5. Kapitel

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Freudig lief ich die Treppen runter. Mummy hatte heute Geburtstag und da gab es immer leckeren Kuchen, den ich zum Frühstück schon probieren durfte. Ich riss die Tür auf und rief "ALLES GUTE MU...", brach aber abrupt ab, als ich Daddy mit in den Händen vergrabenen Kopf am Tisch sitzend vorfand. Er hob den Kopf und starrte mich böse an. Ich erkannte, dass er geweint hatte. Aber warum war er böse auf mich. Ich hatte doch nichts getan. "Nur wegen dir ist sie fort. Du bist schuld daran das deine Mutter mich verlassen hat. Du warst ein böses Mädchen Ava. Und böse Mädchen müssen bestraft werden." "Aber Daddy, ich hab doch gar nichts getan." Nachdem er das gehört hatte, verzog er wütend sein Gesicht, holte aus und schlug mit seiner flachen Hand gegen meine Wange. Tränen traten mir in die Augen. Es tat weh. "Du hast mir nicht zu widersprechen verstanden?", schrie er mich an, doch ich war zu geschockt um zu antworten. Ich hatte doch nichts gemacht, aber warum schlug er mich dann. Anscheinend gefiel es ihm nicht, dass ich nicht antwortete, denn er holte aus und schlug abermals zu.

Schreiend fuhr ich hoch und sah mich schwer atmend und stark zitternd im dunklen Raum um. Es schien schon Nacht zu sein. Erst wusste ich nicht wo ich war, doch dann fiel mir ein, dass ich ja jetzt bei meiner Mum wohnte. Was sie wohl von mir dachte, jetzt da sie eine meiner Panikattacken miterlebt hatte. Bestimmt bereute sie es nun ihre gestörte Tochter zu sich geholt zu haben. Ich wurde jäh aus meinen Gedanken gerissen, als sich meine Zimmertür öffnete und ich eine männliche Gestalt im Türrahmen erkennen konnte. Panisch krabbelte ich soweit wie möglich zurück und kauerte mich in die von der Tür am weitesten entfernte Ecke. Mein ganzer Körper bebte vor Angst und das Atmen fiel mir schwer. Diese ganze Situation erinnerte mich sehr daran, wie mein Vater nachts manchmal genauso einfach plötzlich in der Tür stand. Diese Nächte waren nie gut für mich ausgegegangen. Ängstlich beobachtete ich jede Bewegung der Person, die nun den Raum betrat.

Er schaltete das Licht an und ich konnte nun einen Jungen, vielleicht um die 18 erkennen. Er hatte hellbraune kurze Haare, ein kantiges Gesicht, war sehr muskulös und hatte eisblaue Augen. Warum war er hier? Hatte ich ihn durch meinen Schrei geweckt und er wollte mich deshalb bestrafen? So musste es wohl sein, denn weshalb sollte er sonst hier sein. Je näher er mir kam, desto weiter drängte ich mich in die Ecke. Aber warum schaute er mich besorgt und nicht wütend an, wenn er mich gleich bestrafen wollte. Der Junge blieb vor meinem Bett stehen und betrachtete mich kurz sorgenvoll ehe er mich fragte:" Darf ich mich setzen?", und dabei auf mein Bett zeigte. Verängstigt nickte ich und beobachtete jede seiner Bewegungen. Warum war er hier, wenn er mich nicht schlagen wollte? "Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich bin übrigens Fynn, der Sohn von Adam. Ich werde dir nichts tun, du brauchst dich auch nicht so in die Ecke quetschen." Er klang wirklich nett und schien auch nicht böse zu sein, aber so schnell konnte ich einfach keinem vertrauen, vorallem keinem Fremden. "W-w-waru-rum b-b-bist d-du-u h-hie-hier?", fragte ich und kniff ängstlich die Augen zu. Vielleicht war er jetzt böse, weil ich ungefragt geredet hatte. "Ich hab dich schreien gehört und wollte wissen ob alles ok ist. Caitlin war völlig aufgelöst, nachdem du einfach umgekippt bist. Ist deine Berührungsangst wirklich so schlimm?" "E-es i-i-ist a-alle-les o-ok. U-und j-ja i-ist s-sie, a-ab-ber i-ich k-k-kann n-nich-chts da-dage-gegen ma-machen." "Willst du, dass ich mich an deinen Schreibtisch setzte, damit ich dir nicht mehr so nah bin?" Ich überlegte. Einerseits wäre meine Angst dann kleiner, andererseits fürchtete ich mich auh vor seiner Reaktion. Aber wenn er das nicht wollte, hätte er mich doch nicht gefragt, oder? Ich konnte ihn einfach noch nicht einschätzen, aber da er ziemlich freundlich zu sein schien wagte ich es zu nicken. Kurz schien Enttäuschung in seinen Augen aufzublitzen, doch sie war so schnell wieder verschwunden, dass ich mir nicht sicher wahr, ob es nicht doch bloß Einbildung war. Daraufhin erhob er sich und setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers. Ich krabbelte langsam wieder aus meiner Ecke hervor und sah neugierig zu Fynn hinüber. "Soll ich dir etwas über mich erzählen?" Ich nickte. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich ihm vertrauen konnte, doch dafür musste ich ihn erst noch etwas besser kennenlernen. Ich legte mich in mein Bett und hörte Fynn aufmerksam zu.

"Also wie du ja schon weißt heiße ich Fynn. Fynn Anderson. Ich bin achtzehn und gehe auf die selbe Schule, auf die auch du nach den Ferien gehen wirst. Ich gehe in die elfte Klasse, da ich in der achten einmal sitzen geblieben bin. Mit etwas Glück kommst du vielleicht sogar in meine Klasse. Mein bester Freund heißt Kyle und ist ebenfalls siebzehn. Wir kennen uns schon seit dem Kindergarten und sind seit damals unzertrennlich. Wir gehen in die selbe Klasse und spielen beide Football, aber er ist der Quarterback. Adam ist mein Dad und er ist jetzt seit ca. acht Jahren mit deiner Mum zusammen. Meine Mutter hat uns für einen älteren reichen Mann verlassen, da war ich gerade mal fünf. Seitdem haben wir nichts mehr von ihr gehört. Aber das macht nichts, denn Caitlin ist sozusagen zu meiner Ersatzmum geworden und so richtig an sie erinnern kann ich mich auch nicht. Meine Lieblingsfarbe ist blau und..." Seine dunkle Stimme wirkte beruhigend auf mich und meine Angst vor ihm lies immer mehr nach. Ich entspannte mich zunehmend und schlief schließlich sogar ein. Das letzte was ich hörte war ein leises "Schlaf gut Schwesterchen.", dann war ich schon im Land der Träume versunken.

Ava - My life with fearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt