Es regnete.
Natürlich regnete es, während Tim Bergmann sich durch den Wald kämpfte, von dem er umgeben war, und aus dem er- wenn er ehrlich war- keinen Ausweg mehr wusste; natürlich regnete es, denn alles andere hätte weder zu seiner Stimmung noch zu diesem Tag gepasst.
Dieser absolut vermaledeite Tag, an dem ohnehin schon alles schiefgegangen war; da passte der Regen doch jetzt nur zu gut, wie sollte er den Tag schon besser abschließen als mit einer Lungenentzündung, weil er sich bei strömendem Regen im Wald verirrt hatte, nachdem sein Auto- ja, was auch immer das gewesen war.
Er hatte schon zwölfmal versucht, es neu zu starten, hatte das wenige, was er über Autos wusste- und das war bei weitem nicht viel- zusammengelegt und sogar versucht, am Motor rumzuwerkeln, somit die Maschine wieder zum laufen zu bekommen. Aber, nichts. Das Öffnen der Motorhaube hatte nur zu einem unschönen Zischen geführt und dann einen Kurzschluss- oder ähnliches- hervorgerufen.
Zu allem Überfluss war dann auch noch ein Teil des Schlüssels abgebrochen, als er erneut versucht hatte, den Wangen anzuschmeißen.
Und dann war er Stunden lang im Wald gesessen, bis es zu kalt wurde, und die Autobatterie den Geist aufgegeben hatte.
Wichtig war es jetzt erstmal, dass er aus dem Wald kam, um alles andere konnte er sich auch danach noch Gedanken machen. Aber wenn er jetzt an einer Unterkühlung starb, war ja zunächst mal niemandem geholfen. Vor allem nicht ihm selbst. Also, Prioritäten.
Es war grün um ihn herum, ein satteres Grün als er es bisher in Köln gesehen hatte, auch in den umliegenden Waldgebieten, die es in der Nähe gab; dunkle Tannen und Laubbäume umgaben ihn, und die Luft war ganz klar. Unter anderen Umständen hätte er das hier sicherlich sehr genossen, die absolute Ruhe, die klare Luft. Unter anderen Umständen, und wenn sein Handy nicht einen Kurzschluss gehabt hätte und nun nichtmal mehr anging; ob vom Regen oder etwas anderem der Kurzschluss ausgelöst wurde, konnte Tim wirklich nicht sagen.
Ein weiteres Mal versuchte er, trotzdem, vergeblich, sein Handy zu starten; plötzlich hörte er ein Geräusch, und zuckte zusammen. Denn dieses Geräusch... es klang wie Hufgetrappel. Und Pferde liefen normalerweise nicht alleine herum, da waren immer Reiter dabei, das hieß...
„ Hey! Hallo! Hilfe!", schrie er, und das Hufgetrappel wurde leiser, dann wieder lauter; er räusperte sich, schrie dann nochmal. „Hier! Hallo, ich bin hier! Hilfe!", schrie er laut auf, und die Hufe kamen auf, noch ein Paar mal, dann wurden sie langsamer, und dann kam das Pferd auf Tim zu, zusammen mit Reiter- aber dieser Reiter... war irgendwie nicht ganz normal, wenn er ihn so ansah.
Das begann schon mit der Rüstung- wer trug denn bitte noch Rüstung?- welche silbern glänzte, und auf der Brust war eine blaue Schnecke aufgemalt; der Reiter trug einen Helm, aber trotzdem kam er Tim unangenehm bekannt vor. Das komischste war aber vermutlich das Schwert, das dem Reiter an der Seite hing, und das erschreckend echt aussah; aber niemand besaß heutzutage noch ein Schwert und lief so mit diesem herum; vielleicht war er in eine dieser Rollenspielgruppen hineingerannt? Ja, das würde- könnte es sein, dachte er sich, und dann klappte der Reiter das Visier auf. Tim klappte die Kinnlade nach unten.
„ Dario?", fragte er, und der Reiter sah ihn verwirrt an, „Dario, wie siehst du denn aus? Naja, egal! Du, wir müssen schnell nach hinten, mein Auto ist liegengeblieben, und ich brauche deine Hilfe, um's wieder zum laufen zu bekommen, also, komm-"
„ Ich- entschuldigt, aber wer seid ihr, und was macht ihr in den Ländereien des heiligen Maudado?", fragte Dario ihn, und Tim zog nun die Augenbrauen hoch.
„ Heiliger Maudado? Sag mal, Dario, alles in Ordnung?"
„ Ich bezweifle, dass wir uns schon einmal gesehen haben", sagte Dario leise, „Und ich könnte euch genau so gut fragen, was Ihr da tragt? Was sind das für ketzerische Hosen?", fragte der Rothaarige, und Tim verstand langsam gar nichts mehr.
„ Soll das ein Scherz sein?", fragte er, und Dario sah ihn verständnislos an, richtete dann sein Schwert auf Tims Brust, was den Blonden dazu brachte, einige Schritte nach hinten zu stolpern, und langsam die Hände zu heben, „Dario, bitte. Ich hab mich verlaufen, und du hilfst mir da gerade echt nicht weiter..."
„ Können Sie mir sagen, in welchem Jahrhundert wir uns befinden?", fragte der Rothaarige, stieg von seinem Pferd ab und starrte Tim weiterhin feinselig an, „Sind Sie ein Hexer oder einfach einer, der nicht weiß, wohin mit Ihm?"
„ Wir haben das 21. Jahrhundert", sagte Tim, und plötzlich hatte er ein furchtbares Gefühl in der Magengrube, aber... das war ja absolut irrsinnig, und unmöglich.
„ Falsch. Haben Sie vielleicht Ihr Gedächtnis verloren?", fragte Dario, „Wir befinden uns im 13. Jahrhundert, und ich möchte jetzt endlich einmal wissen, was genau Sie in den Ländereien des heiligen Maudados suchen", sagte er, und Tim war, als müsste er sich gleich übergeben. Das war doch unmöglich..
Er schüttelte den Kopf, zuerst langsam, dann immer schneller.
„ Ich hab mich verirrt", sagte er schnell, und Dario sah ihn kurz an, zum ersten Mal waren die Augen des Rothaarigen nicht ganz feindselig, aber nichts deutete darauf hin, dass er wusste, wer Tim war, oder dass er ihn schon einmal gesehen hatte.
„ Und von woher kommen Sie?"
„ Köln", sagte er leise, in einem letzten Anlauf, doch wieder kein Erkennen; Dario sah ihn nur noch einmal an, seufzte dann auf.
„ Also ein Fremder. Aber ich möchte Ihnen mal glauben schenken; nennen Sie mich Herr Verzögerung. Und Sie sind...?", fragte der Rothaarige dann, und Tim zuckte zusammen; Verzögerung... Sein bester Freund in Köln hatte einmal etwas erzählt gehabt, von einem Herr Verzögerung, aber das war doch schon so lange...
„ Tim", sagte er, seine Stimme schwach, „Tim Bergmann"
„ Na gut, Herr Bergmann. Sie sollten erstmal mit mir kommen, ich denke, zuerst einmal sollten wir Sie in ein ordentliches Gewand bekommen; die Leute dieses Städtchen sind doch etwas konservativ eingestellt, wenn es um Fremde geht", sagte Dario- Herr Verzögerung, stieg wieder auf sein Pferd auf, „Ich bringe Sie erstmal zum ankleiden, danach überlegen wir uns, was wir nun mit Ihnen machen"
„ Wie meinen Sie?", fragte Tim, und biss sich auf die Zunge; er sollte Dario nicht Siezen müssen, Das war nicht richtig. Nichts hier kam ihm richtig vor.
„ Sie können vermutlich nirgendwo hin.", sagte Verzögerung leichthin, „Sonst wären Sie nicht in Leben gelandet. Leben, dem Dorf hier. Ich bin hier der Hauptmann der Miliz", sagte der Rothaarige, ritt dann vorraus, und Tim folgte ihm zu Fuß. Seine Kleidung klebte an ihm dran, und ihm wurde mit jedem Schritt kälter.
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Timetraveller.
FanfictionAnd when you wake up, everything is gonna be fine I'll guarantee you'll wake up in a better place and in a better time. Leben. HerrBergmannxTheKedoszone