Fünf

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Es war schon später Nachmittag, als er sich wieder aus dem Haus wagte, hatte er bisher doch nachgedacht, über zuhause. Aber die Zeitung hatte sich wieder in seine Gedanken geschlichen, und so war er, wenn auch wiederwillig, nach außen gegangen. Auf dem Weg zum Laboratorium, konnte man wohl sagen.
Der Trubel in den Straßen war schon Gewohnheit für ihn geworden, und er konnte sich nicht mal beschweren; er hatte den gesamten Tag an seine Zeit gedacht, und mit Schrecken festgestellt, dass er diesen Monat in Leben richtig genossen hatte. Keine Technik, kein Stress, und auch die Etikette war nicht so schlimm; die Leute waren herzlicher, und er mochte es generell hier. Fast dachte er nicht mehr an zuhause, in seinem Alltäglichen Leben. Nur manchmal noch.
Zu seiner Verwunderung stand die Türe zu dem Labor von Fräulein Histories und ihren Mädchen offen, und von innen waren Schreie zu hören.
Er stürzte zur Türe, also, und zuckte genauso schnell zurück.
Denn im inneren stand Dominik Zone, umringt von einer Schar... Kinder.
Kinder?
In diesem ganzen Monat in Leben hatte Tim keine Kinder in der Stadt gesehen, so war das eine große Überraschung; er trat vorsichtig einen Schritt ein, was Dominik Zone dazu brachte, sich zu ihm zu drehen; auf dem Arm hatte der Dunkelhaarige ein rothaariges Kind- vielleicht sechs Jahre alt?- das Tim erstaunlich bekannt vorkam.
„ Herr Bergmann", hauchte der Anwalt atemlos, kam auf ihn zu; das Kind verschränkte trotzig die Arme. „Herr Bergmann, Gott sei Dank sind Sie da- ich- hier ist ein Unfall passiert. Ich bin mit Dario hierhergekommen, weil er etwas abholen wollte, und Herr Gespräch und Herr Takaishii waren auch da, und Herr Elpeh, und dann hat Sarah etwas gesagt, und Selfie ist gestolpert, und jetzt-", hauchte der Dunkelhaarige, und Tim hob beschwichtigend die Hände.
„ Erstmal atmen, Herr Zone", sagte er lächelnd, „Und woher kommen die ganzen Kinder?", fügte er dann ernster hinzu.
„ Das versuche ich doch, ihnen zu erklären! Selfie ist gestolpert, und dann ist ein Fläschchen umgekippt, und jetzt- jetzt sind Dario und die anderen alle wieder Kinder!", schloss Dominik seine Erzählung, und das Kind, auf seinem Arm zog an seinem Pulli, um ihn wieder auf sich aufmerksam zu machen.
Dem Redakteur fiel beinahe die Kinnlade auf den Boden als ihm klar wurde, wer das Kind auf Dominiks Arm war. Dario Verzögerung, früher mal Hauptmann, jetzt gerade mal sechs Jahre alt, und um Dominiks Aufmerksamkeit buhlend.
„ Herr Zone, wie ist das...", flüsterte Tim, zuckte zusammen, als sich jemand an sein Bein klammerte; ein Blick nach unten verriet, dass es ein kleines Kind mit hellblauen Haaren war. Tim schätzte auf Herr Gespräch, der höchstens drei Jahre alt sein konnte und ihn mit kindlichen Augen ansah. „Herr Zone, was machen wir denn jetzt?"
„ Zuerst einmal sollten wir dem Bürgermeister wohl melden, dass hier... so etwas stattgefunden hat, und bis die Mädchen ein Gegenmittel haben, muss jemand auf die Kinder aufpassen.", sagte der Brünette, wiegelte Dario ein wenig, der ihn anlächelte.
„ Also, ich bleib bei dir!", krähte der ehemalige Hauptmann, kuschelte sich an Dominik, und in Tim wallte etwas wie Eifersucht auf. Albern. Absolut albern; Dario war schließlich ein Kind.
Gespräch kuschelte sich enger an Tims Bein, und hinter Dominik spitze nun ein Mädchengesicht hervor, das Tim schnell identifiziert hatte; Sarah Histories, die nun auf ihn zugetapst kam und ihn lange ansah.
„ Ich will bei Tim bleiben", sagte sie ruhig, und der Redakteur sah sie an, es war ungewohnt für ihn, von den Bewohnern mit Vornamen angesprochen zu werden; aber für Kinder galten diese Regeln vermutlich nicht.
„ Immer langsam mit den jungen Pferden", sagte er stattdessen, „Ich werde ganz sicherlich nicht eins von diesen Kindern aufnehmen", stellte er klar.

Und damit behielt er recht, denn nachdem Sie bei Bürgermeister Zombey gewesen waren, sah die Welt schon ganz anders aus.
Der Bürgermeister war sichtlich überfordert gewesen, hatte nach den Mädchen von Fräulein Histories schicken lassen- während sich das Fräulein an Tims Bein geklammert hatte- und die hatten ihnen erklärt, dass so ein Gegenmittel mehrere Monate dauern konnte; und der Bürgermeister hatte entschieden, dass Dominik und Tim sich um die Kinder kümmern sollten, da sie diese zum einen gefunden hatten, und die Kinder ohnehin schon auf sie geprägt waren, was auch immer das bedeutete.
Und so standen Tim und Dominik nun in Tims Haus und überlegten, was zur Hölle sie mit diesen Kindern anstellen sollten. Selfie schlief auf dem Arm des Anwalts, während die anderen Kinder durch das Haus jagten. Abgesehen von Sarah, die brav neben Dominik stand; sie war die zweitälteste, nur Manuel war älter, mit acht Jahren. Sarah war sieben, Dario und Pepe beide sechs, und Selfie war gerade mal drei.
Dominik und Tim hatten schnell beschlossen gehabt, dass Dominiks Haus kein Ort für die Kinder war, und jetzt rätselten sie, wo die Kinder denn schlafen sollten.
„ Verdammte Axt, ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie und Ich uns jetzt um diese Rasselbande kümmern müssen.", sagte Tim, drehte sich zum Anwalt, der einen besorgten Blick auf die Uhr warf, „Alles in Ordnung, Herr Zone?"
„ Ja, ich- nur, wo sollen die Kinder schlafen? Ich meine, ich wollte immer Kinder, aber nicht sieben auf einmal", fluchte der Anwalt, „Wie sollen wir das jemals hinbekommen, Herr Bergmann?", fragte er weiter, und Tim fiel auf, dass Dominik schon ganz blass um die Nase war, deswegen schritt er schnell ein.
„ Hey, Herr Zone- Dominik. Wir bekommen das schon hin, ja? Was hälst du davon, wenn du zum Zimmermann gehst, und fragst, ob er ein paar Betten bis morgen zimmern kann, und ich koche etwas, damit wir alle essen können?", fragte Tim vorsichtig, und Dominik sah ihn kurz mit einem Blick an, dass Tim heiß und kalt gleichzeitig wurde. Und dann tat der Anwalt etwas, was Tim vollkommen überraschte.
„ Danke, Tim.", flüsterte der Anwalt, zog den Blonden in eine Umarmung, drückte ihm einen Kuss auf die Wange, „ Danke."
„ Immer gerne", sagte Tim perplex, seine Wange brannte, als er Selfie auf das Sofa legte und sich in die Küche begab, wo Manuel und Pepe sich mit Kochlöffeln ein Duell lieferten, während Dario sie ständig anwies, wie man ordentlich seinen Gegner aushebelte.
„ Na, ihr Schwertkämpfer?", fragte Tim lächelnd, und der Rothaarige sah ihn abweißend an. Na super, selbst als Kind konnte Dario ihn nicht leiden.
„ Wo ist Dominik?", fragte der Sechsjährige, und Manuel hörte auf zu kämpfen, was ihm einen Schlag von Pepe einbrachte, und zu einer Kabbelei führte.
„ Hey, hey!", rief Tim, zog die Kinder auseinander, „Sarah, komm mal her!", rief er, und das Mädchen spazierte herein, während Tim Pepe und Manuel trennte.
„ Kannst du schon lesen?", fragte er die Kleine, die nickte, „Gut, dann such' dir doch ein Buch aus, und les den Jungs was vor.", sagte er, schickte ihr die Jungen hinterher. Nur Dario saß noch auf dem Küchenstuhl und beachtete Tim aus dunkeln Augen.
„ Wo ist Dominik?"
„ Beim Zimmermann. Magst du mir beim kochen helfen? Für Dominik?"; fügte er hinzu, und der Rothaarige überlegte kurz, nickte dann mit einem Lächeln.
Es schmerzte etwas, auch wenn Tim wusste, dass er nicht auf ein Kind eifersüchtig sein musste; er fürchtete sich eher vor dem Moment, in dem Dario kein Kind mehr sein würde und ihm ebenbürtig versuchen würde, den Anwalt für sich zu gewinnen; nicht, dass Tim da überhaupt Interesse daran gehabt hätte, er hatte schließlich eine Freundin daheim. Marie, richtig?
Tim summte abwesend, während er eine Tomate schnitt, und Dario neben ihm half ihm, gab aber ab und zu ein paar Kommentare ab; das erste, was Tim auffiel, war, wie besserwisserisch Dario als Kind scheinbar war.
Die Türe ging auf, und der Rothaarige war verschwunden, rannte zum Neuankömmling hin; Tim sah auch auf, als Schritte in die Küche kamen, und lächelte sanft, als er Dominik sah, Dario hinter ihm.
„ Der Zimmermann hat gesagt, bis übermorgen hat er die ersten Betten", sagte der Anwalt, und der Redakteur nickte abwesend, sah wieder auf seinen Salat, „Aber ich habe Fräulein Schmidt getroffen, die sagte, dass sie sich auch mal um ein Kind kümmern könnte, wenn wir beide lange arbeiten müssen.", sagte Dominik leise, kam dann auf den Blonden zu, „Was kochst du?"
„ Nur ein Salat", sagte Tim, „Für mehr fehlen mir gerade die Nerven.", gab er dann zu, und Dominik lachte, „Magst du den Tisch decken?"
„ Wo sind die anderen Kinder?"
„ Sarah liest ihnen gerade vor.", sagte Tim, „Ungewohnt, mit den gesamten Vornamen", fügte er an, rieb sich verlegen den Nacken, „Das fühlt sich... komisch an", redete er weiter.
„ Zu Sarah kannste' auch Tourist sagen, so haben wir sie früher immer gerufen", sagte Dominik, und Tim nickte. Tourist Histories, auch eine interessante Namenskombination, „Na dann, schau ich mal, wen ich zum Tisch decken bewegen kann. Wo versteckst du deine Teller?"
„ In der Stube, im dritten Fach von links", gab Tim zurück, „Und du, Dario? Hilfst du mir weiter beim Kochen?"
„ Na gut", willigte der ehemalige Hauptmann ein, und Tim lächelte.
„ Super, Kleiner."

Und hier beginnt die erste Etappe, mit dem schönen Namen "Kids in Leben"
Ich liebe diese Kinder, okay? Wer ist euer Lieblingskid?
Votes und Kommentare sind gerne gesehen, oder Empfehlungen, oder whatever.
Ich bin einfach greedy für Feedback.
Hello bug my old friend!
-Johanna.

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