Anne lieb und zeigte auf den Tisch. «Setz dich, du kannst schon beginnen. Harry kann sonst auch etwas mitnehmen.» - «Er duscht gerade noch.» - «Hm. Er ist aufgeregt, sich deiner Familie zu stellen», kicherte Gemma leise und ich musste schmunzeln. «Leider zurecht, zumindest bei der Hälfte. Die andere Hälfte wird sich, denke ich, freuen.»

Ich goss mir etwas Kaffee in die Tasse und fügte Milch und Zucker hinzu, ehe ich aufstand und Chico etwas Trockenfutter und Wasser gab. «Dein Hund ist superlieb», merkte Anne an und ich musste lächeln. «Danke, freut mich, dass ihr ihn mögt.» - «Eigentlich mag unsere Familie eher Katzen, aber Chico kam gestern bei allen gut an», kommentierte Gemma, die schon topfit schien. Niedlich.

«Was möchtest du essen, Sofia?», fragte Anne und erhob sich. «Ach, ich esse normalerweise Früchte – hab ihr ne Orange oder so?» - «Klar, aber brauchst du nichts Richtiges?», fragte Anne mütterlich und ich verkniff mir das Grinsen. «Ich bin Französin, wir trinken schwarzen Kaffee und essen ein Croissant zum Frühstück; ich bin schon ne Ausnahme», schmunzelte ich einfach und Anne runzelte die Stirn. «Dann muss dir unser Frühstück auf dem Magen liegen, was.» - «Ja, etwas», gab ich zu und zeigte auf die Pfanne, die auf dem Herd stand. «Ich hoffe, du hast nichts für mich miteinberechnet.» - «Nein, keine Sorge. Ich wollte dich fragen.» - «Fee, iss mehr», erklang Harrys Stimme von hinter mir und ich biss auf meiner Unterlippe rum. «Ich hab noch genug von gestern.» - «Wir werden fünf Stunden nichts essen», erinnerte er mich und hob eine Augenbraue, schaute mich abwartend an. «Ich werde das überleben», erklärte ich und schälte die Orange etwas energischer als zuvor, bis die ganze Schale ab war.

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