Zwei

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Die Miliz war nicht schwer zu finden, denn sie war das einzige Gebäude im ganzen Dorf, dass aus Stein gebaut war. Eine große, blaue Schnecke war auf eine Wand gepinselt, und das Schwere Schild am Eingang verkündete pompös, dass es sich hierbei um die „Maudadistische Miliz" handelte; was auch immer das Erste Wort bedeutete. Tim wollte das Gebäude eigentlich gerade betreten und sich vor seinem Treffen mit diesem anderen Dario noch einwenig darinnen umsehen, als er hinter sich etwas hörte. Ein paar hastige Schritte, und dann wurde er umgedreht und ein brünetter Mann sah ihm ins Gesicht. Dunkle, lange Haare und ein spitzes Gesicht, durchdringend grüne Augen- der Mann sah Tim geschockt an, krächzte dann ein leises „Tim Bergmann" und dann wurde Tim mitgezogen-
Er war nichtmal in der Lage, sich zu wehren, so überrumpelt war er.
„ Was machst du denn hier?", fragte der Mann, „Wie bist du hierhergekommen?"
„ Moment mal", sagte Tim, „Wer bist du- du erkennst mich, richtig?", fragte er, und der Brünette Mann ließ ihn los, raufte sich einmal die Haare, starrte ihn dann wieder druchdringend an, und dann wurde klar, was die Stimme in ihm wachrüttelte.
„ Manuel?", krächzte er, und sein Gegenüber nickte, sah ihn dann kritisch an, „Was machst du hier?"
„ Nach was schaut's denn aus", keifte der Brünette, „Ich bin durch die Zeit gereist um endlich meine Ruhe vor der Technik und allem zu haben.", sagte Manuel, und Tim schüttelte völlig entgeistert den Kopf, ging ein paar Schritte zurück, „Und was willst du hier, verdammte Axt?"
„ Ich- hatte einen Unfall mit einer Replikation des DeLorean. Und was meinst du- du bist durch die Zeit gereist? Ist das hier alles real?", fragte Tim nach, und Manu klatschte in die Hände.
„ Ding, ding, ding. Wir haben einen Gewinner. Hör zu, ich hatte einfach keine Bock mehr, aber ich kann dir einen Vorschlag machen- du musst jetzt auch zu Verzögerung, nicht?", fragte Manu, verschränkte die Arme, und Tim nickte, wusste allerdings immer noch nicht so genau, was hier eigentlich vonstatten ging.
„ Ja- aber, Manu- warum sind hier Dario, und Dominik und alle?", fragte er, und sein Gegenüber grinste ihn an, zuckte dann mit den Schultern, Tim sprach weiter, „Und wie kommen wir hier wieder weg? Ich.. Mein Auto ist liegen geblieben? Und seit wann bist du hier? Wir haben doch gestern noch miteinander gesprochen? Manuel, ich dachte-", fragte er nach, und der Brünette schnalzte gelangweilt mit der Zunge.
„ Sind ihre Vorfahren", lachte er, „ Also leg dich besser nicht mit denen an- vor allem vor Verzögerung würde ich mich in Acht nehmen, der hat mich aber ohnehin immer auf dem Kieker. Eigentlich süß", sagte der Dunkelhaarige, sah dann auf den Stand der Sonne und grinste Tim wiederholt an, süffisant.
„ Hör zu, ich kann dich ein bisschen decken vor Verzögerung; du gehörst zu mir", sagte Manu, und Tim nickte, „Denn ich nehme an, du kommst hier auch erstmal nicht mehr weg, ne?"
„ Nicht sofort", sagte Tim, und Manu grinste. Dieses Grinsen war Tim wirklich unangenehm, als wüsste der Andere etwas, was er nicht wüsste.
„ Ach so, ich bin hier übrigens Herr Elpeh, Leiter der Triforcianer.", sagte der Brünette dann, während sie nebeneinander liefen, „Was willst du für einen Beruf machen? Ich suche immer Anwärter für meine Kirche"
Tim schüttelte den Kopf, lehnte dankend ab und gab zu verstehen, dass er noch keine Ahnung hatte. Während sie die Miliz betraten dachten sie noch nach, und als sie auf Verzögerung warteten, kam ihm schließlich die zündende Idee.
„ Naja, es gibt viel, was du machen könntest, und was hier noch fehlt", sagte Manu, „Ein ordentlicher Bäcker, ein Klempner; wir haben auch kaum Huren hier", erzählte er, kicherte dann so ekelhaft, dass es Tim kalt den Rücken runterlief, „Oder, wenn dir das zu ordinär ist, dann suchen die hier sicherlich noch nach Neuigkeiten. Youtube wirst du hier kaum machen können, aber eine Zeitung haben sie hier auch nicht, oder-"
Die Türe wurde aufgestoßen, und Verzögerung sah auf sie beide hinunter, bedachte sowohl Tim als auch den Anderen mit einem feindseligen Blick.
„ Herr Elpeh, was wollen Sie denn hier?"
„ Herr Bergmann hat mich gebeten, mitzukommen. Sie müssen wissen, Herr Hauptmann", sagte Manu theatralisch, funkelte den Rothaarigen an, „Bergmann gehört zu mir; wir kommen aus dem gleichen Ort, und er hat mir nur nicht erzählt, dass er so bald ankommen würde", fuhr der Leiter der Sekte fort, „Also bin ich Ihnen sehr, sehr dankbar, dass Sie ihn für mich aufgelesen haben"
„ Sie- er gehört also zu Ihnen? Nun, wenn dem so ist", murmelte Dario Verzögerung, seine Stimme vibrierte vor unterdrückter Wut, „Dann werden Sie ihn sicherlich auch unterbringen können, nicht?", fragte der Hauptmann, ein gestelltes Lächeln auf den Lippen.
„ Aber Fräulein Laubfuxes Haus ist doch durchaus angemessen, für das, was er vorhat", sagte Manu, stieß Tim unauffällig in die Rippen.
„ Eine Redaktion", sagte Tim, ohne nachzudenken, „Eine Zeitungsredaktion", wiederholte er, zitterte etwas unter dem durchbohrenden Blick des Hauptmannes, der ihn musterte, dann wieder Manu ansah.
„Wenn Sie das mit dem Fräulein abklären, so soll es mir Recht sein. Aber wehet, mir wird etwas zugetragen. Ich behalte Sie beide im Auge, Elpeh, Bergmann. Irgendwas stimmt mit Ihnen zweien nicht. Herr Cracker!", rief Verzögerung dann, und die Türe ging auf, ein dunkler Haarschopf stach hervor, sah sie alle an, „Bringen Sie die Herren zur Tür", sagte Dario Verzögerung, und Tim zuckte zusammen, als die Türe ins Schloss geschlagen wurde; Manu hingegen grinste nur, verschränkte die Arme.
Tim mochte den Manu daheim sehr viel lieber, auch wenn sie die gleiche Person waren; denn daheim war Manuel nicht so... bösartig, und auch nicht Teil seiner eigenen Sekte. Gott, war ihm das suspekt.
„ Nun, dann wirst du jetzt vermutlich Fräulein Laubfux aufsuchen dürfen", sagte Manuel, als sie außen standen.
„ Kommst du nicht mit? Oder... Manu, brauche ich wirklich sofort.. Ich hab nicht mal Gedl! Kann ich nicht erstmal bei dir...?", fragte Tim, aber der Andere kicherte nur, ging dann davon; er drehte sich nicht einmal um, nicht mal, als Tim ihm nachrief; dafür zog er die Aufmerksamkeit einer anderen Person auf sich, die ihn sanft anstupste.
„ Machen Sie sich nichts daraus", sagte eine junge Dame zu ihm, „ Herr Elpeh macht nichts, wenn nicht ein gewisser Mehrwert für ihn herausspringt. Aber vielleicht kann ich ihnen helfen?", fragte sie dann, „Ich bin Hazellyn Schmidt. Und Sie sind?", fragte sie leise, und er lächelte unsicher.
„ Herr Bergmann", sagte er, und sie lächelte, „Ich suche Fräulein... Laubfux?"
„ Ach, da kann ich sie hinführen. Ich sage nur noch hastig meinem Begleiter Bescheid", sagte sie, und Tim sah zu, wie sie davon ging, mit einem dunkelhaarigen Mann redete, der sie ansah, dann kurz Tim, und dann nickte, ihr hastig über die Wange strich; dann war die Dame auch wieder bei ihm.
„ Ihr Freund?", fragte Tim leise nach, und sie sah ihn entrüstet an, schüttelte dann aber den Kopf.
„ Herr Lawrence ist... Ein Freund meinerseits. Aber, husch, Sie wollten doch zu Fräulein Schlingel- ich meine, Laubfux", sagte sie, und Tim nickte, lächelte sanft.
„ Sehr gerne"
Die kleine Dame stöckelte vor ihm her, zu einem schönen, hellen Haus, samt Veranda und kleinem Balkon; ein schwerer, dunkler Klopfer hing an der Tür, und als sie diesen betätigten stand Tim eine hübsche, junge Dame vor, die ihn verwirrt ansah.
„ Fräulein Schmidt, was verdanke ich diesen Besuch? Und wer ist Ihr Begleiter?"
„ Herr Bergmann, er ist neu in der Stadt.", sagte Tims Begleiterin, lächelte ihn dann abwesend an, „Er hat nach Ihnen gesucht; aber ich kann nicht lange bleiben, leider. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, Fräulein Laubfux", fügte Fräulein Schmidt hinzu, dann ging sie davon, zu ihrem Begleiter, vermutlich.
„ Fräulein Laubfux, erfreut ihre Bekanntschaft zu machen", sagte die Frau Tim gegenüber, sah ihn kühl an, „ Darf ich Sie fragen, was Sie zu mir führt?"
„ Es geht um ihr Haus", sagte er, und sie nickte, bedeutet ihm dann, nach innen zu kommen; sie saßen sich gegenüber in der Stube, und er gab leise zu schildern, was er sich jetzt spontan ausdenken konnte.
Was sollte er auch anderes sagen, er kannte sich doch noch nicht aus; und Mittelalter hatte er früher in der Schule immer absolut langweilig gefunden. Ironie des Schicksals, wenn man es so sah.
„ Ich wäre Ihnen wirklich sehr verbunden, wenn Sie das Haus übernehmen würden, ich mache Ihnen auch einen optimalen Preis", sagte Fräulein Laubfux ruhig, und Tim zögerte; wie machte er der Dame denn nun klar, dass er fast kein Geld hatte? Wie machte er ihr denn nun klar, dass er ohne alles hier gestrandet war, „Für fünf Kupfermünzen gehört es Ihnen", sagte sie, „Ich will das Haus nur endlich los haben", sagte Sie, und ganz kurz tat Tim so, als würde er in seinen Taschen kramern, bis er etwas hartes ertastete und herausholte-
Dort, in seiner Hand, lagen einige Silber- und Kupfermünzen. Er könnte Dominik küssen, oder Herr Zone, eben. Den könnte er wirklich küssen gerade. Also zählte er die Münzen ab, gab sie dem Fräulein, und verabschiedete sich dann, ging durch die Straßen zurück, hing dabei seinen Gedanken nach; eigentlich sollte er Herr Zone jetzt gleich aufsuchen, und sich bei ihm für das Geld bedanken. Würde er sich doch nur schon besser in der Stadt auskennen, er hatte keine Ahnung mehr, wie er denn jetzt zur Kanzelei finden sollte; er wusste ja nicht mal mehr, wo das Haus- jetzt wohl seines, denn genau stehen sollte. Gott, hatte hier noch niemand von Stadtsystemen gehört? Hier schien alles willkürlich angeordnet und bebaut zu sein.
Schließlich stand er dann doch vor seinem Haus, und beschloss, dass er erstmal ein wenig aufräumen musste, und sich das Haus auch endlich mal ganz ansehen musste. Gestern Nacht hatte er das nicht mehr gemacht, und auch gerade hatte er keine Zeit gehabt; aber es schon gekauft. Seine Mutter würde die Hände über dem Kopf zusammen schlagen.
Das Haus war zweistöckig; unten war eine Küche mit verbundenem Esszimmer angebracht, dann über den Flur gab es ein Wohnzimmer mit einem staubigen Sofa und einem Kamin. Unten gab es auch noch einen Raum mit kleinem Fenster und einer Schreibmaschine- das war super für die Redaktion. Die Redaktion... worauf hatte er sich damit nur eingelassen? Aber was sollte er auch sonst anderes machen, er war schon immer nur Entertainer gewesen. Und da passte die Zeitung doch ungemein gut dazu.
Wenn man den Flur hinaufging, hatte man ein Schlafzimmer, ein Bad und einen leeren Raum; mitunter war eigentlich alles in diesem Haus sehr verwinkelt, aber es hatte einen besonderen Charme, wenn Tim es sich noch einmal so ansah; er fegte überall mit einem Besen, der in einer kleinen Kammer gestanden war, hängte dann das Schild ab, auf dem Fräulein Laubfux zu lesen war. „Laubfux Malerei"
Er ersetzte es durch ein leeres Schild, auf dem er schließlich mit halbvertrockneter Farbe „Bergmann" verewigte, ohne Profession zuerst einmal. Das würde schon noch folgen, zuerst einmal musste er sich an den Garten machen, befand er; das Unkraut war schnell gejätet, aber ein hartnäckiger Baum hatte Spaß dabei, ihm das Leben schwer zu machen.
Als er fertig war, war die Sonne schon am untergehen, und Tim seufzte auf, als ihm sein leerer Magen auffiel; aber er hatte nichts essbares im Haus, und er hatte noch keinen Markt gefunden, oder Ähnliches; sein Bauch schmerzte etwas, aber das war ja nicht so wichtig, eigentlich. Er würde schon nicht verhungern.
Vielleicht sollte er Manu aufsuchen, ob dieser etwas wissen würde, wo man etwas Essbares herbekommen würde; oder er bedankte sich bei Dominik für das Geld- nicht Dominik, Herr Zone. Herr Zone, das musste er sich dringend merken.

Etwas kürzer als letztes Mal, nehme ich an.
Wie einige schon richtig bemerkt haben, schweift Timetraveller sehr von Leben ab, aber keine Sorge. In der zweiten Etappe (Momentan sind Sechs Etappen geplant) werde ich mich strenger an das Skript halten.
Kommentare und Votes sind sehr, sehr gerne gesehen.
- Johanna. (Fräulein Schmidt.)
God bless übrigens für die Seite, die mir die Professionen der Leute aus Leben gegeben haben.

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