Achtzehn

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    „ Was schenkst du ihnen eigentlich?", fragte Tim leise zurück, legte seinen Kopf auf dem Dominiks ab, der seinen gegen Tims Brust legte, „Das hast du mir noch gar nicht erzählt"
„ Nur Kleidung, für Sarah hab ich ein süßes Kleid geschneidert", sagte er leise, „Du schenkst ihnen die Bücher, nicht?", fragte Dominik nach und Tim nickte, dann schwiegen sie ein wenig. „Das ist lustig. Ich kann dein Herz schlagen hören, und es schlägt so schnell, wie ein Vogel", murmelte der Anwalt.
„ Eher wie ein Verliebter", murmelte Tim mit rauer Stimme zurück, schlang die Arme fester um Dominik, drückte ihm einen Kuss auf die Haare. „Eher wie jemand, der überglücklich ist in diesem Moment", flüsterte er leise, hielt die Luft an, als Dominik ihm einen Kuss auf die Lippen drückte.
„ Fröhliches Meifest, Tim", flüsterte der Anwalt, dann küssten sie sich nochmal, dieses mal länger, mit mehr Verlangen. Wie von selbst strichen Tims Hände über den Rücken des Anwaltes, krallten sich in seine Schulter, zogen ihn näher zu sich. Er wollte, brauchte mehr Nähe zu Dominik, sonst würde er eingehen wie eine Blume.
„ Fröhliches Meifest, Dominik", sagte er atemlos, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten; die Augen des Anwaltes waren ganz dunkel, seine Wangen und seine Lippen gerötet. Etwas schöneres hatte Tim selten gesehen, doch das dachte er sich, wann immer er Dominik nur ansah. „Wir - wir sollten die Sachen für die Kinder holen", fügte er dann an, schob den Kleineren etwas von sich, bevor sie sich vollkommen gehen lasse würden und Dinge tun würden, welche nicht für diesen Ort und diese Zeit bestimmt waren. Mit zittrigen Händen richtete er sein Hemd, wandte sich dann ab; ein Teil von ihm spielte mit dem Gedanken, Dominik einfach wieder zu küssen, solange, bis er alles vergessen würde, doch er hatte Verpflichtungen und diese konnte er nicht mal so einfach über den Tisch werfen.
Die Bücher für die Kinder waren schnell nach oben gebracht und er legte sie fein säuberlich nebeneinander, damit man gut die Namen auf den Einbänden lesen konnte; Dominiks Geschenk hatte er jetzt in der Westentasche, und er griff alle zwei Minuten hin, um sicherzugehen, dass der Ring auch noch da war, wo er zu sein hatte. Tim lehnte sich an den Türrahmen und beobachtete, wie Dominik seine Geschenke neben Tims legte, dann stoppte und ein Buch hochnahm, durch die Blätter sah, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Es war Darios Buch, wessen auch sonst, und der Anwalt drehte sich um, sah Tim strahlend an.
„ Das ist absolut perfekt", sagte er, und der Blonde zuckte nur mit den Schultern, lächelte zurück, wandte seinen Blick zum Boden, während Dominik weiter durch die Sachen sah, sich dann leise räusperte, „Also. Ich wäre dann fertig - Moment, ich habe auch etwas für dich", sagte er und Tim schluckte, griff wieder nach seiner Westentasche, fühlte das kalte Metall gegen seine Finger.
„ Ja. Ich habe auch etwas für dich, Dominik.", sagte er leise, sah auf den Boden, dann in die grünen Augen, die ihn so anstrahlten, „Möchtest du anfangen, oder soll ich?", fragte er, und als der Anwalt nur mit den Schultern zuckte, nickte Tim leicht, „In Ordnung, dann fange ich an. Ich... Vermutlich möchte ich nur Danke sagen, du weißt schon. Für alles und dafür, dass du mir mit den Kindern geholfen hast, und - ich bin wirklich nicht gut in sowas", sagte er langsam, fuhr sich durch die Haare, bevor er den Ring hervorzog, ihn Dominik hinhielt.
Es war still, eine furchtbare Sekunde war es still und nichts hatte Tim darauf vorbereitet, sein Herz fiel aus allen Wolken. Eine Sekunde dachte er, er hätte es jetzt ruiniert und dass das die schlechteste Idee seines Lebens gewesen sein könnte, doch dann stolperte er zurück, weil sich eine kleine Person gegen ihn warf, die Arme um ihn schlang und leise auf ihn einredete. Er verstand nicht viel, außer „Danke".
Seine Atmung zitterte vor lauter Erleichterung, als er die Arme erneut um Dominik Zone legte, sein Gesicht in dessen Haaren vergrub.
„ Wir sollten aufhören, uns nicht mehr nah zu sein, dass halten wir eh nicht lange aus", lachte er leise und Dominik sah hoch, lachte ebenfalls, bevor er einen Schritt zurück trat, den Ring an sich nahm.
„ Der ist schön", flüsterte er, striff ihn über und Tims Herz machte einen Satz, er räusperte sich leise, während Dominik sich umdrehte, nach etwas zu suchen schien. Mit funkelnden Augen drehte sich der Anwalt herum und hielt Tim eine kleine Box entgegen, die grün angestrichen war; zögernd ergriff Tim die Box, öffnete sie - Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, er sah auf den Boden und dann wieder die Box an.
In filigraner Handarbeit war dort eine Familie zu sehen, welche sich beim näheren Hinsehen als ihre Familie entpuppte; Dominik, die Kinder, er, in drei Kreisen angeordnet, sich an den Händen haltend. Im ersten Kreis befanden sich Dominik und er selbst, im zweiten Selfie und Pepe, und im dritten Dario, Sarah und Manuel.
„ Moment", flüsterte der Anwalt, nahm Tim die kleine Box ab, und holte einen Schlüssel hervor, schraubte etwas herum und reichte Tim die Box zurück. Eine Spieluhr, begriff der Redakteur, welche nun ein mittelalterliches Stück abspielte; die Figuren im Inneren begannen sich zu drehen, und das Lächeln des Blonden weitete sich, während er dem Lied lauschte.
„ Wie heißt dieses Stück?", fragte er ruhig, „Oh, Dominik. Es ist bezaubernd. Das schönste Geschenk, welches ich jemals bekommen habe. Es ist wundervoll", sagte er, schwieg dann wieder, um den Lied zuzuhören, welches sich abspielte, langsamer wurde. Dominik sah ihn an, reichte ihm den Schlüssel.
„ Das Lied nennt sich Wild Boar's Inn", sagte der Kleinere, „Ich freue mich, dass es dir gefällt", fügte er hinzu, und Tim klappte die Spieluhr zu, stellte sie auf den Tisch, als von außen Kindergelächter zu hören war und eine Stimme zu ihnen drang. „Wollen wir nach außen schauen? Ich glaube, jetzt ist es an der Zeit, den Kindern ihre Geschenke zu geben"
Die Kinder waren nicht alleine im Garten, einige Bewohner der Stadt hatten sich dort versammelt, unter ihnen auch Fräulein Schmidt und Herr Lawrence, sowie Herr Saphirian, welcher sich aber im Hintergrund hielt. Auch Herr Osaft sah Tim in der Masse, die sich um den Gartenzaun oder im Garten versammelt hatte; Herr Reyst hatte seine Bratsche dabei, und Fräulein Schmidt sang, während die Kinder im Kreis tanzten, ab und zu einen Bewohner mit sich in den Kreis zogen.
Als Sarah Tim sah, nahm sie ihn an der Hand, nötigte ihn dazu, mitzutanzen; auch Herr Lawrence ereilte dieses Schicksal und Tim hatte den Zimmermann schon lange nicht mehr so fröhlich gesehen; der nächste, der mittanzen musste, war Herr Max, der einen Spaß daran haben zu schien, Tourist immer wieder im Kreis zu wirbeln, bis ihr ganz schwindlig war und sie lachte.
Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis die Menge sich wieder zerlaufen hatte und die Kinder nach innen rannten, kaum dass Dominik das Wort „Geschenke" nur in den Mund genommen hatte.
Nun saß Tim auf dem Sofa und las einem kleinen Selfie das Buch vor, zeigte ihm die verschiedenen Bilder, während Dominik darauf achtete, dass die anderen Kinder sich schon mal für das Fest heute Abend herrichteten. Auch Tim würde sich schicker anziehen, und insgeheim freute er sich schon darauf, Dominik in schicker Kleidung zu sehen. Die Treppe quietschte und Dario kam nach oben, die roten Haare gebändigt, in einer dunklen Hose und einem blauen Hemd, das die Ärmel umgeschlagen hatte.

„ Das schaut schick aus", sagte er leise und Dario sah ihn mit ernsten Augen an, nickte dann aber nur, ließ sich neben Tim nieder, und sah interessiert mit in Selfies Buch, welches Tim mit Vergnügen weiter vorlas.


Das war so eine meiner Liebsten Szenen zu schreiben, tbh.
AHH ich muss immer noch lächeln, wenn ich an diese kleine Spieluhr denke, die ist einfach.. ja. Ich mochte ihre Erfindung. Und Wild Boar's Inn ist ein super Lied.
Meinungen, Anregungen, Todeswünsche? Ab in die Kommentare!
- Johanna.

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