Fünfundzwanzig

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 Der Regen trommelte gegen die Scheibe, als es an der Türe klopfte, mehrmals hintereinander, einige Tage nach ihrem Besuch bei Takaishii. Tim und Dario hatten seitdem nicht mehr miteinander gesprochen und ehrlich gesagt wollte der Blonde auch nicht mehr daran denken; vor allem nicht an den Moment, an dem Pepe nach Hause gekommen war und sie beide aus dem Haus geflohen waren; ihm schauderte bei dem Gedanken zurück an diesen Moment.
Sie hatten draußen im Dunkeln gestanden, hinter dem Haus, beide schwer atmend, und seine Hände hatten gezittert vor lauter Anspannung; die Angst, gefunden zu werden, steckte ihnen beiden noch in den Knochen.
„ Pepe würde nie -", hatte er leise gesagt, „Er ist so ein Guter."
„ Die Fakten sprechen gerade dagegen, Tim", hatte Dario Verzögerung leise gesagt, war ohne Zögern in das „Du" übergangen. „Ich werde ihn der Maudazei melden müssen. Daran führt kein Weg vorbei, egal, wie sehr du ihn magst", hatte der Hauptmann weitergeredet, ihm dann einen prüfenden Blick zu geworfen. Aber der Redakteur konnte es immer noch nicht fassen. Sein Pepe, um den er sich selbst gekümmert hatte, als er wieder ein Kind geworden war, konnte doch keinen Mordanschlag auf ihn verübt haben. Er hatte den Kopf geschüttelt.
„ Bitte nicht", hatte er gesagt, das Adrenalin noch in den Knochen, „Ich bin mir sicher, dass es dafür eine logische Erklärung geben wird. Es hatte ja etwas mit dem Spielemeister zu tun."
Darios Blick war noch eine Spur kritischer geworden, und für eine Sekunde meinte Tim, etwas wie Trauer in den braunen Augen zu entdecken, die über sein Gesicht glitten; ganz kurz war es still und sie sahen sich nur an - Dario wandte sich als erster ab, die Wangen in einem dunklen Rot.
„ Ich muss, Herr Bergmann - Tim. Es ist meine Pflicht", hatte der Rothaarige gesagt und Tim hatte geseufzt. Und doch wollte er noch nicht aufgeben, versuchte es noch ein letztes Mal.
„ Für mich, Dario. Bitte", hatte er gesagt, „Du hast dann auch etwas bei mir gut", sagte er, und der Hauptmann hatte ihn angesehen, einen Schritt auf ihn zugemacht, die Augen huschten in Tims Gesicht hin und her; der Rothaarige schien etwas sagen zu wollen, hob eine Hand, doch dann war der Moment vorbei und Tim konnte nicht sagen, ob Dario ihm wirklich über die Wange gestrichen hatte oder ob es sich nur um Einbildung gehandelt hatte.

„ Machst du die Türe auf?"
Tim zuckte zusammen, als ihn die Stimme seines Geliebten aus dieser Erinnerung holte. Dominik saß im Wohnzimmer, über seine Notizen gebrütet, während er sich gleichzeitig Notizen machte, wer zu welcher Verhandlung gehen musste von seinen Klienten. Er nickte, ging mit großen Schritten zur Türe und lächelte die Frau vor ihm im Regen an; Fräulein Schmidt, mit einem Korb um den Arm geschlungen. Täuschte er sich, oder hatte sie etwas zugenommen? Als er in Leben angekommen war, war ihr Bauch schon vorhanden gewesen, doch mittlerweile musste sie auch schon im siebten Monat sein.

„ Herrjeh, Fräulein Schmidt", sagte er, trat von derTüre weg, „Kommen Sie doch rein. Was treibt sie hierher, bei diesem furchtbarenWetter?", fragte er, ging voraus ins Wohnzimmer und half ihr, sich auf einenStuhl zu setzen, den sie dankend annahm, ihn dann anlächelte, ihm den Korbreichte.
„ Wir haben zu viel gekocht und ich kann momentan nichts essen", sagte sie,streichelte einmal ihren Bauch, „Das Kleine macht mir da gerade einen Strichdurch die Rechnung", lachte sie, „Und ich wusste nicht, wem ich es sonst gebensollte. Es ist nur der Rest vom Eintopf", sagte sie dann, nahm ein Gespräch mitDominik auf, während Tim das Essen in die Küche brachte, leise summte; erzuckte zusammen, als es einen Schlag tat, aber schnell wurde ihm klar, dass dasvermutlich nur das Unwetter war, dass sich durch das Dorf ausbreitete - eswürde nicht mehr lange dauern, bis der erste Blitz einschlagen würde. Erschüttelte den Kopf, als ein kalter Schauer ihm den Rücken hinunterlief, ihndazu brachte, schnell zurück in die Wohnstube zu gehen, in der Hazellyn Schmidtleise erzählte, Dominik ihr lauschte.
„ Das Unwetter scheint ziemlich stark zu werden", sagte er leise, setzte sichneben den Anwalt, der sich prompt an ihn schmiegte. „Fräulein Schmidt, Siesollten bald aufbrechen, bevor Sie in den kompletten Sturm kommen. Das istsicherlich weder gut für Sie, noch für Ihr Kind", sagte er und die Brünettelächelte sanft, strich über ihren Bauch.
„ Sie werden wohl recht haben, Herr Bergmann. Würden Sie mir den Gefallen tunund mich nach Hause begleiten?", fragte die Dame und Tim war eigentlich nichterpicht darauf, in diesem Wetter nach außen zu gehen, doch nickte er, drückteDominik einen kurzen Kuss auf die Stirn, bevor er seinen Mantel holte, den Hutaufsetzte, Fräulein Schmidt, in ihrem Umhang, lächelte ihn an, und für eineSekunde glaubte er, Schmerz in ihrem Gesicht zu erkennen, doch dann nickte sienur, verabschiedete sich von Dominik, während er selbst vor der Türe wartete,„Ich danke Ihnen für die Gastfreundlichkeit."
„ Die Freude ist ganz auf unserer Seite", antwortete Tim, dann gingen sie nachaußen in den Regen; obwohl sie rannten, war der Redakteur innerhalb einigerSekunden komplett nass, und als er sich umdrehte, sah er, dass es auch FräuleinSchmidt nicht besser ging. Die Haare hingen ihr nass ins Gesicht und sieschüttelte den Kopf, um den Regen aus dem Gesicht zu bekommen. „FurchtbaresWetter!", schrie er und sie nickte, ein kleines Lächeln auf den Lippen. Sierannten weiter durch den Regen, bis sie vor ihrem Haus stehen blieben; die Hexesah ihn durchdringend an.
„ Herr Bergmann", sagte sie schließlich, die Augen dunkel in ihrem Gesicht,„Herr Bergmann, ich möchte sie um folgendes bitten - sollte James und mir -sollten wir eines Tages nicht da sein, um uns um das Kind zu kümmern, dannnehmen Sie es bitte zu sich", sagte sie, holte dann tief Luft, „Wir möchten,dass sie der Taufpate werden."
„Ich?", wiederholte er stutzig, dann erst wurde ihm die Bedeutung dieser Worteklar; er lächelte die Hexe, die ihm über die letzten Monate so eine guteFreundin geworden war, an, nickte dann. „Sehr gerne, Fräulein Schmidt", sagteer und sie lachte, ging dann in das Häuschen hinein, während er umdrehte, sichwieder auf den Weg nach Hause machte. Sein Mantel klebte zwar nur noch an ihmdran, doch für die Sekunde war ihm das ganz egal. Er würde Pate werden - daswürde er sofort Dominik erzählen, sie würden sich sicherlich gut um seinPatenkind kümmern können, sie hatten ja noch die Übung von den Kindern.
„ Herr Bergmann, wohin des Weges zu so später Zeit und in diesem Wetter?", rissihn die üblich zynische Stimme Darios aus den Gedanken, und er drehte sich um,sah den Hauptmann klitschnass auf sich zukommen, die Augen zusammengekniffen,„Sollten Sie nicht daheim sein und sich mit unserem lieben Anwalt die Zeitvertreiben?", fragte er nach, und Tim schüttelte den Kopf, sah dann weg.
„ Ich habe gerade noch Fräulein Schmidt nach Hause gebracht", sagte er und derHauptmann nickte, wenig überzeugt, wie es Tim schien, „Tatsächlich. Sie war zuBesuch, und in diesem Wetter kann ich doch eine Dame nicht alleine nach Hause gehenlassen", redete der Blonde weiter, lächelte leicht, doch wieder einmal wurdedieses Lächeln nicht erwidert. Es war doch ein Kreuz mit diesem Mann.
„ Nun gut, dann glaube ich Ihnen einmal", sagte Dario, „Ich glaube dir, Tim.Wenn du willst, darfst du mich auch noch nach Hause begleiten", fügte er hinzu,lachte etwas unglücklich; leicht überrascht nickte Tim, zog sich den Hut tieferins Gesicht und seufzte leise auf, als das Wasser nach unten platschte. Zeit,dass die Regenschirme erfunden wurden. Sie liefen schweigend nebeneinander her,denn es gab nichts, über das sie hätten reden können; zumindest fiel Tim nichtsein; also ging er nur schweigend neben Dario her, der ihn ab und zu kritischvon der Seite ansah. Das ging so weiter, bis sie vor dem Haus des Hauptmannesstanden, mit seinen ordentlichen Latten und sauberen Fensterscheiben. Dasähnelte Dario, Tims bestem Freund aus Köln.
„ Vielen Dank, dass Du mir Gesellschaft geleistet hast, Tim", sagte derRothaarige schlicht und wieder agierte er, wie vor wenigen Tagen; so schnell,dass der Redakteur es fast für nicht existent hielt, presste der Maudadisteinen Kuss auf die Wange des Kleineren, wandte sich dann ab, hob die Hand zumGruß und verschwand in seinem Haus.
Mit brennenden Wangen ging Tim zurück, die Hände in den Jackentaschen;mittlerweile war er mehr als nur etwas nass und er wusste, würde er nach innenkommen, so müsse er sich auf Dominik gefasst machen; doch eine andere Seite vonihm sehnte sich gerade jetzt nach dem Dunkelhaarigen, so verwirrt und nass wieer war.
„ Du bist ganz bleich, und so nass! Komm rein, bevor du noch krank wirst, meinSchatz", sagte Dominik und das Lächeln, dass er dafür bekam, war so hell wiedie Sterne am Nachthimmel, die zwischen dem Regen ab und zu hervorfunkelten. DerFrieden an diesem Tag, der im Hause Bergmann herrschte, war das Schönste seitlangem. Tim hoffte, er würde für immer halten.


Hey!
Genießt die Ruhe, so lange wir sie noch haben, denn im nächste Teil, howdy wird es da schwierig werden, für uns alle.
Eine kleine Notiz meinerseits: Desperado geht kaum voran, nur sehr schwer, und ich werde versuchen, weiterzukommen, aber sollte ich am Ende meines Stoffes ankommen, dann wird es solange Pause geben, bis ich wieder 12.000 Worte im Plus bin; die Wüste ist mir wirklich der größte Feind der bergmann'schen Linie.
Aber, hier: Meinungen?
- Johanna.

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