Fünfunddreißig

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Im Prinzip- im Prinzip war Femke tatsächlich seine Tochter. Mittlerweile war sie zwei Monate alt, schrie immer noch viel, aß noch mehr, und wenn er mit ihr durch das Dorf ging, dann wurden sie nicht selten aufgehalten, von verschiedenen Bewohnern der Stadt; keine drei Wochen nach Femkes Geburt gab es nämlich noch ein Kind in Leben, plötzlich. Eine der Frauen der Mafia hatte in aller Stille ein Kind zur Welt gebracht, und das Dorf hatte nun noch mehr Grund zu Feiern. Die Tatsache, die Tim aber wirklich überrascht hatte, war nicht die Mutter gewesen, eine zarte Frau, mit der er nie etwas zu tun gehabt hatte, sondern der Vater. Aber ein Blick auf das Kind ließ keine Zweifel zu; es war ein Junge, den man Anthony geheißen hatte, mit großen, blauen Augen und einem blonden Flaum Haare; blonde Haare, wie sie nur ein anderer Bewohner aus Leben hatte.
„ Bergmann.", sagte die kühle, stets gelangweilte Stimme Sebastian Insides, und mit Femke auf dem Arm drehte sich Tim um, nickte dem Mafiaboss zu, der sein Kind auf dem Arm trug, welches schlief, „Meine Frau sagte, ich solle Sie zusammen mit Tony hier besuchen kommen- Sie wissen ja, Frauengeschwätz.", sagte der Blonde gelangweilt, und Tim nickte abwesend, lächelte dann etwas.
„ Ich wollte die Kleine hier gerade zu Fräulein Schneegeistchen und Fräulein Histories bringen", sagte er, „Sie können mitkommen, dann wissen Sie ihr Kind immerhin sicher. Und die Frauen freuen sich immer über die Beiden, Sie wissen ja.", fügte er hinzu, und der Mafiaboss nickte, sah ihn dann zweifelnd an.
„ Sagen Sie, Bergmann- ist das Eis auf ihrer Schulter?", fragte er, und Tim sah auf seine Schulter, dann seine Tochter an, die mit ihren kleinen Patschehändchen Schnee herumrieseln ließ.
„ Meine Tochter, Inside. Sie entschuldigen.", sagte er, der Mafiaboss sah das Mädchen kurz an, seufzte dann auf, „Wie die Mutter, so die Tochter."
„ Ich vergesse immer, dass Sie nicht der Vater sind- auch wenn Femke Ihnen sehr ähnlich sieht.", sagte Herr Inside, und auch wenn der Mafiosi es nicht wusste, hatte er Tim damit sehr glücklich gemacht.
Denn eigentlich fühlte es sich für ihn an, als sei Femke sein Kind; er und Dominik waren ihre Väter, und sie war sein Kind, eigentlich. Für ihn war es so, und es war doch immer etwas Besonderes, wenn das Dorf, in dem er sich so heimisch fühlte, sie als sein Kind ansah. Seine Femke, mit den roten Haaren und den klugen, grauen Augen, die ihn anlachte und gluckste; die alles mit Eis vollmachte, wenn sie schrie, aber dieses Eis genauso schnell wieder verschwinden lassen konnte.
„ Na, Bringen wir die Kinder mal zu den Frauen, nicht?", fragte er, und der Mafiosi nickte nur, räusperte sich aber keine zwei Schritte weiter.
„ Wissen Sie, Bergmann- Ich möchte mich keinesfalls aufdrängen, aber Sie sind ein guter Mann, und ich bin ein reicher Mann.", sagte Inside ernst, und Tim zog die Augenbraue hoch, zwang sich, stetig weiterzulächeln, „Und Sie werden keinen besseren Mann für Femke finden können, als meinen Anthony.", redete er weiter, und beinahe hätte Tim sich gegen die Stirn geklatscht. Bisweilen kamen ihm die Leute aus Leben normal vor, vermutlich weil er nun schon über ein halbes Jahr hier lebte, doch dann kamen ihm wieder die Dinge in den Sinn, die Leben eben als mittelalterliche Stadt auszeichneten- wie die Tatsache mit dem Heiraten. Er wusste von Fräulein Ferrett, dass auch sie schon von Geburt an für eine Person bestimmt gewesen war. Ein Glück nur, dass sie Herr Niek wirklich zu lieben schien. Doch ob er seine Tochter da auch durchschicken wollte?
„ Lassen Sie mich noch überlegen, Herr Inside.", sagte er, nahm Femke etwas fester, „Ich weiß auch noch gar nicht, ob ich meine Kleine nicht lieber im Kloster sehen würde.", fügte er hinzu, damit er eine halbwegs gläubige Ausrede hatte; Inside sah ihn zwar an, als sei er verrückt geworden, doch das war Tim egal. Er ging weiter in Richtung Haus von Kathrin Schneegeistchen; Herr Inside hinter ihm schnitt das Thema glücklicherweise auch nicht mehr an.

    „ Was hast du nur gemacht?"
Dominiks Stimme drang nur sanft zu ihm durch, und sie verschlimmerte die furchtbaren Kopfschmerzen, unter denen Tim litt, nur noch einmal. Es ging seit einigen Tagen so, dass er unter abnormalen Schmerzen litt, sowohl im Kopf als auch im Bauch; Herr Hirn hatte schon die übliche Armamputation angeboten, doch Tim hatte ihn weggeschickt. Die meiste Zeit lag er im Bett, Femke neben sich, die schlief oder Spaß daran hatte, kleine Gebilde aus Schnee zu zaubern. An und zu kam Dario vorbei, mit Heilmitteln aus der göttlichen Apotheke der Maudadisten, die Kopfschmerzen lindern sollten. Dann blieb der Hauptmann meist da, spielte mit Femke, die eine lustige Faszination auf ihn ausübte, auch wenn Tim nicht immer wohl war, wenn sie bei ihm war; nicht nach Hazellyn Schmidt; der Hauptmann war auch nur solange da, bis Dominik nach Hause kam, dann verabschiedete er sich, während Tim im Bett lag und nichts tun konnte.
„ Ich weiß nicht.", sagte er leise, und Dominik seufzte, strich ihm sanft über den Kopf, lächelte ihn an.
„ Wenn das nicht besser wird, gehe ich in einigen Tagen ins Königreich und suche dort einen Heiler, mein Geliebter.", sagte der Anwalt, „Mir egal, ob wir da Verbannte sind- Sie sollen dort sehr gute Heiler haben, und ich denke, so einen werde ich dann engagieren.", meinte Dominik, beugte sich dann zu ihm runter, drückte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Nur vorsichtig, um es nicht noch schlimmer zu machen; dann stand er wieder auf, streckte sich sanft, „Ich bringe mal Femke ins Bett.", sagte der Brünette, „Du bewegst dich hier nicht weg, ja?", fragte er, Tim lachte trocken.
„ Ich bin noch hier, wenn du wiederkommst."
„ Bitte sei immer hier.", sagte der Anwalt schlicht, und bevor Tim etwas erwidern konnte, war er auch schon aufgestanden, ging aus dem Raum, ließ den Redakteur mit einem sanften Lächeln auf den Lippen zurück. Wie schön. Er trank einen Schluck aus dem einzigen Heilmittel, dass Dominik bisher hatte auftreiben können, eine Spende von Herr Saphirian.
Immer noch lächelnd schlief Tim schließlich ein, während sich aus dem anderen Raum Femkes Lachen und Dominiks Singstimme in ein Schlaflied verwandelten; das schönste Schlaflied der Welt.
Als er die Augen aufschlug, waren die Kopfschmerzen weg, und für eine Sekunde war er hellauf begeistert; dann fiel ihm auf, dass die andere Betthälfte leer war, und kalt. Dann fiel ihm auf, während er durch das Haus lief, dass Femkes Bett kalt und leer war, und unbenutzt aussah. Und dann ging er durch die Stadt und ihm wurde klar, dass das ein Traum war. Denn es musste ein Traum sein, etwas anderes war eine Lüge- die Stadt war leer, wie ausgestorben, keine Seele kam ihm entgegen, niemand stand am Marktplatz- er drehte sich erschrocken um, als er ein Geräusch hörte, doch es war nur der Wind gewesen. Ein interessanter Traum, doch warum bekam er ihn?

hallo jungs und mädels
Ähem. Wir alle wissen, wo wir sind- und es gibt jetzt zweiwöchentlich Updates bis wir mit SPielemeister durch sind; in Insel muss ich mich mal reinfuchsen, aber das regel ist EASY.
Meinungen?
- Johanna.

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