Sieben

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„Was wollen sie für die Betten?"
Der blondhaarige Zimmermann sah hoch, lächelte Tim dann fröhlich an, ein Funkeln hinter der runden Brille, während er Tim dabei half, das kleine Bett zu tragen. Sie hatten schon zwei der fertigen Betten nach Hause gebracht, und in den kleinen Keller getragen, wo die Kinder möglichst wenig kaputtmachen konnten; das Arbeitszimmer ließ sich ja zum Glück absperren.
„Ich nehme doch dafür kein Geld, Herr Bergmann. Ich schuldete dem Herr Zone ohnehin noch etwas, das nehme ich gerne dafür her", sagte Herr Lawrence lächelnd, fuhr sich über die Stirn, „Aber es ist doch verrückt? Ich meine, die Hexerei ist ja kein Geheimnis, vor allem nicht bei uns, aber trotzdem... Dass das jetzt alles wieder Kinder sind", sagte er, lachte leise, „Ist doch unfassbar, nicht? Dass die Magie schon so weit gehen kann".
Tim nickte nur, war nicht in der Lage etwas zu sagen, nachdem sie gerade das Bett abstellten, und nun nur noch zwei vor sich hatten; die waren aber noch nicht fertig.
Schließlich antwortete er, nachdem das Bett stand, und sie wieder außen waren, zurück zur Zimmerei gingen.
„ Trotz allem, vielen Dank, Herr Lawrence.", sagte er, und der Blonde lachte nur, winkte es ab, verabschiedete sich dann von Tim, der zurückgehen wollte; er hielt trotzdem kurz bei Herr Paluten, um zu hören, wie es diesem ging.
Die Sonne war schon untergangen, als er klingeln wollte, doch laute Stimmen aus dem Inneren hielten ihn davon ab, und ohne es wirklich zu wollen, begann er dann doch, zu lauschen, ging extra in Deckung.
„ Bist du denn des Wahnsinns?"
Das war Reysts Stimme, ohne Zweifel, die da an Tims Ohren Drang; selten hatte er den Baumhüter so wütend gehört.
„ Du kannst doch nicht einfach jemanden klonen!"
„ Es ist doch für Edgar!", schrie Patrick zurück, „Oder wie würdest du dich fühlen, wenn deine Gottheit, dein blöder Baum stirbt?"
„ Aber eine Klonmaschine im Keller?"
„ Wenn es dir nicht passt, musst du ja nicht dabei sein", kam die Antwort, und Tim kauerte sich enger zusammen, als die Türe aufflog, und kurz darauf Herr Reyst an ihm vorbeisprintete, ohne auf irgendetwas zu achten.
Aber seine Neugierde war geweckt; eine Klonmaschine, also...
Er malte sich alles Mögliche aus, während er endlich zurück nach Hause lief, im Schatten der schon eingetroffenen Dunkelheit; und erst als er das Haus betrat, wurde im klar, was genau er schon wieder vergessen hatte.
„Wo warst du die ganze Zeit?", fauchte Dominik Zone ihn an, die Hände in die Hüfte gestemmt; hinter ihm hörte er die Trappelnden Schritte eines der Kinder, und dann stand da der kleine Pepe, sah ihn frech an, „Im Ernst- ich gebe dir eine Aufgabe, und du bist nicht mal da, um dich um irgendwas mit den Kindern zu kümmern? Wo hast du dich überhaupt rumgetrieben? Und wie siehst du aus?", fragte der Anwalt weiter, und Tim hob beschwichtigend die Hände, zuckte zusammen, als Dominik auf ihn zukam, ihn in Grund und Boden stierte, dann enttäuscht die Zunge schnalzen ließ.
„ Egal. Komm, du kannst was essen, dann bringen wir die Kinder ins Bett, und dann verabschiede ich mich für heute", murmelte der Brünette, was Tim einen Stich im Herzen versetzte; während alle der Aufregung hatte er nicht nur vergessen, dass in seinem Haus ja Dominik und die Kinder warteten, sondern auch, dass erstere heute Nacht nicht hier bleiben würde, Tim also auf sich selbst gestellt war.
„ Entschuldige", sagte Tim leise, schuldbewusst, „Ich.... Es tut mir leid, wirklich. Ich hab die Zeit vergessen, bin einem Artikel hinterhergejagt", fuhr er fort, wuschelte beim Vorbeigehen durch Manus Haare, hob Tourist auf seinen Schoß, als er sich auf den Stuhl in der Küche fallen ließ.
„ Würde ich jedes Mal verschwinden, wenn ich einen interessanten Fall hätte", erwiderte der Anwalt stoisch, und Tim seufzte auf, ließ Tourist wieder nach unten, sie klammerte sich aber trotzdem an sein Bein; hinter Dominik konnte er Dario erspähen, der auf der Küchenanrichte saß, „Tim, ich hab mir wirklich Sorgen gemacht. Einfach, du bist so lange weggewesen, und ich hier ganz alleine mit den Kindern. Was, wenn du mit irgendwem in Stress geraten wärst?", fuhr er fort, und der Blonde konnte nicht anders, er war geschmeichelt von diesem Gedankengang; es freute ihn, so abwegig es auch klang, dass Dominik sich Sorgen gemacht hatte. Um ihn.
„ Es tut mir ehrlich leid.", wiederholte er nur, beugte sich dann runter zu Tourist, um ihr leicht auf die Nase zu stupsen. Es war verwunderlich, wie gern er diese Kinder schon nach einem Tag hatte; vermutlich, weil sie so herrlich einfach waren, wenn man von einigen Abweichungen absah. Auf der anderen Seite hatte er aber schon immer gut mit Kindern gekonnt.
„ Lass uns gerade nicht mehr darüber sprechen; was hast du denn Spannendes gehört, was dich so lange weggeführt hat?", fragte Dominik dann, reichte Tim einen Teller mit Fisch, den der Blonde dankend annahm. Wann hatte er zum letzten Mal gegessen? Sicherlich gestern Abend, heute Mittag hatten nur die Kinder etwas gegessen, soweit er sich erinnern konnte.
„ Das..", begann Tim, mit vollem Mund, hielt dann aber inne; konnte er dem Anwalt so weit vertrauen, dass er ihm von diesem Gespräch erzählte? Instinktiv sagte er sich ja, doch er wäre kein Journalist, wenn er seine Informationen mit jedem teilte; er würde morgen mit seinem Praktikanten sprechen, der ihm ab und zu zuarbeitete, Herr Doggie. Also schüttelte er den Kopf, und der Anwalt machte einen Schmollmund, der Tim beinahe zum Aufgeben brachte.
„ Das zieht nicht", sagte er deswegen schnell, und Dominik lachte leise, brachte das Thema aber nicht erneut auf, während Tim aß; im Gegenteil, der Dunkelhaarige brach die Unterhaltung ab, ging dann mit den Kindern ins Wohnzimmer, Tim hörte ihn ein Märchen erzählen. Nach dem Essen lehnte er sich in den Türrahmen, sah ein wenig zu, wie gut der Brünette mit den Kindern war. Mit Dario auf dem Schoß, Selfie und Pepe neben sich, angekuschelt, und Manu halb auf Tourists Schoß liegend, gab das alles ein schönes Bild ab. Ein Bild, das fast ein heimisches Gefühl im Redakteur auslöste; es erschreckte ihn fast, doch dann dachte er den Gedanken noch einmal. Und es war kein schlimmes Gefühl. Höchstens ungewohnt.
„ ... Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute", schloss Dominik leise, und Tim sah, wie Manu gähnte, Pepe sich streckte; Selfie döste schon ein wenig, „ Und scheinbar ist es jetzt auch Zeit fürs Bett. Auf, nach unten. Zwei von euch müssen aber leider noch mal oben schlafen, Herr Lawrence hat erst drei Betten fertig", sagte der Anwalt, sah Tim lange an, nickte dann zu Selfie und Pepe, während er selbst Dario Huckepack nahm, und der Rothaarige seine Ärmchen glücklich um Dominik schlang. Es löste etwas wie Eifersucht in Tim aus, aber das war wohl verständlich; aber so albern! Dario war immerhin ein Kind, keine ernstzunehmende Konkurrenz.
„ Tourist, Dario, wollt ihr oben schlafen?", fragte der Brünette sanft, und während das Mädchen nur nickte, lächelte, war der Kleinere noch etwas kritisch.
„ Und wo schläft dann Tim? Und du?", richtete er sich an Dominik, der nur lachte, Tim- mit Selfie im Arm und Pepe Huckepack- die Treppe hinunter wank, als ersten.
„ Tim muss nochmal auf dem Sofa schlafen, und ich geh' nach Hause"
„ Wohnst du nicht hier?", fragte Manuel neugierig nach, was Tim ein kleines Grinsen entlockte. Oh, kindliches Unwissen.
„ Eltern wohnen immer zusammen", gab Dario ihm, recht besserwisserisch, recht, „Und wenn du weggehst, geh ich mit dir mit, Domi." Dario schlang seine Arme besitzergreifend enger um Dominik, sah Tim mit wütendem Blick an.
„ Bei mir ist es zu unsicher", sagte der Anwalt nur leise, „Geht jetzt ins Bett, los. Dario, Tourist, ihr schlaft oben. Jungs, sucht euch ein Bett aus."
Zum ersten Mal fiel Tim die Erschöpfung in der Stimme des Kleineren Mannes auf, und er fühlte sich wieder schlecht, weil er ihn vorhin vergessen hatte. Als sie wieder nach oben gingen, schickte Tim die Kinder schon mal hoch, nahm Dominik dann zur Seite.
„ Ich mach das schon", sagte er leise, „Geh heim, Dominik. Du kannst dich doch kaum noch auf den Beinen halten", fuhr er fort, „Ich krieg das schon hin, komm einfach morgen früh mal vorbei, wenn du die Zeit finden solltest. Aber geh jetzt erst einmal ins Bett."
Der Anwalt sah ihn nur müde an, nickte dann einmal, und bevor sich Tim davon abhalten konnte, strich er einmal schnell über die Wange des Kleineren; er zuckte zurück, als Dominik sich in die Bewegung lehnte. Er sagte sich selbst, dass es nichts zu bedeuten hatte, aber seine Hand brannte von der Berührung.
„ Bis morgen, Tim."
„ Schlafen Sie gut, Herr Zone", murmelte Tim, die Türe fiel ins Schloss, und er ging nach oben, um Dario und Tourist schon im Bett liegend zu sehen, beide noch leise redend. „Ruhe, ihr beiden", sagte er noch, ging dann nach unten, schmiss sich aufs Sofa, und verfiel dann endlich in einen tiefen Traum.

Ich schau nebenbei (neben dem Hochladen) gerade Violetta auf Spanisch und ich heule vor lachen was ist Ludmila denn??
Okay, ich freue mich sehr über Kommentare und Votings, aber das wissen ja alle!
- Johanna.

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