Neunzehn

141 24 15
                                    

           

Mit einem lauten Applaus verabschiedete sich Tim von der Bühne, die auf dem Stadtplatz aufgebaut war, und auf welcher er bis gerade eben noch Musik gemacht hatte und in seinen Pausen dabei zugesehen hatte, wie die verschiedensten Leute miteinander tanzten; lustige Kombinationen waren dabei zusammengekommen, doch am deutlichsten war ihm ins Auge gefallen, dass Fräulein Schmidt nur mit einer Person zu tanzen schien - Fräulein Schneegeistchen. Den ganzen Abend hatte er nur diese beiden Damen zusammen auf der Tanzfläche gesehen, während Herr Lawrence auffällig oft in Gesellschaft einer brünetten Dame gewesen war, deren Namen Tim entfallen war. Er sagte nichts dazu, dachte sich nur seinen Teil. Die Kinder hatte er immer nur vereinzelt gesehen, doch nie eines alleine, weswegen er beruhigt war, sich auf eine der Bänke setzte, um zuzusehen, wie die Bewohner der Stadt miteinander tanzten; um zuzusehen, wie Dominik nach wie vor Geige im Orchester spielte, doch der Anwalt hatte ihm schon zu verstehen gegeben, dass er nur noch dieses eine Lied spielen würde, damit sie nicht um die Gelegenheit kamen, ebenfalls miteinander zu tanzen. Solange hatte Tim sich eigentlich ausruhen wollen, doch in diesem Moment kam Fräulein Ferret auf ihn zu, streckte ihm die Hand hin und lächelte sanft.
„ Herr Bergmann", sagte sie mit klarer Stimme, als er ihre Hand ergriff, sie auf die Tanzfläche führte, „Ich bin wegen einer wichtigen Angelegenheit zu ihnen gekommen", fuhr sie fort und er nickte, drehte sie einmal im Kreis, passte gleichzeitig auf, dass sie nicht an Maudado stießen, der Fräulein Laubfux neben sich auf der Tanzfläche hatte. „Etwas, das sie sicherlich freuen wird. Wir haben den Trank fertig."
Es dauerte eine Sekunde bis Tim begriff, welchen Trank sie meinte. Und dann sprang er auch nicht, wie er es erwartet hätte, vor Freude in die Luft, sondern stattdessen breitete sich in ihm eine komische Taubheit aus; es war furchtbar albern, das wusste er, immerhin waren die Kinder nicht wirklich seine Kinder, sondern eigenständige Bewohner. Leben brauchte sie alle zurück, doch ein Teil von ihm wollte die Kleinen nicht mehr hergeben. Seine moralische Seite war allerdings stärker.
„ Das ist ja hervorragend", sagte er nach einer Sekunde Stille, lächelte dann auf die brünette Dame hinab, „Ich - das ist ja wirklich fabelhaft", sagte er, „Ich komme gleich morgen mit den Kleinen vorbei, einverstanden?", fragte er und sie nickte, ließ ihn dann los und verabschiedete sich mit einem kleinen Nicken in eine andere Richtung.
Leise seufzte Tim auf, blies dann die Backen auf. Es würde definitiv ungewohnt ohne die Kinder sein, die nun doch fast sechs Wochen in seinem Haus gelebt hatten, fast sechs Wochen seine Kinder gewesen waren.
Er drehte sich um, um zu sehen, dass Fräulein Ferret nun mit Dominik sprach; vermutlich erzählte sie ihm gerade genau das Gleiche wie Tim vor einer Minute. Zu seiner Erleichterung sah auch Dominik nicht begeistert aus, doch dann nickte der Anwalt, lächelte fröhlich, bevor er seinen Weg zu Tim machte, der ihm entgegenkam.
„ Hast du es auch gerade erfahren?", fragte er leise und Dominik nickte. „Es ist das einzig richtige, sie wieder erwachsen werden zu lassen. Aber, glaub mir, ich will das genauso wenig wie du", murmelte er leise, zog den Anwalt mit sich von der Tanzfläche, doch dann begann ein neues Lied und Dominik blieb stehen, seine Hand um Tims wurde fester.
„ Tim, lass uns tanzen", sagte der Kleinere, sah Tim mit großen Augen an.
„ Jetzt?"
„ Ja! Tim, hörst du nicht? Ein Cello spielt. Nur ein Cello. Bitte, dass ist das Stück Fabianius'! Bitte lass und tanzen gehen, nur dazu", bettelte der Anwalt fast, und der Blonde konnte gar nicht Nein sagen, nickte und lächelte dann etwas, legte seine Arme um Dominik, so wie es ihm einst Dario Verzögerung beigebracht hatte. Ein Schritt, noch einer, dann anfangen zu drehen. Sie führten ein Gespräch beim Tanzen.
„ Die Leute, die jetzt miteinander tanzen, meinen es wirklich ernst miteinander", flüsterte Dominik ihm zu, „Deswegen tanzen gerade auch Herr Schlingel und Fräulein Laubfux", fuhr er fort, „Und für die Klatschweiber gibt es hierbei auch immer viel zu bereden. Schau dich mal um."
„ Sind das - Herr Inside und Herr Paluten?", fragte Tim leise und Dominik nickte, „Und die beiden Damen Schmidt und Schneegeistchen", fügte er hinzu, lachte dann leise, „So werden auch gerade alle über uns beide reden, was?", fragte er und der Anwalt sah ihn nur dunkel an, nickte dann kurz.
„ Über uns beide ist schon seit deiner Ankunft spekuliert worden, Tim, schon seit die Kinder existieren.", flüsterte Dominik leise, sah dann nach oben zum Redakteur, „Und ab heute werden sie noch mehr über uns reden, sobald die erste Person den Ring bemerkt hat, der, wohlgemerkt, das Schönste ist, was ich jemals besessen habe", schloss der Anwalt und Tim wurde rot, lächelte den Kleineren aber trotz allem an. Wie gerne er ihn gerade geküsst hätte, doch das ging hier, auf diesem Fest, natürlich nicht. So drehte er Dominik einfach nochmal im Kreis, während Herr Saphirian oben auf der Bühne die letzten Takte auf dem Cello spielte.

Das Klingeln der Ladentürhätte Tim beinahe zusammenzucken lassen, doch es war nur Fräulein Ferret, dieden Laden nun erneut betrat, war sie doch gerade eben noch oben in ihrer Stubegewesen.
Tims Hände zitterten leicht, als sie ihnen bedeutete, ihr ins Laboratorium zufolgen - dort, wo dieses gesamte Abenteuer begonnen hatte. Etwas wehmütigdachte er an den Moment zurück, in dem er die Kinder gefunden hatte, und wasdas für ihn alles für Folgen gehabt hatte. Die beste Folge war wohl seineBeziehung zu Dominik; gestern Nacht hatten der Anwalt und er noch lange darüberberaten, was sie denn nun tun würden. Dominik würde weiter bei ihm wohnen, denndarauf wollten sie beide nicht mehr verzichten, doch sie würden den Kellerleerräumen, Tim wollte ihn für die Redaktion ausbauen.
Die anderen guten Folgen waren unter anderem seine nun halbwegs positiveBeziehung zu Dario Verzögerung, von der er wirklich hoffte, sie würde halten;auch die Beziehung zu Pepe hatte sich verbessert oder auch zu Selfie; erlächelte das Kind an, fuhr ihm durch die Haare.
„ So", sagte das Fräulein vor ihm und holte ihn somit aus den Gedanken, brachteihn in die Realität zurück, „Wer wird als erstes groß?", fragte sie und Tim sahden Anwalt an, der mit den Schultern zuckte, dann auf Manu deutete.
„ Vielen Dank, dass Sie das machen", warf Tim ein, während die Frau Manu zusich nahm, ihm dann einen kleinen Löffel Zaubertrank in den Mund steckte; eineSekunde passierte nichts, und der unmoralische Teil von Tim hoffte, dass dieKinder doch Kinder bleiben würden, dann knallte es jedoch - und dann standManuel Elpeh vor ihnen, so erwachsen wie seit sechs Wochen nicht mehr.
In Tim breitete sich eine Taubheit aus, die mit jedem Kind schlimmer wurde; alsnächstes war Pepe dran und dann direkt Selfie, den der Blonde wirklich nurungern losließ; aber sie konnten Pepe Takaishii ja nicht ohne Selfie haben. Dernun Erwachsene sah Tim mit einem kurzen Blick an und während Tourist wieder zueiner jungen Frau wurde, schwieg Tim nur noch, zwang sich, nicht in Tränenauszubrechen.
Es waren zwar nicht seine Kinder gewesen, doch er hatte deutlich Vatergefühlefür sie ausgebildet; seine Reaktion war allerdings nichts gegen Dominiks, der dieHand von Dario festhielt und dem die Tränen schon über die Wange liefen.
„ Müssen wir sie denn alle zurückverwandeln?", fragte er Tim und der Redakteurlächelte traurig, zog Dominik dann an sich, während Dario Verzögerung wiedergroß wurde. Er überragte Tim nun fast einen Kopf, wie am Anfang.
Dario war auch der Erste, der sprach.
„ Dominik, Herr Bergmann", sagte er und es versetzte Tim einen kleinen Stich,so genannt zu werden, „Ich denke, ich spreche für uns alle, wenn ich sage:Danke für alles, was Sie beide in den letzten Wochen für uns getan haben",sagte er ernst, „Herr Bergmann, ich danke vor allem Ihnen, dass sie unsaufgenommen haben", fuhr Dario fort, dann war es kurz still, bis Selfie dasWort ergriff.
„ Ja, wirklich. Herr Zone, Herr Bergmann, ich danke Ihnen für alles, auch wennSie es mit uns nicht immer einfach hatten."
„ Ach, Herr Gespräch, Sie waren mir mit Fräulein Histories noch das liebsteKind", sagte Tim und damit war das Eis gebrochen.
„ He!", entrüstete ich Manuel Elpeh, und der ganze Raum fing an zu lachen.Dominik griff nach Tims Hand, und der Redakteur drückte diese leicht; es würdedefinitiv ungewohnt ohne diese Horde an Kindern in ihrem kleinen Haus werden,sagte sich Tim, doch als er sich in dem Raum umsah, beschloss er, dass es auchso sicherlich genug Aufregung geben würde.
Außerdem brauchte Leben ja diese Leute; und solange sie in Leben waren, hatteTim immerhin auch etwas von ihnen.




Uuuuund... Das war's!
Hiermit endet unsere erste Etappe, die sich Kids in Leben nennt, nun leider schon. Oh, ich bin echt sad darüber. Ich mochte dieses Kids, und es wird auffallen, dass ich erstmal viel unsicherer bin, wenn wir in die Spielemeisteretappe gehen, weil... Sad.
Aber es dauert nur 20.000 Worte, bis ich n neues Kiddo hab. Oh, ich bin echt traurig:
Meinungen sind hier echt wichtig, hulapalula.
- Johanna.

Timetraveller.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt