Vierunddreißig

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„Sie lebt also noch?"
Tims Blut schien zu gefrieren, als er diese Stimme hörte; wie vom Blitz getroffen wandte er sich um, sah Manuel Elpeh an, der lässig an der Kirchentüre der Triforcianer stand, beinahe gelangweilt aussah. Er hatte nicht direkt nach Manu gesucht, eher war Tim ihm aus dem Weg gegangen. Seine Rede, alles was er Manuel ins Gesicht schleudern wollte, war noch nicht ausgereift. Doch nun stand der schmächtige Mann vor ihm, und er musste stark an sich halten, um ihm nicht ins Gesicht zu schlagen.
„ Manuel", brachte er gequält hervor, „Was willst du?"
„ Dein Kind- sie lebt also noch.", stellte der Brünette fest, gähnte einmal demonstrativ.
„ Ja, das tut sie.", sagte er, biss die Zähne aufeinander- es würde nur Ärger bringen, wenn er einknicken würde und Manuel schlagen würde. Mehr Ärger bedeutete mehr Gefahr für Femke. Doch ganz konnte er es dann doch nicht lassen. „Ja, sie lebt noch- was hast du dir dabei gedacht? Klar, du bist skrupellos- aber das ist ein Kind."
„ Das ist etwas, was dich an die Vergangenheit bindet", schoss Manu zurück, „Du bist ein Narr, Tim!"
„ Und du ein Kindsmörder", sagte Tim kühl, „ Du bist so selbstbezogen, dass du den Tod eines Kindes hättest in Kauf genommen, nur um dein Ziel zu erreichen."
Für eine Sekunde war es still zwischen den beiden Männern, die sich anstarrten; Manuel, das Kinn etwas vorgereckt, Tim mit einem Blick, der hätte töten können. Der Redakteur konnte nicht anders schauen, nicht gegenüber dieser Person, die noch alles tun würde, um sein Leben zu zerstören-
„ Manuel", begann er, vorsichtig, als sei ihm gerade einiges klar geworden. Im Nachhinein war es fast lachhaft einfach gewesen, „Du bist der Spielemeister!", rief er aus, und der Brünette brach in Lachen aus.
„ Natürlich, Herr Redakteur. Ich werde es sein.", lachte Manuel Elpeh, „Ich werde es sein, genau. Bergmann, Sie sind auf der komplett falschen Spur.", sagte er, Tims Magen fiel zusammen mit seiner Laune. Er war sich so sicher gewesen- andererseits konnte Manuel auch Lügen, dann hatte er vielleicht doch recht, „Bitte, Bergmann. Ich habe genug mit der Kirche zu tun, und damit, dich aus dieser Zeit zu bekommen."
„ Warum?", fragte Tim jetzt, „Warum willst du mich hier weg haben?"
„ Weil du daheim eine Aufgabe und eine Familie hast.", sagte Manuel, als sei es das einfachste auf dieser Welt, „Bist du denn komplett dumm? Ich will dich hier weg haben, weil ich zum einen hier endlich mal frei sein kann, und weil du scheinbar zu dumm bist um zu kapieren, dass du daheim Familie hast, die dich vermisst."
„ Du ja wohl auch.", sagte Tim, versuchte die Gedanken an Köln zu verdrängen- er wusste nicht einmal mehr, wie genau Marie aussah, oder seine Wohnung.
Manuel sah ihn nur sarkastisch an, verschränkte dann die Arme, schüttelte dann den Kopf.
„ Verschwinde.", sagte der Sektenführer, „Und pass auf dein Balg auf.", fügte er hinzu, wandte sich dann ruckartig ab, so ruckartig, dass Tim einen Moment fürchtete, der brünette, dürre Mann würde ihn gleich schlagen. Doch dann stapfte er einfach davon, Tim hörte ihn unter seinem Atem etwas murmeln, doch was es war, verstand er schon nicht mehr. Mit leichten Sorgen, die sich doch nie auslöschen ließen, ging auch Tim wieder seiner Wege, gewillt, seine Tochter nun noch besser zu beschützen, als schon zuvor.


Es ist super kurz, und ich schäme mich nicht dafür.
Wollte mich nur nochmal von den Toten zurückmelden (genau wie mein Junge, der gestreamt hat. Und dann Vaporwave angemacht hat, fight me)
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- johanna.

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