Zweiundzwanzig

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Tim seufzte leise auf, fuhr sich durch die Haare. Wer war der Spielemeister?
Er hoffte nur, dass Fräulein Schmidt dem nachkommen würde, um was er sie gebeten hatte. Er fand später an diesem Abend noch heraus, dass sie ihn nicht enttäuscht hatte, glücklicherweiße.

„ Du musst dir einen eigenen Briefkasten für die Zeitung anschaffen", murmelte der Anwalt und warf Tim einen Stapel Briefe hin, einige sogar gebunden, weil sie so lange zu scheinen schienen, „Sonst finden wir am Ende nichts mehr in diesem Briefkasten"
Tim grinste etwas in sich hinein, spähte dann auf den Brief, den Dominik noch in der Hand hielt, ihn zu studieren schien.
„ Du siehst so ernst aus", lachte er, „Neues vom Spielemeister, oder wie?"
Seit der Attacke, wie Tim es nannte, in Palokos Keller hatten sie nichts mehr von dem ominösen Mann, der sich Spielemeister nannte, gehört, und das war dem Redakteur auch sehr Recht; am Tag nach der Explosion hatte Dominik ihn nicht aus dem Haus gelassen, soviel Angst hatte er um den Blonden gehabt. Sollte sich der Spielemeister jemals wieder melden, dann wusste Tim schon, dass er seinem Geliebten unter keinen Umständen davon erzählen durfte, er wollte Dominik keine Sorgen machen.
„ Darüber macht man keine Späße", fauchte der Brünette jetzt, seufzte dann leise, „Nein, das ist eine Einladung, zu einer Hochzeit.", murmelte er dann leise, „Dass Ich das in dieser gottlosen Stadt noch erleben darf, eine Hochzeit.", sagte er, reichte Tim den Brief, den er nur schnell überflog.
„ Herr Niek und Fräulein Ferret, bla bla", murmelte er leise, legte den Brief dann zurück, „Ich habe vermutlich noch nie mit Herr Niek gesprochen; gibt es einen Grund, warum Sie uns einladen?", fragte er, und der Brünette lachte ihn fröhlich an, beugte sich dann zu ihm.
„ Sie sind nette Leute", sagte er, drückte Tim dann einen Kuss auf die Lippen, den er gerne erwiderte, „Ich komme heute Mittag heim, ja? Viel Spaß beim Schreiben", murmelte der Anwalt leise, und Tim nickte nur, wanderte sein Blick doch direkt danach zum Keller; er würde diesen absperre müssen, nach gestern Nacht.
Die Post, die vom Tisch rutschte, holte ihn zurück in die Wirklichkeit, und er griff nach dem am Boden liegenden Buch, nur um die Augenbrauen zusammenzuziehen.
Alle anderen Briefe waren meist sehr krakelig geschrieben, oder das Papier war von schlechter Qualität gewesen, doch dieses war ein gutes, gebundenes Buch mit dunklem Einband, das sein Gewicht wog. Als er es aufschlug, gingen ihm fast die Augen über, ein flimmerndes Bild war ausgemalt, welches er sofort überschlug.
Seit der Veröffentlichung der letzten Ausgabe seiner Zeitung waren gerade mal zwei Tage vergangen, also konnte es auch nur ein Leserbrief sein, doch diese waren normalerweise nicht so. Nicht... Nicht so.
„ Hallo Herr Bergmann", murmelte er leise, „Ich bin höchst enttäuscht über ihre letzte Ausgabe. Der Spielemeister terrorisiert nicht. Der Spielemeister hat NICHTS mit den Geschehnissen in Palokos' Keller zu tuen.", las er, schlug die nächste Seite auf; der Spielemeister, schon wieder. Aber das waren immerhin konkrete Informationen. „Ich verfolge Ziele in eigener Sache.", las er leise, zog die Augenbrauen zusammen, „Herr Bergmann. Ich möchte ein Spiel mit dir spielen. Der Spielemeister kommt... Halte dich bereit", murmelte er, warf das Buch weg, als hätte er sich verbrannt.
Ein Zittern rannte über seinen gesamten Körper, er biss sich auf die Zunge, um nicht vor lauter Schock zu schreien. Warum denn er, warum musste der Brief denn an ihn gehen? Wer wollte etwas von ihm und wer war der Spielemeister?
Es musste jemand sein, der Tim kannte; denn nur so konnte die Person wissen, wie sie Tim bekommen konnte. Er wusste, dass es gefährlich war, doch jetzt war sein Interesse geweckt, er würde bei diesem Spiel des Spielemeisters teilnehmen, wenn es auch nur war, um die Identität dieses Mannes zu bekommen, er musste teilnehmen, denn er war viel zu neugierig um es nicht zu tun.
Deutlich aufgekratzter ging er nun durch die anderen Briefe, las manche davon zwanzig Mal, da er sich einfach nicht auf deren Inhalt konzentrieren konnte; seine Gedanken glitten immer wieder davon, zu anderen Dingen, zu diesem Brief des verdammten Spielemeisters; natürlich würde er mitspielen, er konnte doch gar nicht anders. Ein Seufzen glitt ihm über die Lippen, als er beschloss, Briefe Briefe sein zu lassen; was er jetzt brauchte, war frische Luft. Und wohlmöglich Dominik.
Er bekam ein Klopfen an der Türe und das warme Lächeln von Dario Verzögerung; beides etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte, doch gerade das Lächeln freute ihn wirklich ungemein, wenn er ehrlich mit sich selbst war.
„ Herr Verzögerung", sagte er leise, und der Rothaarige lächelte ihn an, „Wenn Sie Dominik suchen, dann muss ich Sie vertrösten, der ist gerade in der Kanzlei am arbeiten", sagte er, und Dario lachte leise, das zynische Lachen, das Tim nur an ihm kannte.
„ Aber, aber, Herr Bergmann. Darf ich nicht auch Sie besuchen kommen? Auf ein Schwätzchen unter Freunden?", fragte der Hauptmann, und Tim wusste nicht, was er seltsamer finden sollte: Dario wieder als Erwachsenen zu sehen oder dass eben jener Erwachsene so freundlich zu ihm war, ihn jetzt wieder anlächelte, die Hände verschränkt, „Na gut, vielleicht wollte ich tatsächlich zu Dominik; aber ich kann auch Sie gut leiden, Herr Bergmann"
„ Kommen Sie doch rein", sagte der Blonde schnell, trat einen Schritt zur Seite, „Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?"
Das Lächeln, das Dario ihm gab, war Lohn genug, und Tim konnte nicht anders, als zurückzulächeln, während er in die Küche ging, zwei Gläser Wasser auf den Tisch stellte, sich dann gegenüber Dario hinsetzte, der ihn mit aufmerksamen Augen musterte; es erinnerte Tim schmerzlich an das Kind, dass der Hauptmann noch vor ein paar Wochen gewesen war; auch wenn ihr Verhältnis nicht sehr gut gewesen; es war ja auch egal, wenn er ehrlich war. Jetzt zählte nur das hier und jetzt; und hier zeigte sich, dass Dario Verzögerung und der Dario aus Tims Zeit sich gar nicht so unähnlich waren. Sie verstanden sich so ausgezeichnet.
„ Natürlich ist Geschichte immer mein bestes Fach gewesen", sagte Dario sarkastisch, „Ich war zwar noch nie dieses Dorf verlassen, aber ansonsten. Ich kenne allerdings die gesamte Geschichte der Maudazei auswendig", sagte der Hauptmann, sah dann auf seine Hände hinab und grinste Tim schief an, der das Lächeln gerne erwiderte, „Ich meine- Wissen Sie, Herr Bergmann? Gerade bin ich doch ein wenig aus dem Konzept gehauen, dass wir beide uns so gut verstehen"
„ Das wusste ich", sagte Tim, ohne nachzudenken, biss sich dann auf die Zunge, tat es mit einem Kopfschütteln ab, während Dario nach außen sah.
„ So nett das aber auch ist-", sagte er leise, „Es wird spät, und ich muss noch etwas erledigen, Herr Bergmann"
„ Ich begleite Sie zur Türe, Herr Verzögerung", sagte Tim ruhig, trat den Brief des Spielemeisters, den er erst jetzt sah, unauffällig weiter unter den Tisch, „Wenn Sie nichts dagegen haben", fügte er hinzu, und Dario sah ihn an, sah ihn nur an, ruhig.
Für eine Sekunde wusste Tim nichts zu sagen, denn der Rothaarige sah ihn so ernst an, absolut ernst, ohne jegliche Gefühlsregung; in den dunklen Augen flackerte kurz etwas auf, was der Redakteur nicht einordnen konnte. Hass, Vertrauen, Verständnis- es könnte alles sein. Er wandte sich ab, räusperte sich kurz.
„ Danke für ihren Besuch", murmelte Tim, und Dario nickte nur, räusperte sich dann leise.
„ Sagen Sie mal, Herr Bergmann, wie bestechlich sind Sie eigentlich?"
„ So bestechlich wie jeder Andere auch"; lachte Tim leicht, „Und Sie?", fügte er hinzu, sich unsicher über die plötzliche Wendung des Gespräches.
„ Ich sage mal, für die richtige Summe kann ich mit mir reden lassen. Auf Wiedersehen, Herr Bergmann."
„ Herr Verzögerung."


weiter geht's mit den actual Plotsachen, und ich bin so froh!!
Gerade habe ich Spielemeister fertig geschrieben und ahhh,,, endlich!!
Endlich hab ich meine fucking Ruhe vor Saph und ich vermisse mein Dorf jetzt schon.
Es sind 60127 Wörter.
(letztes Kapitel viel das Feedback dürftig aus. Ich hätte gern mehr, lol- pls.)
meinungen?
- Johanna.

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