Siebzehn

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    Die Stimmen der Bewohner drangen schon am Morgen bis in das kleine Haus und Dominik neben ihm war ebenfalls ständig am Schnattern, lachte über jede Kleinigkeit; selbst als Pepe ein Glas fallen ließ war er noch am strahlen, wuschelte dem Kleinen einfach durch die Haare und drückte Tim einen Kuss auf die Wange.
„ Heute lassen wir die Kanzlei mal zu! Und du arbeitest auch nicht! Nicht bis es Geschenke gibt!", lachte der Anwalt, griff nach Tims Hand, der sich gerne mitziehen ließ, durch das Wohnzimmer gewirbelt wurde, „Kommt her, Kinder, wir tanzen", rief er überschwänglich und Tim lachte, als der Brünette sich um die eigene Achse drehte, nach Darios Hand griff und den Kleinen einmal drehte.
Der Redakteur lachte leise in sich hinein, während er seinem Geliebten dabei zusah, wie dieser mit den Kindern tanzte, dabei ständig am Lachen war, die Augen strahlend vor lauter Freude. Es wurde noch besser, als Dominik seine Geige hervorholte und Tim und den Kindern bedeutete sich hinzusetzten, damit sie ein klassisches Meifest-Lied hören könnten. Mit Tourist auf dem Schoß saß Tim auf dem Sofa, bis ihm einfiel, dass sie ja zusammenspielen konnten, bis nachmittags.
Dominik hatte ihm erklärt, dass am Meifest immer erst nachmittags die Geschenke verteilt werden würden und danach das große Fest auf dem Stadtplatz beginnen würde, bei dem man bis spät in die Nacht tanzte und die Jüngeren versuchten, ihre große Liebe zu finden; der Morgen des Meifestes war dagegen noch eher ruhig. Tim grinste in sich hinein, denn wenn das ruhig war, und Dominik nun schon so aufgekratzt war, wollte er ihn gar nicht erst abends erleben.
Der Bogen glitt mühelos über die Seiten und Tim verlor sich in diesem mittelalterlichen Stück, seine Augenbrauen waren konzentriert zusammengezogen, doch trotz seiner Anstrengung fiel ihm auf, wie gut sein Geliebter und er gemeinsam klangen, ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
Es machte aber auch einfach Spaß mit diesem geliebten Mann zu musizieren; er drehte den Kopf etwas, als er einige Takte Pause hatte, und sah Dominik an, der sich ganz in die Musik versunken schien, mit klaren Augen und geröteten Wangen; Tims Herz machte einen Satz, es sollte verboten sein so schön zu sein, wie es Dominik war. Es sollte verboten sein, denn bei diesem Anblick wurden seine Knie ganz schwach und sein Bauch zog sich zusammen. Es war ein so schöner Anblick, dass er beinahe seinen Einsatz verpasste, und ihm stieg das Blut in die Wangen, als er den Blick hastig wieder auf die unordentlichen Noten legte, den Bogen über die Saiten strich, versuchte, sich wieder auf die Musik zu konzentrieren und nicht nur noch an Dominik zu denken. Hastig sah Tim nach oben, und seine innere Unruhe legte sich wieder ein wenig, sah er doch die Kinder miteinander tanzen. Manu tanzte mit Selfie und Pepe im Kreis, und selbst Dario war heute einmal loyal und ließ sich von Sarah mitwirbeln, die ihn anstrahlte, als sei er ihre ganze Welt.
Der Anwalt spielte seine letzten Takte und Tim sah kurz zu ihm, bis auch er den abschließenden Takt spielte, sich dann zu Dominik drehte, zu ihm hoch sah, wie er lächelte, die Augen funkelten.
„ Meinetwegen können wir immer zusammenspielen", sagte der Anwalt, „Ich fand, dass klingt doch ganz gut. Wenn man uns heute Abend bittet, auch etwas zu spielen, dann sind wir immerhin vorbereitet", lachte er dann und Tim lächelte zurück, stand auf und passte dabei auf, dass sein Cello nur keinen Kratzer bekam.
„ Ich hoffe nur, wir müssen nicht den ganzen Abend für die Musik sorgen", fuhr Dominik fort, „Sonst werden wir doch kaum Gelegenheit haben, zusammen zu tanzen!", sagte er mit leichtem Lachen, „Zum Thema Tanzen, Fest allgemein. Sarah, hast du Fräulein Schmidt gefragt, ob Sie dir die Haare macht?"
Tim legte seinen Arm um die Taille des Anwaltes, tat so, als würde er Darios Blicke nicht sehen und sah aus dem Fenster auf die schon belebte Straße, während Manu an seinem Ärmel zog und fragte, wann es denn endlich Geschenke geben würde. Geschenke. Tim hatte lange an den Geschenken gesessen, auch wenn die Bücher der Kinder verhältnismäßig schnell gingen; der wirkliche Knackpunkt war Dominik gewesen, denn Tim wollte ihm etwas schenken, was dem Brünetten klar machen sollte, wie er für ihn fühlte. Dass er so sehr in ihn verliebt war, dass ihm seine Freundin in seiner Zeit fast vollkommen entfallen war. Dass Dominik alles war, was nachts in seinen Träumen zu sehen war. Tim wollte ihm etwas schenken, das Dominik zeigen sollte, dass der Anwalt die wichtigste Person im Leben des Blonden war.
Sein Geschenk für Dominik war speziell und es hatte zwei Teile. Aber ob er den zweiten Teil einlösen würde, da war er sich noch nicht ganz sicher. Es kam auf mehreres an. Wie die Stimmung heute Abend sein würde, und wie Dominik sich damit fühlen würde.
Aber den ersten Teil konnte er Dominik ohne Hintergedanken überreichen, er war selbst gemacht und hatte ihn einige Stunden gekostet - und er hatte mit Fräulein Schmidt darüber beraten, sowie mit Fräulein Schneegeistchen, da man diese beiden Frauen seit der Ankunft der Blonden kaum noch auseinander bekam. Vielleicht war es zu schlicht, doch es drückte aus, was Tim fühlte, und es kam ihm wirklich wie eine gute Idee vor. Es war ja kein Verlobungsring oder ein Heiratsantrag. Es war einfach ein Ring aus Silber, mit der Inschrift „Danke" und den Fräulein Schmidt mit einem Antirostfluch belegt hatte, sowie mit einem Spruch, dass Tim die Gravur mit einer Berührung verändern konnte, wenn er Dominik etwas anderes sagen wollte.
Gerade hatte er neue Worte für diesen Ring, doch den hatte er mit altem Stoff eingewickelt, damit Dominik ihn nicht sofort finde würde.
„ Tim", maulte Pepe neben ihm, „Wann gibt es Geschenke?"
Der Redakteur lachte nur, zuckte mit den Schultern und drehte sich um, zu Dominik, der mit Selfie auf dem Schoß leise vor sich hinsang und Dario und Sarah beim Tanzen zusah. Ein Lächeln schlich sich erneut auf sein Gesicht, bevor er leise seufzte.
„ Frag Dominik", antwortete er nur, ging dann in die Küche, sah in ihrem Eimer nach Wasser und nahm sich dann etwas davon, seine Kehle fühlte sich mit einem Mal trocken an. Er lehnte sich an den Schrank, sah nach außen, auf den See, mit der Insel in ihm, und den anliegenden Schiffen; Tim war so versunken, dass er regelrecht zusammenzuckte, als die Türe aufging.
„ Lässt er mich einfach mit den Kindern alleine", sagte Dominik Zone leise, kam auf ihn zu, „Ich habe sie mal nach draußen zum Spielen geschickt, damit wir die Geschenke und alles vorbereiten können. In einer Stunde ist es etwa so weit, dass wir die übergeben können", sagte der Anwalt und Tim griff nach seiner Hand, ließ es zu, dass Dominik seine Arme um seine Taille schlang, den Redakteur näher an sich zog. Mit Kindern hatten sie nie wirklich Zeit für sich alleine - wobei, das war so auch nicht richtig. Sie hatten Zeit füreinander, aber nie, um auch die romantische Seite ihrer Beziehung auszuleben. Da waren Momente wie diese kostbar.

Och ist das unfair, das Meifest alleine umspannt schon so viel, dass das vermutlich so drei Teile werden, bis sie überhaupt mal tanzen, und danach... Und danach, wird mir grade klar, holt TT sehr schnell mit mir auf, holy heck.
Meinungen? Kommentare, Anregungen, alles andere?
- Johanna.

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