13. Kapitel

12K 423 12
                                    

Weinend und zusammengekauert lag ich am Boden, während ich im Hintergrund Stimmen hörte, die sich anschrieen. Was genau sie sagten verstand ich nicht, denn ich konnte mich einfach nicht darauf konzentrieren. Immer wieder kamen Erinnerungen an die Zeit bei meinem Vater hoch. Plötzlich war es ruhig um mich herum. Die beiden Stimen waren verstummt, aber dafür näherten sich mir Schritte. Augenblicklich bekam ich wieder Panik und bekam nicht mit, was die Person zu mir sagte. Als sie mich dann auch noch berührte, konnte ich mich nicht mehr beherrschen, sprang auf, presste mich an die Wand und blickte ängstlich den jungen Mann vor mir an. Überrascht erkannte ich Kyle. Was machte er hier? Mein Angreifer konnte er nicht sein, denn der war deutlich älter gewesen. Wollte er vielleicht dort weiter machen, wo der andere aufgehört hatte? Bestimmt. Bis auf Fynn waren doch alle Männer gleich, oder? Als Kyle nun auch noch auf mich zuging,  fühlte ich mich in meiner Vermutung bestätigt, fing vor Angst wieder an zu zittern und zu weinen und schrie:"B-b-bleib ste-stehen!!!" Verwundert tat Kyle was ich wollte und sah mich nachdenklich an. Dann nahm er sein Handy raus und rief jemanden an. "...Fynn...hab sie gefunden...hat Angst vor mir...du... abholen...", war alles was ich von dem Gespräch verstand, doch allein schon bei Fynns Namen beruhigte ich mich etwas. Nachdem er sein Handy wieder weggepackt hatte, setzte sich Kyle mir schräg gegenüber an die Wand. Eine zeitlang betrachteten wir uns einfach nur, ich misstrauisch Kyle neugierig,  bis er schließlich anfing zu reden. "Du musst keine Angst vor mir haben. Ich würde dir nie wehtun. Ich habe vorhin Fynn angerufen und er ist jetzt unterwegs und holt dich ab, weil ich das Gefühl hab, dass du nicht mit mir allein im Auto sitzen willst." Erstaunt sah ich ihn an. War er vielleicht doch anders wie ich dachte? Er hat mich gerettet vor diesem Typen und er schien Verständnis für mein Verhalten zu haben. Aber konnte ich ihm nur aufdessen schon vertrauen? Ich war verwirrt.

Die restliche Zeit bis Fynn kam verbrachten wir schweigend. Worüber Kyle nachdachte wusste ich nicht, doch ich grübelte die ganze Zeit über sein Verhalten. Nach einer Weile hörte ich eine Autotür zuknallen und kurz darauf erschien Fynn am Eingang der Gasse. "Ava, geht's dir gut? Was ist denn passiert? Kyle hat davon gesprochen, dass dich jemand fast vergewaltigt hätte." Sanft nahm er mich in den Arm, als ich bei seinen Worten wieder anfing zu zittern. "Können wir zu Hause darüber reden?" Ich wollte einfach nur noch weg hier und zum Glück stimmte Fynn mir zu, dass es besser wäre diesen Ort zu verlassen. Deshalb verliesen wir die Gasse und gingen zu unseren Autos. Dort verabschiedeten wir uns dann auch voneinander. "Danke Bro, dass du mir beim Suchen geholfen hast. Wer weiß, was sonst noch passiert wäre." "Kein Problem. Ist doch selbstverständlich." Eigentlich sollte ich auch noch was sagen, mich dafür bedanken, dass er mich gerettet hatte, doch ich wusste nicht was. Kurz bevor er in sein Auto stieg, schaffte ich es dann doch noch. "Danke Kyle." Es war zwar nicht viel, aber für mich ein riesen Fortschritt, denn ich hatte es ohne Stottern geschafft. Sollte ich Kyle vielleicht doch eine Chance geben, denn er schien anders zu sein, als ich gedacht hatte. Dann stieg ich, noch bevor er reagieren konnte, schnell ins Auto ein und wartete darauf, dass Fynn losfuhr, was er auch kurz darauf tat.

Nach rund 20 Minuten kamen wir schließlich zu Hause an. Während der Fahrt hatte unangenehmes Schweigen geherrscht. Wir gingen nach oben in mein Zimmer und setzten uns dort auf mein Bett. "Was ist passiert?" Schwer schluckte ich. Es fiel mir nicht gerade leicht darüber zu reden, aber Fynn musste es erfahren. "Ich bin heimgelaufen, aber muss wohl eine falsche Abzweigung genommen haben. Jedenfalls bin ich lange durch die Stadt geirrt, nach dem Weg fragen konnte ich ja niemanden, bis ich letztendlich in diese Gegend geraten bin. Ich wollte umdrehen ,aber da war dieser Typ, der mich aufgehalten hat. Er hat mich in diese Gasse gedrängt und angefangen mich zu küssen und auszuziehen und und..." An dieser Stelle musste ich abbrechen, weil ich durch das starke Weinen nicht mehr reden konnte. Fynn sagte nichts, sondern nahm mich einfach nur in den Arm und strich beruhigend über meinen Rücken. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Brust und heulte mich dort aus. Als ich mich dann wieder einigermaßen beruhigt hatte, meinte Fynn, dass ich schlafen sollte. Ich machte mich also bettfertig und legte mich hin. "Kannst du hier bleiben?", fragte ich Fynn. Ich hatte Angst und wollte jetzt einfach nicht alleine sein. "Natürlich Kleines." Und mit diesen Worten legte sich Fynn neben mich und schloss mich in eine Umarmung. Und so schlief ich schließlich schnell in seinen starken Armen ein.

Durch das knarzen meiner Zimmertür wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Erschrocken setzte ich mich auf und sah wie mein Vater leicht schwankend das Zimmer betrat. "Ich vermisse dich Caitlin. Warum bist du nur noch so selten hier? Ich brauch dich doch." Kurz verstummte er und ich meinte zu sehen, wie er sich eine Träne wegwischte. Es ist inzwischen schon acht Jahre her, seit Mum uns verlassen hat, aber er ist immer noch nicht drüber hinweg gekommen. "Aber jetzt bist du ja wieder da. Lass uns etwas Spaß haben. Das haben wir lange nicht mehr gemacht." Und mit diesem Worten kommt er langsam auf mich zu. Nein! Bitte nicht schon wieder! Ich halte das nicht mehr lange aus! Doch egal wie viel ich flehe und welche Götter ich auch anbete bisher hat mir keiner geholfen. Schon steht mein Vater vor mir und zieht seine Jeans sowie sein T-Shirt aus. Dann beugt er sich über mich und entledigt mich ebenfalls meiner Sachen bis wir beide nur noch Unterwäsche tragen. Mein Vater legt sich über mich und fängt an mich zu küssen. Tränen beginnen über meine Wangen zu fließen. Ich finde das ganze so wiederlich, aber kann nichts dagegen tun. Er löst sich von mir und verpasst mir eine heftige Ohrfeige. "Hör auf zu heulen und erwiedere gefälligst meine Küsse du Schlampe!", schreit er mich an und macht weiter. Irgendwann sind wir beide nackt und er stößt hart und schmerzhaft in mich. Eigentlich habe ich inzwischen gelernt alles tonlos über mich ergehen zu lassen, aber heute schaffe ich es nicht. Es tut einfach zu sehr weh. Ich schreie laut auf. Sofort stoppt mein Vater und als ich seinen Blick sehe, weiß ich, dass das nicht gut enden wird.

Kerzengerade, verschwitzt und tränenüberströmt saß ich im Bett. "Ava alles gut. Es war nur ein Traum.", hörte ich Fynn neben mir und warf mich sofort in seine Arme. Etwas überrumpelt strich er sanft über mein Haar und ließ mich still an seiner Schulter weinen. Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, fragte er mich, von was ich denn überhaupt geträumt hatte. "Mein Vater", war das einzige, was ich hervorbrachte. Diese Nacht war nicht gut ausgegangen. Er hatte mich so zusammengeschlagen und mit dem Gürtel ausgepeitscht, dass ich die nächsten Tage darauf kaum etwas machen konnte, ohne vor Schmerzen zu schreien. "Dein Vater ist tot Ava. Er kann dir nichts mehr tun. Versuch einfach noch etwas zu schlafen. Wir bleiben morgen auch von der Schule zu Hause. Ich bin hier und pass auf dich auf, ja?" Ich nickte und wir legten uns wieder hin. Am nächsten Morgen wurde ich von einem Klingeln geweckt. Fynn schlief noch und da ich ihn gestern Nacht schon geweckt hatte, ließ ich ihn jetzt schlafen und machte mich auf den Weg nach unten. Ich machte die Tür auf und betrachtete überrascht und leicht erschrocken die Person, die vor mir stand.

Ava - My life with fearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt