Vierundzwanzig

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Sein Traum war hell und für eine Sekunde wusste er nicht, wo er war, konnte seine Umgebung nicht erkennen. Es dauerte eine Sekunde, bis er die Schlossinsel erkannte und sich Zurecht fand.
Vor ihm stand eine junge Frau mit wallenden, roten Haaren und strahlenden, blauen Augen, die ein Kleid trug, dass wie aus Weizen gewoben aussah. An ihren Augen aber erkannte er, dass sie nicht so jung war, wie sie aussah. Eine fast schon bedrohliche Aura ging von ihr aus, doch gleichzeitig fühlte sie sich sehr heimisch an; wer sie war, hatte er aber keine Ahnung.
„ Tim", sagte sie, in einer unglaublich sanften Stimme, und kam auf ihn zu; ihr Kleid wechselte ständig die Beschaffenheit- von Weizengelb zu blau wie die See und davon zu rot wie eine Rose- „Ach, Tim", sagte sie, und er wollte fragen, wer sie war, doch er konnte nicht, konnte seinen Mund nicht öffnen, „Der Himmel hat großes mit dir vor, Tim Bergmann", sagte sie, und lächelte dann, „Aber, keine Angst. Ich passe auf dich auf", fügte sie hinzu und klang dabei wie seine Mutter von daheim. Sie lächelte erneut und plötzlich wusste er, wer sie war. Dominik hatte so oft von ihr gesprochen.
„ Cassandra", brachte er heraus, und sie nickte wissend, „Die Göttin- Cassandra"
„ Sehr gut, Tim.", sagte sie, „Die Götter haben Große Pläne für dich"
„ Welche?", fragte er, doch sie verblasste schon, und er stürzte nach vorne, und dann in Dunkelheit.
„ Sprich nicht darüber."

Der nächste Tag brach an, und es würde noch seine Zeit dauern, ehe er sich mit Dario Verzögerung treffen würde, und für Tim war das die perfekte Gelegenheit, einen Rundgang durch die Stadt zu machen; es wäre wirklich an der Zeit, sich einmal die neuen Häuser der Bewohner des Königreichs anzusehen, die über die letzten Wochen in Leben entstanden waren.
Er kam genau bis zum Haus von Herr Lawrence, der mit Fräulein Schmidt redete; seit einigen Tagen schien es wieder bergauf mit ihnen zu gehen, doch wer war er, darüber zu spekulieren?
„ Herr Bergmann", sagte Fräulein Schmidt fröhlich, lächelte ihn an, „Ich hoffe doch, Sie sind wohlauf? Wie läuft die Zeitung?"
„ Ach, Fräulein Schmidt, mir geht es gut- ist das ein neues Kleid?", lachte er, und zu seiner Freude strahlte das Fräulein, wandte sich zu Herr Lawrence um, „Und die Zeitung läuft auch sehr gut", sagte er, und sie strahlte ihn an, drehte sich dann einmal im Kreis und lächelte Herr Lawrence an.
„ Und, ja! Das ist tatsächlich ein neues Kleid, gefällt es ihnen", fragte sie ihn sanft, und Tim sah das Fräulein ernst an. Seit seiner Ankunft hatte sie sich etwas verändert und er dachte mit leichtem Lächeln an die Frau zurück, die bei Anblick der Kinder beinahe begonnen hatte zu weinen, besonders bei Dario und Selfie.
Ihre Haare hatte sie heute nur locker hochgesteckt, und ihr Kleid hatte einen blauen Ton mit gelbem Überrock- sie sah etwas aus wie Schneewittchen, dachte er grinsend, wie eine sehr schwangere Schneewittchen, zwar, aber doch wie Schneewittchen. Er atmete tief ein, lächelte dann.
„ Sehr. Ein Geschenk?", fragte er leise und sie nickte ein wenig, lächelte dann.
„ Von James", sagte sie ruhig, mit roten Wangen, „Kathrin meinte schon, ob es wohl ein Antragsgeschenk werden sollte", murmelte sie, sah ihn dann ernst an, „Aber wehe ich lese davon etwas in der Zeitung, Bergmann", lachte sie, und er fiel nur gerne ein, verschränkte die Arme etwas, sah sie mit leichtem Lächeln an, was dazu führte, dass sie nur leicht den Kopf schüttelte- dann stockte sie, ein neues Lächeln auf den Lippen.
„ Oh, Guten Tag, Herr Verzögerung", sagte sie, und Tim drehte sich um, lächelte den Hauptmann an, der dieses aber nicht erwiderte.
„ Herr Bergmann", sagte Dario leise, „Und das Fräulein Schmidt", fügte er hinzu und Tim konnte nicht umhin zu bemerken, dass der Hauptmann um einiges netter klang, wenn er nicht mit dem Blonden sprach. Er hatte gedacht, sie könnten Freunde sein, doch scheinbar nicht. Die Erkenntnis lag ihm schwer im Magen, würden er und Dario nie miteinander auskommen können, egal, wie sehr er es wollte? Seine Hand begann zu zittern, als ihn eine Stimme aus seinen Gedanken riss. Hazellyn Schmidt.
„ Herr Bergmann, haben Sie ein Gespenst gesehen"
„ Huch, ich- nein. Nein, ich war nur in Gedanken", sagte er ruhig, sah das Fräulein ernst an, ohne Dario eines Blickes zu würdigen, „Wieso?"
„ Sie sahen so abwesend aus", sagte Dario, und Hazellyn nickte, „Und da hatten wir uns Sorgen gemacht", fügte er hinzu, „Ich hoffe doch, sie sind jetzt wieder ganz bei uns?"
„ Selbstverständlich", sagte Tim, aber es klang gemeiner als er es hatte klingen lassen wollen, und zu seiner Überraschung zuckte der Hauptmann zusammen, sah ihn an wie ein verletzter Welpe, bevor er sich wieder fing, „Ich bin wieder ganz bei Ihnen beiden", sagte Tim, und Fräulein Schmidt sah aus, als wolle sie etwas sagen, als die Kirch Uhr zwölf schlug.
„ Ach, ist es schon so spät?", fragte Dario leise, und der Redakteur seufzte, „Herr Bergmann, begleiten Sie mich?", fragte er, und schwer nickte Tim; er war gerade eigentlich zu wütend auf das Vertrauen des Hauptmannes, doch er nickte, trotz allem, „Wundervoll. Einen schönen Tag noch, die werte Dame. Und- ihr Kleid ist wunderschön.", sagte der Hauptmann, Tim verdrehte die Augen; es war für ihn ein Rätsel- Dario Verzögerung war für ihn ein einziges Rätsel.
Sie gingen still nebeneinander her, und Tim war angespannt, sah Dario nicht an, nur ab und zu, kurz aus dem Augenwinkel; der Hauptmann trug eine ähnliche Miene zur Schau, die Tim in seinem inneren fühlte. Er seufzte leise, vergrub die Hände tief in den Hosentaschen, als eine Glocke erklang. Dario blieb in seiner Bewegung stehen.
„ Das ist doch-", sagte er, wurde dann leichenblass, als die Glocken erneut erklangen, lauter, und in kürzerem Abstand, „Das ist- das darf doch nicht sein", flüsterte der Hauptmann, die Augen geweitet, mit angsterfülltem Ton in der Stimme. Bevor Tim handeln konnte, wurde er am Arm gepackt und mitgezogen; der Rothaarige Maudadist zog ihn mit sich, durch die Straßen Lebens, bis sie vor der Kirche der Triforcianer standen, aus der die Glockengeräusche zu kommen schienen.
„ Herr Verzögerung?", fragte der Blonde leise, und Dario schüttelte den Kopf, legte den Finger auf die Lippen, während er Tim mit sich zog, in einen kleinen Gang, der direkt in die Kirche hineinführte, durch diesen Gang, bis sie in den großen Hauptraum hineinsehen konnten.
Zu Tims Erstaunen war die Kirche hell erleuchtet, und die Bänke waren gefüllt, mit einigen Bewohnern der Stadt, die allerdings alle schwarze Kutten trugen. Die Glockenschläge verstummten, als eine Orgel zu spielen begann, und sich alle erhoben.
„ Eigentlich muss jeder Gottesdienst angemeldet werden", flüsterte Dario Verzögerung ihm ins Ohr, und Tim nickte, sah dann gespannt zu, wie sich die Kuttenträger umwandten, als Schritte zu hören waren; er staunte nicht schlecht, als die Musik anschwoll und alle begannen, zu singen. Das war ähnlich ihrer Kirche daheim, dachte er bei sich, schüttelte dann den Kopf, als er die Person erkannte, die so wagemütig durch die Reihen ging, während die Anderen sangen. Manuel Elpeh.
Dario neben ihm spannte sich an, als der Gesang schlagartig verstummte, und die hagere, braunhaarige Gestalt sich aufrichtete und die Stimme erhob, zu einer Art von Lobgesang, in einer Tim fremden Sprache.
„ Das ist die Hylianische Sprache", flüsterte der Hauptmann, sog dann scharf die Luft ein, als Manuel auf die Knie fiel, das Triforce an der Wand anbetete; seine Hand, die immer noch Tims Arm umfasste, krallte sich schmerzhaft in die Haut des Blonden, die anderen Kuttenträger taten es ihm gleich, fielen in den Lobgesang ein. Alles, was Tim verstehen konnte, waren gelegentliche Ausrufe von „éljen", die keinen Sinn zu machen schienen. Ihm schauderte; die Atmosphäre war übermächtig, und er drehte sich weg, als der Gesang immer lauter wurde. Dario neben ihm war ganz blass, und Tim beschloss, den Hauptmann hier rauszubringen, weswegen er nach Darios Hand griff, ihn nach außen zog.
Die Sonne kam ihm wie ein Segen vor, nach der bedrückenden Dunkelheit der Kirche; er hielt die Hand vor die Augen, drehte sich um und sah Dario Verzögerung an, der nur wie benommen dastand; er beugte sich zum Hauptmann hin, sah ihn lange an, und seufzte dann, hielt Dario die Hand hin.
„ Herr Verzögerung? Können Sie mich hören, wie geht es Ihnen?", fragte er leise, und der Rothaarige sah ihn eine Sekunde angsterfüllt an, dann schüttelte er den Kopf.
„ Bitte, Herr Bergmann- Lassen Sie uns nicht darüber reden", sagte Dario leise, und zuckte vor Tims Hand zurück, „Ich- ich werde mit Herr Osaft und dem Gott darüber reden, aber wir sollten zu Takaishii, solange sein Haus noch leer ist; diese Messe kommt uns passend, wir können unbemerkt das Haus betreten", sagte der Rothaarige, und Tim bemerkte eine Sekunde zu spät das Funkeln in den Augen des Hauptmannes, die roten Wangen, „Kommen Sie mit", befahl der Hauptmann und bedeutete Tim, ihm zu folgen, „Kommen Sie schon, Bergmann!"
Das Haus Takaishiis war von außen schön anzusehen, doch Dario und Tim mussten nur kurz suchen, bis sie den Einstieg fanden, und noch kürzer, bis sie den Ort fanden, an den sie mussten; und was sie dort fanden, war mehr als niederschmetternd. Wenig, bis gar nichts. Nur ein Schild, mit der Aufschrift „Bergmann" und einen leeren Raum dahinter.
Sie hatten schon aufegegeben, als Tim etwas entdeckte.
„ Herr Verzögerung", sagte er, „Sehen Sie nur"- am Boden war eine Druckplatte angebracht, doch nichts passierte, als er sie betrat, „Ist es kaputt?"
„ Das glaube ich nicht", sagte der Hauptmann kalt, ging in die Knie, „Schauen Sie mal, was darunter ist", sagte er, hob die Platte hoch, und Tim zuckte nicht schlecht zusammen, als er das TNT sah, was darunter angebracht war.
„ Aber das ist doch- nicht Pepe", sagte er leise, sah Dario an, „Das würde er nicht- Doch nicht Pepe."
„ Die Fakten, Herr Bergmann. Die Fakten."

Die Wüste kann mich fighten, tbh??
Ich hasse sie, ich hasse Bergmann, ich hasse Desperado? LIKE? Was n Drecksding, diese Stadt.
Ihr könnt sicher rauslesen wie gut es läuft, nicht?
Aber ich versuche in den Ferien etwas hinzukriegen, dass wir das schnell hinter uns haben, atmen kann ich erst, wenn die Vorstellung vorbei ist (aber wir lernen über die Dynamik zwischen Dario und Hazy.)
Meinungen?
- Johanna.

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