Siebenunddreißig

78 13 0
                                    

            „Nyke guess jaelā naejot henujagon sir?"
Tim drehte sich um; laut Plan hätte er noch einige Meter weiter laufen müssen, um den Hain überhaupt zu erreichen, doch nun stand Cassandra vor ihm, das Kleid so lebendig wie immer, die roten Haare wild.
Die Sonne stand schon tief am Horizont, doch früher hatte er das Dorf nicht verlassen können; Dario hatte ihn den ganzen Tag über verfolgt, ihn nicht aus den Augen gelassen, um sicher zu gehen, dass er ihn nicht verlassen würde. Als Tim ihm aber erklärt hatte, dass er das sehr wohl vorhatte, war der Rothaarige ausgerastet, hatte sich erst beruhigen lassen, als Tim ihm versprochen hatte, dass er ihm etwas Besonderes zeigen würde, bevor er gehen würde, aber dafür müsste er auch Herr Elpeh bei sich haben. Schließlich brauchte er immer noch den Fluxkompensator, um den DeLorean überhaupt verwenden zu können.
„ Cassandra", sagte er ernst, und die Göttin lächelte ihn wissend an; sie redete weiter, und Tim wollte sie gerade darauf hinweisen, dass sie noch immer in der alten Zunge sprach, als ihm klar wurde, dass sie das vermutlich absichtlich machte, nachdem er es mithilfe von Kathrin Schneegeistchen schon gelernt hatte. Also legte er die Stirn in Falten und versuchte sein Bestes, ihr zu antworten.
„Kesīr eman daorun geptot", sagte er, biss sich dann auf die Zunge, sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, „Hier habe ich nichts mehr.", fügte er deshalb schnell an, und sie nickte, wechselte dann aber glücklicherweise in die normale Zunge, sah ihn aus ihren warmen Augen streng an.
„ Was ist mit meinem Nachfolger?", fragte sie, schüttelte dann aber den Kopf, „Ich verstehe, Tim. Aber willst du nicht auch aufbrechen, um diese Andere Stadt zu sehen?", fragte sie, doch instinktiv wusste Tim, dass er das nicht durfte. Sein Abenteuer hatte hier in Leben angefangen, und er wollte es auch hier enden lassen. „ Cassandra", sagte er leise, zuckte zusammen, als die Göttin auf ihn zukam, sanft über seine Wange strich, ähnlich einer Mutter, „Wie komme ich hier weg?", fragte er.
„ Du hast die Antwort doch schon.", sagte sie leise, „Alles, was du brauchst, kannst du dir erarbeiten. Du hast die nötige Intelligenz dafür, Tim. Deswegen habe ich mir doch dich ausgesucht."
„ Du hast was?"
„ Ich habe dich mit deinem Auto hergeschickt.", sagte sie sanft, „Weil ich wusste, dass du genau der richtige bist, für diese Stadt; sieh nur, was du alles hier bewirkt hast. Ohne dich wäre das Kind der Schmidts gestorben- ich bin die Göttin der Kinder, und ohne dich wären schon die Dorfbewohner gestorben. Und dann würde in deiner Zeit, bei dir in Köln, sehr viel fehlen.", sagte sie sanft; hinter Tims Augen begann endlich alles Sinn zu machen, seine Reise hierher, warum alles in Leben so gekommen war, wie es gekommen war. Vielleicht sollte er sauer sein auf die Göttin, doch er war es nicht; Hier in Leben war er als Person ganz schön gewachsen, nach und nach, hier hatte er so viel über sich selbst gelernt.
„ Sind alle Bewohner von hier auch in meiner Zeit?", fragte er, auch wenn es albern klang, doch seine Gedanken hingen bei der kleinen Femke, bei Hazellyn Schmidt und bei Kathrin Schneegeistchen, bei James Lawrence und bei all den Anderen, die er in diesem ganzen halben Jahr kennengelernt hatte.
„ Geschichte wiederholt sich, Tim.", sagte Cassandra, „Und du weißt, wie du hier wegkommst. Du brauchst nur genügend Elektrizität.", sagte sie, „In einigen Tagen zieht ein Unwetter auf- suche dir Verbündete in der Stadt", fügte sie hinzu, während der Blonde sich in seinem Kopf Pläne machte. Die Göttin strich ihm sanft durch die Haare, ging dann zurück; ihre Gestalt begann zu flackern, doch sie richtete sich noch einmal auf, mit ihrem sanften Lächeln.
„ Ich habe etwas im Haus der Hexe für dich, Tim.", sagte sie sanft, „Aōha journey iksis daor toliot sepār yet"
Tim schloss die Augen, als die Göttin verschwand. Danach drehte er sich um und rannte fast zum Haus von Hazellyn Schmidt; was auch immer Cassandra dort für ihn hatte, er würde es dankbar annehmen. Vielleicht würde es ihm dabei helfen, den Plan, der sich in seinem Kopf gebildet hatte, auszuführen; dann würde er Manuel Elpeh aufsuchen, und ihn einweihen, schließlich mit dem Triforcianer Dario aufsuchen; es wurde Zeit, den Maudadisten in ihr Geheimnis einzuweihen, nach allem, was passiert war, in dieser langen Zeit in der Vergangenheit.
Zum Ersten Mal wagte Tim es sich, sich vorzustellen, wie es wohl werden würde, wenn er wieder daheim wäre, in Köln, zusammen mit Marie; wenn er jetzt an sie dachte, verspürte er noch immer diese Wärme, die ihn damals dazu gebracht hatte, sich in sie zu verlieben, und doch war es nicht das starke, fast schon schmerzende Ziehen, das Dominik Zone mit sich brachte. Vielleicht würde er sich von ihr trennen, aber es wäre sinnlos- also, nein, er würde sich sicher von Marie trennen, nur um sie nicht zu verletzen, doch auf den Dominik seiner Zeit brauchte er nicht hoffen; und wie sollte er Dario jemals wieder ins Gesicht sehen können? Nach allem, was Dario hier getan hatte, wie sollte er normal mit dem jungen Mann seiner Zeit befreundet sein, ohne immer Hazellyn Schmidt zu sehen? Auf Dominik brauchte er nicht hoffen. Hazellyn Schmidt; sie war keine gewesen, die er gekannt hatte, mit den dunklen Haaren und den Sommersprossen, den braunen Augen; er fragte sich, ob sie auch in seiner Zeit eine Hexe war, oder wie er sie kennenlernen konnte. Sie hatte noch so jung ausgesehen, vielleicht kannte Dario sie von der Uni, oder Selfie, vielleicht aus der Schule. Sie musste in seinem direkten Umfeld sein; zumindest hoffte er darauf. Denn wo Hazellyn war, dort war auch seine geliebte Femke.
Wie hatte Cassandra gesagt? Geschichte wiederholt sich.
Mit zitternden Händen stieß Tim die Türe zum Haus von Fräulein Schmidt auf, betrat es; ob er erkennen würde, was Cassandra ihm bereit gelegt hatte- es erkannte ihn, sobald er die Stube betreten hatte. Ein Buch, leicht leuchtend, das sich von selbst aufschlug. Ein Buch.
„ Der Zeitalmanach", las er leise, blätterte eine Seite weiter und stockte.


(Funfact: Meine eigene story heißt entweder "Lucas gegen den Zeitalmanach" oder "Femke und die Götter der Zeit" ,,,, wobei das Lucasding schon epischer klingt LoL)
Ein kleines Montagsupdate! Ich hoffe ihr mögt es.
Meinungen?
(hoffentlich ist das das richtige file imma fight)
-hanna

Timetraveller.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt