Achtunddreißig

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. Vor seinen Augen schrieb sich von ganz alleine eine Seite, ein Bild des Dorfes erschien darauf, Leben als mini Zeichnung; er blätterte hastig weiter, jede Seite zeigte einen Dorfbewohner- doch es ließen sich nicht alle Seiten öffnen, egal wie sehr er es bei den hinteren versuchte; die ersten Seiten allerdings waren wunderschön gefüllt, und weiter hinten befand sich alles, was er erlebt hatte, fein säuberlich aufgeschrieben.
Er fragte sich, was auf den Seiten war, die er nicht öffnen konnte- ungefähr ein Dreiviertel des Buches. Doch nach einiger Zeit gab er es auf, die Seite öffnen zu wollen, strich stattdessen über die erste Seite, die ihm ein Bild von Dominik Zone zeigte, lachend, mit ihm zusammen. Wo Dominik wohl war? Ob er zurückkehren würde? Ob Tim noch da sein würde?
Ungern wollte der Blonde gehen, ohne sich von seinem Geliebten verabschiedet zu haben, er konnte nicht gehen, ohne Dominik nicht wenigstens einmal gesehen zu haben, ohne dafür zu sorgen, dass er sich für immer gut um Femke kümmern würde, ohne, dass er die Wahrheit über Tim wusste. Wie sollte er leben, ohne Dominik?
„ Tim?"
Er wandte sich erschrocken um, schlug das Buch aber noch zu, als Dario Verzögerung das Haus betrat, mit einer Decke in den Armen; warum bei Jul, verstand Tim nicht wirklich. Der Hauptmann war blass, und wenn man es Tim jetzt sagen würde, er würde nicht glauben, dass eben jener Hauptmann die Schuld daran trug, dass dieses Haus, in dem sie jetzt waren, leer stand.
„ Dario.", sagte er ruhig, „Was bringt dich hierher?", fragte er dann, und der Hauptmann wurde tatsächlich etwas rot; zum ersten Mal, seit ihrem unglücklichen Kuss, seit Darios Eifersucht, seit allem, was passiert war, mit diesem Mann, der doch so ähnlich dem Dario aus Köln war; zum ersten Mal kam Tim der Gedanke, dass vielleicht auch Dario Verzögerung seine Geheimnisse hatte.
„ Die Frage ist, was machst du hier?", entgegnete der Hauptmann, und Tim neigte den Kopf zu seinem Bekannten, „Und was hast du hier- was ist das für ein Buch?"
„ Ein Geschenk von Fräulein Schmidt. Ich wollte es zurück bringen, doch es hat doch einen Wert für mich.", sagte er, erinnerte sich dann daran, das er Dario hatte aufklären wollen, wenn er seinen Plan umsetzen wollte, „Herr Verzögerung? Können Sie bei Einbruch der Dunkelheit zu meinem Haus kommen?", fragte er leise, bestimmt.
„ Aber- Natürlich, Selbstverständlich. Ich werde da sein.", sagte Dario nur, und Tim nickte; den Almanach fest an sich gedrückt, verließ er das Haus.

„ Ich verlasse Leben."
Der Mann in der Schwarzen Kutte wandte sich nur halb um, die grünen Augen kühl, abwesend, und doch so durchdringend, so ernst und böse, wie es nur Manuel Elpeh sein konnte; Tim konnte trotzdem das kleine, böse Lächeln auf den Lippen des Jüngeren erkennen.
„ Na endlich, endlich. Ich bin so froh, dass du endlich gehst. Du hast nie hier hergehört, ich bin so froh, dass du endlich-"
„ Ich nehme dich mit.", sagte Tim, und endlich, endlich bekam er eine Reaktion aus Manuel Elpeh; der Mann sah ihn an, fing an zu lachen. Es klang so unglaublich irre.
„ Oh nein. Ich gehöre hier her", sagte der Langhaarige, und obwohl Tim es nicht wollte, wurde er wütend. Er wusste nicht mal wieso, aber es war genug mit Manu gewesen, in diesen Monaten in der Stadt, es war genug gewesen; jetzt, wo alles vorbei sein würde, würde er kein Blatt mehr vor den Mund nehmen.
„ Du gehörst nicht hierher! Leben ist leer, was willst du noch hier?"
„ Ich gehe nach Marc"
„ Du kommst mit mir!", schrie Tim, „Manu, wir haben genug in dieser Zeit zerstört, wir haben genug getan! Und wenn du auch nur für eine Sekunde glaubst, ich lasse dich nach Marc, oder ich lasse dich noch einmal in die Nähe meiner Tochter, dann hast du dich gewaltig geschnitten!", brüllte er, alle Wut, die er jemals auf Manuel hatte kam aus ihm heraus; was war es jetzt noch wert, das alles? Bald wäre er hier ohnehin weg, für immer. Bald würde er Leben nie wieder sehen, was war es also jetzt noch wert?
„ Und du kommst heute, bei Sonnenuntergang besser zu meinem Haus, denn ich bin jetzt schon wütend, und an deiner Stelle würde ich es nicht übertreiben, Manu", schrie er, und es war so ein gutes Gefühl, Manu zucken zu sehen, als hätte er für eine Sekunde Angst vor Tim, „Und, noch etwas", schrie er, „Den Fluxkompensator. Jetzt."
Zu seiner großen Überraschung nickte der Triforcianer nur.
„ Ich bringe ihn dir heute Abend. Warum soll ich überhaupt kommen?"
Vielleicht hatte auch Manuel Elpeh seine Geheimnisse, beschloss Tim, als er die Kirche wieder verließ; und vielleicht wurde es Zeit, seinen liebsten Ort in ganz Leben noch einmal zu besuchen.


Überraschungsupdate!
Ich freue mich euch mitteilen zu dürfen, dass die Sonntagsupdates zurückkehren werden.
Und noch mehr freue ich mich, verkünden zu dürfen, dass ich demnächst etwas hochladen werde, was NICHTS mit Youtube zu tun hat. Wurde ja auch mal Zeit.
Aber jetzt, genießt erstmal die Ruhe vor dem sprichwörtlichen Sturm.
Wir sehen uns Sonntag!
- Hanna

Timetraveller.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt